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„Elbe, Ende und Aus“ – Hanseatischer Tweet nach 1343 km auf dem Rad

DENTAGEN Info 2018/04

Sie hat es getan. Eine Frau, ein Wort. Michaela Flussfisch (55), Dentalunterneh­merin in Hamburg, ist die Elbe entlang geradelt. Von der Quelle bis zur Mündung. Vom Riesengebirge an der polnisch-tschechischen Grenze bis zur Mündung in die Nordsee. 1343 Kilometer Elberadweg allein im Sattel. Chapeau!

In einem Interview mit DENTAGEN INFO (Ausgabe 02/2018) hatte die erfolgreiche Managerin und Mutter von zwei erwachsenen Kindern eher beiläufig bemerkt, nunmehr den Kopf frei zu haben, um sich ein ganz persönliches Ziel zu setzen: „Einmal die Elbe entlang radeln… .“

Als sie dann Ende August an der Kugelbake in Cuxhaven stand, nach 20 Etappen im Hitzesommer 2018, riss sie die Arme in die Luft. „Elbe, Ende und Aus“ textete das „Hamburger Mädchen“, wie sie sich nicht ohne Stolz zuweilen selbst nennt. Die Netzgemeinde staunte. Keine Frage: 78 Stunden und 35 Minuten auf dem Rad sind eine ehrbare Leistung, was unter Hanseaten die höchst mögliche Auszeichnung ist…

„Ich habe so viel erlebt. Und noch schöner: so viele tolle Menschen unterwegs getroffen.“ Das lasse alle Anstrengungen vergessen. Längst ist sie wieder an ihrem Schreibtisch am Friesen­weg 7. In Gedanken vielleicht noch hin und wieder an der Quelle in einem Hochmoor nahe Spindlermühle. Dort in 1386 Metern Höhe, umgeben von Borstgraswiesen, entspringt ihr Fluss, die Elbe. Der Ort trägt die Wappen aller Elbstädte. Tatsächlich entwickelt sich die Elbe aber aus mehreren kleinen Quellen. Doch irgendwo müsse man ja schließlich anfangen. Ganz pragmatisch.

Für Menschen, die in einer Stadt leben, deren Atmosphäre und Lebensgefühl von einem Fluss bestimmt werden, hat Michaela Flussfisch einen guten Tipp: Einmal den eigenen Strom entlang radeln, das Gefühl dafür zu bekommen, wie er sich auffüllt. Durch glasklare Gebirgsbäche und kleine Zuläufe. Wie eben die Elbe, die auf ihrer Route nach Norden durch das böhmische Mittelgebirge und das Elbsandsteingebirge gelangt. Ein kraftvolles Wasser, das sich den Weg durchs Bergland fräst. Hier malte Caspar David Friedrich (1774-1840) seine berühmten Naturbilder. Hier gerät auch Michaela Flussfisch ins Schwärmen. Sie kann viel erzählen über ihre Elbe.

Über wunderschöne, ungezähmte Flussab­schnitte, was dem Kalten Krieg zu verdanken ist. Über einsame Fluss­auen, über die vielen Hundert Kilometer Schifffahrt, über imposante Städte wie Melnik, Dresden, Torgau, Wittenberg und natürlich ihr Hamburg. 25 Millionen Menschen leben im Einfluss­bereich der Elbe. Einige von ihnen zu treffen – „das war sehr schön“.


Quelle: DENTAGEN INFO 2018/04