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Mehr Sicherheit, mehr Potential – Finanzplanung für Dentallabore

Was haben erfolgreiche Labore gemeinsam, auch wenn sie unterschiedlich groß sind? Wirtschaftlich erfolgreiche Labore planen die Finanzen sorgfältig, ihre Laborleitung verfügt über ein gutes Zahlenverständnis.

Dagegen betreiben viele Dentallabore keine Finanzplanung. Auch die Auswertungen des Steuerberaters werden nur gelegentlich genutzt. Auf diese Weise wird viel Potenzial und Sicherheit verschenkt. Denn: Wer weiß, wie die Zahlen aus Bilanz und BWA zustande kommen und sich zusammensetzen, trifft seltener ungünstige Entschei­dungen. Einige Beispiele aus dem Laboralltag zeigen, wie sich ungünstige Entschei­dungen auswirken:

Bewertung von Lägern und unfertigen Leistungen
Die richtige Bewertung von Lägern und unfertigen Leistungen vermeidet Korrekturen zu unerwünschten Zeitpunkten. Es kommt vor, dass über Jahre bei den Inventuren aus steuerlichen Gründen oder zur Bilanzkos­metik Differenzen in Kauf genommen werden. Irgendwann kommt der Tag X: Über Nacht wandert durch die Bewertungs­kor­rektur das Eigenkapital auf die falsche Seite, Steuernachzahlungen werden fällig, für die Rücklagen fehlen oder es wird mit Lager­werten gerechnet, die nicht aktuell sind.

Finanzierung und Eigenkapital
Langfristige Investitionen werden mit langfristigen Darlehen finanziert. Dazu sollte das Labor auch selbst finanzieren – durch Rück­lagen und eine gute Eigenkapitalquote.

Kontokorrentlinien sind für den kurzfristigen Ausgleich von Schwankungen bei der Liqui­dität gedacht, keinesfalls für langfristige Investitionen. Es ist ein Fehler, Kontokorrent­linien dauerhaft zu nutzen und stetig nach oben zu schrauben. Das ist nicht nur teuer, sondern wird schnell gefährlich. In jedem Fall ist es ein Indiz für eine Schieflage. Die Ursachen sollten dringend analysiert und beseitigt werden.

Diplom-Betriebswirt (FH) Hans-Gerd Hebinck

Als Faustformel gilt, dass die Eigenkapital­quote über 50 % liegen sollte. Von Vorteil ist, wenn die Eigenkapitalquote mit zunehmendem Lebensalter steigt, damit die Nach­folge oder Liquidation des Unter­nehmens geplant werden kann.

Altersvorsorge
In vielen GmbHs ticken Zeitbomben in Form von unterdeckten Pensionszusagen. Je eher Sie hier aktiv werden, umso besser sind Ihre Gestaltungsmöglichkeiten. Gehen Sie kritisch mit den Gutachten um, wenn diese von einem Tochterunternehmen Ihres Pensions­anbieters kommen. Seien Sie skeptisch bei Versprechungen von Finanzdienstleistern. Hier gibt es sehr gute Fachleute, aber eben auch schwarze Schafe. Erster Ansprechpart­ner ist Ihr Steuerberater! Dieser wird Ihnen sagen, ob es sinnvoll ist, weitere Experten hinzuziehen, und vermittelt Ihnen entsprechende Kontakte. Die Einholung einer zweiten Meinung kann eine sinnvolle Option sein.

Wie bei der Finanzierung gilt für die Alters­vorsorge: Mit zunehmendem Lebensalter sollte die Eigenkapitalquote steigen. Je besser diese ist, umso mehr Optionen und weniger Stress haben Sie. Die jährliche Finanz­planung und die Kontrolle der Kennzahlen sind hilfreich, dieses Ziel zu verfolgen.

Steuern sparen
Vorsicht geboten ist bei Steuersparmodellen. Wenn Sie Gewinne erwirtschaften, werden Sie unweigerlich Ertragsteuern zahlen müssen. Hier stellen sich die Fragen: Wann kommen diese Steuern auf Sie zu und wie lange können Sie die Zahlung hinausschieben? Ansprechpartner für die Steuerplanung sind Steuerberater. Eine sinnvolle und sichere Gestaltung bedarf einer sorgfältigen Planung und Klärung Ihrer strategischen mittel- bis langfristigen Ziele. Bei der strategischen Planung unterstützen Unternehmensberater.

Umsatzerlöse und Kosten planen
Dentallabore, die über Jahre erfolgreich sind, setzen sich regelmäßig Umsatzziele, planen konkrete Schritte und realisieren diese konsequent. Ein guter Plan in Kombination mit dem regelmäßigen Soll-Ist-Vergleich sorgt für bestmögliche Sicherheit, weil eine frühzeitige Krisenintervention erfolgt. Auch unterstützt er bei der Entscheidung, wann Personal aufgestockt werden sollte, ob und unter welchen Bedingungen dies zu leisten ist. Durch den Fachkräftemangel werden auf Dentallabore Forderungen nach Lohner­höhungen zukommen. Im Wettbewerb um gute Fachkräfte rückt die Frage in den Mittelpunkt, wie Löhne sukzessiv angehoben werden können, um ein attraktiver Arbeitgeber zu sein und zu bleiben. Die betriebswirtschaftliche Planung von Umsätzen und Personalkosten war immer die wichtigste Kennzahl im Dentallabor – und wird es künftig bleiben.

Fazit: Eine Finanzplanung mit Blick auf die Bilanz sowie auf die Kosten und Erlöse erhöht die Sicherheit. Denn bei Ihren Entschei­dungen haben Sie so auch stets im Blick, welche Szenarien sich langfristig für Ihre Kennzahlen ergeben.

Diplom-Betriebswirt (FH) Hans-Gerd Hebinck
Unternehmensberater
Metzer Weg 13 • 59494 Soest
Tel.: 0172 2745444 • Fax: 03212 1106197
info@hebinck-unternehmensberater.de
www.hebinck-unternehmensberater.de


Quelle: DENTAGEN INFO 2018/04

 

Das wollen Labore wissen! Fragen an den Datenschutzbeauftragten

Vor und seit Einführung der DSGVO im Mai 2018 war Diplom-Informatiker Karsten Schulz, Datenschutzbeauftragter für DENTAGEN und Referent beim TÜV für die DSGVO, in Fortbildungen und Beratungen unterwegs. Hier gibt er Antworten auf die Fragen, die ihm immer wieder gestellt wurden.

Ab welcher Größe muss ein Dentallabor einen Datenschutzbeauftragten benennen?

Aktuell hat die Aussage des ZDH (Zentralverband des Deutschen Handwerks) Bestand: Ein Datenschutzbeauftragter muss sein, wenn im Labor mindestens 10 Personen regelmäßig am Computer arbeiten, also im Fachjargon „ständig mit der automatisierten Verarbeitung von personenbezogenen Daten befasst“ sind.

Konkret werden die Personen gezählt, die z. B. Kostenvoranschläge und Rechnung am PC schreiben, Mitarbeiter, die E-Mails abrufen und Techniker, die am CAD-CAM-Rechner Modelle einscannen und Zahnersatz konstruieren. Gezählt wird neben dem Inhaber die Teilzeitkraft, die nur einen Tag pro Woche im Betrieb ist, ebenso ein Zahntechniker, der meist analog arbeitet, aber mehrmals in der Woche am CAD/CAM-PC tätig ist. Ein Fahrer, der Arbeiten am Terminal nur „auscheckt“, arbeitet nicht ständig am Computer.

Einige Dentallabore, die eigentlich unter der Grenze zur Benennungspflicht liegen, haben ebenfalls einen Datenschutzbeauftragten – also freiwillig. Dies ist natürlich möglich und entlastet die Laborleitung.

Benötigt ein betriebsinterner Datenschutz­beauftragter besondere Voraussetzungen? Muss er an Seminaren teilnehmen?

Natürlich kann ein Datenschutzbeauftragter auch extern benannt werden. Manche Anwälte geben zu bedenken, man solle den Datenschutzbeauftragten eher nicht aus dem Kreis der Arbeitnehmer benennen, da dieser dann einen besseren Kündigungsschutz erhält. Selbstverständlich wählen Sie auch keinen Mitarbeiter aus, der schon eine Abmahnung erhalten hat. Grundsätzlich spricht aber nichts dagegen, jemanden aus dem Betrieb auszuwählen.

Wichtig: Ihr IT-Dienstleister kann nicht gleichzeitig Datenschutzbeauftragter sein, genauso wenig der Laborinhaber selber. Der Verantwortliche muss keine Prüfung ablegen, aber natürlich Aus- und Weiterbildungen nachweisen. Gerade im ersten Jahr empfehle ich etwas mehr Weiterbildung und auch einmal eine externe Beratung mit einzubeziehen. Für Unternehmen mit 1-50 Mitarbeitern sollten pro Jahr zwei Tage Fortbildung eingeplant und nachgewiesen werden. Das lässt sich über Webinare erledigen, die auch DENTAGEN im Programm hat.

Sofern der interne Datenschutzbeauftragte seine Arbeit macht und die Aktivitäten nachweist, muss er keine persönlichen Sanktionen im Falle einer Datenpanne befürchten. Da müsste schon Untätigkeit oder grobe Fahrlässigkeit vorliegen. Es reicht also nicht, wenn der interne Datenschutzbeauftragte nur auf dem Papier benannt wird.

Wie muss die Dokumentation aussehen?
Wo bekomme ich Formulare?

Im Mai 2018 deckten sich viele Dentallabore mit einer Vielzahl von Formularen ein – meistens aus unterschiedlichen Quellen. Natürlich braucht man Formulare an der einen oder anderen Stelle: beispielsweise für eine Verpflichtungserklärung zur Verschwiegenheit für Dienstleister oder für die Einwilligung, dass Sie Fotos Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf Ihrer Webseite veröffentlichen. Doch wie „ticken“ eigentlich die Landesdatenschutzbeauftragten? Was ist ihnen wichtig?

Aufsichtsbehörden wollen, dass Sie ein Datenschutzmanagement nachweisen. Gemeint ist: Sie verbessern sich kontinuierlich und weisen diesen Prozess nach. Als kleines Labor belegen Sie mit einem einfachen Dokumentenmanagement, was Sie wann und wie umgesetzt haben – beispielsweise mit Office-Dokumenten und einem analogen „Datenschutzordner“, wobei Sie auf jedem Ausdruck Versionsnummer und Datum vermerken. Das geht in Richtung QM.

Die Alternative ist eine Spezialsoftware wie Aktisto, die viele Textvorlagen bietet, die auf den neuesten Stand der rechtlichen Vorgaben angepasst sind. Der Vorteil: Sie arbeiten mit einer papierlosen Variante und müssen sich nichts selbst zusammensuchen. Verpflichtend für jedes Dentallabor unabhängig von der Größe sind ein Verarbeitungsverzeichnis und eine Liste zu den technischen und organisatorischen Maßnahmen. Beides muss aktuell gehalten werden.

Ist ein Auftragsverar­beitungsvertrag zwischen Praxis und Dentallabor nötig?

Bis Oktober 2018 haben wir in den unterschiedlichen Bundesländern unterschiedliche Aussagen der Aufsichtsbehörden. Das ist kurios, zumal die DSGVO ja ein Gesetz ist, das europaweit einheitliche Normen schaffen soll. Anfang November tagt die Datenschutzkonferenz, bei der alle Landesdatenschutzbeauftragten aktuelle Fragen klären. Das Ergebnis der Konferenz werden wir in unseren Blog einstellen unter https://www.aktisto.de/blog.html. Dort erfahren Sie auch, welche notwendigen Aktionen dies für Ihr Dentallabor nach sich zieht.

Falls der Vertrag zur Auftragsverarbeitung vorgeschrieben ist, sollten Sie diesen auch mit Ihren Kunden umsetzen. Der Gesetzgeber fordert dafür bestimmte Mindestinhalte, von denen Sie nicht abweichen sollten. Am besten ist, Sie als Auftragsverarbeiter bieten Ihren zahnärztlichen Kunden einen Vertrag an. In den letzten Monaten kam es zu vielen Irritationen, weil in Verträgen von Zahnarztpraxen Vorgaben eingebaut wurden, die nicht umsetzbar waren. Ein Beispiel: In einem Vertrag wurde dem Dentallabor verboten, Unterauftragnehmer zu beauftragen. Allerdings ist das ja Sinn und Zweck der Auftragsverarbeitung. Im Zeitalter des digitalen Workflows wollen Patienten allen Partnern in der Fertigungskette vertrauen können. Das setzt voraus, dass alle Beteiligten auf dem gleichen Datenschutzniveau arbeiten wie der Zahnarzt selber.

Was für Strafen drohen tatsächlich? Welche Gefahren sollte ich ernst nehmen?

„Bis zu 20 Millionen Bußgeld“ – Durch solche Werbeaussagen, die aufs Angstmachen setzen, wurden viele Dentallabore verunsichert. Bußgelder in einer solchen (oder ähnlichen) Höhe für ein Dentallabor sind allerdings Unsinn. Wer jedoch fahrlässig arbeitet, riskiert natürlich ein Bußgeld, das auch empfindlich wehtun kann. Immer berücksichtigt wird dabei auch, ob Sie nachweisen können, dass Sie im Vorfeld Maßnahmen zum Datenschutz umgesetzt haben – und wie ernst Sie das Thema in Ihrem Unternehmen angehen.

Dass die Aufsichtsbehörden bei kleinen Unternehmen wie Dentallaboren diesen Weg verfolgen, wissen wir Datenschützer aus unseren persönlichen Kontakten. Die meisten Aufsichtsbehörden gaben an, dass sie im Startjahr 2018 der DSGVO noch eher wenig aktiv Bußgelder gegen kleine Handwerksunternehmer verhängen. Ich kann dies zurzeit bestätigen. Wie es aber in ein bis zwei Jahren aussehen wird, können wir erst beantworten, wenn die ersten Fälle vorliegen, wie sich Aufsichtsbehörden in bestimmten Situationen verhalten haben.

Andreas Witte (l.) und Karsten Schulz (r.) sind die Gründer von aktisto.

Unabhängig von den Aufsichtsbehörden gibt es noch weitere Gefahrenquelle, die genügend gute Gründe liefern, das Thema Datenschutz ernst zu nehmen und praktisch umzusetzen. So entstanden in diesem Jahr die wenigsten Schäden in Dentallaboren durch Bußgelder der Aufsichtsbehörden. Viel öfter ging es um Vorfälle wie diese:


  • Zahnärztliche Kunden reagierten unzufrieden auf das Umsetzungsangebot des Laborpartners in Sachen Datenschutz. Sie forderten mehr Sicherheit. In Einzelfällen kam es sogar dazu, dass Zahnärzte nur solche Labore beauftragten, die ein hohes Datenschutzniveau nachwiesen.
  • Es kam ebenfalls zu Auftragseinbrüchen bei Einzelkunden. Der Grund waren Datenpannen im Dentallabor. Die Kunden hatten schlicht das Vertrauen verloren.
  • Erhebliche Schäden entstanden durch Trojaner und Schadsoftware. Deshalb hier eine aktuelle Warnung: Derzeit ist ein Erpressungstrojaner im Umlauf, der sich im Dateianhang einer fingierten Initiativ-Bewerbung versteckt. Klicken Sie den Dateianhang nicht an.
  • Nicht zu unterschätzen waren auch Datenverluste durch technische Defekte: Die Datensicherung war nicht aktuell oder die Datenrücksicherung war gar nicht einlesbar.
  • Unachtsamkeit sorgte ebenfalls für Datenverluste: Am häufigsten sind USB-Sticks und der Transport von Auftragsboxen betroffen.
  • Bei Einbrüchen in Dentallaboren besteht unter anderem das Risiko, dass die Aufsichtsbehörden Sie zwingen, Ihre Kunden zu informieren und diese sogar die Patienten. Passieren kann das beispielsweise, wenn ein PC, ein Laptop oder eine Festplatte gestohlen werden – und Sie nicht nachweisen können, dass der Datenträger verschlüsselt war. In Dentallaboren ist mir zwar in diesem Jahr kein solcher Fall bekannt geworden, aber vor der DSGVO gab es dies bereits.

Unter www.aktisto.de/blog.html erfahren Sie, welche notwendigen Aktionen dies für Ihr Dentallabor nach sich zieht.

Kontaktdaten
Karsten Schulz
post@aktisto.de
www.aktisto.de


Quelle: DENTAGEN INFO 2018/04

 

„Elbe, Ende und Aus“ – Hanseatischer Tweet nach 1343 km auf dem Rad

Sie hat es getan. Eine Frau, ein Wort. Michaela Flussfisch (55), Dentalunterneh­merin in Hamburg, ist die Elbe entlang geradelt. Von der Quelle bis zur Mündung. Vom Riesengebirge an der polnisch-tschechischen Grenze bis zur Mündung in die Nordsee. 1343 Kilometer Elberadweg allein im Sattel. Chapeau!

In einem Interview mit DENTAGEN INFO (Ausgabe 02/2018) hatte die erfolgreiche Managerin und Mutter von zwei erwachsenen Kindern eher beiläufig bemerkt, nunmehr den Kopf frei zu haben, um sich ein ganz persönliches Ziel zu setzen: „Einmal die Elbe entlang radeln… .“

Als sie dann Ende August an der Kugelbake in Cuxhaven stand, nach 20 Etappen im Hitzesommer 2018, riss sie die Arme in die Luft. „Elbe, Ende und Aus“ textete das „Hamburger Mädchen“, wie sie sich nicht ohne Stolz zuweilen selbst nennt. Die Netzgemeinde staunte. Keine Frage: 78 Stunden und 35 Minuten auf dem Rad sind eine ehrbare Leistung, was unter Hanseaten die höchst mögliche Auszeichnung ist…

„Ich habe so viel erlebt. Und noch schöner: so viele tolle Menschen unterwegs getroffen.“ Das lasse alle Anstrengungen vergessen. Längst ist sie wieder an ihrem Schreibtisch am Friesen­weg 7. In Gedanken vielleicht noch hin und wieder an der Quelle in einem Hochmoor nahe Spindlermühle. Dort in 1386 Metern Höhe, umgeben von Borstgraswiesen, entspringt ihr Fluss, die Elbe. Der Ort trägt die Wappen aller Elbstädte. Tatsächlich entwickelt sich die Elbe aber aus mehreren kleinen Quellen. Doch irgendwo müsse man ja schließlich anfangen. Ganz pragmatisch.

Für Menschen, die in einer Stadt leben, deren Atmosphäre und Lebensgefühl von einem Fluss bestimmt werden, hat Michaela Flussfisch einen guten Tipp: Einmal den eigenen Strom entlang radeln, das Gefühl dafür zu bekommen, wie er sich auffüllt. Durch glasklare Gebirgsbäche und kleine Zuläufe. Wie eben die Elbe, die auf ihrer Route nach Norden durch das böhmische Mittelgebirge und das Elbsandsteingebirge gelangt. Ein kraftvolles Wasser, das sich den Weg durchs Bergland fräst. Hier malte Caspar David Friedrich (1774-1840) seine berühmten Naturbilder. Hier gerät auch Michaela Flussfisch ins Schwärmen. Sie kann viel erzählen über ihre Elbe.

Über wunderschöne, ungezähmte Flussab­schnitte, was dem Kalten Krieg zu verdanken ist. Über einsame Fluss­auen, über die vielen Hundert Kilometer Schifffahrt, über imposante Städte wie Melnik, Dresden, Torgau, Wittenberg und natürlich ihr Hamburg. 25 Millionen Menschen leben im Einfluss­bereich der Elbe. Einige von ihnen zu treffen – „das war sehr schön“.


Quelle: DENTAGEN INFO 2018/04

 

Teamwork, Technik, Temperamente – Labor & Praxis auf der IDS 2019

Zahntechniker und Zahnarzt haben über die vergangenen 20 Jahre erlebt, wie ihnen die Digitalisierung immer wieder bislang ungeahnte neue Chancen erschlossen hat.

Ein Ende dieser Erfolgsgeschichte ist nicht absehbar. Gleichzeitig schickt sich der 3D-Druck an, wiederum neue Welten zu öffnen. Jenseits aller Einzelinnovationen ist und bleibt jedoch der Schlüssel zum Erfolg das Zusammenspiel der „Hauptakteure“ im Team. Umfassende Konzepte, wertvolle Tipps und anregende Gespräche bietet dazu die Internationale Dental-Schau vom 12. bis 16. März 2019 in Köln.

Spannend war die Zahnheilkunde immer schon, denn wie in kaum einer anderen Disziplin der Gesundheitsbranche treffen medizinische, technische und ästhetische Aspekte zusammen. Das tägliche Arbeiten ist über die vergangenen Jahrzehnte sowohl in der Praxis als auch im zahntechnischen Labor vielfältiger geworden – zuweilen auch herausfordernder, weil die Anforderungen von so unterschiedlichen Seiten kommen. Eine besonders wirksame Maßnahme ist die Intensivierung der Zusammenarbeit im zahntechnisch-zahnärztlichen Team.

Die Voraussetzungen dafür waren nie besser, weil eine hervorstechende Folge der Digitalisierung in der Überwindung räumlicher und zeitlicher Grenzen besteht. Röntgenbilder, Modellscans, verschiedenste Arbeits- und Planungsunterlagen stehen in Sekundenschnelle in Praxis und Labor zur Auswertung und Diskussion zur Verfügung.

Gleichzeitig wächst die Zusammenarbeit der Partner durch übergreifende digitale Work­flows in immer mehr Teilbereichen enger zusammen.

Wie im Einzelnen eine implantologische oder eine kieferorthopädische oder andere Behandlungen geplant und durchgeführt werden, ist selbstverständlich eine Sache zahnärztlicher Therapieplanung sowie zahntechnischer Umsetzung. Das Team erörtert z. B. die Fragen: „In welchen Bereichen arbeiten wir digital? In welchen Bereichen sind analoge Verfahren angebracht? Wo bietet sich eine Kombination an?“

Denn die Komplexität der Materie bringt es mit sich, dass sich zwar die technischen Fortschritte rasant darstellen, ihre Umsetzung im konkreten Patientenfall jedoch viele Entscheidungen im Detail erfordert. Das betrifft über die Verfahren hinaus auch die Wahl der Werk­stoffe: „Metall oder Keramik? Edelmetall oder Nichtedelmetall? Strukturkeramik oder Glaskeramik? Oder Kunststoff?“ Es versteht sich von selbst, dass sich dies unter anderem nach Gesichtspunkten der Stabilität und Ästhetik sowie zum Beispiel auch nach der bevorzugten Befestigungsart entscheidet.

Die schiere Anzahl der Optionen und damit die Kombinationsmöglichkeiten steigt noch weiter, sowohl im Bereich Werkstoffe als auch in der Fertigung. Speziell bei der digi­talgestützten Herstellung erweitert der 3D-Druck die Wahlmöglichkeiten und eröffnet neue Optionen für das zahntechnisch-zahnärztliche Teamplay.

„Den aktuellen Entwicklungsstand von Werkstoffen und Verarbeitungsverfahren sowie neue Chancen, wie sich Zahntechniker und Zahnarzt dabei optimal die Bälle zuspielen können, präsentiert in umfassender Form die IDS“, sagt Dr. Markus Heibach, Geschäftsführer des Verbandes der Deut­schen Dental-Industrie e.V. (VDDI). „Hier lassen sich digitale Systeme, Planungs­tools, unterschiedliche Fertigungsoptionen und ihre Anwendung im Team hautnah und in einer Vielfalt wie an keinem anderen Ort erleben. Mein Tipp an alle Besucher: Sprechen Sie Ihren Zahntechniker oder Ihren Zahnarzt im Vorfeld an, und kommen Sie am besten im Team zur Internationalen Dental-Schau!“


Quelle: DENTAGEN INFO 2018/04

 

Straumann Group übernimmt Medentika-Vertrieb

Was bedeutet das für DENTAGEN und die Mitglieder?

DENTAGEN-Mitglieder erhalten seit April 2018 Medentika Produkte im Rahmen der Straumann Group zum Vorzugspreis.

Welche Vorteile bietet Medentika?

Medentika ist Markführer in der kompatiblen Prothetik. Dentallabore können mit einer Verbindung für über 70 Implantatsysteme arbeiten. Höchste Präzision und faire Preise für Produkte „made in Germany“.

Ein weiteres Argument für Medentika ist die von Straumann bescheinigte Kompatibilität mit deren Implantaten.

Medentika starker Partner für die Straumann Group!

Mit der Integration der Instradent Deutsch­land GmbH erweitert die Straumann Group ihr Portfolio, dank starker Partner. Kunden erhalten eine umfassendere Vielfalt an maßgeschneiderten Lösungen für alle Indikationen: Von Implantaten über die Prothetik bis hin zu digitalen Möglichkeiten.

Was hat der Kunde von der Straumann Group?

Alle Lösungen aus einer Hand bedeutet Einfachheit für den Kunden. Ein zentraler Ansprechpartner für: Kundenservice, Vertriebsinnendienst, Retouren und Bestellungen.

Im neuen eShop der Straumann Group können unter www.straumanngroup.de/eshop alle Produkte der Marken Medentika, Neodent und Straumann bestellt werden. Ein Shop, ein Kundenkonto, eine Bestellung, eine Rechnung und eine Lieferung.

Alle Kunden profitieren zudem von der Vernetzung der Außendienstmitarbeiter von Medentika und Straumann. Diese arbeiten eng zusammen, um ihre Kunden leistungsfähiger und umfänglicher unterstützen zu können.

Wer kooperiert, profitiert und kann so Vorteile anbieten!

Wie alles begann, oder der erste Schritt einer erfolgreichen Partnerschaft:

2013 erwarb die Straumann GmbH die Mehrheit an Medentika, ohne die Kontrolle zu übernehmen. Diese Partnerschaft wirkte sich für beide Parteien sehr erfolgreich aus:

  • Auf der einen Seite unterstützte Straumann über ihre Instradent-Plattform die internationale Expansion von Medentika und trug erheblich zur deren Unternehmensentwicklung und nachhaltigem Wachstum bei.
  • Auf der anderen Seite leistete Medentika einen starken Beitrag zu den strategischen Zielen von Straumann: Mit der Portfolioerweiterung konnte Dentallaboren ein umfassendes Lösungsspektrum angeboten und ein Wachstum im Value Segment verzeichnet werden.

Der nächste Schritt:

Anfang 2017 wurde die Erfolgsrechnung und Bilanz von Medentika vollständig in die von Straumann übernommen.

Alles unter einem Dach:

Die Übernahme des Vertriebs von Medentika im April 2018 war der nächste Schritt. Aktivitäten werden effizient aufeinander abgestimmt und die Kunden individuell bedient.

Als Straumann Group werden die Bedürfnisse der Kunden gezielter und umfangreicher mit maßgeschneiderten Lösungen unterstützt.

Fazit: alle profitieren!

Mit der Vertriebsübernahme von Medentika und Neodent durch die Straumann GmbH bündelt die Straumann Group starke Kompetenzen unter einem Dach. Dadurch wird die Kooperation mit DENTAGEN um zwei hochwertige Marken erweitert.


Quelle: DENTAGEN Info 2018/03

Ausbildung zur Labormanagerin erfolgreich weitergeführt

Die typische Situation vielleicht auch in Ihrem Alltag? Sie sind im Labor für alles und nichts verantwortlich – Mädchen für alles heißt es oft. Sie sollen das ganze Labor organisieren, mit Kunden richtig umgehen, nebenbei noch zeitnah Kostenvoranschläge und Rechnungen schreiben, Goldabrechnungen, Briefe, Tabellen … Und das alles in der bekannt hektischen Atmosphäre eines Dentallabors.

In Kooperation mit GO-ZAKK (Uwe Koch) und Dentalcoach Vera Thenhaus (im Bild 2. von links) wurde im Juli 2018 die Ausbildung zur Labormanagerin erfolgreich weitergeführt.

Die Labormanagerin: Dreh- und Angel­punkt im Labor

Die Erwartungshaltung der Laborleitung und das Stellenprofil sind klar definiert:

  • immerwährende Freundlichkeit
  • Loyalität gegenüber Kunden und Labor
  • rechte Hand und Terminbuch des Chefs
  • stressresistent
  • Marketingexperten
  • Neukundenakquise
  • top in der BEL- und BEB- Abrechnung
  • zeitnahe Erstellung von Kostenvoran­schlägen und Rechnungen
  • Organisationstalent
  • Materialbestellung usw.

All dies ist inmitten des normalen Labor­alltags zu erledigen, wenn in der Regel niemand morgens weiß, was ihn bis zum Mittag erwartet. DENTAGEN unterstützt diese einzigartigen, schlecht austauschbaren Dreh- und Angelpunkte des Labors.



Eine Prüfung des Erlernten beendete jeden Unterrichtstag. Word, Excel und Powerpoint wurden bereits vorab per E-Learning absolviert und waren Bestandteil der Abschlussprüfung. Den Kurs haben alle Teilnehmerinnen begeistert genossen und erfolgreich mit einem Zertifikat abgeschlossen. Zudem hat jede von ihnen ein für sich schlüssiges Konzept in den Laboralltag mitnehmen können.

GO-ZAKK
Uwe Koch
Siemensring 98
47877 Willich
www.go-zakk.de

Quelle: DENTAGEN INFO 2018/03

Das Interview: Christoph Haßel-Puhl



Wie kommt ein Verein, der Menschen mit Behinderung in der Region Waltrop seit Jahrzehnten eine wichtige Lebenshilfe ist, unter das Dach der DENTAGEN? Über eine langfristig angelegte Partnerschaft, die über ein normales Mietverhältnis hinaus geht, über das Sahneteilchen Zechenpark Waltrop, vielfältige Angebote für Menschen mit Behinderungen, über schwierige Zahnarztbesuche, über die Vorfreude einer großen Belegschaft auf den Umzug und einen besonderen Fußballclub, dessen Fan er ist, sprach Journalist Bernd Overwien für DENTAGEN INFO mit Christoph Haßel-Puhl (57), Sozialpädagoge und Vorstand der Lebenshilfe e.V.

Herr Haßel-Puhl, ein Blick auf Ihre Vita und der Schluss liegt nahe, die Lebenshilfe ist Ihr Leben?

Ja, ein Stück weit natürlich. Ich bin seit 28 Jahren dabei, war 1986 als Mitarbeiter des Jugendamtes Waltrop quasi Gründungsmitglied. Wir haben uns damals schon aktiv um einen integrativen Ferienspaß für Menschen mit und ohne Behinderung gekümmert. Schon als Student der Sonderpädagogik wurde mir klar: Es gibt für Menschen mit Behinderung kein kontinuierliches Freizeitangebot über das Jahr hinweg. Wir haben eine Studenteninitiative gegründet und ein erstes Freizeitangebot in Waltrop aufgebaut. Darüber ist der Kontakt zur Lebenshilfe entstanden. 1990 wurde ich dann der erste hauptamtliche Mitarbeiter des Vereins.

Aber ein Privatleben gibt es auch?

Ah, ich dachte, das kommt später. Ja, sicher. Ich bin verheiratet, habe drei Kinder im Alter von 36, 24 und 21 Jahren und schon drei Enkel. Wir versuchen immer, so viel wie möglich mit der ganzen Familie zu unternehmen. Sie glauben gar nicht, was drei Enkel für einen Spaß machen. Ich könnte Ihnen Geschichten erzählen…

Wie waren die Anfänge des Vereins?

Angefangen habe ich mit zwei Zivis, heute sind wir 498 Mitarbeiter. 280 von ihnen in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis, 35 junge Menschen, die ein freiwilliges soziales Jahr bei uns machen, Studenten arbeiten bei uns ehrenamtlich und bekommen Aufwandsentschädigung, es gibt Mini-Jobber. Wie auch immer, wir sind 498 Köpfe.

Wer und was ist der Verein Lebenshilfe?

Die Lebenshilfe ist Deutschlands größter Fachverband für Menschen mit geistiger Behinderung. Es gibt 530 Ortsvereine, so wie uns hier, eine Bundesvereinigung und 16 Landesverbände. Die Zuständigkeiten sind aber örtlich. Es geht nämlich immer um das Wohl der Menschen mit geistiger Behinderung, z. B. Frühförderung im Kindergartenalter, die Lebenshilfe betreibt Schulen. Wohnen ist ein ganz großes Thema bei uns. Mit 31 Jahren sind wir in Waltrop noch einer der jüngeren Lebenshilfe-Vereine. Zu unserem Einzugsgebiet gehören die Lebenshilfe in Castrop-Rauxel, Datteln und Oer-Erkenschwick. Unser Anspruch sind vielfältige Angebote für Menschen mit geistiger Behinderung, die in ihrer Art, ihrem Umfang und in ihrer Qualität über gewöhnliche Standards hinaus gehen.

Wie wichtig ist die Kooperation mit den Eltern, den Familien der behinderten Menschen?

Ganz wichtig. Ich nenne nur ein Beispiel: Eltern, deren Kinder gemeinsam in eine Förderschule gingen, fragten sich, warum ihre Kinder nach der langen gemeinsamen Schulzeit nicht auch gemeinsam in einer Wohngemeinschaft leben könnten? Genau das war eines der Gründungsziele des Vereins Lebenshilfe. Allerdings ist es uns erst viele Jahre später gelungen, eine solche Wohnstätte realisieren zu können. Das Thema gemeinsames Wohnen steht auch für die Zukunft ganz oben auf unserer Agenda.


Begleiten Sie Menschen mit Behinderung beispielsweise zum Zahnarzt?

Ja, das machen wir auf Wunsch natürlich auch. Es gibt Zahnärzte, die sich spezialisiert haben. Die wissen, wie mit Menschen mit Behinderung umzugehen ist. Es gibt darunter gottlob auch Zahnärzte, die diese Menschen von Kindheit an begleiten und da ist natürlich eine Vertrauensebene entstanden. Wenn dann aber ein Praxiswechsel vorgenommen werden muss, kann es schwierig werden. Behinderung ist ja nicht gleich Behinderung. Gerade bei Menschen mit geistiger Behinderung ist es häufig der Fall, dass eine zahnärztliche Behandlung nicht ohne weiteres möglich ist. Ihnen ist oftmals nicht klar zu machen, warum sie den Schmerz einer Zahnbehandlung auf sich nehmen müssen, weswegen sie die Behandlung dann verweigern.

Worin besteht die besondere Herausforderung eines Zahnarztteams bei der Behandlung von Menschen mit Behinderung – aus Ihrer Erfahrung?

Da gibt es ganz verschiedene Aspekte. Ganz sicher einen höheren Zeitaufwand bei der Ermittlung von Vorerkrankungen und der Versorgung selbst, dann die kleineren Behandlungsintervalle, der deutlich höhere Personalaufwand, oft notwendige medikamentöse Vorbehandlungen, oftmalige Behandlung in Allgemeinanästhesie und Sedation. Dann die besonderen Planungsgrundsätze, die nicht immer mit den Vorgaben der gesetzlichen Krankenkassen vereinbar sind. Aber die Umsetzung dieses Grundrechts für Menschen mit Behinderung darf absolut keine Frage von Finanzen sein.

Schon mal Berührung mit der Zahntechnik gehabt?

Nein, direkt nicht. DENTAGEN habe ich als Unternehmen auf einem Wirtschaftsempfang der Stadt Waltrop wahrgenommen. Zeitungsberichte über das Engagement der eG in Schulen gelesen, aber persönlich keine Kontakte. Bis dahin nicht.

Wie ist denn der neue partnerschaftliche Kontakt – es gab ja auch schon einen gemeinsamen Spatenstich – zustande gekommen?

Wir sind schon seit Jahren auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten. Es gibt ja ein enormes Wachstum im Verein. Unsere heutige Geschäftsstelle umfasst 300 Quadratmeter. Mit Waltrops Bürgermeisterin Nicole Moenikes haben wir darüber gesprochen. Sie hat den Kontakt zu DENTAGEN hergestellt. Es passte vom ersten Augenblick an. Und so unähnlich sind wir ja auch gar nicht. Wir sind ein e.V. und haben Mitglieder, DENTAGEN eine eG mit ihren Mitgliedsbetrieben. Wir haben schon viele spannende Gespräche geführt. Es ist immer eine herzliche Atmosphäre. Ich war schon zweimal auf dem Partnertreff in Rösrath und konnte viele Gespräche führen.

Haben Sie Ihre Vorstellungen in die Neubau-Planungen einbringen können?

Ja, Frau Schulz präsentierte uns die Pläne, es war eben das richtige Konzept für uns. Wir hatten einen Bedarf von 1000 Quadratmetern. Jetzt sind es 200 mehr geworden, weil auch bei uns schon wieder was hinzugekommen ist. Wir konnten viel mit in die Planung einbringen, was unseren speziellen Aufgaben entspricht. Das war einmalig.

Wie gefällt Ihnen die Architektur des Neubaus?

Super. Tolles Gebäude. Gehe mehrmals die Woche dort mit unserem Hund spazieren und schau mir den Baufortschritt an.

…verzögert sich ein bisschen zu sehr?

Nein. Wie das am Bau so ist. Wir waren auf den 1. März eingestellt. Wenn es nun der 1. April wird … Hauptsache kein Aprilscherz (lacht).



Wie werden Sie die 1200 Quadratmeter im neuen DENTAGEN-Haus im Zechenpark nutzen?

Wir haben ja verschiedenste Angebote. Im Kern wird dort die komplette Verwaltung untergebracht sein. Des Weiteren Beratungsstellen, denn wir betreiben drei Kindergärten in Waltrop. Dazu der ambulante Dienst, das sind Angebote zur stundenweisen Familienentlastung. Denn es gibt Familien mit behinderten Menschen, die kaum mal Zeit zum Luft holen haben. Wir bieten einen Dienst an, der allein über 250 Familien betreut.

Der Standort im Zechenpark Waltrop ist auch für die Lebenshilfe attraktiv?

Das kann man wohl sagen. Ein Sahneteilchen. Die Zeche Waltrop war ja der kleinste, jüngste und schönste Pütt im Ruhrgebiet. Die Umzugsfreude ist in der gesamten Belegschaft recht groß. Arbeitsplätze werden modern ausgerichtet, schaffen eine besondere Arbeitsatmosphäre. Wir haben einen Innovationswettbewerb veranstaltet: Was gehört zu einem modernen Büro dazu? Die Antworten reichten von der Kinderbetreuung während der Arbeitszeit bis zur Tischtennisplatte auf der Dachterrasse.

Der Mietvertrag mit DENTAGEN läuft über 15 Jahre. Wie weit planen Sie?

Ganz sicher über die jetzt vereinbarte Mietvertragsdauer hinaus. In der Arbeit mit Menschen ist Stabilität ein wesentlicher Faktor. Deshalb ist es wichtig, gute Arbeitsperspektiven anzubieten. In der Arbeit mit Menschen mit Behinderung kann es kein Gehen und Kommen geben. Viele Mitarbeiter haben bei uns schon ihr 20-jähriges und 15-jähriges Berufsjubiläum gefeiert.

Hatten Sie nicht auch ein Tages-Cafe in dem Neubau geplant?

Ja, hätten wir so gerne gemacht, aber es ließ sich wirtschaftlich nicht darstellen. Unser Ziel ist es zwar nicht, Gewinn zu erzielen, aber wir sind in erster Linie unseren inhaltlichen Zielen verpflichtet. Da können wir kein Risiko eingehen.

Unerlässliche Frage: Fußball-Fan?

Ja, St. Pauli. Wenn Pauli mal hier spielt, in Bochum oder Duisburg, Paderborn oder Bielefeld, sind wir da. Pauli ist so eine besondere Geschichte. Die hatten auch schon sehr früh Menschen mit Behinderung im Blick. Pauli hatte als erster Profiverein eine Kabine für erblindete Menschen, wo ein speziell geschulter Kommentator Spiel und Stimmung rüberbrachte. Zudem saßen die blinden Fußballfans ja quasi mittendrin. Das hat mir imponiert. Auch, dass das Trainingslager von St. Pauli von einem Integrationsunternehmen gepflegt wird. Und dann die Fans! Bin gerne einer von ihnen. In der 1. Liga halte ich es – bis St. Pauli wieder aufsteigt – natürlich mit dem BVB. Was glauben Sie, was ich sonst hier bei Mitarbeitern und unseren behinderten Menschen zu hören bekommen würde?

Ich weiß. Von mir im Übrigen auch.

Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr Haßel-Puhl.

Quelle: DENTAGEN Info 2018/03



 

Datenschutzmanagement gegen Abmahnung



Seit Mai scheint es für viele nur noch ein Thema zu geben. Die einen machen Panik, die anderen stecken den Kopf in den Sand oder machen weiter wie gewohnt. Unbegründete Panikmache oder begründete Sorge im Geschäft mit dem Datenschutz?

Abmahnanwalt – der Couch-Potatoe?

Nun, ich mache es mir erst einmal einfach. Ich setze mich auf die Couch und spiele das, was sich viele unter der Tätigkeit eines Abmahnanwalts vorstellen. Ich surfe. Gleich das erste Labor, das ich über eine gängige amerikanische Suchmaschine finde, hat zumindest eine passable Datenschutzerklärung. Dafür finde ich das Impressum nicht – es war von den Cookie-Hinweisen überdeckt. Treffer.

Dafür bietet sich bei den nächsten sechs Laboren ein überraschendes Bild: Alle hatten eine aktuelle Datenschutzerklärung. Erst beim 8. Labor fand ich gar keine Hinweise zum Datenschutz – 2. Treffer. Dann häuften sich langsam die Fehler. Einige Erklärungen waren offensichtlich selbst gebastelt. Diese waren dem Ergebnis eines Anwalts bei der Fertigung eines Abdrucks vergleichbar.

Selbst bei professionellen Seiten war festzustellen, dass den Verfassern nicht immer die technischen Hintergründe vertraut waren. Meist fehlten nur Marginalien; doch war eine Abmahnung nicht ausgeschlossen.

Mein Tipp: Datenschutzerklärung aus Meisterhand, nicht selbst gebastelt!

Arbeiten Abmahnanwälte so? Nicht ganz. Sie lassen surfen. Als weitere Voraussetzung sollte sich bestenfalls ein risikogeneigter Mandant hinzugesellen, in dessen Auftrag der Anwalt letztlich tätig wird.

Wenn Sie noch keine Datenschutzerklärung haben: Eine solche von Kollegen zu kopieren, ist keine vernünftige Lösung. Mancher Urheber dieser Erklärungen mahnt dann die Verletzung der eigenen urheberrechtlichen Ansprüche ab. Eine solche Abmahnung lag erst kürzlich zur Prüfung auf meinem Tisch.

Datenpanne im Labor

Ähnlich unangenehm und meist noch teurer wird es bei Datenpannen im Labor. Die sind nicht so selten wie manche vermuten.

Das fehlende Backup ist praktisch ein Klassiker. Viele haben eines. Mit einer Rücksicherung wollten und mussten sie sich dagegen bislang nicht auseinandersetzen – bis zu dem einen entscheidenden Moment. Bestenfalls prüft man die Rücksicherung daher regelmäßig; denn wenn die Platte versagt und die Rücksicherung scheitert, ist jeglicher Test zu spät.

Ebenso soll es bereits vorgekommen sein, dass IT-Dienstleister erst im Notfall nach den Passwörtern für das Backup gefragt werden. Aber haben Sie mit diesem ein konkretes Service Level vereinbart? Wer sagt, dass der IT-Dienstleister das Passwort ohne einen solchen Auftrag auch gespeichert hat?


Mein Tipp: Testen der Wiederherstellungsmöglichkeit der Daten. Gegebenenfalls den Vertrag mit IT-Dienstleister auf den vereinbarten Leistungsumfang überprüfen!

Dass eine unverschlüsselte Festplatte mit Patientendaten letztlich herrenlos außerhalb des Labors angetroffen wird, darf nicht sein. Sie sind aber in der freien Wildbahn fast ebenso häufig anzutreffen wie unfreiwillig ausgesetzte USB-Sticks. Das Missbrauchs- und Vervielfältigungsrisiko ist hier groß. So manchem Inhaber eines Labors war eine Lösegeldforderung bereits eine Lehre.

Das ist nur eine kleine Auswahl einer langen Liste typischer Fehler im Labor. Ein Audit kann Abhilfe schaffen und Risiken minimieren. Gänzlich rechtskonform dürfte allerdings kein Labor arbeiten.

Mein Tipp: Mit einem Datenschutz-Audit das eigene Risiko erfassen.

Wer petzt denn da?

Bleiben noch die Mitarbeiter. Auch diese haben Anspruch auf Auskunft über die Verwendung ihrer Daten. Sie sind es auch, die aus Unzufriedenheit über den Chef ihre neuen Rechte zu schätzen lernen. Sie wären nicht die ersten, die fehlende Datenschutzkonzepte den Behörden melden.

Einen besseren Eindruck hinterlassen die Labore, die sich mit dem Datenschutz auch aus praktischer Sicht beschäftigen, praktikable Lösungen finden und Mitarbeiter auf die Einhaltung der Vorgaben sensibilisieren. Gut geschulte Mitarbeiter sind seltener geneigt, noch die letzten Datenschutzverstöße zur Anzeige zu bringen.

Datenschutzkonzepte

Spannender aus juristischer Sicht finde ich jedoch die datenschutzrechtliche Konzeption im Labor. Immerhin findet ein reger Austausch personenbezogener Daten sensibler Kategorien zwischen den verschiedenen Professionen – dem Zahnarzt, dem Labor, dem Berechnungsingenieur oder selbst der im Drittland befindlichen Produktion – statt. Die Digitalisierung treibt hier manches noch voran. Fertigungsstraßen in Asien lassen grüßen. Daten werden an Forschungseinheiten übermittelt, in mobilen Apps erhoben. Manchmal steigen dann noch die Krankenkassen mit ins Boot.

Diese Konstruktionen sind datenschutzrechtlich komplex, zumal es eine Vielzahl an Vorschriften im Gesundheitswesen zu beachten gilt. Sie sind aber nicht sämtlich unmöglich.

In diesem Sinne

Sehen Sie Digitalisierung als Chance. Aber verpassen Sie dabei nicht den Anschluss zum Datenschutz. Professionelle Berater aus dem DENTAGEN- und Service-Netzwerk unterstützen Sie dabei.

Dr. Andreas Staufer
Fachanwalt für Medizinrecht

Staufer Kirsch GmbH
T +49 89 21530330

legal@stauferkirsch.dewww.stauferkirsch.de

Quelle: DENTAGEN Info 2018/03

Digitaler Workflow zwischen Praxis und Labor



Wie digitale Prozesse die Zusammenarbeit zwischen Zahntechniklabor und Zahnarztpraxis verbessern und die Arbeitsproduktivität in beiden Bereichen steigern können, ist eine der großen Fragen hinsichtlich der Kooperation beider „Welten“. Antworten auf diese Fragen wollen DENTAGEN und die NWD Gruppe im Rahmen einer gemeinsamen Veranstaltung am Mittwoch, 26. September, von 15 bis 18 Uhr in der „Erlebniswelt Dentale Zukunft“ gemeinsam finden.

Lernen Sie die neuesten Produkte und Software-Programme rund um die digitale Abformung kennen und deren Nutzen in der Kommunikation zwischen Praxis und Labor. Der 3D-Druck sorgt zusätzlich dafür, dass hier ein nahtloses Arbeiten und ein digitaler Workflow möglich sind.

Kursschwerpunkte

  • Lernen Sie die neueste, digitale Abformung kennen
  • Welche Möglichkeiten bietet der 3D-Drucker?
  • Die digitale Kommunikation zwischen Praxis und Labor
  • Möglichkeiten des Arbeitens in der digitalen Welt

Referenten

  • Frederic Steller, CAD/CAM Spezialist, Planmeca Vertriebs GmbH
  • Jan Hollander, Vertriebsleiter CAD/CAM & Funktionsdiagnostik, NWD Gruppe




Zielgruppe

  • Zahnärztinnen und Zahnärzte
  • Zahntechnikerinnen und Zahntechniker

Veranstaltungsablauf

  • Begrüßung
  • Sirona Omnicam in Aktion erleben
  • Kaffeepause
  • Planmeca Emerald
  • 3D-Drucker und ihre Möglichkeiten
  • Veranstaltungsende

Nutzen

  • Wissen über die digitale Abformung und ihre Möglichkeiten
  • Wissen über den digitalen Workflow zwischen Praxis und Labor
  • Wissen über 3D-Drucker und ihre Möglichkeiten

Teilnahmegebühr

Die Veranstaltung ist für Sie kostenfrei. Für einen Imbiss ist gesorgt.

Veranstaltungsort

Erlebniswelt Dentale Zukunft der NWD Gruppe, Schuckertstr. 23, 48153 Münster

Anmeldung und Kontakt

DENTAGEN Wirtschaftsverbund eG
Tel.: 02309 78470-0
Fax: 02309 78470-15



Quelle: DENTAGEN Info 2018/03

Onlinehandel – Das Finanzamt ist immer dabei

Der Internethandel ist bei vielen Personen zum Hobby geworden. Gegenstände ersteigern und versteigern – der Handel per Mausklick oder App ist kinderleicht. Doch Vorsicht! Wer diesem Hobby zu oft frönt, muss mit dem Finanzamt rechnen.

Der Fiskus überwacht den Onlinehandel

Die Finanzämter überwachen mit einer speziellen Internetsuchmaschine, ob der Onlinehandel gewerblich betrieben wird. Ein Indiz dafür ist z.B., wenn die veräußerten Waren kurz davor selbst erworben wurden. Auch wer häufig bei Internet-Auktionen auftritt, könnte vom Fiskus als Gewerbetreibender eingestuft werden. Allein die bloße Anzahl der abgegebenen positiven und negativen Bewertungen im Internethandel lässt das Finanzamt gerne darauf schließen, ob Verkäufe dem privaten oder gewerblichen Bereich zuzuordnen sind. Die Konsequenz: Beim gewerblichen Handel fallen für erzielte Gewinne Einkommensteuer, Umsatzsteuer und gegebenenfalls Gewerbesteuer an.

Aufzeichnungspflicht bei gewerblichem Onlinehandel

Wer den Internethandel gewerblich betreibt ist wie jeder Gewerbetreibende verpflichtet, entsprechende Aufzeichnungen zu führen. Deshalb sollten Belege über An- und Verkäufe aufbewahrt werden. Sind keine Belege vorhanden, ist das Finanzamt berechtigt, Umsätze und Gewinne zu schätzen. Das kann zu einer erheblichen steuerlichen Mehrbelastung mit Einkommensteuer, Umsatzsteuer und Gewerbesteuer führen.

Auch auf einmalige Verkäufe kann Einkommensteuer anfallen

Wer sich gelegentlich von Dingen trennt, ruft in der Regel nicht den Argwohn des Finanzamtes hervor. Doch auch einmalige Verkäufe können zur Steuerfalle werden. Hintergrund ist § 23 Einkommensteuergesetz. Danach sind Gewinne aus der privaten Veräußerung von Gegenständen steuerpflichtig, wenn der Verkauf der Waren innerhalb eines Jahres nach Anschaffung stattfindet. Ausgenommen sind hiervon nur Gegenstände des täglichen Gebrauchs wie z.B. Kinderwagen.

Schon relativ wenige Verkäufe können eine Umsatzsteuerpflicht begründen. Doch durch die Kleinunternehmerregelung können Umsatzsteuerzahlungen vermieden werden. Danach wird Umsatzsteuer erst dann fällig, wenn die Umsätze mehr als 17.500 EUR pro Jahr betragen.

Beim internationalen Handel gibt es Ausnahmen. Wenn sich der Käufer beispielsweise im Ausland befindet und Unternehmer ist, kann die Lieferung unter Umständen umsatzsteuerfrei sein. In diesem Fall ist in der Rechnung keine Umsatzsteuer auszuweisen und ein Hinweis auf die Steuerfreiheit aufzunehmen. Jeder Unternehmer, der online im Ausland Handel betreibt, sollte sich deshalb dringend steuerlich beraten lassen.

Dipl.-Kfm. Christian Johannes, Steuerberater
ETL ADVISA Johannes & Kollegen GmbH
Steuerberatungsgesellschaft
Kaiser-Wilhelm-Ring 3-5
50672 Köln
Tel.: 0221 9410198-0
Fax: 0221 9410198-19
christian.johannes@etl.de
www.etl.de/advisa-johannes-kollegen

Quelle: DENTAGEN Info 2018/03

DENTAGEN ON TOUR: Bildungsfahrt ins Alpenland

Einen informativen Ausflug in die Alpen können Sie mit DENTAGEN ON TOUR am Freitag, dem 9. November 2018, unternehmen. Im idyllischen Fürstentum Liechtenstein besuchen Sie die Ivoclar Vivadent AG in Schaan.

Im Anschluss an die Begrüßung erwarten Sie eine Betriebsbesichtigung sowie zwei hochinteressante Vorträge und eine Live-Demonstration mit hochrangigen Referenten:

Zunächst stellt Antonio Ferilli, Senior Product Manager Digital Processes Removable Prosthetics bei der Ivoclar Vivadent AG, den Digital Denture Workflow vor.

Themenschwerpunkte sind die Übersicht über Digital Denture-Systeme, das Indikationsspektrum der Ivoclar Vivadent Digital Denture, der klinische Ablauf mit Hilfe von UTS CAD und Gnathometer CAD, das CAD-Design, die CAM-Herstellungsprozesse und der Vergleich konventionell / digital.

Damit diese umfangreichen Informationen in aller Ruhe verarbeitet werden können, steht um 12:30 Uhr zunächst eine einstündige Mittagspause auf der Tagesordnung der Veranstaltung.

Über das Ivoclar Vivadent Digital Portfolio spricht ab 13:30 Uhr der Manager Global Education technical der Ivoclar Vivadent AG, Claudio Joss. Schwerpunkte dieses Vortrages sind der 3Shape-Scanner, die CAD/CAM-Software, das Materialportfolio und die PrograMill-Plattform.

Anschließend an eine Kaffeepause ist ab 15:30 Uhr noch eine Live-Demo PrograMill PM7 mit Claudio Joss vorgesehen. Dabei wird das Nesten mit der PrograMill CAM V4-Software und das Fräsen einer Restauration mit der PM7 vorgeführt.

Das abschließende Get Together ist ab 19 Uhr in der Schlosswirtschaft Schattenburg in Feldkirch geplant.

Die Fortbildungsgebühr beträgt inkl. Verpflegung 99,00 € p. P. zzgl. gesetzl. MwSt. Premium Club-Mitglieder erhalten für diese Fortbildung einen Bonus in Höhe von 50 % auf die Fortbildungsgebühr. Sollten Sie eine Übernachtung benötigen, vermerken Sie das bitte auf Ihrer Anmeldung. Wir reservieren für Sie im „Central Hotel Löwen“ in Feldkirch. Die Hotelkosten (EZ: 85,10 €, DZ: 138,00 €, jeweils inkl. Frühstück) zahlen Sie selber vor Ort.

Weitere Informationen erhalten Sie bei DENTAGEN, Landabsatz 10, 45731 Waltrop, unter der Rufnummer 02309 7847024 oder unter „www.dentagen.de/fortbildungen/“. Dort finden Sie auch das Anmeldeformular.





Quelle: DENTAGEN Info 2018/03

Interview: Jens Grill

„Gegenseitiger Respekt ist der Kitt, der ein Unternehmen zusammenhält und erfolgreich macht.“


Jens Grill, Geschäftsführer und Manager Director Betriebswirt (BA) der SHERA Werkstoff-Technologie GmbH & Co. KG, führt ein erfolgreiches Unternehmen in Lemförde in Niedersachsen. Als Familienunternehmen mit einer sehr speziellen „DNA“. Über Mitarbeiter, die Gespräche auf Augenhöhe schätzen, über eine bemerkenswerte Unternehmensgeschichte, die mit einer folgenreichen Pleite begann, über einen bedeutsamen Bindestrich und über das Lebenswerte, ein überzeugter Familienmensch zu sein, sprach Journalist Bernd Overwien für DENTAGEN INFO mit dem heute 49-jährigen Dental-Unternehmer.

Herr Grill, führen Sie gern Ihr Unternehmen?

Ja. In der Tat, das mache ich gern. Natürlich rutscht auch mir mal der Satz raus, „ich muss zur Arbeit“. Aber die weit überwiegende Zeit verbringe ich mit viel Freude im Unternehmen. Es ist doch so: Motivation und Spaß bei der Arbeit zu haben sind essentiell, um im Job erfolgreich zu sein. Das gilt gleichermaßen für unsere Mitarbeiter. Es muss in einem Familien­unternehmen eine Herzensangelegenheit sein, dass die Mitarbeiter gern zu ihrem Arbeitsplatz kommen. Und das ist bei uns so, weil es uns wichtig ist.

Fühlen Menschen in einem ländlichen Raum – wie an Ihrem Unternehmens­standort Lemförde – eine besondere Verbundenheit zu „ihrem“ Unternehmen?

Das vermag ich definitiv so nicht zu beantworten. Fakt ist, dass viele Mitarbeiter schon seit der Gründungsphase von Shera dabei sind. Wir haben keine hohe Fluktuation. Obwohl es auch im ländlichen Raum Unternehmen gibt, die andere Gehäl­ter zahlen als wir es können. Da müssen wir schon mehr anbieten als nur die Entlohnung.

Nur eine Zwischenfrage: Sie haben 80 Mitarbeiter und dennoch keinen Betriebsrat. Wie ist das zu erklären?

Eigentlich müssen Sie das unsere Mitarbeiterschaft fragen. Wir haben eine flache Hierarchie im Unternehmen, wir führen Gespräche mit unseren Mitarbei­tern auf Augenhöhe. Der gegenseitige Respekt ist der Kitt der unser Unternehmen zusammenhält. Der uns fit für die Heraus­forderungen der Zukunft macht. Im Übrigen: Das sollte in unserer Gesellschaft auch so sein. Denn eine demokratische Gesellschaft fußt auf dem Grundgedanken, dass wir gegenseitigen Respekt bekunden. Ich habe größte Sorge, dass wir gerade eine gegenteilige Entwicklung erleben. Sie nicht?

Ja, ich glaube, viele sind in Sorge. Aber noch einmal zurück zu dem, was Sie Ihren Mitarbeitern als „Mehr“ anbieten. Was tun Sie da?

Im vergangenen Jahr haben wir betriebliches Gesundheitsmanagement eingeführt. Wir haben eine Trainerin, die zweimal die Woche kommt, um verschiedenen Gruppen aus der Belegschaft ein Viertelstündchen oder 20 Minuten in Bewegung zu bringen. Etwas für den Rücken zu tun. Wir sitzen ja alle viel zu viel. Wir gehören zudem dem Hansefit-Verbund an.

Was ist das?

Hansefit bietet für Unternehmen bundesweit Gesundheitsprogramme an. Wir sponsern alle Fitnessaktivitäten unserer Mitarbeiter bei diesem Partner zu 50 Prozent. Betriebliche Gesundheitsförderung zahlt sich für alle aus. Für das Unternehmen, für die Mitarbeiter.

Was tut Shera darüber hinaus?

Shera fördert die private Vorsorge seiner Mitarbeiter, weil ich der Meinung bin, dass die Rente eines Tages für den Standardverdiener nicht mehr reichen wird. Arbeitnehmer sollen nach ihrem Berufsleben doch das berechtigte Gefühl haben, eine Lebensleistung erbracht zu haben. Das ist uns wichtig.

Shera ist ein prosperierendes Unternehmen, weiter auf Expansions­kurs. Wie sehr stecken die Wurzeln des Erfolgs in der bemerkenswerten Historie Ihres Familienunternehmens?


Ganz tief. Mein leider jüngst verstorbener Vater war Schwabe. Ein Kaufmann, der in Diepholz in Niedersachsen gemeinsam mit meiner Mutter ein Unter­nehmen mit 160 Mitarbeitern gründete. Meine Eltern haben normale Kollektionen für die großen Kataloge der damaligen Zeit gemacht. Otto, Bauer, Quelle und vier, fünf weitere Kunden. Das war vor gut 45 Jahren. Und von einem auf den anderen Tag hieß es: Herr Grill, war nett mit Ihnen, aber ab nächstes Jahr lassen wir in Südostasien produzieren. Das war das Aus für ein Einzelunternehmen mit nur wenigen großen Kunden. Ehrlich gesagt: Meine Eltern haben damals eine komplette Pleite mit allen Auswirkungen hingelegt. Ich war drei Jahre alt.

Wie ging das Leben weiter?

Meine Mutter hat das insolvente Unternehmen auf ganz kleiner, privater Ebene weitergeführt. Mein Vater machte ein bisschen Unternehmensberatung.

Harte Zeiten. Aber wie kommt ein schwäbischer Textiler dann in die Dentalwelt?

Ein Freund, der ein Dentallabor führte, brauchte dringend betriebswirtschaftlichen Rat. Sehen Sie, das war schon damals so … (lacht). Er bot meinem Vater eine Vertretung für Wachsfertigteile an. Mein Vater reiste durch die Städte, lernte immer mehr Dentallabore kennen. Dann kam ein Freund hinzu, der Professor an der Hoch­schule Niederrhein in Krefeld war, der sich mit Werkstoffentwicklungen beschäftigte und aus Lemförde stammte. Ursprünglich war beabsichtigt, ein kleines Handelsunter­nehmen zu gründen. Einkaufen, umverpacken, weiterverkaufen. Aber da hat man keinen Zugriff auf die Produktqualität. Kurzum: Selber produzieren. Im Keller. Ein umweltfreundlicher Gipslöser war die erste Entwicklung. Dann kamen ein Ultraschall­reiniger und Produkte aus dem Bereich der Einbettmassen hinzu. Im direkten Vertrieb. Das heißt: mit dem VW-Bulli übers Land. Möglichst viele Kunden haben. Das war die Lehre aus der Textil­pleite. Wir haben heute rund 8.000 Kunden.

Wie ist es überhaupt zu einem Unternehmen mit dem Namen Shera gekommen?

Ob Sie es glauben oder nicht: Mein Vater wollte einen international klingenden Namen, deshalb gibt es die Shera ohne C. Es ging darum, einen Namen zu haben, den man schützen lassen kann. Und an den sich Produktnamen anhängen lassen. Sherafina 2000, Shera Hard-Rock usw., es musste also auf einem Vokal enden. Bei einer Flasche Trollinger wurde Buchstaben­würfeln gemacht. Mit 25 möglichen Namen auf dem Zettel ging es dann zum Patentamt nach München. Dort hat sich mein Vater eine Woche eingeschlossen, hat recherchiert, welche Namen möglich sind. Und einer ist übrig geblieben: Shera!

Stimmt es, dass ein Bindestrich die Namensidee letztendlich gerettet hat?

Ja. Stimmt. Mein Vater musste noch zwei Prozesse führen. Auch gegen Procter & Gamble, eines der weltgrößten Unternehmen. Die hatten eine Zahnpasta mit ähnlichem Namen. Aber weil meine Eltern ja nicht im Bereich der Konsumgüter unterwegs sein wollten, erledigte sich das Problem. Und gegen Sherafina hatte der Mineralöl­konzern Fina etwas. Wir hatten aber Shera-Fina … der Bindestrich hat uns quasi das Leben gerettet. Später haben wir Shera und Fina längst zusammengeführt. Aber damals war das wichtig. Die beiden Konzerne waren und sind eine riesige Haus­nummer. Heute bin ich entspannter. Wir haben uns auf den Weg gemacht!



Sie sind ein Familienmensch mit viel Empathie. Der Eindruck täuscht nicht oder?

Absolut nicht. Ich bin geprägt durch die Familie. Mich macht es betroffen, dass mein Vater aus gesundheitlichen Gründen die Erfolgsstory Shera nicht mehr wahrnehmen konnte. Er hatte in den letzten Jahren ja auch Erfolg, aber die Kriegsgeneration konnte das einfach nicht so genießen, wie das Unternehmen erwachsen wurde und sich jetzt so toll entwickelt hat.

Hat ein Unternehmenschef, der voll auf Innovationen in Produktion und Vertrieb setzt, Zeit für die Familie?

Die nehme ich mir. Das ist mir so wichtig. Meine Ehefrau, unsere zwei Kinder – das macht das Leben lebenswert. Hört sich pathetisch an, ist aber so. Über Jahre hinweg war ich Fußballtrainer der Mannschaften, in denen mein heute 14-jähriger Sohn gespielt hat. In einem ganz kleinen Verein. Meine Tochter ist mit 11 Jahren ein taffes Mädchen und …

… jetzt kommen Sie in ein Alter, in dem sie überzeugt sind, dass sich Ihre Eltern kolossal verändert haben. Schon bemerkt?

(lacht) … das ist wirklich gut! Ja. die digitalen Smartphone-Kids. Wir sehen das relativ entspannt. Es gilt aufzupassen, dass immer ein Ausgleich da ist. Ob im Sport oder in anderen Freizeitbereichen. Die schulischen Noten müssen passen. Und dann müssen sie ihre eigenen Erfahrungen machen. Wie wir und Generationen vor uns.

Herr Grill, wie oft mussten Sie sich angesichts Ihres Namens schon fragen lassen, ob Sie Holzkohle oder Gas vorziehen?

Gas. Ich bin wirklich ein totaler Griller. Sogar an Silvester habe ich schon aufgelegt. Und einmal im Jahr grille ich für die ganze Belegschaft. Tja, da schauen Sie nicht schlecht oder?

Fußballfan. Da stellt sich immer die Frage nach dem Lieblingsverein. Werder?

HA-ESS-VAU.

(Autsch).

Herr Grill, herzlichen Dank für das Gespräch.

Quelle: DENTAGEN Info 2018/02