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Das Interview mit Karin Schulz und Claus-Hinrich Beckmann

DENTAGEN INFO 2019/03

Über eine turbulente Zeit, über Bauherren-Stress, über einen gelungenen Neubau als Meilenstein in der Geschichte des Unternehmens, über die Reaktionen der Mitglieder auf das Investment, über spontane Standort-Anfragen mehrerer Seminarveranstalter, über die wirtschaftliche Situation und die Zukunftspläne, über neue Herausforderungen, über eine Optimierung der Einkaufspreise, über interessante, neue Kooperationspartner und vieles mehr sprach Journalist Bernd Overwien mit der DENTAGEN-Vorstandsvorsitzenden Karin Schulz und ihrem Stellvertreter Claus-Hinrich Beckmann.

Frau Schulz, in den 13 Jahren als Vor­standsvorsitzende gab es immer wieder spezielle Herausforderungen. Wie speziell waren 2018 und das zurückliegende erste Halbjahr?

Schulz: Sehr speziell. Diese Zeit hatte es in sich. Wir haben auf rasante Entwicklungen reagiert und uns strategisch positioniert. Das hört sich vergleichsweise simpel an, aber es war und bleibt eine Herkulesaufgabe, weil unterschiedlichste Felder nachhaltig beackert werden mussten. Und die Bauzeit unseres Neubaus war ohne jeden Zweifel turbulent. Wir sind glücklich, dass unser neuer Firmensitz im Waltroper Zechenpark quasi fertiggestellt ist und wir in solch’ tollen Räumlichkeiten arbeiten dürfen.

Herr Beckmann, wohl jeder Bauherr kann von Pleiten, Pech und Pannen ein Lied singen. Wie war es beim DENTAGEN-Neubau?

Beckmann: Pleiten nein, Pech ja. Und was den geplanten Termin der Fertigstellung betrifft, war Weihnachten 2018 schon sehr sportlich. Nach dem Richtfest am 31. Oktober 2018 waren alle zuversichtlich, dann gab es terminliche Verzögerungen einzelner Gewerke. Tja, und dann eben der riesige Wasserschaden, der dazu geführt hat, dass es letztendlich Mai 2019 wurde.

Hinter Zahlen, Daten und Fakten zum Neubau verbergen sich immer auch logistische Probleme. Die Kernarbeit der DENTAGEN musste in der Bauzeit ja weitergehen. Wie haben Sie das hinbekommen?

Schulz: Wie bekannt, ist unser damaliger Mietvertrag zum 30. Juni 2018 ausgelaufen. Wir haben ihn um einen Monat verlängern können und sind dann Ende Juli quasi nebenan in ein Bürogebäude gezogen. Wir waren froh, eine Übergangsbleibe gefunden zu haben, auch wenn die Bedingungen wirklich nicht optimal waren. Eher ein Behelf. Aber das Mitarbeiter-Team hat diese Umstände mit großem Einsatzwillen, Improvisationskompetenz und viel Herzblut gemeistert. Dickes Dankeschön!

DENTAGEN hat im Neubau das zweite Obergeschoss und den Seminarbereich im Erdgeschoss. Jeder Vermieter sucht den perfekten Mieter. Gefunden?

Beckmann: Den haben wir gefunden. Die Chemie zwischen uns und der Lebenshilfe e.V. hat sofort gestimmt. Der Verein hat das gesamte erste Obergeschoss und einen Großteil des Erdgeschosses für zunächst 15 Jahre angemietet. Ich empfehle jedem, einmal im Internet den Lebenshilfe e.V. aufzurufen. Welchen Dienst dieser große Verein unserer Gesellschaft leistet, ist imposant.

Kurze Nachfrage. Welches Gefühl hatten Sie denn bei der offiziellen Einweihungsfeier, was die Reaktionen der Mitglieder anbetrifft?

Beckmann: Ich hatte ein gutes Gefühl, denn es ist, wie so oft im Leben: Sieht und erlebt man etwas selbst und hautnah, beantworten sich viele Fragen, verliert sich die Skepsis. Natürlich wussten wir, dass sich viele gefragt haben, warum ein Unternehmen unserer Größe ein solches Invest tätigt? Jedem Gast war aber eigentlich schnell klar, dass die neuen Räumlichkeiten optimale Arbeits- und Seminarbedingungen bieten und unser langfristiger Mieter ein zuverlässiger und sehr gut aufgestellter Partner ist. Das habe ich den vielen positiven Reaktionen entnehmen können.

Frau Schulz, den Seminarbereich können Firmen für Veranstaltungen anmieten. Könnte ich da auch meinen nächsten runden Geburtstag feiern?

Schulz: Das ist zwar noch lang hin… (lacht), aber sicher doch. Nur ein Beispiel: Die stets ausgebuchte Werkstatt der Top-Gastronomie Stromberg in der ehemaligen Schreinerei des Bergwerks zeigt doch, wie begehrt der Waltroper Zechenpark beispielsweise für Hochzeitspaare aus ganz Nordrhein-Westfalen ist. Wir bieten jetzt eine räumliche Ergänzung in unmittelbarer Nachbarschaft an.

„Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.”

Goethe

Karin Schulz

Beckmann: Und es gab spontane Anfragen aus den Reihen unserer Kooperationspartner, die neuen Seminar- und Veranstaltungsräumlichkeiten nutzen zu können. Warum eine Info-Veranstaltung in Dortmund machen, wenn ein paar Kilometer weiter DENTAGEN perfekte Möglichkeiten bietet. Es gab bei der Einweihungsfeier schon sehr konkrete Nachfragen.

Mitglieder haben auch gefragt, ob sich zukünftig alle Aktivitäten im Seminar- und Veranstaltungsbereich am Standort Waltrop in NRW konzentrieren?

Schulz: Natürlich geht jetzt einiges mehr hier in Waltrop. Wir werden den nächsten Partnertreff in 2020 zwar nicht wie gewohnt in Rösrath, aber dennoch in der Mitte Deutschlands stattfinden lassen. Und regionale Aktivitäten im Süden und anderen Landesteilen bleiben natürlich.

Wie steht es um die wirtschaftliche Situation der DENTAGEN?

Schulz: Die Zahlen aus der – jedem Mitglied zugänglichen – Bilanz 2018 zeigen, dass wir uns noch weiterhin auf Kurs befinden. Sie machen aber auch deutlich, dass die prognostizierten und häufig beschriebenen Entwicklungstendenzen spürbar sind und dass ein Anpassungsprozess, wie wir ihn mit der Erweiterung unseres Geschäftsbereiches mit der DENTAGEN-Technologie eingeleitet haben, nötig und eindeutig auf die Zukunft ausgerichtet ist.

Eine kurze Nachfrage: Was ist für Sie der Beleg, dass die aktuelle Situation das Prädikat „Zufriedenstellend“ verdient?

Schulz: Unsere in jedem Fall zufriedenstellende wirtschaftliche Situation belegt das bilanzielle Eigenkapital, das am Ende des Bilanzjahres 1,7 Million Euro betrug und sich damit gegenüber dem Vorjahr um 36.600 Euro erhöht hat. Die bilanzielle Eigenkapitalquote beträgt 27,9 Prozent. Unsere Eigenkapitalbasis ist damit angemessen. Die wirtschaftlichen Verhältnisse sind in Ordnung.

Herr Beckmann, die Mitgliederentwicklung bei der DENTAGEN kann Sie nicht zufriedenstellen. Wie lässt sich der Rückgang auf unter 900 Mitglieder erklären?

Beckmann: Wir müssen konstatieren, dass mehr als 55 Prozent der Kündigungen durch Aufgabe der Geschäftstätigkeit begründet waren. 20 Mitglieder sind meines Wissens aus Unzufriedenheit gegangen, aber im Gegenzug haben wir 12 Neumitglieder gewinnen können. Trotzdem kann uns diese Mitgliederentwicklung natürlich nicht zufriedenstellen. Das ist eine Herausforderung, der wir uns täglich stellen. Das heißt: Leistungen weiterentwickeln und das Dienstleistungsangebot für unsere Mitglieder weiter ausbauen. Das wird gemacht.

Frau Schulz, warum sind Sie sich sicher, mit den neu geplanten Dienstleistungsmodulen auf dem richtigen Weg zu sein?

Schulz: Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, unsere Mitglieder bei der Bewältigung der zahlreichen Aufgaben und Herausforderungen, wie z. B. Kundengewinnung oder die Umsetzung der MDR (Medical Device Regulation, Medizinpro­dukte-Verordnung), zu unterstützen. Die Mitglieder sollen durch DENTAGEN gestärkt werden. Unsere neuen Dienstleistungen entwickeln wir in den Bereichen Marketing, Management und Organisation, Einkauf und Technologie. Mit einer Optimierung des Einkaufs sowie Marketingthemen werden wir starten. Hier ist viel Potential vorhanden.

„Von den Zahlen her sind wir – die DENTAGEN-Mitglieder – eine Macht.”

Karin Schulz

Claus-Hinrich Beckmann

Herr Beckmann, Sie sind Geschäftsführer der DENTAGEN Technologie GmbH, die einen – salopp gesagt – holprigen Start hatte. Was überzeugt Sie dennoch von dem Konzept, auch eine Laborgruppe als hundertprozentige Tochter der eG zu etablieren?

Beckmann: Ja, die DENTAGEN-Technologie hat im ersten Quartal 2018 den Geschäftsbetrieb aufgenommen und erzielte nach einem Fehlbetrag von rund 25.000 Euro jetzt bereits ein leichtes Plus. Es mag ein wenig gebetsmühlenartig klingen, aber aufgrund des Strukturwandels in der gesamten Dentalbranche war die Aktualisierung unseres Geschäftsmodells notwendig. Nur mit zukunftsorientierter Positionierung können wir wettbewerbsfähig bleiben, und damit unsere Mitglieder auch.

Es gibt neue Kooperationspartner, wie Deutscher bKV-Service GmbH & Co. KG. Was beinhaltet beispielsweise dieser Vertrag?

Schulz: Eine betriebliche Krankenversicherung für DENTAGEN-Mitglieder, deren Mitarbeiter, Kunden und Praxisteams. Dadurch kann der Arbeitgeber seinen Mitarbeitern eine attraktive Zusatzleistung bieten. Es gibt verschiedene Pakete. Vorsorge-Gutscheine, Übernahme der Kosten für Zweibettzimmer und privatärztliche Behandlungen sowie Zahnersatz.

Das hört sich attraktiv an. Wie lang sind die Wartezeiten?

Schulz: Keine Gesundheitsprüfung, keine Wartezeiten für die Mitarbeiter und alle Vorerkrankungen sind mitversichert. Darüber hinaus können Lebenspartner und Kinder auf eigene Rechnung und zu identischen Konditionen und Zugangsvoraussetzungen innerhalb von drei Monaten mitversichert werden. Das ist hervorragend für die Mitarbeiter und möglicherweise auch ein Kundenbindungsinstrument. Und im Bewerbungsprozess bietet es einen zusätzlichen– wie sagt man – social benefit. Wir sind auch mit diesem neuen Angebot sehr zuversichtlich.

Frau Schulz, Herr Beckmann – wir konnten ja an dieser Stelle nur über einige Aspekte sprechen, die für die DENTAGEN-Familie fast tägliche Themen sind. In die Zukunft geblickt: Welche Philosophie verbindet sich mit der neuen DENTAGEN-Geschäftsstelle?

Schulz / Beckmann: Wir alle wollen Ideen, Themen und Menschen bewegen. Unterstützung bieten, um Unternehmenserfolg langfristig zu sichern. Und Begegnungen initiieren. Wir haben jetzt optimale Räumlichkeiten, um Netzwerkaufbau und Netzwerkpflege zu ermöglichen, um Informationen und Erfahrungen auszutauschen, um zu lernen und uns weiterzubilden, um gemeinsame Interessen zu verfolgen, um Kräfte zu bündeln, um Synergien zu entwickeln und zu nutzen und die Leistungsfähigkeit zu steigern. Das ist ein breites Spektrum, das mit Leben gefüllt sein will.

Einen Ostwestfalen, der zwar kein ausgewiesener Fußballfan ist, muss ich aber fragen: Wird der SC Paderborn das Kanonenfutter in der Fußball-Bundesliga sein?

Beckmann: Das glaube ich nicht. Ich sehe das so: Beim ersten Aufstieg wieder abgestiegen, jetzt nach dem zweiten Aufstieg bleiben wir länger.

Ich danke Ihnen für das Gespräch.

Schulz: Lassen Sie uns das noch anmerken: Wir freuen uns, dass so viele Mitglieder und Partner den Weg zur Einweihungsfeier des neuen DENTAGEN-Hauses gefunden und für viele Gespräche genutzt haben. Wir haben natürlich auch gut gefeiert, wie es sich bei einer Einweihungsparty gehört!


Quelle: DENTAGEN INFO 2019/03