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Stabiles Gesundheitswesen benötigt nachhaltige Finanzierung

Im Interesse ihrer 75 Millionen Versicherten und deren Arbeitgeber kämpfen sämtliche Krankenkassen darum, dass weitere Beitragserhöhungen vermieden werden können. Hierzu müsse, so der GKV-Spitzenverband, auch die Politik endlich die Ausgabenentwicklung für alle Leistungsbereiche in den Blick nehmen. Reihenweise seien in den letzten zehn Jahren neue Gesetze beschlossen worden, die die gesundheitliche Versorgung zwar kaum besser, dafür aber deutlich teurer gemacht hätten. Das könne sich das Gesundheitswesen nicht mehr leisten. Gesetze müssten die Versorgung verbessern und dürften auch die Einnahmenentwicklung und damit letztlich die finanzielle Belastbarkeit der Beitragszahlenden nicht ignorieren.

Wenn der Blick auf die finanziellen Notwendigkeiten fehlt

„Selbst ohne ein einziges neues Gesetz müssen die Krankenkassenbeiträge im nächsten Jahr voraussichtlich um mindestens 0,5 Beitragssatzpunkte steigen. Wenn jetzt noch eine teure Krankenhausreform dazukommt, wird selbst das nicht mehr reichen“, erklärt Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes. „Langfristig funktioniert das Gesundheitswesen nur, wenn es medizinisch, pflegerisch und ökonomisch im Gleichgewicht ist. Jährliche Beitragssatzanhebungen zur Finanzierung der medizinischen und pflegerischen Versorgung dürfen kein selbstverständlicher Baustein der Gesundheitspolitik sein.“

Verloren gegangen sei im letzten Jahrzehnt sei der Blick auf die ökonomischen Notwendigkeiten. „Wir brauchen“, so Dr. Pfeiffer, „aus dem Bundesgesundheitsministerium einen Plan, wie die Beitragsspirale beendet werden kann und keine nonchalanten Ankündigungen, dass es einfach so weitergeht.“

Krankenhausreform ohne Beitragserhöhungen

Originäre Aufgaben des Staates – in diesem Fall an erster Stelle der Bundesländer – sind Auf- und Umbau von Krankenhäusern. Diesen Aufgaben kommen die Länder jedoch seit Jahrzehnten nur unzureichend nach. Nun soll für anstehenden Investitionen zum Krankenhausumbau ein 50-Milliarden-Krankenhaus-Transformationsfonds geschaffen werden, den zur Hälfte die gesetzlichen Krankenkassen finanzieren sollen. Dr. Pfeiffer kommentiert dies: „Es ist absolut inakzeptabel, den Beitragszahlenden der gesetzlichen Krankenversicherung eine 25-Milliarden-Euro-Rechnung zu schicken, damit sie für den Staat und die Privatversicherten den Löwenanteil des Krankenhausumbaus finanzieren. Staatliche Aufgaben müssen vom Staat, sprich über Steuermittel, finanziert werden!“

Hoffnung auf ein Reformfenster

„Die Politik scheint sich an steigende Zusatzbeitragssätze gewöhnt zu haben, wir haben es nicht“, betont Dr. Pfeiffer. Die sich zum Jahreswechsel abzeichnende Beitragserhöhungswelle könne noch abgewendet werden, wenn die Gesundheitspolitik entschlossen ein kurzfristiges Reformpaket schnüre. „Damit bekämen wir noch keine langfristige Stabilität, aber für die kommenden Jahre würden wir ein Reformfenster öffnen, das die Gesundheitspolitik gemeinsam mit der Selbstverwaltung für grundlegende Strukturreformen zum Abbau von Über- Unter- und Fehlversorgung nützen könnte und müsste. Wir stehen dafür bereit“, so Dr. Pfeiffer und erläutert den Plan für ein kurzfristiges Reformpaket, mit dem sich Beitragserhebungen zum Jahreswechsel noch vermeiden ließen:

Senkung der Mehrwertsteuer für Medikamente

Versicherte und Arbeitgeber haben im vergangenen Jahr über ihre Krankenkassenbeiträge ca. 8,4 Milliarden Euro an Mehrwertsteuern für Arzneimittel in den Bundesetat eingezahlt. Hier würde schon der ermäßigte Steuersatz die gesetzliche Krankenversicherung um mehr als fünf Milliarden Euro entlasten. „Mittlerweile versteht kein Mensch mehr, dass für Schnittblumen und Ölgemälde lediglich der reduzierte Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent gilt, der Staat dagegen für lebensrettende Krebsmedikamente und Blutdrucksenker mit 19 Prozent von den Krankenkassen mehr als doppelt so hohe Steuern verlangt“, so Dr. Doris Pfeiffer.

Faire Finanzierung der medizinischen Versorgung von Bürgergeldbeziehern

Zu den Staatsaufgaben gehört die Gewährleistung des Existenzminimums bedürftiger Bürgerinnen und Bürgern. Das beinhaltet auch die Absicherung der medizinischen Versorgung im Krankheitsfall, womit der Staat die gesetzlichen Krankenkassen beauftragt hat. Für deren Leistungen in diesem Bereich komme der Bund seinen Ausgleichsverpflichtungen gegenüber den Krankenkassen jedoch nicht annähernd nach: Aktuell zahle der Bund der gesetzlichen Krankenversicherung jährlich rund zehn Milliarden Euro weniger, als sie für diese Leistungen im Auftrag des Staates aufwende. Dazu erklärt Dr. Pfeiffer; „Mit einer ausreichenden Finanzierung der von den gesetzlichen Krankenkassen zu leistenden gesundheitlichen Versorgung der Bürgergeldbeziehenden müssten wir Anfang des nächsten Jahres nicht über Beitragserhöhungen sprechen. Noch hat die Bundesregierung Zeit zu handeln.“

Schleichende Entwertung des Bundeszuschusses

Zahlreiche sogenannte versicherungsfremde Leistungen werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Sie zahlen z.B. das Mutterschaftsgeld, obwohl dies eine familienpolitische Leistung ist und damit vom Staat zu finanzieren wäre. Von Pandemie-bedingten Sonderzahlungen abgesehen, beträgt der reguläre Bundeszuschuss seit 2016 jährlich 14,5 Milliarden Euro. Diese Höhe ist gesetzlich festgeschrieben, während die Ausgaben für die versicherungsfremden Leistungen schon aufgrund der Kostenentwicklung Jahr für Jahr steigen. „Wir brauchen“, so Dr. Pfeiffer, „beim Bundeszuschuss eine Dynamisierung, um ihn an die Höhe der Kosten- und Inflationsentwicklung anzupassen. Wenn bei steigenden Ausgaben der Bundeszuschuss stagniert, haben wir Jahr für Jahr eine schleichende Entwertung.“

Quelle: GKV-Spitzenverband

Was macht die neue ePA möglich?

Ab Mitte 2025 wird die elektronische Patientenakte (ePA für alle) mit ihrem integrierten digitalen Medikationsplan die medizinische Behandlung der Patientinnen und Patienten erleichtern und mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung ermöglichen. Zusätzlich können auch Daten aus der ePA an das Forschungsdatenzentrum Gesundheit (FDZ) weitergeleitet werden.

Die gematik als Nationale Agentur für Digitale Medizin hat Mitte August 2024 die Voraussetzungen für die Industrie veröffentlicht. Damit kann die Vorbereitung für die Weiterentwicklung der ePA starten.

Wechselwirkungen bei der Medikation vermeiden

Ab Sommer nächsten Jahres wird der digitale Medikationsplan in die ePA integriert. Neben Basisinformationen, wie z. B. Einnahmegrund enthält dieser ergänzende Hinweise zur Einnahme oder Schemata zur Darstellung von komplexen Dosierungen. Die bereits ab Mitte Januar 2025 der ePA hinzuzufügende Medikationsliste wird eine Hauptquelle für den Medikationsplan sein. Auf Grundlage dieser Medikationsdaten in der ePA können Wechselwirkungen bei Medikamenten frühzeitig erkannt und vermieden werden.

Verbesserung der Behandlung durch Zusatzinformationen

Wichtige Zusatzinformationen können Behandelnde künftig auch in der neuen ePA ihrer Patientinnen und Patienten ergänzen. Diese können den Entscheidungsprozess über Abgabe oder Absetzung von Medikamenten unterstützen. Solche personenbezogenen Zusatzinformationen können z. B. Allergien bzw. Unverträglichkeiten von Medikamenten, die Körpergröße oder das Gewicht sein.

Vorteile für die medizinischen Forschung

Auch die technischen Festlegungen für die Datenweiterleitung an das Forschungsdatenzentrum Gesundheit (FDZ) wurden Mitte August veröffentlicht. Ab Spätsommer 2025 können Patientinnen und Patienten mit ihren Daten die medizinische Forschung unterstützen. Zugutekommen kann dies vor allem der Erforschung von chronischen Erkrankungen wie Krebs, Diabetes oder Herzerkrankungen. Damit werden künftig Möglichkeiten für neue Therapien eröffnet. Für weitere Zwecke, z. B. für Medikamentenentwicklung oder den Öffentlichen Gesundheitsdienst, können diese Daten dem Wohle der Gemeinschaft nützen.

Weitere Infos zur ePA für alle: https://www.gematik.de/anwendungen/epa/epa-fuer-alle

Quelle: gematik

2025: Start der E-Rechnungspflicht in Deutschland

Mit dem Ende März 2024 verabschiedeten Wachstumschancengesetz wurde nunmehr auch die E-Rechnungspflicht auf den Weg gebracht. Das bedeutet: Unternehmer müssen über kurz oder lang Rechnungen elektronisch versenden sowie empfangen. Doch auch wenn nach der Initiative der Europäischen Kommission ViDA die reformierten digitalen Umsatzsteuer-Meldepflichten vollumfänglich erst ab 2028 in Kraft treten sollen, ist für Unternehmer kein entspanntes Zurücklehnen und Abwarten angesagt.

Empfangspflicht ab 2025 für alle Unternehmer

Denn bereits ab dem 1. Januar 2025 sind alle inländischen Unternehmen in Deutschland verpflichtet, E-Rechnungen entgegenzunehmen. Hierfür sieht das Gesetz derzeit auch keinerlei Ausnahmen oder Übergangsregelungen vor. Selbst nicht vorsteuerabzugsberechtigte Unternehmer und umsatzsteuerliche Kleinunternehmer sind von der Empfangspflicht von E-Rechnungen betroffen! Das hat das Bundesfinanzministerium (BMF) in einem ersten Entwurf für ein Einführungsschreiben bereits bestätigt.

Ausstellungspflicht schrittweise bis 2027

Ob der leistende Unternehmer ab 2025 tatsächlich seine Leistungen mittels E-Rechnung abrechnet oder nicht, liegt aktuell für eine bestimmte Zeit noch allein in seinem Ermessen. Denn hier hat der Gesetzgeber eine Übergangsregelung zur Einführung der E-Rechnung geschaffen, die den Umstieg bis 2028 etwas sanfter gestalten soll. Dabei gilt: Besteht für einen Umsatz eine grundsätzliche E-Rechnungspflicht, hat der Leistende im Übergangszeitraum 2025 bis 2026 noch ein Wahlrecht, ob er wie gewohnt mit einer normalen sonstigen Rechnung in Papierform oder als PDF abrechnet oder eine E-Rechnung wählt. Mit Zustimmung des Leistungsempfängers kann auch ein anderes elektronisches Format gewählt werden.

Ab 2027 werden die Bandagen dann angezogen. Denn ab dann dürfen sonstige Rechnungen gegenüber anderen inländischen Unternehmern nur noch dann ausgestellt werden, wenn der Gesamtumsatz des Vorjahres (2026) 800.000 Euro nicht überschritten hat. Wie diese Grenze des Leistenden vom Leistungsempfänger jedoch geprüft werden kann, bleibt aktuell noch unklar. Die Gesamtumsatzgrenze soll dabei sogar unabhängig von der Soll-/Ist-Versteuerung des Leistenden sein. Bei Gutschriften soll der Gesamtumsatz des Gutschriftausstellers (Auftraggeber) maßgeblich sein. Mit Zustimmung des Leistungsempfängers kann alternativ der elektronische Datenaustausch (EDI) genutzt werden. Darüber hinaus sieht das BMF derzeit keine weiteren Übergangsfristen vor.

Hinweis: Unternehmer, die umsatzsteuerfreie Leistungen ohne Vorsteuerabzugsrecht oder ausschließlich an Privatpersonen erbringen, dürfen – unabhängig von Übergangsfristen – weiterhin Papierrechnungen und sonstige elektronische Rechnungen ausstellen. Auch Kleinbetragsrechnungen bis 250 Euro dürfen weiterhin in Papierform oder PDF ausgestellt werden.

E-Rechnung geht ein – Was tun?

Entscheidet sich der Leistende ab 2025 für die E-Rechnung, ist der unternehmerische Leistungsempfänger an diese Entscheidung grundsätzlich gebunden; ihm wird kein Widerspruchsrecht zugestanden. Nimmt der Leistungsempfänger die E-Rechnung nicht an, gilt die Rechnungsausstellungspflicht des Leistenden dennoch als erfüllt.

WICHTIG: Der Leistungsempfänger kann ab 2025 somit grundsätzlich keinen Vorsteuerabzug mehr geltend machen, wenn ihm der Leistende nur eine E-Rechnung ausstellt und diese vom Leistungsempfänger aus technischen Gründen nicht angenommen werden kann.

Was gilt als E-Rechnung?

Die elektronische Übermittlung allein macht noch keine E-Rechnung. Dies ist zwar auch zwingend, weil die Übergabe auf einem elektronischen Datenträger laut BMF nicht zulässig sein soll. Darüber hinaus erfordert eine E-Rechnung jedoch zusätzlich ein bestimmtes strukturiertes elektronisches Format, das der europäischen Norm für die elektronische Rechnungsstellung und der Liste der entsprechenden Syntaxen entspricht. Diese Voraussetzungen sind beispielsweise beim XStandard und dem ZUGFeRD-Format ab Version 2.0.1 gegeben. Für die elektronische Abrechnung inländischer Umsätze kommt aber auch eine Verwendung von weiteren europäischen Rechnungsformaten nach dem vorbezeichneten Standard in Betracht, z. B. FatturaPA (Italien) oder auch Factur-X (Frankreich).

Ausblick

Durch die Einführung der E-Rechnung stellen sich natürlich sehr viele Fragen. Das Bundesfinanzministerium hat dazu zwar bereits einen ersten Entwurf zur Verbandsanhörung veröffentlicht. Dennoch bleibt bislang vieles unbeantwortet. Die Veröffentlichung der finalen Ansicht der Finanzverwaltung wurde für das IV. Quartal 2024 angekündigt – viel zu spät, um bis dahin abzuwarten und sich als Unternehmer dann erst Gedanken zu diesem Thema zu machen.

Außerdem plant das BMF das aktuelle Schreiben zu den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung noch einmal um Regelungen zur Aufbewahrung und Dokumentation von E-Rechnungen anzupassen. Denn eines darf keinesfalls vergessen werden: Auch elektronische Rechnungen sind wie Papierrechnungen 10 Jahre lang aufzubewahren und entsprechend zu archivieren.

Autor:

Christian Johannes, Steuerberater im ETL ADVISION-Verbund aus Köln,
spezialisiert auf die Beratung von Heilberufen

Kontakt:
ETL ADVISA Köln
advisa-koeln@etl.de
Tel: 0221/94101980

„Quintessence News“ – Klare und empathische Kommunikation ist wichtig

Der DENTAGEN-Vorstandsvorsitzende Nils Hagenkötter (links) begrüßt den Festredner des DENTAGEN-Partnertreffs, Bundesligaschiedsrichter Deniz Aytekin.
Foto: Britta Schüßling/DENTAGEN

Nicht nur für Vorträge bot der Veranstaltungsort einen idealen Rahmen für die erste Auflage des neu gestalteten „DENTAGEN-Partnertreffs“. Der Vorstandsvorsitzende der DENTAGEN Wirtschaftsverbund eG, Nils Hagenkötter hatte mit seinem Team für die Mitglieder der Einkaufs- und Laborgenossenschaft ein interessantes und vielseitiges Programm zusammengestellt, das aktuelle Themen und direkt alltagsverwertbare Inhalte bot und zugleich viel Raum für den so wichtigen Austausch und das Vernetzen in der Genossenschaft ließ.

Ein Höhepunkt der Veranstaltung, die im Juni im Duisburger Stadion (Schauinslandreisen-Arena) stattfand, war der Beitrag von Bundesligaschiedsrichter Deniz Aytekin. Selbst Unternehmer und Geschäftsmann, verband Aytekin auf elegante und interessante Weise Einblicke in die Arbeit der Fußballschiedsrichter mit Fragen der Menschenführung. Er spiegelte seine Empfehlungen und Tipps dabei auch vor dem Hintergrund seines eigenen Werdegangs. Denn der heute bei Spielern seit Jahren immer wieder zum beliebtesten Schiedsrichter gewählte Aytekin bekam zu Beginn seiner Schiedsrichterkarriere erstmal ganz schlechte Kritiken.

„Begründen Sie Ihre Entscheidungen“

Er habe mit Hilfe von Freunden und professionellen Coaches an seinem Auftreten und vor allem seiner Kommunikation gearbeitet. Gerade auf dem Platz, in hitzigen und umstrittenen Situationen, sei eine klare und zugleich empathische Kommunikation wichtig. „Begründen Sie Ihre Entscheidungen“, war einer der wichtigen Tipps, die er seinem aufmerksamen Publikum mitgab. Und niemand sei fehlerfrei. Sein Ziel sei es, ein Spiel fehlerfrei zu pfeifen, daran arbeite er. Aber er wisse, dass er das mit großer Wahrscheinlichkeit nie erreichen werde. Fehler einzugestehen, gehöre daher auch immer dazu.

Verlässlichkeit und klare Aufgaben

Auch auf dem Platz komme es auf Teamarbeit und Verlässlichkeit an – er ist seit vielen Jahren mit seinem eingespielten Assistententeam unterwegs. Jeder wisse, worauf er achten müsse, die Aufgaben seien klar zugeteilt und jeder unterstütze den anderen. Am Ende müsse er die Entscheidungen treffen und kommunizieren – daher sei er auf die Hilfe des Teams und des „Kölner Kellers“ angewiesen. Da aber immer Fehler passieren könnten, müsse sein Team sich auch darauf verlassen können, dass sie gemeinsam und er an erster Stelle die Verantwortung dafür übernehmen.

Neues Format Zukunftsdialog zum Potenzial der Genossenschaften

Am zweiten Tag präsentierte Nils Hagenkötter ein neues Format: den „ZUKUNFTSDIALOG DENTAL“. Mit ihm auf dem Podium diskutierten Georg Mersmann, Vorstand der Soennecken eG, und Dr. Marion Marschall, Chefredakteurin „Quintessence News“, über die Perspektiven und Chancen von Genossenschaften auch für die zahntechnischen Labore. Genossenschaften können gerade in Zeiten des Wandels für ihre Mitglieder wichtige Partner sein, um zum Beispiel die Neuorientierung und Neuausrichtung zu unterstützen, machte Mersmann am Beispiel seiner Einkaufsgenossenschaft für Bürobedarf deutlich. Natürlich würden immer noch Aktenordner gebraucht, aber die Digitalisierung habe das, was von den Mitgliedsunternehmen und auch den Herstellern und Lieferanten erwartet und noch benötigt werde, dramatisch verändert.

Genossenschaften als wichtiger Mittler

Genossenschaften könnten hier wichtige Mittler zwischen Endkunden, Händlern und Herstellern sein. Und die Mitglieder profitierten vom Austausch untereinander und von den Impulsen und der Expertise, die eine Genossenschaft als Zusammenschluss der Vielen entwickeln und auch von außen hereinholen könne. Nicht zu vernachlässigen sei auch die stärkere Position einer Genossenschaft im Gespräch mit der Politik auf allen Ebenen, wenn es um die wirtschaftlichen Interessen und die politische Vertretung der Mitglieder gehe, so Mersmann. So lassen sich auch die Herausforderungen der Bürokratie besser meistern.

Markt der Labore und Praxen im Wandel

Marschall unterstrich diese Aspekte. Der Labormarkt sei weiter im Wandel, getrieben durch den technischen Fortschritt, aber auch durch Konzentrationsprozesse und Fachkräftemangel. Die Abhängigkeit vom Auftraggeber Zahnarztpraxis sei eine Besonderheit gegenüber anderen Handwerken, auch Gesundheitshandwerken. Und die Welt der Zahnarztpraxen ist aktuell im Wandel, die Zahl der aus dem Berufsleben ausscheidenden Zahnärztinnen und Zahnärzte nehme stark zu. Allerdings fehle es an ausreichend Nachfolgerinnen und Nachfolgern, immer mehr Praxen würden geschlossen. Daneben steige die Zahl großer Praxen, zahnmedizinischer Medizinischer Versorgungszentren und von Fremdinvestoren betriebenen Praxisketten. Gerade größere Praxen, MVZ und Ketten betrieben häufig eigene Praxislabore.

Power der Genossenschaft nutzen

Für die Dentallabore sei daher der Zusammenschluss in einer Genossenschaft ein guter Weg, mehr als nur Einkaufsvorteile zu nutzen, sondern sich durch das Netzwerken und das Potenzial einer Genossenschaft im Wettbewerb besser behaupten zu können. Das aktive Mitwirken biete die Chance, selbst die Zukunft mitgestalten zu können und frühzeitig wichtige Trends und Entwicklungen zu kennen. Die Power der Genossenschaft könne es dann auch kleinen Laboren ermöglichen, neue Technologien zu nutzen, ohne hohe wirtschaftliche Risiken einzugehen.

Labor jetzt für die Zukunft aufstellen

Insgesamt gebe es für die Dentallabore derzeit ein gutes Momentum, die Geschäftsbeziehungen mit den Zahnärztinnen und Zahnärzten auf ein modernes, zeitgemäßes und partnerschaftliches Niveau zu bringen. Die Labore sollten dabei aufmerksam die Entwicklungen in den Praxen verfolgen und nutzen – auch die für die Labore zwar freiwillige, aber durchaus sinnvolle Anbindung an die Telematikinfrastruktur, die jetzt beginne. Die Entwicklung gehe hier in großen Schritten voran, die Technik werde immer besser, und wenn die Praxen ohnehin Dienste wie den Kommunikationsdienst KIM oder einen neuen sicheren Messenger nutzen, sei es für diese einfacher und sicherer, diesen Weg auch für die Kommunikation mit dem Labor zu nutzen.

Breites Workshop-Programm

Mehr über die neuesten Entwicklungen in der Industrie, über neue Verfahren, Maschinen und Materialien bis hin zu Cloudlösungen, aber auch Tipps für die Mitarbeiter- und Laborführung, gab es dann in den anschließenden Workshops der DENTAGEN-Partner. Vorstand Nils Hagenkötter freute sich über ein überwiegend positives Feedback der rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer für das neue Format des DENTAGEN-Partnertreffs und hofft, dass bei der nächsten Auflage noch mehr Mitglieder dieses besondere Angebot für Information und Austausch nutzen werden.

Quelle: Quintessence Publishing Deutschland, https://www.quintessence-publishing.com/deu/de/news/zahntechnik/unternehmen-dentallabor/die-klare-und-empathische-kommunikation-ist-wichtig

Hirngesundheit durch hohen Zuckerkonsum gefährdet

Die Prävention von neurologischen Erkrankungen wie Parkinson, Demenz, Schlaganfall oder Migräne stand im Fokus des internationalen „World Brain Day“ am 22. Juli 2024. Ein großer Anteil an Demenzfällen und die meisten Schlaganfälle wären vermeidbar. Doch die weltweite Krankheitslast neurologische Erkrankungen erfordert immer erheblichere Anstrengungen in Sachen Prävention. Anlässlich des Aktionstags möchten die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und die Deutsche Hirnstiftung das Augenmerk auf den viel zu hohen Zuckerkonsum lenken, der für die Hirngesundheit schädlich ist.

Bereits seit 1990 werden die Zahl der Todesfälle und die Zahl der verlorenen Lebensjahre für fast 300 Erkrankungen untersucht. Gleich zwei neurologische Erkrankungen, Schlaganfall und Demenzen, befinden sich aktuell unter den zehn häufigsten Todesursachen. Das zeigt, wie wichtig Präventionsmaßnahmen zur Gesunderhaltung des Gehirns sind. Ein gesunder, aktiver Lebensstil mit ausreichend Bewegung und Schlaf, aber auch die Vermeidung von schädlichen Substanzen wie Alkohol, Nikotin oder anderer Drogen und Schadstoffe hilft, diese Erkrankungen zu vermeiden.

Zucker schädigt die Hirngesundheit und kann zum „Demenztreiber“ werden

Was bewirkt Zucker im Gehirn? Hohe Blutzuckerspiegel schädigen die Hirngefäße und führen zu Ablagerungen an Gefäßwänden. Die Gefäße verengen sich, die Blutzufuhr und vermindern so die Versorgung der Gehirnzellen mit Nährstoffen. Dies ist nach der Alzheimer-Form die häufigste Ursache einer Demenz. Jährlich erkranken ca. 250.000 Menschen in Deutschland an einer Demenz, davon 15 bis 25 Prozent an einer solchen gefäßbedingten Variante – etwa 40.000 und 60.000 neu Erkrankte pro Jahr.

Komplexe Zuckermoleküle im Gehirn, sogenannte Glykosaminoglykane, können auch direkt die Denkfähigkeit einschränken. Sie beeinträchtigen die Funktion der Synapsen, den Schaltstellen zwischen den Nervenzellen und somit die Fähigkeit von Nervenzellen und Gehirnarealen, sich anzupassen und bei Bedarf zu erweitern, eine wichtige Eigenschaft für die kognitive Entwicklung und das Lernen. Schon in den 2000er Jahren hatte eine Studie ergeben, dass eine fett- und zuckerreiche Kost langfristig auch die Funktion des Gedächtnisareals im Gehirn, den Hippocampus, beeinträchtigt. Eine aktuelle Untersuchung kommt zu ähnlichen Erkenntnissen: In den 2 bis 12 Stunden nach Zuckerkonsum erhöht sich zwar kurzfristig die geistige Leistungsfähigkeit, aber durch einen dauerhaften Zuckerkonsum wird die kognitive Funktion nachhaltig geschädigt.

Davon abgesehen gibt es noch eine indirekte hirnschädigende Wirkung von zu hohem Zuckerkonsum auf das Gehirn durch Diabetes mellitus. Seit etwa 30 Jahren ist bekannt, dass die Typ-2-Diabetes ein deutlich erhöhtes Demenzrisiko mit sich bringt und es wird angenommen, dass der Glukose-Stoffwechsel auch in den Neuronen gestört ist und so zur Entstehung der Alzheimer-Erkrankung beiträgt.

Warum können wir der „Versuchung“ Zucker so schwer widerstehen?

Es wurde nachgewiesen, dass schon eine kleine Menge Zucker ausreicht, damit der Darm über den Vagusnerv Signale an das Gehirn sendet, die dort ein starkes Verlangen nach weiterem Zuckerkonsum auslösen. Zusätzlich wird bei Zuckerkonsum im Gehirn Dopamin ausgeschüttet. Dieses „Wohlfühlhormon“ führt dazu, dass der Körper davon immer mehr verlangt. Nur ein weitgehender Verzicht auf Zucker kann diesen Teufelskreis durchbrechen.

Gemeinsam mit der Deutsche Hirnstiftung unterstützt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e. V. die politische Forderung, eine Steuer auf besonders zuckerhaltige Getränke zu erheben. Doch auch viele andere Lebensmittel enthalten versteckten Zucker, wie z. B. Joghurts oder Tomatenketchup. Auch Alkohol lässt den Blutzuckerspiegel stark ansteigen.

Weitere Informationen hierzu: https://www.zwp-online.info/zwpnews/dental-news/branchenmeldungen/world-brain-day-2024-zu-viel-zucker-versalzt-die-hirngesundheit

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Neurologie e. V.

Was erwarten Patienten von KI-gestützter Diagnostik?

Für Ärzte sind Diagnosen oft nicht so einfach, wie sie in manchen Arztserien erscheinen. Außer den medizinischen Symptomen müssen auch andere Faktoren wie die Lebensweise und die körperlichen Grundvoraussetzungen der Patienten berücksichtigt werden. An Bedeutung zunehmende Technologien legen die Frage nahe: Kann künstliche Intelligenz (KI) in der Medizin sowie in der Arzt-Patienten-Kommunikation bei Diagnosen helfen oder diese sogar eigenständig stellen? Welche Erwartungen haben Patienten an KI? Diese Thematik hat Luisa de Alzaga Achter, Studentin des Studiengangs International Management (https://ism.de/studium-vollzeit/bachelor/international-management-studium/ueberblick) an der International School of Management (ISM) in München, in ihrer Abschlussarbeit näher untersucht.

Was erwarten Patienten von KI-basierte Chatbots im deutschen Gesundheitswesen? Einiges – zeigen die Ergebnisse der Untersuchung von Luisa de Alzaga Achter unter Leitung von Prof. Dr. Klaus Mühlbäck sowie Daniel Khafif, beide Dozenten am ISM Campus in München. Sie befragte acht Experten unterschiedlicher Alters- und Berufsgruppen zu ihren Erwartungen, Motivationen und Hemmnissen bei der Nutzung von Chatbots. Die Befragten kamen aus verschiedenen Bereichen: Entwickler von Chatbots, Vertreter des Gesundheitswesens sowie Patienten, also Nutzer dieser Chatbots.

Unterstützt und vereinfacht KI die tägliche Arbeit?

Nutzer erhoffensich Orientierung und Unterstützung durch die Chatbots. Sie wünschen sich, von der Technologie sicher durch das komplexe Gesundheitswesen geführt zu werden, um das eigene Handeln zu bestätigen. Eine große Rolle spielt dabei die Gebrauchstauglichkeit des Bots. Funktionalität, Qualität der Antworten, maschinelle Intelligenz und Benutzerfreundlichkeit stellen dabei zentrale Anforderungen dar. Patienten haben die Erwartung, dass die künstliche Intelligenz mitlernt und sich die bereits eingegebenen Daten merkt.

Wie steht es mit der Datensicherheit?

Schnell kommt die Frage nach dem Thema Datenschutz auf. Gerade bei sensiblen Informationen, wie der eigenen Krankheitsgeschichte, legen die Befragten großen Wert auf einen verantwortungsvollen Umgang mit ihren Daten durch die KI. Die Zertifizierung der Chatbots mit der Garantie einer sicheren Verwahrung und einfacher Nachverfolgung der eigenen Daten wird gewünscht. In der Wahrnehmung der Patienten kann Datenschutz am besten erreicht werden, wenn es sich um ein deutsches Unternehmen handelt, das den Chatbot betreibt, sodass die Daten auch nach deutschem Recht verwaltet werden.

Wie menschlich kann eine KI sein?

Kritik wird an bestimmten Eigenschaften der KI geübt, bei denen Menschen künstlicher Intelligenz nach wie vor weit voraus sind: Sprache und Empathie. So verfügen Chatbots bislang nicht über vollständige Sprachfähigkeiten auf menschlichem Niveau, was zu Missverständnissen und Unzufriedenheit bei den Nutzern führt. Auch beim nötigen Einfühlungsvermögen im Dialog mit den Patienten kann die künstliche Intelligenz nicht an den Arzt heranreichen. Auch bei Ärzten bestehen Vorbehalte gegenüber KI-basierten Chatbots, weil sie sich gern einen persönlichen Gesamteindruck vom Patienten machen, um eine fundierte Diagnose zu erstellen.

Wie kann der KI-Einsatz in der Medizin künftig aussehen?

Aktuell hat KI nur begrenzte Einsatzmöglichkeiten in der medizinischen Diagnostik und ersetzt den Besuch beim Arzt nicht. Dozent Daniel Khafif resümiert: „Es bleibt festzuhalten, dass diagnostische KI-Systeme immer nur als Assistenztools verstanden werden dürfen. Die letztinstanzliche Entscheidungshoheit zur Verordnung und Vergabe medizinischer Mittel muss beim Menschen, also bei Ärzten oder Pflegekräften, verbleiben.“

KI könnte das medizinische Fachpersonal allerdings sinnvoll ergänzen, wie Luisa de Alzaga Achter herausgearbeitet hat. Vor allem organisatorische Aufgaben rund um Terminfindung und -buchung sowie in der Prävention und Nachsorge können Chatbots wertvolle Dienste leisten. Sie können außerdem größere Mengen an Daten und Diagnosen sammeln als ein einzelner Arzt und so auch umfangreichere Analysen und Erfahrungsberichte über Krankheiten erstellen. Das ist wiederum im Sinne der Krankenkassen, da auf diese Art kostenoptimierte und effizientere Therapiemöglichkeiten angeboten werden können. „Diese Technologien entlasten das medizinische Personal signifikant, indem zeitraubende Kommunikationsaufgaben von der KI übernommen werden“, betont Khafif. „In Zeiten von Personalmangel und Kostendruck können die eingesparten Ressourcen effizienter in Klinik und Praxis investiert werden, was sowohl dem medizinischen Personal als auch den Patienten zugutekommt.“

„Dennoch gilt es noch einige Hemmnisse zu überwinden“, ergänzt Luisa de Alzaga Achter. „Eine hohe Anwendungsfreundlichkeit, verlässliche Funktionalität sowie Sicherheit der Datenspeicherung und -verarbeitung verbunden mit patientengerechter Sprache und Elementen menschlicher Empathie könnten das Vertrauen der Patienten in KI-basierte Chatbots stärken.“

Die erweiterte Publikation steht hier zum Download bereit: https://ism.de/images/downloads/research-journal-2023.pdf

Quelle: dpa

Richtige Zahnputztechnik: Lieber kreisen als rütteln

Immer noch erhebliche Forschungslücken bei der richtigen Zahnputztechnik – Überraschende Ergebnisse einer Netzwerk-Metaanalyse der Universitäten Gießen und Kiel

Dass viele Menschen ihre Fähigkeiten beim Zähneputzen überschätzen, ist seit einer Studie der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) aus dem letzten Sommer bekannt. Doch wie geht es denn nun richtig? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, haben Wissenschaftlerinnen der JLU und der Christian-Albrechts-Universität Kiel (CAU) die vorhandene Forschungsliteratur zum Zähneputzen in einer komplexen Netzwerk-Metaanalyse verglichen. Das überraschende Ergebnis: Ob Kreisen, Rütteln oder Auswischen für besonders saubere Zähne sorgt, darüber lässt sich offenbar immer noch streiten.

„Es fehlt hier einfach an weiteren gut gemachten Forschungsarbeiten“, fasst Prof. Dr. Renate Deinzer vom Institut für Medizinische Psychologie das Ergebnis ihrer neuen Publikation zusammen. Immerhin lassen die vorhandenen Daten den Schluss zu, dass das Putzen mit kreisenden Bewegungen helfen kann, Plaque zu reduzieren, heißt es in der Studie.

Ein überraschendes Ergebnis gab es in Bezug auf die häufig empfohlene „modifizierte Bass-Technik“, bei der die Borsten der Zahnbürste im 45-Grad-Winkel am Zahnfleischrand aufgesetzt werden und dann der Zahnbelag durch Rüttelbewegungen gelockert und mit sanftem Druck von „Rot“ nach „Weiß“ ausgewischt wird. Diese Technik wird oft empfohlen, um Zahnfleischentzündungen vorzubeugen. Die analysierten Daten deuten allerdings darauf hin, dass sie möglicherweise sogar zu mehr Zahnfleischentzündungen führt und nicht zu weniger. „Da sollten wir mit unseren Empfehlungen vorsichtiger sein, solange es keine neuen Daten dazu gibt und möglicherweise mehr Wert auf die Systematik legen“, sagt PD Dr. Sonja Sälzer von der Klinik für Zahnerhaltung der CAU.

Viele wenden sich mit der Frage nach der besten Zahnputztechnik an ihre zahnärztliche Praxis oder suchen im Internet. „Solche Empfehlungen sollten auch wissenschaftlich abgesichert sein“, betont Prof. Dr. Renate Deinzer vom Institut für Medizinische Psychologie der JLU. Ihre Co-Autorin PD Dr. Sälzer ergänzt: „Deswegen haben wir systematisch vorhandene Studien hierzu zusammengesucht“.

Die Forscherinnen sichteten weit über 1.000 Artikel und wählten aus diesen randomisierte kontrollierte Studien aus, die eine Putztechnik mit einer Kontrolle oder einer anderen Putztechnik verglichen hatten. Die Studien mussten außerdem die Personen, die die Technik erlernt hatten, über eine Weile beobachtet und entweder erfasst haben, wie sauber die Zähne nach dem Putzen wurden oder wie gesund das Zahnfleisch war. Letztendlich lieferten nur 13 Publikationen brauchbare Daten für eine Netzwerk-Metaanalyse (NMA). Das Ergebnis war für die Forscherinnen ernüchternd, da sich auf dieser Basis kaum sichere Aussagen ableiten ließen.

Insgesamt fordern die Wissenschaftlerinnen weitere Forschung in diesem Bereich. Auch für die Annahme, dass elektrische Bürsten zu sauberen Zähnen führen, gebe es kaum Belege. „Viele der Studien, die eine geringe Überlegenheit elektrischer Zahnbürsten feststellen, vergleichen diese nur mit der kritisch bewerteten modifizierten Bass-Technik“, sagt Prof. Deinzer. „Möglicherweise ist auch hier die richtige Systematik entscheidender als die Art der Bürste“, ergänzt PD Sälzer. Außerdem sei das manuelle Zähneputzen nachhaltiger und kostengünstiger, so dass sich auch deswegen weitere Forschung in diesem Bereich lohne.

Originalpublikation:

Deinzer, R.; Weik, U.; Eidenhardt, Z.; Leufkens, D.; Sälzer, S. (2024). Manual toothbrushing techniques for plaque removal and the prevention of gingivitis – A systematic review with network meta-analysis. In: PLoS One.
https://doi.org/10.1371/journal.pone.0306302

Quelle: https://www.zwp-online.info/zwpnews/dental-news/wissenschaft-und-forschung/richtige-zahnputztechnik-lieber-kreisen-als-rutteln

Michael Göllnitz

Über einen historischen Sonntagvormittag im Büro, über einen Berufsweg, der die Zeitenwende in der Dentaltechnik geradezu exemplarisch markiert, über mitdenkende Mitarbeiter, die DNA eines Unternehmens, über Erkenntnisgewinne aus der Pandemie, über Analogie im Digitalzeitalter, den unumkehrbaren Wandel in der Beziehung zwischen Zahnmedizin und Zahntechnik, über ein bisschen Freizeit, einen jüngsten Sohn, der beim FC Barcelona studiert, und die Liebe der Familie zu einem Adler sprach Journalist Bernd Overwien für DENTAGEN INFO mit Michael Göllnitz (55), Geschäftsführer der Amann Girrbach GmbH am deutschen Standort in Pforzheim.

Mögen Sie Überraschungen?

Nun ja, wenn am Ende ein positives Ergebnis steht, gern.

Wie groß war die Überraschung, als Jutta Girrbach nach 25 Jahren im Unter­nehmen vor inzwischen gut zwei Jahren ihr Ausscheiden aus der Geschäfts­führung bekannt gab?

Ja, das kam wirklich unerwartet. Ich stand auf dem Tennisplatz, als sie vorschlug, sich am Sonntagvormittag im Büro zu treffen.

Sie waren da schon ihr langjähriger Vertriebsleiter. Ist Ihnen da der Gedanke gekommen, da muss etwas Außergewöhnliches anstehen?

Schon. Aber Jutta Girrbach hat in dritter Generation die Entwicklung des Unter­nehmens deutlich vorangetrieben. Die Fusion mit der österreichischen Amann Dental hat sie maßgeblich mitgestaltet. Das war die entscheidende Weichenstellung, um zu einem führenden Anbieter in der digitalen Dentaltechnik zu werden. Als Sie mir anbot, die freiwerdende Position eines Geschäfts­führers zu übernehmen, bin ich in diesem Moment fest davon ausgegangen, wir machen das jetzt gemeinsam.

Wie perplex waren Sie, als die Enkelin des Firmengründers das mit ihrer ganz persönlichen Zeitenwende verband?

Ziemlich perplex. Aber sich in der Mitte eines erfolgreichen Berufs­lebens zu entscheiden, jetzt die Dinge zu tun, die in einem 9-to-7-Job nicht möglich sind, verdient größten Respekt. Gemeinsam mit ihrem Mann engagiert sie sich heute in sozialen Projekten, ist in der Notfallseel­sorge mit großer Empathie unterwegs.

Schaut sie noch mal ab und zu im Unternehmen vorbei?

Ja, natürlich. Wir tauschen uns regelmäßig aus. Ich habe ja quasi die Ertüchtigung des Standortes Pforzheim geerbt. Handwerker, so weit dass Auge reichte. Da gab es viel Gesprächsbedarf. So gesehen, ist die Familie ja noch dabei. Jutta Girrbach ist ja nicht gegangen, weil sie keine Lust mehr hatte, Unternehmerin zu sein. Das war eine bewusste Entscheidung für einen zweiten Lebensentwurf.

„Ich habe mich gefühlt wie der Prinz von Pakistan“

Mit Wolfgang Reim, CEO der Amann Girrbach AG im österreichischen Koblach, führen Sie ein erfolgreiches Unternehmen mit 160 professionellen Mitarbeitern weiter in die digitale Dental­welt. Sie kommen ja ursprünglich aus der Edelmetallbranche, da trug man einst die Nase ja ziemlich hoch. Wie würden Sie vor diesem Hintergrund Ihren heutigen Führungsstil charakterisieren?

Das ist vielleicht ein bisschen drastisch formuliert, aber in der Tat gab es Zeiten, da wurden Entwicklungen wie bei Girrbach eher gönnerhaft belächelt. Ich habe mal gesagt, mich als totaler Edelmetaller wie der „Prinz von Pakistan“ gefühlt zu haben. Aber das war vor mehr als 20 Jahren. Und in diesen zwei Jahrzehnten hat sich der ganze Markt total gedreht. Plötzlich war ein Angebot von Girrbach so, als ob man Trainer von Borussia Dortmund werden soll.

…dürfen wir da noch später drauf kommen…?

…ja, habe schon gehört, am Ende kommt immer die Fußballfrage…

Nein, was die Frage nach dem Führungsstil anbetrifft, denke ich, im Laufe der Jahre eine eigene Art der Führung entwickelt zu haben. Der ist grundsätzlich kooperativ und fördernd. Bei uns fliegen keine Türen, wiewohl stellt sich da manchmal eine gewisse Grantigkeit ein, wenn wichtige Sachen einfach nicht funktionieren. Deshalb schätze ich es sehr, wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ein Problem auch einen Lösungsansatz haben. Wenn sie sich Gedanken machen.

Corona hat das Management eines jeden Unternehmens herausgefordert. Wie haben Sie agiert?

Praktisch. Wir haben angefangen zu testen, da hatte das kaum jemand auf dem Schirm. Wir haben Schulungen beim DRK angeboten, um Selbsttests richtig durchführen zu können. Natürlich haben wir ab der zweiten Woche der Pandemie unsere Außendienstler nach Hause geschickt. Wir haben sogar ein Reiseverbot erteilt. Homeoffice so weit wie möglich. Das versteht sich von selbst.

War die Pandemie-Phase für viele Manager auch ein Erkenntnisgewinn?



Ja, sicher. Besprechungen mit Mit­arbeitern per Video, ohne viel Papier, direkte Kommunikation. In vielen Unterneh­men wurde deutlich, dass nicht die physische Präsenz im Büro zählt, sondern das Erreichen vereinbarter Zahlen und Ziele. Chefs können ja während einer Pandemie nicht mehr so einfach durch die Firma gehen und prüfen, ob alles gut läuft. Kennzahlen und Reports bekommen dadurch eine größere Bedeutung. Selbst unsere vielen Außendienstler, die längst Gebietsmanager mit vielfältigen Aufgaben sind, haben verinnerlicht, dass direkte Kundengespräche im Netz sehr wohl eine erfolgreiche Form der Kommunikation sein können. Aber auch da gilt der Grundsatz, die Philosophie des Unternehmens mit Überzeugung und Leidenschaft, mit ehrlicher Emotion rüber­zubringen.

…und man muss die richtigen Fragen stellen können.

Richtig. So beim Tässchen Kaffee zu fragen, wo drückt der Schuh, reicht heute nicht mehr. Ich muss zuhören können, ja, aber ich muss dem Kunden heute gerade in der digitalen Kommunikation unmittelbar einen Nutzwert anbieten können.

Als Vertriebler mit Leib und Seele, der so aus Ihnen spricht: haben Sie selbst noch persönlichen Kundenkontakt?

Zu wenig. Ich habe mir für 2023 fest vorgenommen, wieder viel mehr draußen zu sein. Aber die neue Zeit bietet halt neue Möglich­keiten. Wir sprechen ja jetzt hier auch über TeamViewer.

„Keine Marketingfloskel – das ist unsere DNA!“

Wir sind Amann Girrbach. Wir setzen Maßstäbe. Ist das „mir san mir“?

Wir alle in der Unternehmensgruppe setzen neue Maßstäbe in der digitalen Zahntechnik. Als Pionier in der Dentalen CAD- und CAM-Technologie sind wir einer der führenden Innovatoren und bevorzugten Full-Service-Anbieter in der digitalen Zahnprothetik. Wir sind selbstbewusst genug, zu sagen: mit unserem hohen Maß an Entwicklungskompetenz und Engagement für die Kundenorientierung schaffen und verbreiten wir anspruchsvolle System­lösungen für die zukünftige Praxis von Vorarlberg und Pforzheim in die Welt. Möglich ist das durch die Innovationen und exzellenten Produkte, die im Headquarter in Österreich entwickelt und produziert werden. Der Standort in Pforzheim steht für effizienten Direkt­ver­trieb, für Support- und Trainingsfunktionen sowie Logistik und Verwaltung. Das mag sich anhören wie eine wohlfeil formulierte Marketingfloskel, aber das ist unsere DNA.

Journalisten haben bekanntlich zwei linke Hände. Mir ist es jüngst nur mit Hilfe eines Youtube-Filmchens gelungen, den neuen Staubsauger in Funktion zu bringen. Zeigen Sie Ihren Kunden auch im Internet, wie es geht?

Shorts wie bei Youtube, also kurze Infovideos, spielen bei uns eine große Rolle. Sei es zu technischen Fragen, zur Bedienung von Produkten und vielem mehr. Das betreiben wir fast schon exzessiv. Quasi im Umkehrschluss haben wir auch unser Kurszentrum in Pforzheim komplett renoviert, unser Trainerteam kundenorientiert qualifiziert.

Analogie im Digitalzeitalter?

Wer bei uns neu einsteigt und beispielsweise ein Ceramill CAD/ CAM-System erwirbt, für den ist ein Basic-Training von drei Tagen hier vor Ort obligat. Wir würden niemanden sagen, „Plug and Play“ es wird schon klappen. Nein, das geht schief. Siehe Staubsauger!

Mit welchem Konzept ist die Amann Girrbach Akademie unterwegs?

Es geht heute nicht mehr als E-Learning „ja oder nein“, sondern ob man es sich leisten kann, diesem Trend nicht zu folgen. Die Akademie hat eine komplett digitale Lösung des Know-how-Transfers entwickelt. Digitale Herstellung von Zahnersatz auch digital vermitteln – eine Anforderung, der wir im internationalen Markt gerecht geworden sind. Sie können sich quasi alles herunter­laden, wie man so schön sagt.

Rückt die Feminisierung der Medizin, insbesondere der Zahnmedizin, den Aspekt der „Work-Life-Balance“ wirklich so dominierend in den Vordergrund?

Wir alle wissen ja: viele zukünftige Zahnärztinnen planen keine klassische Einzelpraxis zu haben. Da das Thema Prothetik im zahnmedizinischen Studium ja nicht mehr diese Rolle spielt, wird aller­spätestens die nächste Generation Zahnärztinnen und Zahnärzte verstärkten zahntechnischen Support benötigen und aktiv einfordern. Das ist doch die Perspektive für die Zahntechnik in Deutschland.

Fräszentrum in Shanghai kann nicht vor Ort sein

Hat die Zukunft schon begonnen?

Ja, für Labore mit kompetentem Außendienst, mit Mitarbeitern, die auch am Stuhl stehen können. Das muss in Zukunft möglich sein, wenn es beispiels­weise darum geht, eine komplexe Implantat-Konstruktion zu verschrauben. Das muss die Zahntechnik dürfen können. Beide Spezia­listen zum Wohle des Patienten im mitein­ander!

Aber das wird einigen Zahnärzten nicht unbedingt gefallen?

Mag sein. Die Zeit, „Ich bin der Doktor, ich weiß das besser“ ist eigentlich schon vorbei. Am Ende des Tages wird es so sein, dass Zahnmedizin und Zahntechnik gerade auf digitaler Ebene auf Augenhöhe agieren werden müssen. Da sind wir uns sicher.

Was macht Sie so sicher?

Wenn die Praxis um die Ecke einen Intraoralscanner einsetzt, werden die Patienten ihrem Zahnarzt Fragen stellen. Die Praxis kommt am Thema Digitalisierung nicht mehr vorbei. Die Zahntechnik ist digital gut aufgestellt. Wir sagen unseren Kurs­teilnehmern im Rahmen dieser Thematik, zeigt euren Zahnärztinnen und Zahnärzten, wie der Workflow zwischen Praxis und Labor funktioniert oder funktionieren kann. Die Sorge war ja, der Scanner könnte die Zahntechnik aus der Wertschöpfungskette nehmen. Aber ein Fräszentrum in Shanghai oder München kann dem Zahnmediziner vor Ort keine Unterstützung anbieten.

Sie persönlich, wozu nehmen Sie sich Zeit?

Ich entspanne am besten beim Kochen. Ich gehe mit meiner Partnerin gern wandern. Was ich wieder lernen musste, weil ich es lange nicht gemacht habe, ist Urlaub. Keine Selbstironie. Und ich versuche im nächsten Sommer viel Tennis zu spielen. E-Bike macht im Taunus ja auch Sinn. Fußball ist am Rande auch noch ein Thema.

Haben Sie aktiv gekickt?

Ja, 40 Jahre lang. War ein brauchbarer Torwart bis in die Landesliga. Das letzte Spiel habe ich mit 51 Jahren in der B-Klasse gemacht.

Sie haben eine Tochter und drei Söhne. Kicken die auch?

Ja, Fußball ist das Ding in der ganzen Familie. Der jüngste Sohn studiert in Barcelona Sportwissenschaften in Verbin­dung mit dem FC Barcelona. Mit 21 Jahren ist er aber schon über das Alter hinaus, als Fußballer entdeckt zu werden.

Interessant. Wie muss man sich ein Studium bei Barca vorstellen?

Da geht es um Sportmanagement. Da werden Manager und Spielerberater quasi herangezogen.

Und welcher Klub treibt bei Ihnen zuweilen den Blutdruck hoch?

Die Wahrheit gebietet es: als gebürtiger Münchener war ich ein junger Bayern-Fan. Meine Eltern waren das auch. Meine Mutter hat mich im roten Trainings­anzug mit drei weißen Streifen in die Schule geschickt. Selbst nach dem Umzug in den Taunus. Da gab es natürlich jede Menge „Holz“. So mit 30 Jahren bin ich dann „übergelaufen“ und letztlich auch meinen Kindern zu Liebe ein Fan von Eintracht Frankfurt geworden. Die ganze Familie liebt den Adler.

Gehen Sie ins Stadion?

Ja, immer wenn wir Karten bekommen – was ja heute in Frankfurt nicht mehr so einfach ist. Wenn es geht, sind wir da. Na klar!

Herr Göllnitz, herzlichen Dank für das Gespräch.

Quelle: DENTAGEN Info 2023/01

Fabian Rager

Eines der größten Containerschiffe der Welt liegt quer im Suezkanal und in Augsburg liegen die Nerven blank. Über die „Ever Given“, über krisenfeste Lieferketten, über Fairness bei der Wertschöpfung in der Zahntechnik, über den Kampf der Branche mit ansteigendem Fachkräftemangel, über Vertrauen als elementarem Wert im Business, über den hohen Anspruch, ein Schrittmacher in der Branche zu sein, über intensive Jahre in der Augenoptik und die Rückkehr in eine Dentaldynastie, in ein etabliertes Familienunternehmen mit fünf Jahrzenten Erfahrung, über innovatives Denken beim Feierabendbier, über die eigene kleine Familie und ein bisschen Freizeit sprach Journalist Bernd Overwien für „DENTAGEN INFO“ mit Fabian Rager (32), Leiter Marketing und Vertrieb CADdent® und Inhaber der MINDFAB GmbH in Augsburg.

Herr Rager, als Sie in den Nachrichten gehört haben, dass im Suezkanal ein Container-Jumbo auf Sand gelaufen ist, sind da sofort alle Alarmglocken angegangen?

Nein, nicht sofort. Wir hatten Zirkon in China geordert. Die Nachverfolgung der Liefer-Dokumentation haute uns natürlich vom Stuhl. Die Ware im Wert von einer Viertelmillion war tatsächlich auf der „Ever Given“.

Dachten Sie da eher an das Ausbleiben der Lieferung oder an eine Haftungs­beteiligung der Ladungseigentümer an den Bergungskosten?

In einer solchen Situation geht einem viel durch den Kopf. Es gibt da so ein altes Havariegesetz, wonach der Eigentümer der Ladung mit in die Haftung genommen werden kann, wenn es darum geht, ein Schiff vor dem Sinken zu retten.

Allein an der „Ever Given“ dürften um die zehntausend Parteien beteiligt gewesen sein, schätzt Dr. Julia Hörnig, Expertin für internationales Transportrecht an der Uni Rotterdam. 150 Schiffe wurden wochenlang an der Weiterfahrt durch den Suezkanal gehindert. Kann man sich den finanziellen Schaden überhaupt vorstellen?

Nein. Allein auf der Ever Given waren 20.000 Container mit einer Größe von 20 Fuß. Einen Container teilen sich rund 20 Ladungseigner. Durch solche Zahlenberge mussten wir aber nicht durch, denn wir waren durch Incoterms abgesichert.

Was sind Incoterms?

Das sind standardisierte Liefer­klauseln. Sie umfassen als vertrag­liche Vereinbarungen zwischen Verkäufer und Käufer alle Aufgaben, Risiken und Kosten, die mit dem Warenverkehr verbunden sind und gelten als die wichtigsten Handelsbedingungen weltweit. Bei Störungen der Lieferketten trägt der Versender die Kosten.

Ist die Ware eigentlich noch in Augsburg angekommen?

Ja, mit einem halben Jahr Verspätung. Unbeschädigt. Wir hatten im Übrigen während der Bergungszeit neu in China geordert und die Ware per Flugzeug transportieren lassen. Das war sehr kostspielig, aber für uns nicht anders machbar.

Hat die spektakuläre Havarie dazu geführt, dass CADdent® das Asien-Geschäft generell überdenkt?

Wir hatten zwar parallel immer zwei Lieferketten aus Asien, aber unser Hauptthema Zirkon hatten wir zum über­wiegenden Teil schon aus Asien nach Deutschland zurückgeholt. Warum überhaupt Asien? Nun, um beispielsweise PMMA-Kunststoff „kassengerecht“ in Deutschland anbieten zu können, war China damals die erste Wahl. Jetzt sind weiter dabei, auch PMMA in die EU zu holen. Die Gescheh­nisse rund um die „Ever Given“ haben sicher den Prozess beschleunigt, zukünftig weitest­gehend krisenfeste Lieferketten zu haben.

„Unsere gesamte Branche lebt nicht von den Akademikern, sondern von Handwerkern und der klassischen Berufsausbildung.“

Beim Thema Fachkräftemangel haben Sie sich erstaunlich klar positioniert. Auch politisch. Prägt der Mangel bereits die ganze Branche?

Ja. Wer viele Kundengespräche führt, weiß das. Es muss in Deutschland attraktiver werden, eine Ausbildung zu machen. Angefangen beim Image, der Anerkennung in der Gesellschaft bis hin
zur bildungspolitischen Lenkung…

…was bedeutet?

…auch eine gezielte und durchdachte Einwanderungspolitik zu machen, einhergehend mit einer zielgenauen Bildungspolitik.



Ich bin Jahrgang 1952. Ich kenne nur: Meinen Kindern soll es besser gehen. Gilt das für kommende Generationen nicht mehr?

Ich kenne das auch und es ist menschlich. Aber den Nachwuchs fast ausschließlich auf den akademischen Weg zu führen, ist falsch und führt zu geringen dualen Ausbildungszahlen. In allen Branchen. Resultat: Fachkräftemangel.

Nach dreieinhalb Jahren anspruchs­voller Ausbildung zur Zahntechnikerin oder zum Zahntechniker dann mit 2.300 € Brutto nach Hause zu gehen – ist das attraktiv?

Nein. Das geht überhaupt nicht. Wir haben bei uns immer schon über Mindestlohn gezahlt. Zufriedene Mitarbeiter – und da ist die finanzielle Honorierung ein wichtiger Aspekt – sind das größte Kapital eines Unternehmens. Eine Binse, dennoch wahr. Menschen, die morgens gern an ihren Arbeitsplatz kommen und sich in ein Team einbringen, sind auch kritikfähig gegenüber dem Unternehmen und sich selbst gegenüber.

Niemandem in der Branche ist verborgen geblieben, dass Ihre Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich sind. Was ist aus Ihrer Unternehmensvision geworden, erster Ansprechpartner für mehr Wertschöpfung in der Zahntechnik zu sein?

Das ist der Grundstein. Die Vision lebt jeden Tag. Hört sich nach gutem Marketing an, nicht wahr? Es ist aber so. Wir hatten schon in der Pandemie volle Lager, dann kam der Anstieg der Inflation. Wir haben den Vorteil des frühen Einkaufs an unsere Kunden weiter­gegeben. Ein so genannter Übergewinn, wie von zahlreichen Konzernen generiert, kam für uns nicht in Frage. Erst als die Lager leer waren, mussten wir neu kalkulieren.

Auch in Zukunft?

Unsere Kunden vertrauen uns. Das hat unsere Familie in fünf Jahrzehnten aufgebaut. Alle unsere Kunden sind genaue Marktbeobachter. Deshalb können sie sich darauf verlassen, dass wir nur das weiter­geben, was ökonomisch notwendig ist.

Wie kam es zur Partnerschaft mit der DENTAGEN?

Heinz Schiller! Er hat ein gutes Ver­hältnis zu vielen DENTAGEN-Mitglieds­betrieben und war überzeugt: von den Unternehmensphilosophien her passen die gut zusammen. Die DENTAGEN bietet ihren Mitgliedern die Möglichkeit zu optimierten Prozessen. Das machen wir ja auch. Zudem hat die DENTAGEN sehr gute Erfahrungen mit familiengeführten Unternehmen gemacht. Nehmen Sie Flussfisch in Hamburg.

Was bieten Sie auf dem Marktplatz an?

Unser Portfolio ist ja überschaubar und den allermeisten Laboren ein Begriff.

„Schrittmacher in der Dentalwelt“ hat eine Fachzeitung über ihr Haus geschrieben. Das immer wieder zu beweisen, ist schon sportlich. Können sie das?

Eine solche Frage, ist eine Steilvorlage für einen Marketingmenschen. Nein, alle Alleinstellungsmerkmale und Inno­vationen lassen sich auf unseren Webseiten nachlesen. Aber auf unser neues Polier­konzept möchte ich schon hinweisen. Das einzige automatisierte System, das in der Regel bessere Ergebnisse erzielt, als beim Polieren mit der Hand. Eine Poliermaschine wird in Zukunft so selbstverständlich im Labor stehen, wie ein Scanner oder eine Fräse. Da sind wir uns sicher.

„Wer Augenoptik gelernt hat, schaut auch genau hin!“

Wird es demnächst Brillengläser und Hörgeräteakustik aus Ihrem Unter­nehmen MINDFAB geben?

Oh, da hat jemand meine Vita genau gelesen und spekuliert nun munter drauf los.

Aber ganz grundsätzlich: Wie kommt ausgerechnet ein Rager-Sprössling dazu, Augenoptiker zu werden?

Bei uns zu Hause gab es jeden Tag das Thema Zähne. Selbst Weihnachten. Da habe ich mir gedacht, „Fabian, du machst was anderes“.

Brille: Fielmann?

Genau. Da habe ich einen interessanten Handwerksberuf gelernt, habe später meinen Meister gemacht. Eigentlich wollte ich ja ein Fielmann-Geschäft übernehmen oder mich selbstständig machen, aber dann ging es über München in die Brillen­glas-Industrie. Da spielst du dann in der „Bundesliga der Augenoptik“.

Bayern oder eher doch FC Augsburg?

Ich dachte, Fußball kommt zum Schluss. Nein, wenn man bei Essilor im Außendienst ist, dann schon eher Bayern. Denn dieses Unternehmen hat es sich zur Aufgabe gemacht, Lösungen zur Korrektur und zum Schutz der Sehkraft der 7,7 Milliarden Menschen weltweit bereitzu­stellen. Eine unfassbare Dimension.

Haben Sie diesbezüglich nicht doch über eine Innovation in ihrem eigenen Unternehmen nachgedacht?

Natürlich. Am besten kann man bei einer Flasche Feierabend-Bier so mit sich selbst brainstormen. Und da sind mir doch die Schnittstellen zwischen Zahn­technik, Augenoptik und Hörgeräteakustik sichtbar geworden. Jetzt haben wir den 1. März 2023 als Start für eine Angebots­erweiterung der MINDFAB ins Auge gefasst. Schau’n mer mal.

Sie sind vor vier Jahren auf Wunsch Ihres Vaters ins Familienunternehmen zurückgekehrt. Ihr Vater hat seinen „Sechzigsten“ gefeiert und angekündigt, sich zurückziehen zu wollen. Werden Sie und Ihr jüngerer Bruder die Verantwortung für das Gesamtunternehmen übernehmen. Ihre Schwester lebt ja in den USA?

In Zukunft schon. Jetzt ist es so, dass die Zahntechnikermeister Manfred Goth und eben unser Vater Roland Rager noch in der Verantwortung stehen. Und das ist ein optimaler Prozess für uns. Friendly turn over. Unsere Schwester hat inzwischen ihre Heimat in Nordamerika.

Ihr jüngerer Bruder ist Zahntechniker?

Nein. Er hat, wie unser Vater, eine besondere, sagen wir, digitale Affinität. Ein exzellenter Programmierer. Er macht in unseren Unternehmen in diesem Bereich einfach alles. Für mich muss ein PC immer laufen und wenn er das nicht tut, habe ich schlechte Laune.

Sie sind Vater von zwei Töchtern. Mit Ihrer Ehefrau Milena drei Mädels im Haus. Wie ist das?

Schön ist das. Eine Tochter ist schon Zweidreiviertel und die Jüngste gerade vier Monate.

Oha, da sind die Nächte ziemlich kurz oder?

Nun, meine Frau, die ich im Übrigen vor zehn Jahren beim „Wegge­hen“ kennengelernt habe….

…beim „Weggehen“ – wovon?

…ja, auf einer Party halt, sagt man so bei uns. Nun, ich darf um 7 Uhr in der Früh‘ mit meiner älteren Tochter aufstehen. Und bis zur Kita um Acht kann ich auch schon mal ein paar Mails checken…

…aus China…?

…auch aus China!

Für Hobbys bleibt wenig Zeit, spielen Sie noch Fußball?

Nein. Ich habe mal beim TSV Diedorf gekickt. Da gab es viele, die besser waren. Einige sind beim FCA gelandet.

Sind Sie ein Fan des FC Augsburg?

Natürlich. FCA und …….Bayern München.

Na ja, Sie sind ja bayrischer Schwabe, da üben wir mal Nachsicht. Schönen Gruß von der Stadtgrenze Dortmund.

Herr Rager, herzlichen Dank für das Gespräch.

Quelle: DENTAGEN Info 2022/04

Joachim Utz

Er ist gelernter Zahntechniker und vor zwölf Jahren als klassischer Außendienstler von der analogen in die digitale Welt gewechselt. Über alternativlose Partnerschaften auf Augenhöhe, über den bedrohlichen Fachkräftemangel in der Zahntechnik, über die Feminisierung nicht nur der Zahnmedizin, über 12,4 Millionen Zähne, über eine große Familie, über die Leidenschaft für einen kleinen Ball, sprach Journalist Bernd Overwien für DENTAGEN INFO mit dem Key-Account-Manager bei Kulzer, Joachim Utz (57).

Inspiriert zu werden ist schön. Zu inspirieren ist großartig. Können Sie damit etwas anfangen oder ist Ihnen das zu viel Glückskeks?

Warum zu viel Glückskeks? Was stimmt daran nicht? Es gibt viele gute Sprüche: Manchmal sind sie nachdenklich, manchmal sind sie sogar klug, oft helfen sie, bestimmte Dinge des Lebens in kurzer Form zu beschreiben.

Auch die Dinge eines Unternehmens?

Beständigkeit, Vertrauen, Partner­schaft, der Kunde im Mittelpunkt – das steht bei uns nicht auf einem Schlagworte-Poster aus der Kreativ-Etage. Das ist bei Kulzer gelebter Alltag seitdem ich dabei bin. Und das sind auch schon 21 Jahre.

Tradition verpflichtet. Ist das so?

Wenn sich ein Unternehmen seit 85 Jahren als Marktführer in vielen Bereichen des Laborbedarfs als verläss­licher Partner für Labore und Zahnärzte erweist, dann leben Mitarbeiter die Firmen­philosophie. Die langjährige Zugehörigkeit vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sagt viel über das Betriebsklima aus.

Was sind aus Ihrer Sicht die heute rele­vanten Bereiche für die Zahn­technik?

Schauen Sie sich unseren neuen Produktkatalog an. Da geht es um Arbeitsvorbereitung, CAD/CAM-Lösungen bis hin zur Verblendung. Jeder findet das, was er braucht.

Gibt es für Sie besondere Kulzer-Stärken?

Danke, das ist ja vielleicht eine Vorlage für Marketing-Experten (lacht). Nein, auch die vielen Studien, Fachartikel, Refe­renzen, Forschung und Entwicklung sind es, die uns flexibel am Markt agieren lassen. Kunden haben sehr unterschiedliche Bedürfnisse. Es geht doch immer darum, Support und Service, Dienstleistungen und Schulungsangebote in individuellen Gesprächen mit den Partnern anzubieten. Wussten Sie, dass wir 100 Seminare und Webinare im Jahr anbieten?

Nein, wusste ich nicht. Beschäftigen Sie auch externe Unternehmens­berater oder ist alles hausgemacht?

Wir lassen gerade die verschiedenen Förderprogramme der einzelnen Bun­desländer durch einen externen Unter­neh­mensberater aktualisieren. Die Ergebnisse können wir den Mitgliedsbetrieben der DENTAGEN eG gern zur Verfügung stellen.

In der Partnerschaft mit der DENTAGEN eG geht es doch hauptsächlich um Produktkonditionen…

…die wir in gegenseitiger Absprache Anfang 2023 neu justieren wollen. Nein, in einer guten Partnerschaft geht es um mehr als nur monetäre Aspekte. Im Mai 2023 soll eine zweitägige Veran­staltung in Wasserburg stattfinden. Wir, Kulzer, sind gerade an der endgültigen Planung. Nach finaler Abstimmung besteht für maximal 20 DENTAGEN-Mitglieder die Möglichkeit einer Teilnahme. DENTAGEN wird den genauen Inhalt und Ablauf rechtzeitig bekanntgeben. 



Mit aktuell 90 Mit­arbeitern produzierte der Standort Wasserburg am idyllischen bayerischen Zipfel des Bodensees im vergangenen Jahr 12,4 Millionen Zähne. Das wird sicher ein interessanter Werksbesuch. In kompakten Impulsvorträgen geht es um 3D-Print, digi­talisierte Prothesen und mediale Auf­tritte auch von kleineren Laboren. Und wer möchte, fährt Mountainbike. Ist das was?

Wer wollte da widersprechen. Wenn Sie heute in ein Labor kommen, was sind die dringlichsten Themen?

Es hat sich viel verändert im Markt. Es wird mehr und mehr digitalisiert werden, wodurch sich für die Labore Chancen ergeben. Denn es wird ja von der Digitali­sierung zur Automatisierung und letztendlich zum Roboting gehen. Da sind wir am Anfang eines sehr langen Weges. Da braucht man eine klare Strategie. Ob kleiner Betrieb oder großer. Zahntechniker dürfen sich da nicht mehr zum Jagen tragen lassen.

Und das Thema Fachkräfte?

Oh ja, da sprechen Sie die aktuell vielleicht größte Sorge der Laborinhaber an. Was tun? Wir müssen uns fragen, wie wir den Beruf für junge Menschen attraktiver machen können. Welche Rahmenbedingun­gen es gibt. Hierzu gehören nicht nur monetäre Aspekte. Das geht dann wesentlich über die Politik.

Wird die Zahntechnik in Berlin überhaupt wahrgenommen?

Kann ich aus der Ferne betrachtet schlecht sagen. Für mich steht fest, dass höhere Preise generiert werden müssen, die dem Fachkräftemangel entgegenwirken können. Auch Zahnärzte, die eine stärkere Lobby in der Hauptstadt haben, müssen wissen, was in ihren Partnerlaboren los ist. Eine nicht unerhebliche Zahl an Zahn­techniklaboren ( bundesweit ) bemüht sich aktuell um eine Betriebsübergabe aus Altersgründen. Die Nachfolgefrage erfolgreich zu lösen, ist nicht einfach. Ob das Allen gelingt scheint momentan leider fraglich.

Die Feminisierung der Zahnmedizin läuft auf Hochtouren. Wird das in der Zahntechnik auch so sein?

70 – in Worten Siebzig – Prozent in den Meisterkursen der Zahntechnik sind bereits Frauen. Zahntechnikerin ist ein schöner Beruf, wer wollte das bestreiten. Aber auch da wird die Vergütungsstruktur eine eher dämpfende Rolle spielen. Und Labor­inhaber sollten sich darauf einstellen, dass Frauen beim Thema Life Work Balance andere Ansprüche haben als Männer.

Das Thema Partnerschaft auf Augen­höhe und Win-Win-Situationen für alle Beteiligten im Dentalmarkt ist Ihnen offenkundig sehr wichtig. Wann werden wir da angekommen sein?

Wer alle Entwicklungen und Trends im Markt beobachtet, der kann nur zu dem Schluss kommen, dass es nur gemeinsam geht. Dazu ist Vertrauen vonnöten. Der Zahnarzt muss mit seinem Stammlabor über gemeinsame Digitalisierungsprozesse sprechen. Auch kleinere Betriebe sollten erkennen, dass ihr Wohl nicht nur im Einkauf liegt. DENTAGEN beispielsweise hat da ein erstklassiges Gesamtpaket geschnürt. Die Industrie muss genau wissen, wie Labore ticken, was in Wirtschaftsverbünden los ist. Wie es dem Kunden aktuell geht. Im Übrigen ist die Auftragslage in diesem Jahr ja gar nicht so schlecht. Es ist, um es noch einmal zu unterstreichen, der Fachkräftemangel.

„Hey Doc, denk mal darüber nach, was du an uns hast?“ Lass uns zusammen digital gehen. Ist das die Ansage?

Bisschen flapsig formuliert, aber ja. Ich bin seit zwölf Jahren digital unterwegs. Ich habe schon Oralscanner verkauft, da sagte viele, dafür gäbe es keinen Markt. 28 Prozent aller Praxen in Deutschland wollen nach unseren Informationen noch in diesem Jahr in IOS einsteigen. Wer keinen digitalen Laborscanner hat, der sollte sich sputen. Auch analoge Abformungen, die noch reinkommen, können ja in die digitalen Prozesse einfließen. Abwarten, was da wohl kommt, war gestern.

Apropos gestern. Sie waren begeisterter Handballer. Sie haben als Spieler­trainer Ihr Studium finanziert. Werden im Alter die Bälle immer kleiner?

Ha, das trifft wohl zu. Nach Handball kam Tennis, und seit vielen Jahren bin ich begeisterter Golfer.

Handicap?

Aktuell 11,2 – aber ich war auch schon unter 10. Ich glaube, mit den Zipperlein des Älterwerdens lässt der Ehrgeiz ein wenig nach. Nein, ich spiele heute sehr gerne Golf. Das ist ein schöner Ausgleich zu einem Job, der ja nicht 9-to-5 ist.

Sie haben eine große Familie. Was den Sport anbetrifft folgen die Söhne dem Papa?

In der Tat, wenn wir ein Familienfest feiern, sind das immer 30 oder 40 Leutchen. Meine Ehefrau, die als Unter­neh­mensberaterin unterwegs ist, hat auch eine große Familie mitgebracht. Ohne familiäre Unterstützung könnten wir nicht zwei solche zeitaufwendigen Jobs machen. Also der Nachwuchs und Sport, hatten Sie gefragt…

Sie hatten ja auch fast geantwortet.

… (lacht) die Jungs spielen Fußball und Schlagzeug, unser Mädchen aus dem Zwillingspärchen ist erst 7 und tanzt natürlich. Oder spielt Zirkus. Und mein Kleiner geht ab und zu mit mir in die Kletterhalle.

Jetzt kommt natürlich die obligato­rische Fußballfrage. Welcher Herzensclub?

Bin da schon vorgewarnt worden. Natürlich der KSC. Ich kenne da einen der Vorstände persönlich, begegne des Öfteren aktuellen Spielern, die Verbunden­heit reicht natürlich weit zurück. Können Sie sich an das 7:0 gegen Valencia erinnern?

Wie viele Tore schoss noch mal Euro-Eddy?

Drei. Es war ein magischer Europa­pokal-Abend. An den sich alle hier in der Region gern erinnern. Jetzt kriegen wir ein neues Stadion und dann greift der KaEschZeh wieder an.

Joachim Utz, herzlichen Dank für das Gespräch.

Quelle: DENTAGEN Info 2022/03

DENTAGEN-Partnertreff 2022: Das Programm

Am 19. und 20. August heißen wir Sie wieder alle willkommen zum beliebten DENTAGEN-Partnertreff im GENO Hotel in Rösrath.

Traditionell beginnt der Veranstaltungsreigen am Freitag, 19. August 2022 um 15 Uhr, mit der diesjährigen Generalversammlung. Endlich wieder als Präsenzveranstaltung und nicht nur als reiner Online-Event.

Am Freitagabend folgt der gesellige Teil – unser Get Together. Im Innenhof des GENO Hotels treffen wir uns wieder zu einem gemütlichen Abend bei einem Glas Wein oder Kölsch. Plaudern und fachsimpeln Sie, tauschen Sie Meinungen und Erfahrungen mit Kollegen und Kunden aus, lernen Sie die Kooperationspartner und Mitarbeiter von DENTAGEN kennen. Wir freuen uns auf Sie und Ihre Gäste und auf einen Abend mit vielen anregenden Gesprächen.

Für den Partnertreff am Samstag, 20. August 2022, planen wir derzeit ein interessantes Fortbildungsprogramm mit hervorragenden Referenten. Ein erster Top-Referent steht bereits fest:
Ralph Goldschmidt. Der Persönlichkeitstrainer und Redner aus Leidenschaft ist voll bei der Sache, wenn es um Scheitern, Glück und Selbstverantwortung geht und gilt als Experte für Lebens­kunst. In Anlehnung an sein Buch „Shake your Life“ zeigt Ralph Goldschmidt seinem Publikum Wege, um kraftvoll durch bewegte Zeiten zu navigieren.

Flankiert wird der Partnertreff wieder von einer Industrieausstellung mit aktuellen Angeboten der DENTAGEN-Kooperationspartner.

 

Hier geht’s zum vollständigen Programm-Fyler!

 

 

Wir freuen uns auf das Wiedersehen!

Trauer um Eva Maria Roer

DT&SHOP trauert um seine Unternehmens­gründerin und Geschäftsführerin Eva Maria Roer, die am 8. Dezember 2021 nach langer Krankheit verstorben ist. Über 40 Jahre hat sie „die DT“ geleitet – und in dieser Zeit nicht nur ihr eigenes Unternehmen, sondern die gesamte Dentalbranche nachhaltig geprägt.

Dabei hatte Eva Maria Roer ursprünglich ganz andere Pläne für ihre Zukunft: Die studierte Volkswirtin träumte von einer Karriere bei der Weltbank. Zur Zahntechnik kam sie über ihren damaligen Mann, der Ende der 70er Jahre ein Dentallabor beriet. Dabei stellte sie fest, dass die bestehenden Dentalanbieter sich vor allem auf den deutlich größeren Zahnarztmarkt konzentrierten und Dentallabore eher nebenbei belieferten. Mit dem ihr eigenen Gespür für Chancen sah sie hier einen Markt und gründete einen Handel ausschließlich für Dentallabor­bedarf! „Labor, Labor, Labor – sonst gar nichts,“ fasst sie in einem Videobeitrag vom April 2021 das Motto zusammen, dem die DT bis heute treu geblieben ist.

„Labor, Labor, Labor
– sonst gar nichts!“

Firmenmotto DT&SHOP

Schon 1979 entstand der erste Katalog mit Produkten für die Zahntechnik, der mit den Jahren bis auf 1200 Seiten anwuchs. „Die Bibel der Zahntechnik“ wurde er oft genannt. Auch optisch setzte er Maßstäbe: Jede Auflage zierte ein anderes Kunstwerk, das die feinsinnige Firmenchefin selbst ausgewählt hatte. Die Originale schmücken buchstäblich jede Wand der beiden Firmen­gebäude im unterfränkischen Bad Bocklet, die die Chefin selbst konzipiert und mit viel Liebe zum Detail ausgestattet hat.

65.000 Produkte umfasst das Sortiment heute und ist seit vielen Jahren das umfassendste für die Zahntechnik weltweit. Bereits seit Ende der 80er Jahre wird es auch international vertrieben. Längst ist das Unternehmen mit heute mehr als 250 Mitar­beiter*innen eines der führenden der Dentalbranche weltweit. DT&SHOP betreut Kund*innen in mehr als 15 Sprachen und liefert in über 100 Länder. Zur Firmengruppe gehören zahlreiche Tochter­firmen in Europa.

Mit ihren Ideen war Eva Maria Roer ihrer Zeit oft voraus und erntete nicht selten zunächst mehr Skepsis als Begeisterung. Abhalten ließ sie sich dadurch nie. Ob bei der Inter­nationalisierung, der Digitalisierung oder
der CAD/CAM-Technik: Sie erkannte früh Trends und Chancen, setzte konsequent auf Innovationen und war in vieler Hinsicht eine Wegbereiterin.



Jüngstes Beispiel für die Innovativität ist die DT-SMARTLAB-App. Ursprünglich als reine Zahnlager-App konzipiert, ist sie inzwischen eine ausgereifte Informations- und Bestell­software, die sich komfortabel und vielseitig nutzen lässt, z.­ B. zum Bestellen per Barcode. Auch die Umsetzung der MDR-Vorgaben wird durch die App erheblich erleichtert.

„Die Zukunft soll man nicht voraussehen wollen, sondern möglich machen“, lautet ein Zitat von Antoine de Saint-Exupéry, das sich nicht von ungefähr auf der DT-Website findet. Es passt auch zu Eva Maria Roers gesellschaftlichem Wirken. So war ihr die För­de­rung von Chancengleichheit zeitlebens ein wichtiges Anliegen. Dafür engagierte sie sich nicht nur im eigenen Unternehmen, sondern u.a. auch im Verein TOTAL E-QUALTIY Deutschland e.V., dessen Mitgründerin und Vorstandsvor­sitzende sie war.

Darüber hinaus bekleidete sie im Laufe ihres Lebens zahl­reiche weitere Ehrenämter. Für ihr unternehmerisches und gesellschaft­liches Wirken wurde sie vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Bayerischen Verdienst­orden und dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Eva Maria Roer, Pionierin und „Grande Dame“ der Zahntechnik, hinterlässt eine große Lücke. Mit ihrer erfrischenden Art, ihrem unerschöpflichen Ideenreichtum und ihrem unerschütterlichen Optimismus wird sie – nicht nur im Unternehmen selbst – unvergesslich bleiben.

Josef Süß, Ehemann von Eva Maria Roer und seit einigen Jahren ebenfalls Geschäftsführer der DT, versichert, dass er die Firmengruppe im Sinne seiner verstorbenen Frau in die Zukunft führen werde. Unterstützt wird er dabei durch René Dreske, der seit 1. Januar 2022 als zweiter Geschäftsführer für die DT tätig ist. Und natürlich vom gesamten bewährten Team der DT&SHOP.

Der DENTAGEN, mit der DT&SHOP seit über 20 Jahren zusammenarbeitet, fühlte Eva Maria Roer sich ganz besonders verbunden, auch durch viele persönliche Kontakte.

Und natürlich wird DT&SHOP auch in Zukunft ein verlässlicher Partner der DENTAGEN bleiben.

„Gemeinsam wollen wir uns
weiterentwickeln,“

so Josef Süß,

„sei es auf der Platt­form, sei es mit neuen Materialien, Geräten und Maschinen, aber auch mit unterstützenden Schulungen, Videos, Service und Support. Packen wir’s an.“

Quelle: DENTAGEN INFO 2022/01