Schlafmangel steigert Entzündungsrisiko im Mund

Nicht nur schlechte Laune und Konzentrationsprobleme, auch Beeinträchtigungen des Immunsystems können auf chronischen Schlafentzug zurückgeführt werden.1 Eher eine Vermutung schien es bisher zu sein, dass dabei auch das Zahnfleisch in Mitleidenschaft gezogen werden kann. Bereits frühere Studien zeigten einen Zusammenhang zwischen reduzierter Schlafdauer und erhöhter Parodontitis-Anfälligkeit, aber die biologischen Mechanismen dahinter blieben unklar.2
Erstmals beschreibt nun eine Untersuchung aus den USA einen Signalweg, über den Schlafmangel entzündliche Veränderungen im Zahnhalteapparat verstärken kann. Dafür ist aber nicht eine veränderte bakterielle Besiedlung, sondern ein neuronaler Mechanismus verantwortlich. Das Team um Ya-Qiong Li vom Massachusetts General Hospital und der Harvard Medical School zeigte, dass bestimmte Nervenzellen im Ganglion des Nervus trigeminus – jene, die den Rezeptor TRPV1 tragen – eine Schlüsselrolle spielen. Aus der Schmerzforschung ist bekannt, dass dieser Rezeptor unter anderem auf Capsaicin reagiert. Ungewöhnlich ist, dass er hier als Verstärker entzündlicher Signale im Parodont auftritt. Da Schlaf keine Nebensache ist, bekommt ihn auch das Zahnfleisch über einen stillen, aber äußerst aktiven Draht ins Gehirn zu spüren. Im Fachjournal PNAS wurden kürzlich die Studienergebnisse publiziert.
1 Role of sleep deprivation in immune-related disease risk and outcomes; DOI:10.1038/s42003-021-02825-4
2 Is inadequate sleep a potential risk factor for periodontitis? DOI: 10.1371/journal.pone.0234487