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Michael Göllnitz

Über einen historischen Sonntagvormittag im Büro, über einen Berufsweg, der die Zeitenwende in der Dentaltechnik geradezu exemplarisch markiert, über mitdenkende Mitarbeiter, die DNA eines Unternehmens, über Erkenntnisgewinne aus der Pandemie, über Analogie im Digitalzeitalter, den unumkehrbaren Wandel in der Beziehung zwischen Zahnmedizin und Zahntechnik, über ein bisschen Freizeit, einen jüngsten Sohn, der beim FC Barcelona studiert, und die Liebe der Familie zu einem Adler sprach Journalist Bernd Overwien für DENTAGEN INFO mit Michael Göllnitz (55), Geschäftsführer der Amann Girrbach GmbH am deutschen Standort in Pforzheim.

Mögen Sie Überraschungen?

Nun ja, wenn am Ende ein positives Ergebnis steht, gern.

Wie groß war die Überraschung, als Jutta Girrbach nach 25 Jahren im Unter­nehmen vor inzwischen gut zwei Jahren ihr Ausscheiden aus der Geschäfts­führung bekannt gab?

Ja, das kam wirklich unerwartet. Ich stand auf dem Tennisplatz, als sie vorschlug, sich am Sonntagvormittag im Büro zu treffen.

Sie waren da schon ihr langjähriger Vertriebsleiter. Ist Ihnen da der Gedanke gekommen, da muss etwas Außergewöhnliches anstehen?

Schon. Aber Jutta Girrbach hat in dritter Generation die Entwicklung des Unter­nehmens deutlich vorangetrieben. Die Fusion mit der österreichischen Amann Dental hat sie maßgeblich mitgestaltet. Das war die entscheidende Weichenstellung, um zu einem führenden Anbieter in der digitalen Dentaltechnik zu werden. Als Sie mir anbot, die freiwerdende Position eines Geschäfts­führers zu übernehmen, bin ich in diesem Moment fest davon ausgegangen, wir machen das jetzt gemeinsam.

Wie perplex waren Sie, als die Enkelin des Firmengründers das mit ihrer ganz persönlichen Zeitenwende verband?

Ziemlich perplex. Aber sich in der Mitte eines erfolgreichen Berufs­lebens zu entscheiden, jetzt die Dinge zu tun, die in einem 9-to-7-Job nicht möglich sind, verdient größten Respekt. Gemeinsam mit ihrem Mann engagiert sie sich heute in sozialen Projekten, ist in der Notfallseel­sorge mit großer Empathie unterwegs.

Schaut sie noch mal ab und zu im Unternehmen vorbei?

Ja, natürlich. Wir tauschen uns regelmäßig aus. Ich habe ja quasi die Ertüchtigung des Standortes Pforzheim geerbt. Handwerker, so weit dass Auge reichte. Da gab es viel Gesprächsbedarf. So gesehen, ist die Familie ja noch dabei. Jutta Girrbach ist ja nicht gegangen, weil sie keine Lust mehr hatte, Unternehmerin zu sein. Das war eine bewusste Entscheidung für einen zweiten Lebensentwurf.

„Ich habe mich gefühlt wie der Prinz von Pakistan“

Mit Wolfgang Reim, CEO der Amann Girrbach AG im österreichischen Koblach, führen Sie ein erfolgreiches Unternehmen mit 160 professionellen Mitarbeitern weiter in die digitale Dental­welt. Sie kommen ja ursprünglich aus der Edelmetallbranche, da trug man einst die Nase ja ziemlich hoch. Wie würden Sie vor diesem Hintergrund Ihren heutigen Führungsstil charakterisieren?

Das ist vielleicht ein bisschen drastisch formuliert, aber in der Tat gab es Zeiten, da wurden Entwicklungen wie bei Girrbach eher gönnerhaft belächelt. Ich habe mal gesagt, mich als totaler Edelmetaller wie der „Prinz von Pakistan“ gefühlt zu haben. Aber das war vor mehr als 20 Jahren. Und in diesen zwei Jahrzehnten hat sich der ganze Markt total gedreht. Plötzlich war ein Angebot von Girrbach so, als ob man Trainer von Borussia Dortmund werden soll.

…dürfen wir da noch später drauf kommen…?

…ja, habe schon gehört, am Ende kommt immer die Fußballfrage…

Nein, was die Frage nach dem Führungsstil anbetrifft, denke ich, im Laufe der Jahre eine eigene Art der Führung entwickelt zu haben. Der ist grundsätzlich kooperativ und fördernd. Bei uns fliegen keine Türen, wiewohl stellt sich da manchmal eine gewisse Grantigkeit ein, wenn wichtige Sachen einfach nicht funktionieren. Deshalb schätze ich es sehr, wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ein Problem auch einen Lösungsansatz haben. Wenn sie sich Gedanken machen.

Corona hat das Management eines jeden Unternehmens herausgefordert. Wie haben Sie agiert?

Praktisch. Wir haben angefangen zu testen, da hatte das kaum jemand auf dem Schirm. Wir haben Schulungen beim DRK angeboten, um Selbsttests richtig durchführen zu können. Natürlich haben wir ab der zweiten Woche der Pandemie unsere Außendienstler nach Hause geschickt. Wir haben sogar ein Reiseverbot erteilt. Homeoffice so weit wie möglich. Das versteht sich von selbst.

War die Pandemie-Phase für viele Manager auch ein Erkenntnisgewinn?



Ja, sicher. Besprechungen mit Mit­arbeitern per Video, ohne viel Papier, direkte Kommunikation. In vielen Unterneh­men wurde deutlich, dass nicht die physische Präsenz im Büro zählt, sondern das Erreichen vereinbarter Zahlen und Ziele. Chefs können ja während einer Pandemie nicht mehr so einfach durch die Firma gehen und prüfen, ob alles gut läuft. Kennzahlen und Reports bekommen dadurch eine größere Bedeutung. Selbst unsere vielen Außendienstler, die längst Gebietsmanager mit vielfältigen Aufgaben sind, haben verinnerlicht, dass direkte Kundengespräche im Netz sehr wohl eine erfolgreiche Form der Kommunikation sein können. Aber auch da gilt der Grundsatz, die Philosophie des Unternehmens mit Überzeugung und Leidenschaft, mit ehrlicher Emotion rüber­zubringen.

…und man muss die richtigen Fragen stellen können.

Richtig. So beim Tässchen Kaffee zu fragen, wo drückt der Schuh, reicht heute nicht mehr. Ich muss zuhören können, ja, aber ich muss dem Kunden heute gerade in der digitalen Kommunikation unmittelbar einen Nutzwert anbieten können.

Als Vertriebler mit Leib und Seele, der so aus Ihnen spricht: haben Sie selbst noch persönlichen Kundenkontakt?

Zu wenig. Ich habe mir für 2023 fest vorgenommen, wieder viel mehr draußen zu sein. Aber die neue Zeit bietet halt neue Möglich­keiten. Wir sprechen ja jetzt hier auch über TeamViewer.

„Keine Marketingfloskel – das ist unsere DNA!“

Wir sind Amann Girrbach. Wir setzen Maßstäbe. Ist das „mir san mir“?

Wir alle in der Unternehmensgruppe setzen neue Maßstäbe in der digitalen Zahntechnik. Als Pionier in der Dentalen CAD- und CAM-Technologie sind wir einer der führenden Innovatoren und bevorzugten Full-Service-Anbieter in der digitalen Zahnprothetik. Wir sind selbstbewusst genug, zu sagen: mit unserem hohen Maß an Entwicklungskompetenz und Engagement für die Kundenorientierung schaffen und verbreiten wir anspruchsvolle System­lösungen für die zukünftige Praxis von Vorarlberg und Pforzheim in die Welt. Möglich ist das durch die Innovationen und exzellenten Produkte, die im Headquarter in Österreich entwickelt und produziert werden. Der Standort in Pforzheim steht für effizienten Direkt­ver­trieb, für Support- und Trainingsfunktionen sowie Logistik und Verwaltung. Das mag sich anhören wie eine wohlfeil formulierte Marketingfloskel, aber das ist unsere DNA.

Journalisten haben bekanntlich zwei linke Hände. Mir ist es jüngst nur mit Hilfe eines Youtube-Filmchens gelungen, den neuen Staubsauger in Funktion zu bringen. Zeigen Sie Ihren Kunden auch im Internet, wie es geht?

Shorts wie bei Youtube, also kurze Infovideos, spielen bei uns eine große Rolle. Sei es zu technischen Fragen, zur Bedienung von Produkten und vielem mehr. Das betreiben wir fast schon exzessiv. Quasi im Umkehrschluss haben wir auch unser Kurszentrum in Pforzheim komplett renoviert, unser Trainerteam kundenorientiert qualifiziert.

Analogie im Digitalzeitalter?

Wer bei uns neu einsteigt und beispielsweise ein Ceramill CAD/ CAM-System erwirbt, für den ist ein Basic-Training von drei Tagen hier vor Ort obligat. Wir würden niemanden sagen, „Plug and Play“ es wird schon klappen. Nein, das geht schief. Siehe Staubsauger!

Mit welchem Konzept ist die Amann Girrbach Akademie unterwegs?

Es geht heute nicht mehr als E-Learning „ja oder nein“, sondern ob man es sich leisten kann, diesem Trend nicht zu folgen. Die Akademie hat eine komplett digitale Lösung des Know-how-Transfers entwickelt. Digitale Herstellung von Zahnersatz auch digital vermitteln – eine Anforderung, der wir im internationalen Markt gerecht geworden sind. Sie können sich quasi alles herunter­laden, wie man so schön sagt.

Rückt die Feminisierung der Medizin, insbesondere der Zahnmedizin, den Aspekt der „Work-Life-Balance“ wirklich so dominierend in den Vordergrund?

Wir alle wissen ja: viele zukünftige Zahnärztinnen planen keine klassische Einzelpraxis zu haben. Da das Thema Prothetik im zahnmedizinischen Studium ja nicht mehr diese Rolle spielt, wird aller­spätestens die nächste Generation Zahnärztinnen und Zahnärzte verstärkten zahntechnischen Support benötigen und aktiv einfordern. Das ist doch die Perspektive für die Zahntechnik in Deutschland.

Fräszentrum in Shanghai kann nicht vor Ort sein

Hat die Zukunft schon begonnen?

Ja, für Labore mit kompetentem Außendienst, mit Mitarbeitern, die auch am Stuhl stehen können. Das muss in Zukunft möglich sein, wenn es beispiels­weise darum geht, eine komplexe Implantat-Konstruktion zu verschrauben. Das muss die Zahntechnik dürfen können. Beide Spezia­listen zum Wohle des Patienten im mitein­ander!

Aber das wird einigen Zahnärzten nicht unbedingt gefallen?

Mag sein. Die Zeit, „Ich bin der Doktor, ich weiß das besser“ ist eigentlich schon vorbei. Am Ende des Tages wird es so sein, dass Zahnmedizin und Zahntechnik gerade auf digitaler Ebene auf Augenhöhe agieren werden müssen. Da sind wir uns sicher.

Was macht Sie so sicher?

Wenn die Praxis um die Ecke einen Intraoralscanner einsetzt, werden die Patienten ihrem Zahnarzt Fragen stellen. Die Praxis kommt am Thema Digitalisierung nicht mehr vorbei. Die Zahntechnik ist digital gut aufgestellt. Wir sagen unseren Kurs­teilnehmern im Rahmen dieser Thematik, zeigt euren Zahnärztinnen und Zahnärzten, wie der Workflow zwischen Praxis und Labor funktioniert oder funktionieren kann. Die Sorge war ja, der Scanner könnte die Zahntechnik aus der Wertschöpfungskette nehmen. Aber ein Fräszentrum in Shanghai oder München kann dem Zahnmediziner vor Ort keine Unterstützung anbieten.

Sie persönlich, wozu nehmen Sie sich Zeit?

Ich entspanne am besten beim Kochen. Ich gehe mit meiner Partnerin gern wandern. Was ich wieder lernen musste, weil ich es lange nicht gemacht habe, ist Urlaub. Keine Selbstironie. Und ich versuche im nächsten Sommer viel Tennis zu spielen. E-Bike macht im Taunus ja auch Sinn. Fußball ist am Rande auch noch ein Thema.

Haben Sie aktiv gekickt?

Ja, 40 Jahre lang. War ein brauchbarer Torwart bis in die Landesliga. Das letzte Spiel habe ich mit 51 Jahren in der B-Klasse gemacht.

Sie haben eine Tochter und drei Söhne. Kicken die auch?

Ja, Fußball ist das Ding in der ganzen Familie. Der jüngste Sohn studiert in Barcelona Sportwissenschaften in Verbin­dung mit dem FC Barcelona. Mit 21 Jahren ist er aber schon über das Alter hinaus, als Fußballer entdeckt zu werden.

Interessant. Wie muss man sich ein Studium bei Barca vorstellen?

Da geht es um Sportmanagement. Da werden Manager und Spielerberater quasi herangezogen.

Und welcher Klub treibt bei Ihnen zuweilen den Blutdruck hoch?

Die Wahrheit gebietet es: als gebürtiger Münchener war ich ein junger Bayern-Fan. Meine Eltern waren das auch. Meine Mutter hat mich im roten Trainings­anzug mit drei weißen Streifen in die Schule geschickt. Selbst nach dem Umzug in den Taunus. Da gab es natürlich jede Menge „Holz“. So mit 30 Jahren bin ich dann „übergelaufen“ und letztlich auch meinen Kindern zu Liebe ein Fan von Eintracht Frankfurt geworden. Die ganze Familie liebt den Adler.

Gehen Sie ins Stadion?

Ja, immer wenn wir Karten bekommen – was ja heute in Frankfurt nicht mehr so einfach ist. Wenn es geht, sind wir da. Na klar!

Herr Göllnitz, herzlichen Dank für das Gespräch.

Quelle: DENTAGEN Info 2023/01

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr verehrte Mitglieder und Partner der DENTAGEN,

auch wenn das Jahr 2023 schon wieder Fahrt auf­genommen und schon mehr als einen Monat alt ist, möchte ich zunächst die Gelegenheit nutzen, Ihnen und Ihren Familien im Namen des Aufsichtsrates der DENTAGEN Wirtschaftsverbund eG einen guten Start, Erfolg für Ihre Unternehmungen, Zuversicht in eine friedlichere Zeit und vor allem Gesundheit zu wünschen.

Wie schon im abgelaufenen Jahr wird auch die kommende Zeit einige Herausforderungen an uns stellen, denen es zu begegnen gilt. Sich bloß darauf zu beschränken, alten Zeiten hinterher zu trauern, dürfte im Zuge dessen sicherlich keine gute Antwort sein und würde auch denen nicht gerecht, die in der Vergangenheit Verantwortung über­nommen und alles dafür getan haben, eine Unter­nehmung zukunftsfähig aufzustellen. Erforderlich ist also stets eine auf bewährtes aufbauende und mit neuen Ideen versehene Planung für die Zukunft. Genau diesen Anforderungen stellt sich DENTAGEN.

Zum 1. Januar 2023 konnten wir unseren neuen Vorstand, Herrn Nils Hagenkötter, begrüßen, der sich mit Freude und Elan in seine neue Aufgabe einarbeitet. Große Unterstützung erfährt er hierbei durch unsere Vorstandsvorsitzende Karin Schulz, die nach über 17-jähriger Vorstandsarbeit zum 31.03.2023 die Leitung an Herrn Hagenkötter übergeben und in den wohl verdienten Ruhestand gehen wird. Auch wenn wir großes Verständnis für diese Entscheidung haben, bedauern wir dennoch ihren Entschluss außerordentlich.

Mit Karin Schulz verlieren wir eine Vorstandsvor­sitzende, die mit ungeheurem Einsatz und Erfolg unsere Genossenschaft geleitet hat. Karin Schulz hat auf Bitten des damaligen Aufsichtsrats­vor­sitzenden Karl-Heinz Maurer den Vorstandsvorsitz übernommen, als DENTAGEN nach dem Tod ihres Gründers Peter Eykmann schwere Zeiten zu durch­leben hatte. Obwohl Sie noch neben ihrer Vorstandsposition gemeinsam mit ihrer Mutter in Geseke ein Labor leitete, hat sie sich von der ersten Minute an der neuen Aufgabe mit voller Hingabe gewidmet. Aufgrund ihrer unternehmerischen Gabe, gepaart mit einer über alles erhabenen Ver­bindlichkeit in ihrem ganzen Tun und im Umgang vor allem mit den Geschäftspartnern von DENTAGEN, ist es ihr innerhalb kurzer Zeit gelungen, diese von der Idee der Genossenschaft zu überzeugen und mit diesen gemeinsam neue zukunftsträchtige Geschäftsfelder zu entwickeln, die der DENTAGEN einen bis heute währenden geschäftlichen Erfolg sichern.

Hilfreich war dabei sicherlich auch ihr sportlicher Erfolg als Triathletin, der stets Durchhaltevermögen erforderte und Bewunderung mit sich brachte. Selbst in den pandemischen Zeiten ruhte Karin Schulz nicht, sondern entwickelte gemeinsam mit ihrem Vorstandskollegen Claus-Hinrich Beckmann sowie den Mitarbeitern von DENTAGEN den Online – Marktplatz für zahntechnische Labore, der sich inzwischen in der dentalen Welt einer großen Nachfrage erfreut. Nicht zu vergessen ist schließlich auch ihr ungeheuerlicher Einsatz im Zuge der Planung und Durchführung unseres Neubaus der Geschäftsstelle in Waltrop, die ein schönes und in jeder Hinsicht funktionales Gebäude hervor­gebracht hat.

Liebe Karin, mit Respekt und Anerkennung möchte ich mich bei Dir im Namen des gesamten ehemaligen und derzeitigen Aufsichtsrates für Deine erfolgreiche Tätigkeit als Vorstandsvorsitzende der DENTAGEN von ganzem Herzen bedanken und Dir für den anstehenden Ruhestand alles Liebe und Gute wünschen. Zugleich darf ich Dir und Ihnen, meine Damen und Herren, versichern, dass wir gemeinsam mit dem Vorstand in seiner zukünftig neuen Besetzung alles daran setzen werden, DENTAGEN als verlässlichen Partner seiner Mitglieder und Kooperationspartner, getreu unserem Motto „wer kooperiert, der profitiert“, erfolgreich weiter zu entwickeln.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr Aufsichtsratsvorsitzender
Constantin Vernekohl

Das E-Rezept per Gesundheitskarte soll Mitte 2023 kommen

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Verordnungen auf Papier weiterhin möglich – kaum Akzeptanz für Ausdruck des Codes oder E-Rezept-App

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Das Einlösen von elektronischen Rezepten per elektronischer Gesundheitskarte soll laut Gematik ab Mitte des Jahres möglich sein. „Damit dürfte die Akzeptanz des eRezeptes deutlich steigen, und der stufenweise Rollout kann fortgeführt werden“, so Dr. Thomas Kriedel, Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.
 
Bis auf weiteres können Arzneimittel auf dem rosafarbenen Papierrezept verordnet werden. Wann der bundesweite Rollout des E-Rezepts fortgesetzt werden kann, steht noch nicht fest. „Es wird auf jeden Fall nicht so sein, dass alle Arztpraxen gleichzeitig ab einem bestimmten Stichtag nur noch E-Rezepte ausstellen dürfen“, erläuterte Kriedel. Die KBV habe erreicht, dass die Gesellschafterversammlung der Gematik einer stufenweisen Einführung zugestimmt hat. Zugleich wurden „Erfolgskriterien“ festgelegt. So müssen in den Testregionen mindestens 25 Prozent der Rezepte elektronisch ausgestellt worden seien, um den Rollout auf weitere Regionen auszuweiten.

KVen und KZVen haben ihr Engagement in Testregionen gestoppt

Die bundesweite Einführung des E-Rezepts hatte im September vorigen Jahres in Arzt- und Zahnarztpraxen in Westfalen-Lippe begonnen. In der zweiten Testregion Schleswig-Holstein war der Rollout bei den Ärzten direkt von der Kassenärztlichen Vereinigung nicht mehr unterstützt worden. Nachdem wegen Bedenken des Bundesdatenschutzbeauftragten die Option eGK zur Legitimierung für das Einlösen eines E-Rezepts gestoppt worden war, hatten sich auch die KV und die KZV Westfalen-Lippe aus dem Rollout zurückgezogen.

Das einzig verbliebene Verfahren über die E-Rezept-App der Gematik ist aufgrund technischer Voraussetzungen kaum verbreitet. Versicherte müssen vorher ein aufwendiges Identifizierungsverfahren durchlaufen und brauchen außerdem eine NFC-fähige elektronische Gesundheitskarte (eGK) und eine PIN von ihrer Krankenkasse. Dies stellt für viele Menschen eine Hürde dar und wird dementsprechend kaum genutzt.

Keine Akzeptanz für papiergebundenes eRezept

Demzufolge müssen Ärzte, die das eRezept nutzen und die Verordnungsdaten elektronisch übermitteln, ihren Patienten weiterhin einen Papierausdruck aushändigen. Mit dem darauf aufgedruckten QR-Code kann das Personal in der Apotheke die Verordnung vom Server abrufen.

„Der Papierausdruck des Rezeptcodes stieß bei vielen Ärzten und Patienten auf wenig Akzeptanz, was uns nicht überrascht hat“, sagte Kriedel und fügte hinzu: „Das Label ‚digital‘ allein reicht eben nicht aus, wenn weiterhin Papierausdrucke nötig sind.“ Digitale Anwendungen müssten für alle einfach nutzbar sein.

Gematik passt Spezifikationen auf eGK an

Dass Patienten auch mit ihrer elektronischen Gesundheitskarte E-Rezepte in den Apotheken einlösen können, hatte die Gesellschafterversammlung der Gematik im August 2022 beschlossen. Der Bundesdatenschutzbeauftragte hatte allerdings gegen das eGK-Verfahren Einwände geltend gemacht. Die Gematik passt nun die Spezifikation des E-Rezepts an, sodass die Gesundheitskarte zum Einlösen von Medikamenten datenschutzkonform eingesetzt werden kann. Dies soll frühestens ab Mitte des Jahres möglich sein.

Jede Praxis kann jetzt schon testen

Vertragsärztinnen und Vertragsärzte, die technisch und organisatorisch in der Lage sind, können aber schon jetzt E-Rezepte ausstellen. So laufen die im September begonnenen Tests in rund 250 Arztpraxen in Westfalen-Lippe weiter. Interessierte Vertragsarztpraxen sollten sich eng mit ihrem Softwareanbieter abstimmen. Vonseiten der Ärzte- und Zahnärzteschaft wird das Hin und Her beim E-Rezept bereits seit langem immer wieder kritisiert. So bezog zuletzt die Verteterversammlung der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung dazu Stellung und forderte in einem Beschluss, den Rollout zu stoppen, bis eine sichere und auch massentaugliche Lösung zum Einlösen der Rezepte verfügbar ist.

CompuGroup bietet in Arzt-PVS Lösung mit Clickdoc

Die CompuGroup Medical hat Anfang Januar 2023 angekündigt, in ihrer digitalen Anwendung Clickdoc jetzt auch eine einfache Lösung zur Übermittlung elektronischer Rezepte anzubieten. Über die digitale Kommunikationsplattform werden bereits seit Jahren digitale Lösungen für Online-Terminbuchungen, Terminerinnerungen und Videosprechstunden angeboten. „Ab sofort erleichtert Clickdoc die Übermittlung und das Einlösen von E-Rezepten. Mit dem CLICKDOC E-REZEPT können Ärzte den Zugriff auf elektronische Rezepte (E-Rezepte) zukünftig sicher, einfach und kostenfrei direkt aus der Praxissoftware übermitteln. Patienten werden per SMS oder E-Mail über das E-Rezept informiert und können digital mit dem Smartphone oder per Computer auf das E-Rezept zugreifen“, heißt es.

„CLICKDOC E-REZEPT“ sei auf dem Smartphone immer zur Hand und ermöglicht ein einfaches barrierefreies Einlösen. „Dafür ist weder eine App noch eine Registrierung notwendig. Der Patient kann das E-Rezept ganz einfach in der Apotheke vor Ort durch Vorzeigen des E-Rezept-Codes oder auch online einlösen. Die verordneten Medikamente können je nach Angebot der Apotheke auch zur Abholung reserviert oder direkt nach Hause geliefert werden. Zusätzlich ist die Bestellung von OTC-Präparaten, also frei verkäuflicher Apothekenprodukte, möglich“, so die Ankündigung des Koblenzer Unternehmens. Die Anwendung kann aktuell kostenfrei mit den Arzt-PVS CGM ALBIS, CGM M1 PRO, CGM MEDISTAR und CGM TURBOMED von CompuGroup Medical genutzt werden.

Quelle: www.quintessence-publishing.com/deu/de/news/praxis/telematikinfrastruktur/das-e-rezept-per-egk-soll-mitte-2023-kommen

Resturlaub kann rückwirkend eingefordert werden

Zu Jahresbeginn schmieden viele Arbeitnehmer neue Urlaubspläne – Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude. Leider gibt es dabei aber oft Ärger mit den Kollegen oder dem Chef. Um böse Überraschungen zu vermeiden, informiert Michaela Rassat, Juristin der Ergo Rechtsschutz Leistungs-GmbH, über die gesetzlichen Vorgaben für Arbeitnehmer und die Rechte, die sie bei Resturlaub haben.

Wie viel Urlaub bekommen Arbeitnehmer?

Zum Ausgleich des oft stressigen Joballtags haben Arbeitnehmer einen gesetzlichen Anspruch auf freie Tage. „Nach dem Bundesurlaubsgesetz stehen ihnen bei einer 5-Tage-Woche jährlich 20, bei einer 6-Tage-Woche 24 Urlaubstage zu“, erläutert Rassat. In Tarif- und Arbeitsverträgen können aber auch großzügigere Regelungen – häufig 30 Urlaubstage – festgelegt sein. Bei Teilzeitbeschäftigten und Minijobbern kommt es auf die Anzahl der Arbeitstage an: Ihr Anspruch verringert sich anteilig, je nachdem, wie viele Tage sie arbeiten. Übrigens: „Kommt bei der Berechnung eine Zahl mit Nachkommastelle heraus, müssen Arbeitgeber ab einem halben Urlaubstag aufrunden“, so die Juristin. Bei Kurzarbeit „Null“ oder Elternzeit dürfen sie den Urlaubsanspruch kürzen.

Muss der Chef den Urlaub genehmigen?

Wer Urlaub beantragt, muss diesen genehmigt bekommen, solange keine dringenden betrieblichen Gründe dagegensprechen. „Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn sich die Auftragslage überraschend erhöht oder viele Mitarbeiter krankheitsbedingt ausfallen“, informiert Rassat. Neue Mitarbeiter, die sich noch in der Probezeit befinden, erwerben mit jedem Monat einen Anspruch auf ein Zwölftel des Jahresurlaubs, erst nach sechs Monaten dürfen sie dann den vollen Urlaub beantragen. Ist der Urlaub einmal genehmigt, kann der Arbeitgeber ihn nur in einem echten Notfall zurücknehmen, zum Beispiel, wenn bei Abwesenheit des Mitarbeiters der Betrieb nicht mehr weiterlaufen könnte. „Wer seinen Urlaub ohne Genehmigung vom Chef einfach antritt, dem droht eine fristlose Kündigung“, ergänzt die Rechtsexpertin.

Wer kommt zuerst dran?

Doch welche Regelungen gelten, wenn mehrere Arbeitnehmer gleichzeitig freinehmen wollen? „Urlaub bekommt häufig derjenige, der ihn zuerst beantragt“, erklärt Rassat. Um Streitigkeiten zu vermeiden, empfiehlt die Ergo-Juristin, Urlaubswünsche vorab mit den Kollegen abzusprechen und eine faire Lösung für alle zu finden. Ist eine Einigung zwischen den Mitarbeitern nicht möglich, muss der Arbeitgeber nach sozialen Kriterien entscheiden, wer den Urlaub bekommt. Das bedeutet: „Wer zum Beispiel lange keinen Urlaub hatte oder aufgrund einer Krankheit besonders dringend Erholung benötigt, hat Vorrang“, weiß Rassat. Aber auch schulpflichtige Kinder oder die Frage, wer in den vergangenen Jahren zu welchem Zeitpunkt frei hatte, können eine Rolle spielen.

Resturlaub: Aktuelles Urteil stärkt Rechte von Arbeitnehmern

Manche Arbeitnehmer haben ihren Urlaub nicht aufgebraucht und starten daher mit Resturlaub ins neue Jahr „Hier hat sich die Rechtslage zugunsten der Arbeitnehmer geändert. Der Urlaubsanspruch aus dem alten Jahr verfällt nun nicht mehr automatisch“, informiert die Rechtsexpertin. „Laut einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts vom 20. Dezember 2022 müssen Arbeitgeber ihre Beschäftigten rechtzeitig dazu auffordern, den Resturlaub zu nehmen und sie ausdrücklich darauf hinweisen, dass er sonst verfällt. Tun sie das nicht, bleibt der Urlaubsanspruch unbegrenzt bestehen.“ Arbeitnehmer haben nun sogar die Möglichkeit, Urlaubsansprüche aus vergangenen Jahren rückwirkend geltend zu machen, wenn sie ihr jetziger oder ehemaliger Arbeitgeber nicht auf das drohende Verfallen des Urlaubs hingewiesen hat.

Dürfen sich Arbeitnehmer Urlaub auszahlen lassen?

Auch wenn es für einige Mitarbeiter verlockend ist, das Gehalt durch eine Auszahlung der Urlaubstage aufzubessern, ist das rechtlich nicht möglich. Denn die ausreichende Erholung des Arbeitnehmers ist dadurch nicht mehr gewährleistet. „Bei einer Beendigung des Arbeitsverhältnisses kann es allerdings vorkommen, dass der Mitarbeiter seinen Resturlaub nicht mehr antreten kann. Unter diesen Umständen kann eine Abgeltung der restlichen Urlaubstage möglich sein“, informiert Rassat.

Quelle: dzw.de/resturlaub-kann-rueckwirkend-eingefordert-werden?

PCO: Knochen-Biomarker deuten auf Parodontitis-Risiko

DGP – Das Polyzystische Ovarien Syndrom (PCOS) und chronische Parodontitis (CP) sind beides entzündliche Krankheiten, die teilweise auch gemeinsam auftreten. Erhöhte Entzündungswerte können sich zudem auf die Knochengesundheit auswirken, weshalb in dieser Studie der Zusammenhang zwischen Biomarkern der Knochengesundheit und chronischer Parodontitis in PCOS-Patientinnen analysiert wurde.

Das Polyzystisch Ovarien Syndrom (PCOS) verursacht unter anderem einen erhöhten Entzündungswert, genau wie die chronische Parodontitis (CP), eine wiederkehrende Entzündung des Zahnfleischs. Treten dies Krankheiten zusammen auf, kann es durch den erhöhten Entzündungswert auch zu einem erhöhten Knochenumsatz und verringerter Knochendichte kommen. Den bisher unbekannten Zusammenhang untersuchten die Autoren dieser Studie.

Patientinnen mit PCOS, PCOS und CP sowie nur CP wurden mit gesunden Frauen verglichen

Je 40 Patientinnen mit PCOS, mit CP, mit PCOS und CP sowie 20 gesunde Patientinnen zwischen 18 und 30 Jahren wurden untersucht. Dabei wurden sie auf Parodontitis untersucht, zusätzlich wurde der Knochenumsatz (CTX), die Mineralisierung der Knochen (ALP), die Knochenmineraldichte (BMD) und Vitamin D als Maß für die Knochenstabilität gemessen.

Patientinnen mit PCOS und CP hatten schlechtere Knochenqualität

Eine niedrige Knochenmineraldichte (BMD = 0,89 +/- 0,11 g/cm2), ein erhöhter Knochenumsatz (CTX = 2,76 +/- 4,64 ng/ml) verringerte Mineralisierung des Knochens (APL = 11,09 +/- 6,86 ng/ml) und erhöhte Vitamin D-Werte 289,01 +/- 168,28 nmol/l) sowie ein schlechter Zustand des Zahnfleischs waren bei Patientinnen mit PCOS und CP zu beobachten. Die Knochenmineraldichte in Oberschenkelknochen (12,7 %) und Wirbelsäule (21 %) stand in allen Gruppen mit den übrigen Parametern in Zusammenhang.

Erhöhte Entzündungswerte durch Parodontitis erhöhte den Knochenumsatz und verringerte die Mineralisierung und die Mineraldichte der Knochen bei Frauen mit PCOS. Frauen mit PCOS auf Zahnfleischentzündungen zu untersuchen und umgekehrt, könnte demnach einen Einfluss auf die Gesundheit der Knochen und deren erfolgreiche Behandlung haben.

Quelle: DeutschesGesundheitsPortal / HealthCom

Welche gesetzlichen Kassen bezuschussen die professionelle Zahnreinigung?

Welche gesetzlichen Krankenkassen be-teiligen sich an den Kosten einer professionellen Zahnreinigung (PZR) – oder übernehmen diese unter Umständen sogar vollständig? Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) hat heute die Er-gebnisse ihrer jährlichen Umfrage zu entsprechenden Leistungen der Kostenträger veröffentlicht.

Dabei kam heraus: Viele Kassen gewähren teilweise erhebliche Zuschüsse pro Jahr oder Termin in der Praxis und unterstützen damit Versicherte bei der wichtigen Zahn- und Mundhygiene. Ein Großteil der Krankenkassen gewährt einen Zuschuss unabhängig davon, in welcher Zahnarztpraxis die PZR durchgeführt wird. In solchen Fällen können Patientinnen und Patienten in der Praxis ihrer Wahl die bezuschusste Leistung in Anspruch nehmen.

Einige Angebote von Kassen basieren allerdings auf sogenannten Selektivverträgen: In diesen Fällen erhalten Versicherte den Zuschuss nur dann, wenn ihre Zahnärztin oder ihr Zahnarzt mit der Kasse einen entsprechenden Vertrag geschlossen hat. Falls nicht, müssen Patienten für die Bezuschussung eine von der Krankenkasse vorgegebene Praxis aufsuchen oder auf den Zuschuss verzichten. Solche Einschränkungen der freien Zahnarztwahl bewertet die KZBV kritisch.

Die aktuellen Ergebnisse der KZBV-Umfrage zur PZR können kostenlos abgerufen werden. Praxen erhalten die Informationen zudem in Kürze als tabellarische Übersicht in Ausgabe 22 der „Zahnärztlichen Mitteilungen“, die am 1. Dezember 2022 erscheint.

An der Erhebung haben sich erneut zahlreiche Kassen beteiligt und standardisierte Fragen zu ihren PZR-Leistungen beantwortet. Gefragt wurde etwa, ob der Kassenzuschuss die Abrechnung nach der Gebührenordnung für Zahnärzte deckt.

Die PZR ist eine Intensivreinigung der Zähne mit dem Ziel, möglichst alle Beläge auf den Zahnoberflächen und insbesondere der Zahnzwischenräume zu entfernen. Zudem können Verfärbungen auf Zahnoberflächen beseitigt werden, die etwa durch Tee, Kaffee oder Nikotin entstehen. Die Behandlung wird mithilfe verschiedener Spezialinstrumenten und Geräten wie zum Beispiel Ultraschall durchgeführt.

Mit einer fluoridhaltigen Paste werden anschließend die Zähne poliert sowie überstehende Kronen- sowie Füllungsränder geglättet. Zuletzt werden Gele oder Lacke mit Fluorid auf die Zähne aufgetragen. Das härtet den Zahnschmelz.

So kann Karies effektiv vorgebeugt und zugleich das Aussehen der Zähne verbessert werden. Die Bakterienreduktion ist zudem ein wichtiger Beitrag zur Vorbeugung der Volkskrankheit Parodontitis, der chronischen Entzündung des Zahnhalteapparats.

Durch gewöhnliches Zähneputzen zuhause werden nicht alle Zahnflächen erreicht. Aber auch auf Flächen, die bei der täglichen Zahnpflege nur schwer erreicht werden, bilden sich bakterielle Beläge. Daher ist die PZR grundsätzlich für jede Patientin und jeden Patienten als Präventionsleistung empfehlenswert.

Besonders profitieren Patienten mit Zahnersatz, festsitzenden Spangen oder mit Entzündungen des Zahnfleischs. Aber insbesondere auch ältere Menschen oder Patienten mit körperlichen Einschränkungen, deren manuelle Fertigkeiten bei der Mundhygiene eventuell eingeschränkt sind, haben von einer PZR Vorteile. Diese unterstützt die tägliche Zahnreinigung, ersetzt diese aber nicht.

Für Patienten, bei denen eine Parodontitis bereits behandelt wurde, ist die regelmäßige professionelle Entfernung der Zahnbeläge eine wichtige Maßnahme, um den Behandlungserfolg zu sichern.

Frequenz, Kosten, Beratung

Wie oft eine PZR durchgeführt werden sollte, hängt vom individuellen Risiko der Patientin oder des Patienten ab. Gibt es bereits Entzündungen am Zahnfleisch? Tritt häufiger Karies auf?

Wie massiv sind Zahnbeläge? Meist reicht eine PZR zweimal pro Jahr aus. Wie oft eine PZR sinnvoll ist, empfiehlt die behandelnde Zahnärztin oder der behandelnde Zahnarzt im konkreten Fall.

Auch Fragen und Tipps zur Mundhygiene sind Pflichtprogramm bei einer PZR. Alles was für Patienten individuell wichtig ist, wird in der Praxis besprochen. Die Behandlung sorgt also nicht nur für ein strahlendes Lächeln.

Sie ist vielmehr elementarer Bestandteil eines präventionsorientierten Gesamtkonzepts zur Vermeidung und Therapie von Karies und Parodontitis. Die PZR ist keine regelhafte Leistung der Gesetzlichen Krankenversicherung.

Die Kosten einer PZR hängen vor allem vom Aufwand und der Zahl der Zähne ab, die gereinigt werden müssen. In der Regel dauert die Behandlung etwa 45 Minuten, manchmal aber auch 60 Minuten und länger.


Herkunft: Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV)

Quelle: www.zmk-aktuell.de/marktplatz/gesellschaftenverbaende/story/welche-gesetzlichen-kassen-bezuschussen-die-professionelle-zahnreinigung

Fabian Rager

Eines der größten Containerschiffe der Welt liegt quer im Suezkanal und in Augsburg liegen die Nerven blank. Über die „Ever Given“, über krisenfeste Lieferketten, über Fairness bei der Wertschöpfung in der Zahntechnik, über den Kampf der Branche mit ansteigendem Fachkräftemangel, über Vertrauen als elementarem Wert im Business, über den hohen Anspruch, ein Schrittmacher in der Branche zu sein, über intensive Jahre in der Augenoptik und die Rückkehr in eine Dentaldynastie, in ein etabliertes Familienunternehmen mit fünf Jahrzenten Erfahrung, über innovatives Denken beim Feierabendbier, über die eigene kleine Familie und ein bisschen Freizeit sprach Journalist Bernd Overwien für „DENTAGEN INFO“ mit Fabian Rager (32), Leiter Marketing und Vertrieb CADdent® und Inhaber der MINDFAB GmbH in Augsburg.

Herr Rager, als Sie in den Nachrichten gehört haben, dass im Suezkanal ein Container-Jumbo auf Sand gelaufen ist, sind da sofort alle Alarmglocken angegangen?

Nein, nicht sofort. Wir hatten Zirkon in China geordert. Die Nachverfolgung der Liefer-Dokumentation haute uns natürlich vom Stuhl. Die Ware im Wert von einer Viertelmillion war tatsächlich auf der „Ever Given“.

Dachten Sie da eher an das Ausbleiben der Lieferung oder an eine Haftungs­beteiligung der Ladungseigentümer an den Bergungskosten?

In einer solchen Situation geht einem viel durch den Kopf. Es gibt da so ein altes Havariegesetz, wonach der Eigentümer der Ladung mit in die Haftung genommen werden kann, wenn es darum geht, ein Schiff vor dem Sinken zu retten.

Allein an der „Ever Given“ dürften um die zehntausend Parteien beteiligt gewesen sein, schätzt Dr. Julia Hörnig, Expertin für internationales Transportrecht an der Uni Rotterdam. 150 Schiffe wurden wochenlang an der Weiterfahrt durch den Suezkanal gehindert. Kann man sich den finanziellen Schaden überhaupt vorstellen?

Nein. Allein auf der Ever Given waren 20.000 Container mit einer Größe von 20 Fuß. Einen Container teilen sich rund 20 Ladungseigner. Durch solche Zahlenberge mussten wir aber nicht durch, denn wir waren durch Incoterms abgesichert.

Was sind Incoterms?

Das sind standardisierte Liefer­klauseln. Sie umfassen als vertrag­liche Vereinbarungen zwischen Verkäufer und Käufer alle Aufgaben, Risiken und Kosten, die mit dem Warenverkehr verbunden sind und gelten als die wichtigsten Handelsbedingungen weltweit. Bei Störungen der Lieferketten trägt der Versender die Kosten.

Ist die Ware eigentlich noch in Augsburg angekommen?

Ja, mit einem halben Jahr Verspätung. Unbeschädigt. Wir hatten im Übrigen während der Bergungszeit neu in China geordert und die Ware per Flugzeug transportieren lassen. Das war sehr kostspielig, aber für uns nicht anders machbar.

Hat die spektakuläre Havarie dazu geführt, dass CADdent® das Asien-Geschäft generell überdenkt?

Wir hatten zwar parallel immer zwei Lieferketten aus Asien, aber unser Hauptthema Zirkon hatten wir zum über­wiegenden Teil schon aus Asien nach Deutschland zurückgeholt. Warum überhaupt Asien? Nun, um beispielsweise PMMA-Kunststoff „kassengerecht“ in Deutschland anbieten zu können, war China damals die erste Wahl. Jetzt sind weiter dabei, auch PMMA in die EU zu holen. Die Gescheh­nisse rund um die „Ever Given“ haben sicher den Prozess beschleunigt, zukünftig weitest­gehend krisenfeste Lieferketten zu haben.

„Unsere gesamte Branche lebt nicht von den Akademikern, sondern von Handwerkern und der klassischen Berufsausbildung.“

Beim Thema Fachkräftemangel haben Sie sich erstaunlich klar positioniert. Auch politisch. Prägt der Mangel bereits die ganze Branche?

Ja. Wer viele Kundengespräche führt, weiß das. Es muss in Deutschland attraktiver werden, eine Ausbildung zu machen. Angefangen beim Image, der Anerkennung in der Gesellschaft bis hin
zur bildungspolitischen Lenkung…

…was bedeutet?

…auch eine gezielte und durchdachte Einwanderungspolitik zu machen, einhergehend mit einer zielgenauen Bildungspolitik.



Ich bin Jahrgang 1952. Ich kenne nur: Meinen Kindern soll es besser gehen. Gilt das für kommende Generationen nicht mehr?

Ich kenne das auch und es ist menschlich. Aber den Nachwuchs fast ausschließlich auf den akademischen Weg zu führen, ist falsch und führt zu geringen dualen Ausbildungszahlen. In allen Branchen. Resultat: Fachkräftemangel.

Nach dreieinhalb Jahren anspruchs­voller Ausbildung zur Zahntechnikerin oder zum Zahntechniker dann mit 2.300 € Brutto nach Hause zu gehen – ist das attraktiv?

Nein. Das geht überhaupt nicht. Wir haben bei uns immer schon über Mindestlohn gezahlt. Zufriedene Mitarbeiter – und da ist die finanzielle Honorierung ein wichtiger Aspekt – sind das größte Kapital eines Unternehmens. Eine Binse, dennoch wahr. Menschen, die morgens gern an ihren Arbeitsplatz kommen und sich in ein Team einbringen, sind auch kritikfähig gegenüber dem Unternehmen und sich selbst gegenüber.

Niemandem in der Branche ist verborgen geblieben, dass Ihre Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich sind. Was ist aus Ihrer Unternehmensvision geworden, erster Ansprechpartner für mehr Wertschöpfung in der Zahntechnik zu sein?

Das ist der Grundstein. Die Vision lebt jeden Tag. Hört sich nach gutem Marketing an, nicht wahr? Es ist aber so. Wir hatten schon in der Pandemie volle Lager, dann kam der Anstieg der Inflation. Wir haben den Vorteil des frühen Einkaufs an unsere Kunden weiter­gegeben. Ein so genannter Übergewinn, wie von zahlreichen Konzernen generiert, kam für uns nicht in Frage. Erst als die Lager leer waren, mussten wir neu kalkulieren.

Auch in Zukunft?

Unsere Kunden vertrauen uns. Das hat unsere Familie in fünf Jahrzehnten aufgebaut. Alle unsere Kunden sind genaue Marktbeobachter. Deshalb können sie sich darauf verlassen, dass wir nur das weiter­geben, was ökonomisch notwendig ist.

Wie kam es zur Partnerschaft mit der DENTAGEN?

Heinz Schiller! Er hat ein gutes Ver­hältnis zu vielen DENTAGEN-Mitglieds­betrieben und war überzeugt: von den Unternehmensphilosophien her passen die gut zusammen. Die DENTAGEN bietet ihren Mitgliedern die Möglichkeit zu optimierten Prozessen. Das machen wir ja auch. Zudem hat die DENTAGEN sehr gute Erfahrungen mit familiengeführten Unternehmen gemacht. Nehmen Sie Flussfisch in Hamburg.

Was bieten Sie auf dem Marktplatz an?

Unser Portfolio ist ja überschaubar und den allermeisten Laboren ein Begriff.

„Schrittmacher in der Dentalwelt“ hat eine Fachzeitung über ihr Haus geschrieben. Das immer wieder zu beweisen, ist schon sportlich. Können sie das?

Eine solche Frage, ist eine Steilvorlage für einen Marketingmenschen. Nein, alle Alleinstellungsmerkmale und Inno­vationen lassen sich auf unseren Webseiten nachlesen. Aber auf unser neues Polier­konzept möchte ich schon hinweisen. Das einzige automatisierte System, das in der Regel bessere Ergebnisse erzielt, als beim Polieren mit der Hand. Eine Poliermaschine wird in Zukunft so selbstverständlich im Labor stehen, wie ein Scanner oder eine Fräse. Da sind wir uns sicher.

„Wer Augenoptik gelernt hat, schaut auch genau hin!“

Wird es demnächst Brillengläser und Hörgeräteakustik aus Ihrem Unter­nehmen MINDFAB geben?

Oh, da hat jemand meine Vita genau gelesen und spekuliert nun munter drauf los.

Aber ganz grundsätzlich: Wie kommt ausgerechnet ein Rager-Sprössling dazu, Augenoptiker zu werden?

Bei uns zu Hause gab es jeden Tag das Thema Zähne. Selbst Weihnachten. Da habe ich mir gedacht, „Fabian, du machst was anderes“.

Brille: Fielmann?

Genau. Da habe ich einen interessanten Handwerksberuf gelernt, habe später meinen Meister gemacht. Eigentlich wollte ich ja ein Fielmann-Geschäft übernehmen oder mich selbstständig machen, aber dann ging es über München in die Brillen­glas-Industrie. Da spielst du dann in der „Bundesliga der Augenoptik“.

Bayern oder eher doch FC Augsburg?

Ich dachte, Fußball kommt zum Schluss. Nein, wenn man bei Essilor im Außendienst ist, dann schon eher Bayern. Denn dieses Unternehmen hat es sich zur Aufgabe gemacht, Lösungen zur Korrektur und zum Schutz der Sehkraft der 7,7 Milliarden Menschen weltweit bereitzu­stellen. Eine unfassbare Dimension.

Haben Sie diesbezüglich nicht doch über eine Innovation in ihrem eigenen Unternehmen nachgedacht?

Natürlich. Am besten kann man bei einer Flasche Feierabend-Bier so mit sich selbst brainstormen. Und da sind mir doch die Schnittstellen zwischen Zahn­technik, Augenoptik und Hörgeräteakustik sichtbar geworden. Jetzt haben wir den 1. März 2023 als Start für eine Angebots­erweiterung der MINDFAB ins Auge gefasst. Schau’n mer mal.

Sie sind vor vier Jahren auf Wunsch Ihres Vaters ins Familienunternehmen zurückgekehrt. Ihr Vater hat seinen „Sechzigsten“ gefeiert und angekündigt, sich zurückziehen zu wollen. Werden Sie und Ihr jüngerer Bruder die Verantwortung für das Gesamtunternehmen übernehmen. Ihre Schwester lebt ja in den USA?

In Zukunft schon. Jetzt ist es so, dass die Zahntechnikermeister Manfred Goth und eben unser Vater Roland Rager noch in der Verantwortung stehen. Und das ist ein optimaler Prozess für uns. Friendly turn over. Unsere Schwester hat inzwischen ihre Heimat in Nordamerika.

Ihr jüngerer Bruder ist Zahntechniker?

Nein. Er hat, wie unser Vater, eine besondere, sagen wir, digitale Affinität. Ein exzellenter Programmierer. Er macht in unseren Unternehmen in diesem Bereich einfach alles. Für mich muss ein PC immer laufen und wenn er das nicht tut, habe ich schlechte Laune.

Sie sind Vater von zwei Töchtern. Mit Ihrer Ehefrau Milena drei Mädels im Haus. Wie ist das?

Schön ist das. Eine Tochter ist schon Zweidreiviertel und die Jüngste gerade vier Monate.

Oha, da sind die Nächte ziemlich kurz oder?

Nun, meine Frau, die ich im Übrigen vor zehn Jahren beim „Wegge­hen“ kennengelernt habe….

…beim „Weggehen“ – wovon?

…ja, auf einer Party halt, sagt man so bei uns. Nun, ich darf um 7 Uhr in der Früh‘ mit meiner älteren Tochter aufstehen. Und bis zur Kita um Acht kann ich auch schon mal ein paar Mails checken…

…aus China…?

…auch aus China!

Für Hobbys bleibt wenig Zeit, spielen Sie noch Fußball?

Nein. Ich habe mal beim TSV Diedorf gekickt. Da gab es viele, die besser waren. Einige sind beim FCA gelandet.

Sind Sie ein Fan des FC Augsburg?

Natürlich. FCA und …….Bayern München.

Na ja, Sie sind ja bayrischer Schwabe, da üben wir mal Nachsicht. Schönen Gruß von der Stadtgrenze Dortmund.

Herr Rager, herzlichen Dank für das Gespräch.

Quelle: DENTAGEN Info 2022/04

Selbst sterilisierender Kunststoff tötet Coronaviren

Wissenschaftler haben einen virusabtötenden Kunststoff entwickelt, der die Ausbreitung von Krankheitserregern im Medizinsektor erschweren könnte. Die Folie sterilisiert sich mithilfe von Licht selbst gegen Viren.

Forscher der Queen‘s Universität in Belfast haben eine abbaubare Kunststofffolie mit einer selbst sterilisierenden Beschichtung entwickelt, die Viren durch die Absorption von UV- und Fluoreszenzlicht abtöten kann. Laut den Wissenschaftlern ist die von ihnen entwickelte Kunststofffolie kostengünstig und könnte zu Schutzkleidung verarbeitet werden.

Wirkung zeigt sich bereits nach wenigen Minuten

Die Forscher testeten die Folie auf ihre antivirale Aktivität mit vier verschiedenen Viren – zwei Stämme des Influenza-A-Virus, ein hochstabiles Pikornavirus namens EMCV und SARS-CoV-2, das Virus, das COVID-19 verursacht –, indem sie sie entweder UVA-Strahlung oder dem Licht einer kaltweißen Leuchtstofflampe aussetzten. Sie fanden heraus, dass der Film alle Viren abtötet, sogar in einem Raum, der nur mit weißen Leuchtstoffröhren beleuchtet ist.

Zu den Anwendungen für die Folie sollen Produkte wie Einwegschürzen, Tischtücher und Vorhänge in Krankenhäusern gehören. Die Forscher ergänzen in ihrer Schlussfolgerung außerdem, dass die Folie zu einer erheblichen Verringerung der Übertragung von Viren im Gesundheitswesen sowie in anderen Bereichen führen könnte, in denen Kunststofffolien verwendet werden, z. B. in der Lebensmittelproduktion.

Ersatz für Einwegfolien

Prof. Andrew Mills, einer der Hauptautoren, kommentiert: „Diese Folie könnte viele der im Gesundheitswesen verwendeten Einweg-Plastikfolien ersetzen, da sie den zusätzlichen Vorteil hat, dass sie ohne wirkliche Zusatzkosten selbst sterilisierbar ist. Durch strenge Tests haben wir herausgefunden, dass sie Viren bereits mit Raumlicht abtötet – das ist das erste Mal, dass so etwas entwickelt wurde, und wir hoffen, dass es für die Gesellschaft von großem Nutzen sein wird.“

Teammitglied Dr. Connor Bamford fügt hinzu: „Pathogene Viren wie SARS-CoV-2 und Influenza werden auch in den kommenden Jahren ein globales Problem darstellen. Mit der Entwicklung selbst sterilisierender dünner Kunststofffolien haben wir eine kostengünstige Technologie geschaffen, die die Übertragung dieser gefährlichen Viren im Gesundheitswesen und in anderen Bereichen, in denen sie verwendet werden, erheblich eindämmen könnte.“

Das Projekt wurde vom Engineering and Physical Research Council finanziert, der Teil der britischen Forschungs- und Innovationsbehörde ist.

Quelle: sciencedirect.com

Zur Studie: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1011134422001658?via%3Dihub

Unstatistik des Monats: p-Werte und Placebo-Effekte – wie Globuli wirken

Im September sorgten verschiedene Meldungen zur Sinnhaftigkeit von homöopathischen Behandlungen für heftige Diskussionen. Der Deutsche Ärztetag hat 2022 in Bremen beschlossen, die Zusatzbezeichnung „Homöopathie“ aus der (Muster-)Weiterbildungsordnung zu streichen. Die Weiterbildung im Bereich der Homöopathie wird von immer mehr Ärztekammern eingestellt, so dass Ärzte nicht mehr mit dieser Behandlungsform werben dürfen.

Der grüne Landesgesundheitsminister in Baden-Württemberg, Manne Lucha, widerspricht dieser Entwicklung und will solche Vorgänge genau prüfen lassen. Die Arzneimittelexpertin derselben Partei, Paula Piechotta, widerspricht dagegen der These, es gäbe „eine ganze Reihe klinischer Studien, die eine Wirkung der Homöpathie belegen“ würde. Und die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim macht in ihrer vielbeachteten Sendung MaiThinkX in ZDFneo deutlich, dass von Globuli keine Wirkung zu erwarten sei.

Genauerer Blick auf die Studien

Diese Diskussion ist Grund genug, sich die wissenschaftlichen Argumente zur Wirksamkeit von Globuli einmal genauer anzusehen. Das haben die Forscherinnen und Forscher der „Unstatistik des Monats“ jetzt getan. Im besten Fall basieren diese Argumente auf randomisierten Studien. „Randomisiert“ bedeutet, dass Patientinnen und Patienten zufällig auf zwei Gruppen verteilt werden. Einer der Gruppen werden Globuli verabreicht, während die zweite Kontrollgruppe lediglich ein Placebo erhält, also ein Scheinmedikament ohne Wirkstoffe. Im besten Fall sind solche RCTs (Randomized Controlled Trials) auch noch doppelt verblindet, so dass weder die Patienten noch die Studienleiter wissen, wer Globuli und wer lediglich ein Placebo erhalten hat.

Durch die zufällige Aufteilung sollen alle weiteren Störfaktoren ausgeschaltet werden, beispielsweise unterschiedliche Schweregrade der Erkrankung, Alters- oder Geschlechtseffekte. Die Verblindung soll dafür sorgen, dass nicht allein der Glaube an die Globuli zu einer Veränderung des Wohlbefindens führt.

Zufall und zu viele Studienteilnehmer können Wirksamkeit suggerieren

Ein Rest an zufälliger Schwankung bleibt aber immer, selbst wenn man erfolgreich alle weiteren Faktoren neutralisiert, die die Studienergebnisse verzerren könnten. Daher kommen statistische Tests zum Einsatz, die anzeigen, ob ein möglicher Effekt auf System oder Zufall beruht. Die Idee dahinter: Wenn ein Wirkungsunterschied zwischen den Gruppen so groß ist, dass er sich zu 95 Prozent nicht mehr durch Zufall erklären lässt, ist er „echt“ beziehungsweise in der Sprache von Statistikern „signifikant“. Ein kleiner sogenannter p-Wert ist eben die Messgröße für diese Signifikanz. Das heißt aber umgekehrt: Selbst der beste Test kommt auch bei Abwesenheit jedweden Effekts in 5 Prozent der Fälle zu falsch-positiven Ergebnissen.

Anders gesagt: Wenn man 100 derartige Studien durchführt, ist zu erwarten, dass man allein aufgrund der statistischen Unsicherheit in fünf Studien eine Wirkung findet, selbst wenn keine Wirkung vorliegt. Und diese Studien werden von den Anhängern der Homöopathie natürlich in den Vordergrund gerückt.

Auf die Teilnehmerzahl kommt es an

Ein zweites Qualitätskriterium wissenschaftlicher Studien mag zunächst erstaunen: Sie dürfen nicht zu groß sein. Denn mit großen Teilnehmer-Zahlen werden selbst winzig kleine Unterschiede zwischen Gruppen signifikant. Deshalb müssen die Ersteller seriöser wissenschaftliche Studien vorab eine Fallzahlplanung vorlegen. Darin wird genau festgelegt, wie viele Patienten behandelt werden müssen, damit ein klinisch relevanter – also ein inhaltlich bedeutsamer – Effekt mit hoher Wahrscheinlichkeit gefunden wird, sofern er tatsächlich vorhanden ist. Das hat den Vorteil, dass man sich vorab darauf festlegen muss, ab wann eine Wirkung groß genug ist, um für den Patienten überhaupt einen Unterschied zu machen.

Aus diesem Grund sind Studien zu homöopathischen Mitteln oder auch Nahrungsergänzungsmitteln gerade dann mit Vorsicht zu genießen, wenn Tausende von Menschen daran teilgenommen haben.

Studien zur Wirksamkeit von Globuli sind in Fachzeitschriften überrepräsentiert

Diese zwei Gründe für die gelegentliche (Schein-)Evidenz zur Wirksamkeit von Globuli (und anderen Wirkstoffen) werden dann noch durch den sogenannten Publikations-Bias verstärkt. Denn so wie große Publikumsmedien selten titeln „Heute ist nichts passiert!“, publizieren auch Fachzeitschriften lieber statistisch signifikante Ergebnisse. Dies scheint gerade bei Studien zur Wirksamkeit homöopathischer Behandlungen ein erhebliches Problem zu sein, wie beispielsweise diese Untersuchung zeigt. Es führt im Ergebnis dazu, dass in Fachzeitschriften Studien, die eine Wirksamkeit von Globuli zeigen, überrepräsentiert sind. Die zahlreichen Studien, die keine Wirkung nachweisen, verschwinden hingegen in den Schubladen der Wissenschaft.

Auch auf das Placebo kommt es an

Dazu kommt ein weiteres Problem. Selbst gut geplante randomisierte Experimente können mit erheblichen Fehlern belastet sein. Insbesondere dann, wenn das Placebo nicht bloß unwirksam ist, sondern sogar schadet.

Auf einen besonders dramatischen Fall hat kürzlich Prof. Dr. Stephan Martin hingewiesen: In einer Studie sollte eine mögliche Schutzwirkung von Fischöl untersucht werden. In einem randomisierten Experiment mit mehr als 8.000 Patienten erhielt ein Teil der Patienten ein Präparat von hochdosierter Eicosapentaensäure (Fischöl). Die Kontrollgruppe bekam ein mit Mineralöl versetztes Placebo, um die Farbe und Konsistenz des Fischöls möglichst genau abzubilden. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Fischöl das Risiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen um 25 Prozent reduziert.

Eine Folgestudie konnte dieses Ergebnis jedoch nicht bestätigen. In der Fischölgruppe änderte sich nichts, aber der Gesundheitszustand der mit Placebo-Mineralöl behandelten Patienten wurde schlechter. Die „positiven“ Gesundheitseffekte der ersten Studie sind also mutmaßlich dadurch zustande gekommen, dass man die Kontrollgruppe vergiftet hat.

Bislang keine Evidenz für Wirkung

Insgesamt zeigt die bisher vorliegende empirische Evidenz, dass Globuli und Nahrungsergänzungsmittel über einen eventuellen Placebo-Effekt hinaus keine Wirkung haben. Interessierte können sich beim Harding Zentrum für Risikokompetenz anhand von Faktenboxen zur Wirksamkeit homöopathischer und Nahrungsergänzungsmittel näher informieren.

Die „Unstatistik des Monats“

Mit der „Unstatistik des Monats“ hinterfragen der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer, die STAT-UP-Gründerin Katharina Schüller und RWI-Vizepräsident Thomas K. Bauer jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen. Alle „Unstatistiken“ finden Sie im Internet und unter dem Twitter-Account @unstatistik. Unstatistik-Autorin Katharina Schüller ist zudem Mit-Initiatorin der „Data Literacy Charta“, die sich für eine umfassende Vermittlung von Datenkompetenzen einsetzt.

Gerade neu erschienen ist auch das zweite Unstatistik-Buch: „Grüne fahren SUV und Joggen macht unsterblich – Über Risiken und Nebenwirkungen der Unstatistik“ (ISBN 9783593516080, 22 Euro).

Quelle: www.quintessence-publishing.com/deu/de/news/zahnmedizin/interdisziplinaer/unstatistik-des-monats-p-werte-und-placebo-effekte-wie-globuli-wirken

Dem Stress aktiv begegnen und Burnout vermeiden

Stress hat keinen guten Ruf – obwohl er eigentlich lebensnotwendig ist und auch positiv wirken kann. Gemeint ist dabei allerdings der andauernde Stress, der als unangenehm empfunden wird und den Körper irgendwann schädigt. Die Gefahr bei Stress ist also nicht der „Ab-und-zu-Stress“, der uns aktivieren und zu hohen Leistungen anspornen kann und oft als „Eustress“ bezeichnet wird, sondern der sogenannte „Distress“, der auf Dauer krankmacht. Wie unterscheiden sich nun guter Stress vom schlechten und wie kann man sich aus der „Stressfalle“ befreien? Die Antworten erhalten Sie nachfolgend.

Die Situation und das persönliche Verhalten, die persönliche Stressresilienz, das „soziale Gleichgewicht“, der aktuelle Gesundheitszustand als auch die Rahmenbedingungen (Verhältnisse) und weitere Einflussgrößen entscheiden darüber, ob und wie uns die Stressoren aus der Balance bringen.

Die Lösung: dem Stress aktiv begegnen und vom „Opfer“ zum „Täter“ werden. Dazu gehören Analyse und Auswertung der Auslöser von Stress, die Frage der Beeinflussbarkeit dieser Ursachen und – wenn möglich – eine entsprechende Modifizierung von Verhaltensweisen (privat und in der Arbeit). Und dazu gehört auch ein Repertoire an Maßnahmen zur Kompensierung und zum Ausgleich von Stressfolgen, wenn die Stressoren nicht wie gewünscht beseitigt oder reduziert werden können.

Stressdefinitionen

Es gibt viele Definitionen von Stress, je nachdem, aus welchem Blickwinkel dieser betrachtet wird. Für den „Stresspapst“ Hans Selye ist Stress „die Summe aller Adaptionsvorgänge und Reaktionen körperlicher wie psychischer Art, mit denen ein Lebewesen auf seine Umwelt und die von innen und außen kommenden Anforderungen reagiert“.

Die physiologische Betrachtungsweise schaut auf die körperlichen Reaktionen. Wenn die Amygdala oder das „Notaggregat“ (Teil des limbischen Systems im Gehirn) bei Gefahr anspringt und den „Hauptrechner“ das Gehirn quasi lahmlegt, wird ein „Hormoncocktail“ für die Stressabwehr mit Kortisol, Serotonin, Noradrenalin, Dopamin, Adrenalin etc. gemixt, durch den als Folge viele normale Regulationsmechanismen auf der Strecke bleiben.

Dann sinkt die Denkleistung und nach uralten Steinzeitmustern wird reagiert, d.h., die Krankheitsanfälligkeit steigt, da das Immunsystem gedämpft wird. Dann arbeitet auch das Verdauungssystem nur noch auf Sparflamme und zu guter Letzt ist auch die Fortpflanzung bei Dauerstress auf Eis gelegt – erst muss das eigene Überleben gesichert werden.

Die psychosoziale Betrachtung schaut darauf, wie das Individuum reagiert. Hier ist Stress ein Ungleichgewicht zwischen den Anforderungen der Umwelt und den persönlichen Voraussetzungen, Möglichkeiten, Fähigkeiten und Ressourcen des Einzelnen. Psychischer Stress wird hervorgerufen durch die Angst, etwas nicht schaffen zu können bzw. nicht genügend Ressourcen zu haben, um eine Situation meistern zu können.

Resilienz – Krisen unbeschadet überstehen

Wer Ressourcen zur Verfügung hat, ist resilient. Mit Resilienz wird die innere Stärke eines Menschen bezeichnet, Konflikte, Misserfolge, Niederlagen und Lebenskrisen zu meistern. Sie ist eine Art seelische Widerstandsfähigkeit oder Unverwüstlichkeit, gewissermaßen das Immunsystem der Seele.

Resilienz ist die Fähigkeit, sich auf Stress, Herausforderungen oder Widrigkeiten vorzubereiten, darauf angemessen zu reagieren und sich davon wieder zu erholen. Ein „Stehaufmännchen“ kann als Sinnbild für diese Eigenschaft gelten.

Mit einer starken Resilienz können wir Stress besser regulieren und so auch schneller wieder Zugriff auf unsere Fähigkeiten erlangen. Das hilft dabei, in schwierigen Situationen handlungsfähig zu bleiben, Herausforderungen zu überwinden sowie Krisen schneller und gesünder zu bewältigen. Ziel muss es also sein, diese Widerstandsfähigkeit aufzubauen und zu optimieren.

Endstation Burnout?

Wenn dies nicht geschieht, endet die „Stresskarriere“ eventuell in einem Burnout. Meist steht zu Beginn eines Burnouts die Leidenschaft für eine sehr anspruchsvolle Aufgabe mit einem außerordentlich stark gesteigerten beruflichen Engagement und vollem Einsatz der eigenen geistigen, seelischen und körperlichen Energiereserven. Diese Zeit der Hoch- und oft Überbelastung muss jedoch nicht zwangsläufig zu einem Burnout führen.

Entscheidend ist, ob es gelingt, dies wieder mit Erholungsphasen auszugleichen. Laut Definition ist Burnout eine „körperliche, emotionale und geistige Erschöpfung, verbunden mit dem Mangel oder dem Verlust der Fähigkeit, sich zu erholen“. Folgen also nach einer (negativen) Stresssituation stets eine angemessen große Erholungsphase und eine Hinwendung zu den eigenen Bedürfnissen, so hat ein Burnout keine Chance. 

Was sind denn nun diese „Bedürfnisse“? Nach Bernd Sprenger et al. gibt es 7 menschliche Grundbedürfnisse; dies sind 3 physische (Ernährung, Schlaf und Bewegung) sowie 4 psychische (Selbstbestätigung, Bindung, Orientierung/Kontrolle und Lustbefriedigung). Wenn mehrere dieser Grundbedürfnisse über längere Zeit vernachlässigt werden, also z.B. bei Dauerstress, nimmt das „Burnout-Karussell“ immer mehr an Fahrt auf, bis es außer Kontrolle gerät.

Woran erkennt man Burnout?

Das Burnout-Syndrom wird in der ICD-11 als ein berufsbedingtes Phänomen und nicht als medizinische Erkrankung definiert. Es wird als Folge von chronischem Stress am Arbeitsplatz beschrieben, der nicht erfolgreich bewältigt wurde. Das Burnout-Syndrom ist unter dem Abschnitt QD8 – „Probleme in Verbindung mit Arbeit oder Arbeitslosigkeit“ eingeordnet und durch 3 Dimensionen gekennzeichnet:

  • Erschöpfung: mangelnde Energie, Überforderung, Müdigkeit und Niedergeschlagenheit, Schmerzen und Magen-Darm-Probleme.
  • Entfremdung von der (beruflichen) Tätigkeit: Die Arbeit ist zunehmend belastend und frustrierend, Entwicklung einer zynischen Haltung gegenüber Arbeitsbedingungen und Kollegen, starke emotionale Distanz und zunehmende Abstumpfung. 
  • Verringerte Leistungsfähigkeit: vor allem die alltägliche Leistung im Beruf, im Haushalt oder bei der Pflege Angehöriger, unkonzentriert, lustlos. Die Tätigkeit wird als sehr negativ empfunden.

Change it, love it or leave it 

Um dem Stress aktiv zu begegnen, muss man dessen Auslöser kennen. Ziel muss es sein, die persönlichen Stressoren zu identifizieren und diese anschließend abzustellen oder wenigstens zu minimieren. Wenn beides nicht gelingt, ist das Arrangieren mit der Situation ein Lösungsansatz („ist doch gar nicht so schlimm“), verbunden mit der Erhöhung der körperlichen Widerstandsfähigkeit gegen das Unvermeidbare mit konkreten Sofortmaßnahmen in der akuten Situation, um den Stresspegel sofort zu senken. 

Und es braucht eine langfristige Strategie mit Lebens- und Arbeitsplanung, eventuell mit der Option, die Situation komplett zu verändern, z.B. durch Arbeitsplatzwechsel.

Stressoren – die Auslöser

Die Stressauslöser, die sogenannten Stressoren, sind von Mensch zu Mensch verschieden, da ja auch ganz unterschiedliche Stressmuster vorliegen. Die Palette der Stressoren ist groß und gerade beim zahnärztlichen Beruf ist es oft ein Bündel vieler einzelner Faktoren und kann folgendermaßen kategorisiert werden:

  • Physischer Stress: z.B. körperliche Belastung durch ergonomisch ungünstige Arbeitshaltungen, Bewegungsarmut, Verspannungen durch hohe Konzentrationsleistungen oder Durchblutungsprobleme durch dauerhafte Sitzhaltung. Dazu gesellen sich noch chemischer bzw. physikalischer Stress wie Umweltfaktoren, Schadstoffe, Schwermetalle, Strahlung und sensorischer Stress wie Lärmbelastung, Reizüberflutung, übermäßiger Fernseh-/EDV-Konsum, aber auch Schlafmangel.
  • Psychischer Stress im Beruf und im Privatleben: z.B. Ärger mit Personal, Kollegen oder Chef, beruflicher Konkurrenzdruck, Mobbing, Ärger mit Politik bzw. Ständeorganisationen, familiäre Schicksalsschläge, Partnerkonflikte und Zukunftsängste. 
  • Mentaler Stress durch kognitive Aufgaben verursacht z.B. wachsende berufliche Belastungen, hohe Arbeitsintensität, hoher Bürokratieaufwand, Ärger mit Abrechnung.

Was tun? Ideen zur Stressbewältigung

Die Lösung ist nie eine Maßnahme allein, sondern immer ein Potpourri an Maßnahmen, welches oft Coping genannt wird. Die folgenden Ideen können das grundlegende Problem eventuell nicht lösen, helfen aber oft in der akuten Notsituation.

Organisation und Struktur gegen Stress

Ohne Struktur und Planung kommen Sie automatisch in den negativen Stress. Einen Plan zu ändern ist aktive Steuerung, nur zu improvisieren klappt nur zufällig. Dazu gehören gezieltes Weglassen, Priorisierung, „Nein sagen“ lernen, Pausen und Arbeitszeiten auch einhalten.

Pausen gegen Stress

Nach ca. 90 Minuten Arbeit fällt Ihre Leistungskurve steil nach unten, Zeit für die Frühstücks-, Mittags-, Nachmittagspause, idealerweise eine 20-minütige Unterbrechung der Arbeit (mittags natürlich mehr). Aber schon dazwischen sollten Sie Kurzpausen einlegen von ein paar Minuten mit Positionswechsel, Ausgleichsübungen, ein Glas Wasser trinken, die Augen entspannen, Sauerstoff tanken.

Bewegung gegen Stress

Bewegung hilft, überschüssige Energien abzubauen, und schafft den hormonellen Ausgleich und zwar mit Sofortwirkung. Bewegung ist nicht automatisch „Sport“, schnelles Gehen reicht oft schon.

In der Zahnarztpraxis sind Aktivitäten ideal, die Sie sofort und ohne Aufwand ausüben können. Dies können sein: Schütteltechniken (Standschüttler, Kopfschüttler), Gegenbewegungen zu Arbeitshaltungen (Pinguin, 10-Euro-Übung) oder eine „Schwingeinheit“ auf dem Minitrampolin im Sozialraum.

Atmen gegen Stress

Ist man gestresst, geht der Atem hastig und flach – der Körper bekommt zu wenig Sauerstoff. Atmen Sie in Stresssituationen deshalb mehrmals ganz bewusst ein und aus – das wirkt wie eine Sauerstoffdusche. Und zwischen zwei Patienten können Sie eine Anwendung der Selbsttherapiemethode Just-Five* (Atem-Bewegungs-Kombination) absolvieren und dabei beginnende Verspannungen und Schmerzen beseitigen.

Schlafen gegen Stress

Ausreichend Schlaf ohne den berühmten „Hamster im Hamsterrad“ (also abschalten können), ruhige Umgebung, keine negativen Belastungen durch schlechte Luft, E-Smog etc. Gewöhnen Sie sich eine Schlafroutine an mit regelmäßigen Zeiten (23:00 bis 06:30 Uhr), „Power-Napping“ in der Mittagspause, keine „aufregenden“ Filme (Krimis, Nachrichten) kurz vor dem Zubettgehen, Abschalthilfen für das Gehirn nutzen (Sudoku).

Natur gegen Stress

Gehen Sie so oft wie möglich hinaus in die Natur und lassen Sie die Umgebung – Bäume, Felder, Blumen, Tiere, Wasser – auf sich wirken. Nehmen Sie dafür auch die Mittagspause.

Reden gegen Stress

Reden Sie sich den Stress von der Seele. Suchen Sie sich eine Person, die lediglich „zuhört“ und keine Ratschläge gibt oder Fragen stellt.

Lachen gegen Stress

Lachen sorgt für eine bessere Sauerstoffzufuhr, hemmt die Produktion der Stresshormone Adrenalin und Kortisol und setzt Glückshormone frei.

Abschalten gegen Stress

Schaffen Sie sich eine Oase und nehmen Sie sich kleine Auszeiten. Kommen Sie zur Ruhe, gönnen Sie sich Zeit ohne Akten, Handy, E-Mails etc.

Richtig essen gegen Stress

Stress entzieht dem Körper Vitamine und Mineralstoffe, stellenweise das 3- bis 4-fache des normalen Verschleißes. Essen und trinken Sie, was Sie bzw. Ihr Körper braucht: Obst, Säfte und Wasser, Gemüse – oder auch eine Currywurst. Nehmen Sie sich die Zeit und die Ruhe für Ihre Mahlzeiten (bessere Verdauung).

Wasser gegen Stress (innerlich und äußerlich) 

Wasser ist das Elixier gegen Stress, weil es das Nervensystem überlistet. Trinken Sie ein Glas Wasser, und zwar so schnell wie möglich.

Durch das Schlucken wird der Parasympathikus, der Nerv, der für Ihre Entspannung zuständig ist, angeregt, und die Anspannung lässt merklich nach. Der ideale Ausklang für einen stressigen Tag ist ein Vollbad. Verwandeln Sie Ihr Badezimmer in eine Wohlfühloase und lassen Sie sich alle Zeit der Welt.

Antistressmaßnahmen konkret – Anleitung für regeneratives Coping

Idealerweise sollten bei akutem Stress sofort Gegenmaßnahmen ergriffen werden, die sofort wirken und auch nicht lange dauern – man ist ja schließlich in der Arbeit. „Bewegungsnaschen“ ist der Schlüssel mit Mikropausen von ca. 15 Sekunden und Minipausen von ca. 30 bis 60 Sekunden, in denen Ausgleichsübungen gemacht werden, die schnell, einfach und ohne Aufwand durchzuführen sind.

Hierfür bieten sich sogenannte Schütteltechniken zur Muskellockerung und Entspannung sowie zur Steigerung des Blut- und Lymphflusses an. Direkt am Patienten können Gegenbewegungen zu typischen Arbeitshaltungen (torquierter Oberkörper, starke Kopfflexion) durchgeführt werden, z.B. die „10-Euro-Übung“ oder der „Pinguin“. Bei Schmerzen und Blockaden im Schulter-Nacken-Bereich und der HWS sind JUST-FIVE-Anwendungen hilfreich.

Standschüttler

Stabiler Stand; die Füße flach auf dem Boden: jetzt schnell hintereinander immer wieder leicht in die Knie gehen und die Beine wieder strecken. Dabei lassen Sie alles locker, vor allem die Schulterpartie und den Kiefer. Führen Sie diese schnellen Schüttelungen 20 bis 30 Sekunden durch, ideal mehrmals am Tag.

Kopfschüttler

Angelehnter Sitz auf einem Stuhl, die Hände in den Nacken legen, die Fingerkuppen auf den Muskelstrang links und rechts der Wirbelsäule auflegen und leichten Druck ausüben. Den Kopf leicht nach hinten beugen, damit die Nackenmuskulatur verkürzt bzw. entspannt wird. Jetzt den Kopf schnell leicht links und rechts drehen, dabei mit den Fingerkuppen abwechselnd etwas stärker auf den Muskelstrang drücken.

10-Euro-Übung

Oberkörperrotation mit Strecken des rechten Armes, „Hand aufhalten“ und hinterherschauen, das Gleiche auf der anderen Seite. Beim Rotieren nach hinten einatmen, beim Zurückgehen in die Ausgangsstellung ausatmen. Die gesamte Wirbelsäule und das Schultergelenk werden mobilisiert.

Pinguin-Übung

Zusammenkauern, Becken nach hinten kippen, Hände nach innen drehen, Kopf auf die Brust legen und ausatmen, anschließend aufrichten, Becken nach vorne kippen, Hände nach außen drehen und Kopf in den Nacken, dabei Mund öffnen, einatmen. Wirkung: Mobilisation der Wirbelsäule, Dehnung und Kräftigung der Rumpfmuskulatur. Dabei darauf achten, dass die Schultern immer über dem Becken bleiben, nur kauern, nicht vorbeugen.

Atem- und Bewegungstherapie JUST-FIVE

Eine Möglichkeit, stressbedingte hartnäckige Verspannungen und beginnende Schmerzen zu beseitigen, ist die Selbsttherapiemethode JUST-FIVE®. Diese kombiniert therapeutische Elemente aus Osteopathie und Atemtherapie mit den sanften Trainingsmethoden isometrisches Muskeltraining und Muskelentspannungstechniken. Dies kann überall ohne Aufwand und ohne zusätzliche Hilfsmittel angewendet werden, dauert nur 3 Minuten und wirkt oft sofort. Die Details können Interessierte online lesen.

Kopfdrehung

Sie stellen durch den Bewegungs-Selbsttest Kopfdrehung links und rechts ein Symptom (Blockade, Schmerz) fest. Danach drehen Sie den Kopf in die beschwerdefreie Gegenrichtung, absolvieren fünfmal die Intervallatmung (Einatmen – 5 Sek. Pause – ausatmen – 5 Sek. Pause) und überprüfen sofort den Erfolg durch eine Testwiederholung. Das Ergebnis dieses Therapieteils ist oft ein Rückgang oder die Beseitigung der Beschwerden. Anschließend erfolgt im Trainingsteil eine gezielte Aktivierung bzw. Entspannung der muskulären Gegenspieler. Dies wird mit einer Bewegungsblockade durchgeführt (Kopfdrehung wird durch Hand verhindert), wiederum verknüpft mit einer zweimaligen Intervallatmung. Beim anschließenden Schlusstest ist meist die Bewegung in beide Richtungen besser bzw. schmerzfrei ausführbar.

Fazit

Stress und seine negativen Folgen sind kein Schicksal, dem man nicht entrinnen kann. Um dem Stress „die Stirn zu bieten“, ist aber aktives Handeln notwendig. Nach der Analyse, was den Stress auslöst, sind eventuell unangenehme Änderungen der bisherigen Lebens- und Verhaltensweisen nötig.

Ein bewussterer Umgang mit sich selbst und anderen ist oft der Schlüssel, verbunden mit mehr in den Berufsalltag eingebundenen Aktivitäten und Selbsthilfemaßnahmen. Und: Stressmanagement ist erst einmal neuer Stress – der aber kurz und zielgerichtet ein Eustress ist. Näheres zum Autor des Fachbeitrages: Manfred Just

Quelle: www.zmk-aktuell.de/junge-zahnaerzte/praxiswissen/story/dem-stress-aktiv-begegnen-und-burnout-vermeiden

Mit Eigenblut Schwellungen und Schmerzen reduzieren

Zu den häufigsten ambulanten Operationen in Deutschland zählt die Entfernung eines Weisheitszahnes. Oft ist dies ein komplexer Eingriff, da der Zahn häufig noch im Kieferknochen liegt und herausgefräst werden muss. Die Heilung kann deshalb schmerzhaft sein und sogar einige Wochen dauern. Anlässlich des Tages der Zahngesundheit machen Experten der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie e.V. (DGMKG) auf eine neue Behandlungsmethode aufmerksam: Wenn nach der Weisheitszahnentfernung Eigenblut zur Wundheilung eingesetzt wird, könnten demnach Schwellungen und Schmerzen reduziert und der Heilungsprozess verkürzt werden. Die Experten empfehlen für eine möglichst gute Wundheilung zudem in der Ernährung auf eine ausgewogene Kost zu vertrauen. Da ein Weisheitszahneingriff in der Regel gut planbar ist, rät die DGMKG Spitzensportlern diesen möglichst in eine trainingsfreie Phase zu legen.

Indikationen für die Extraktion

Die Weisheitszähne liegen ganz hinten im Kiefer und brechen meistens erst ab dem 16. Lebensjahr durch. Da das restliche Gebiss bis dahin aber schon fertig ausgebildet ist, finden sie nicht immer genug Platz vor; manche Weisheitszähne bleiben einfach im Kiefer liegen. Stellt das ein Risiko für die anderen Zähne dar oder kommt es zu Entzündungen am Zahnfleisch oder zu Karies an einem Weisheitszahn, muss er möglicherweise entfernt werden.

PRF-Matrix fördert Heilungsprozess

„Manchmal kann ein Weisheitszahn wie jeder andere Zahn einfach gezogen werden. Wenn er allerdings noch im Kiefer verborgen liegt, ist eine ambulante Operation erforderlich“, erklärt Dr. med. Dr. med. dent. Julius Steegmann, Leiter des Referats Sport und Ernährung der DGMKG. In solchen Fällen öffnen speziell ausgebildete Fachärzte für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie hierzu das Zahnfleisch, legen den Zahn im Knochen frei und entfernen ihn. „Die DGMKG sieht großes Potential in dem Einsatz von Eigenblut in Form einer PRF-Matrix, da diese den Heilungsprozess fördert und die zur Heilung erforderliche Zeit reduziert“, so Steegmann. Bei dem modernen Verfahren werden aus dem Eigenblut des Patienten durch Zentrifugation inflammatorische Zellen und Wachstumsfaktoren konzentriert. Das Material kann in die Wunde eingelegt werden, so dass das zu regenerierende Gewebe geheilt wird. Die PRF-Matrix eignet sich auch zur Schmerzreduktion nach Entfernung der Weisheitszähne.

Pausieren hilft zu regenieren

Die DGMKG rät nach einem solchen Eingriff zudem dazu, eine körperliche Ruhephase von ein paar Tagen einzulegen; danach kann wieder mit leichter bis moderater Bewegung – etwa mit Spaziergängen – begonnen werden. Profisportler müssen nach Weisheitszahneingriffen oft mit einem Trainingsausfall von ein paar Tagen oder sogar mehreren Wochen rechnen. „Wir empfehlen Spitzensportlern, eine Operation am Weisheitszahn an den Beginn einer Trainingspause zu legen“, so Steegmann. Generell sind zunächst Aktivitäten wie Walken, Radfahren und Joggen nach einer Weisheitszahn-OP empfehlenswerter. Wann ein „return-to-play“ wieder möglich ist, muss individuell entschieden werden. Auf Kontaktsportarten – wie etwa Fußball, Basketball und Turnen – müssen Patienten häufig noch länger verzichten.

Immunabwehr stärken

Sie können laut der DGMKG selbst einiges dazu beitragen, dass die Heilungsphase möglichst kurz wird: Ein regelmäßiges Kühlen der Wange, eine ausreichende Trinkmenge (zum Beispiel kalter grüner Tee), eine gute Mundhygiene und der Verzicht auf Nikotin sind dabei empfehlenswert. Zudem kann die Immunabwehr durch eine ausreichende Energie- und Proteinzufuhr gestärkt werden. „Mit der richtigen Ernährung können Patienten auch die Wundheilung fördern“, betont der DGMKG-Experte. „Spinat, Brokkoli, Grünkohl, fetter Fisch wie Lachs, Hering und Forelle sowie anfangs eventuell milder Babybrei sind besonders empfehlenswert.“ Von Alkohol, Koffein, schwarzem Tee oder Energy Drinks sowie scharfem und stark gewürztem Essen rät Steegmann ab. Er empfiehlt in erster Linie ausreichend zu trinken: „Wasser ist der günstigste, einfachste und effektivste Weg, den Stoffwechsel zu optimieren und das Maximum an möglicher Heilungskraft aus dem Körper herauszuholen.“

Quelle: https://dzw.de/mit-eigenblut-schwellungen-und-schmerzen-reduzieren

Mundgesundheitsstudie: Startschuss für DMS • 6

Der deutschen Bevölkerung wird – nach acht Jahren – bereits zum sechsten Mal wieder gründlich in den Mund geschaut: Am 4. Oktober fällt der Startschuss für die Sechste Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS • 6) des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) – eine international anerkannte wissenschaftliche Studie mit rund 5.000 Teilnehmenden.

Wie steht es um die Zahngesundheit in Deutschland? Wie entwickeln sich Karies und Zahnbetterkrankungen? Welche Einflüsse haben soziale Faktoren? Wie entwickelt sich die Mundgesundheit im Lebensverlauf? Darauf und auf viele weitere Fragen will die Studie Antworten liefern. Zu diesem Zwecke werden ab Oktober vier Studienteams parallel durch ganz Deutschland reisen und an 90 Orten zufällig ausgewählte Personen zahnmedizinisch untersuchen und sozialwissenschaftlich befragen.

Teilnehmende erhalten vorab eine schriftliche Benachrichtigung. Die Teilnahme ist freiwillig. Jede und jeder Einzelne leistet mit einer Beteiligung einen wichtigen Beitrag, um den Zahn- und Mundgesundheitszustand der Bevölkerung in Deutschland festzustellen. Die Mitwirkenden helfen so auch dabei, eventuelle Verbesserungspotenziale in der zahnmedizinischen Versorgung zu erkennen und anzugehen. Alle erhobenen Daten sind datenschutzrechtlich geschützt.

Die Ergebnisse der Untersuchungen sind wesentlicher Teil der zahnmedizinischen Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Durch die hohe Qualität und Aussagekraft der Ergebnisse stoßen diese nicht nur in Deutschland auf großes Interesse, sondern sind weltweit anerkannt und geschätzt.

Die Deutschen Mundgesundheitsstudien dienen seit über 30 Jahren als wissenschaftlich abgesicherte, datengestützte Grundlage für die künftige Ausrichtung und Stärkung der zahnärztlichen Versorgung und notwendiger gesundheitspolitischer Grundsatzentscheidungen in Deutschland. Ein aktuelles Beispiel für eine solche gezielte Versorgungsverbesserung ist die erst kürzlich erfolgte Umsetzung der neuen Richtlinie zur Bekämpfung der Volkskrankheit Parodontitis im Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung. Zuvor war im Jahr 2016 in der DMS V ein erhöhter Präventionsbedarf bei Parodontalerkrankungen festgestellt worden.

Die wissenschaftliche Leitung der Studie obliegt dem Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ), finanziert wird die Erhebung von der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV).

Weitere Informationen unter: https://www.idz.institute/dms6

Quelle: KZBV