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Joachim Utz

Er ist gelernter Zahntechniker und vor zwölf Jahren als klassischer Außendienstler von der analogen in die digitale Welt gewechselt. Über alternativlose Partnerschaften auf Augenhöhe, über den bedrohlichen Fachkräftemangel in der Zahntechnik, über die Feminisierung nicht nur der Zahnmedizin, über 12,4 Millionen Zähne, über eine große Familie, über die Leidenschaft für einen kleinen Ball, sprach Journalist Bernd Overwien für DENTAGEN INFO mit dem Key-Account-Manager bei Kulzer, Joachim Utz (57).

Inspiriert zu werden ist schön. Zu inspirieren ist großartig. Können Sie damit etwas anfangen oder ist Ihnen das zu viel Glückskeks?

Warum zu viel Glückskeks? Was stimmt daran nicht? Es gibt viele gute Sprüche: Manchmal sind sie nachdenklich, manchmal sind sie sogar klug, oft helfen sie, bestimmte Dinge des Lebens in kurzer Form zu beschreiben.

Auch die Dinge eines Unternehmens?

Beständigkeit, Vertrauen, Partner­schaft, der Kunde im Mittelpunkt – das steht bei uns nicht auf einem Schlagworte-Poster aus der Kreativ-Etage. Das ist bei Kulzer gelebter Alltag seitdem ich dabei bin. Und das sind auch schon 21 Jahre.

Tradition verpflichtet. Ist das so?

Wenn sich ein Unternehmen seit 85 Jahren als Marktführer in vielen Bereichen des Laborbedarfs als verläss­licher Partner für Labore und Zahnärzte erweist, dann leben Mitarbeiter die Firmen­philosophie. Die langjährige Zugehörigkeit vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sagt viel über das Betriebsklima aus.

Was sind aus Ihrer Sicht die heute rele­vanten Bereiche für die Zahn­technik?

Schauen Sie sich unseren neuen Produktkatalog an. Da geht es um Arbeitsvorbereitung, CAD/CAM-Lösungen bis hin zur Verblendung. Jeder findet das, was er braucht.

Gibt es für Sie besondere Kulzer-Stärken?

Danke, das ist ja vielleicht eine Vorlage für Marketing-Experten (lacht). Nein, auch die vielen Studien, Fachartikel, Refe­renzen, Forschung und Entwicklung sind es, die uns flexibel am Markt agieren lassen. Kunden haben sehr unterschiedliche Bedürfnisse. Es geht doch immer darum, Support und Service, Dienstleistungen und Schulungsangebote in individuellen Gesprächen mit den Partnern anzubieten. Wussten Sie, dass wir 100 Seminare und Webinare im Jahr anbieten?

Nein, wusste ich nicht. Beschäftigen Sie auch externe Unternehmens­berater oder ist alles hausgemacht?

Wir lassen gerade die verschiedenen Förderprogramme der einzelnen Bun­desländer durch einen externen Unter­neh­mensberater aktualisieren. Die Ergebnisse können wir den Mitgliedsbetrieben der DENTAGEN eG gern zur Verfügung stellen.

In der Partnerschaft mit der DENTAGEN eG geht es doch hauptsächlich um Produktkonditionen…

…die wir in gegenseitiger Absprache Anfang 2023 neu justieren wollen. Nein, in einer guten Partnerschaft geht es um mehr als nur monetäre Aspekte. Im Mai 2023 soll eine zweitägige Veran­staltung in Wasserburg stattfinden. Wir, Kulzer, sind gerade an der endgültigen Planung. Nach finaler Abstimmung besteht für maximal 20 DENTAGEN-Mitglieder die Möglichkeit einer Teilnahme. DENTAGEN wird den genauen Inhalt und Ablauf rechtzeitig bekanntgeben. 



Mit aktuell 90 Mit­arbeitern produzierte der Standort Wasserburg am idyllischen bayerischen Zipfel des Bodensees im vergangenen Jahr 12,4 Millionen Zähne. Das wird sicher ein interessanter Werksbesuch. In kompakten Impulsvorträgen geht es um 3D-Print, digi­talisierte Prothesen und mediale Auf­tritte auch von kleineren Laboren. Und wer möchte, fährt Mountainbike. Ist das was?

Wer wollte da widersprechen. Wenn Sie heute in ein Labor kommen, was sind die dringlichsten Themen?

Es hat sich viel verändert im Markt. Es wird mehr und mehr digitalisiert werden, wodurch sich für die Labore Chancen ergeben. Denn es wird ja von der Digitali­sierung zur Automatisierung und letztendlich zum Roboting gehen. Da sind wir am Anfang eines sehr langen Weges. Da braucht man eine klare Strategie. Ob kleiner Betrieb oder großer. Zahntechniker dürfen sich da nicht mehr zum Jagen tragen lassen.

Und das Thema Fachkräfte?

Oh ja, da sprechen Sie die aktuell vielleicht größte Sorge der Laborinhaber an. Was tun? Wir müssen uns fragen, wie wir den Beruf für junge Menschen attraktiver machen können. Welche Rahmenbedingun­gen es gibt. Hierzu gehören nicht nur monetäre Aspekte. Das geht dann wesentlich über die Politik.

Wird die Zahntechnik in Berlin überhaupt wahrgenommen?

Kann ich aus der Ferne betrachtet schlecht sagen. Für mich steht fest, dass höhere Preise generiert werden müssen, die dem Fachkräftemangel entgegenwirken können. Auch Zahnärzte, die eine stärkere Lobby in der Hauptstadt haben, müssen wissen, was in ihren Partnerlaboren los ist. Eine nicht unerhebliche Zahl an Zahn­techniklaboren ( bundesweit ) bemüht sich aktuell um eine Betriebsübergabe aus Altersgründen. Die Nachfolgefrage erfolgreich zu lösen, ist nicht einfach. Ob das Allen gelingt scheint momentan leider fraglich.

Die Feminisierung der Zahnmedizin läuft auf Hochtouren. Wird das in der Zahntechnik auch so sein?

70 – in Worten Siebzig – Prozent in den Meisterkursen der Zahntechnik sind bereits Frauen. Zahntechnikerin ist ein schöner Beruf, wer wollte das bestreiten. Aber auch da wird die Vergütungsstruktur eine eher dämpfende Rolle spielen. Und Labor­inhaber sollten sich darauf einstellen, dass Frauen beim Thema Life Work Balance andere Ansprüche haben als Männer.

Das Thema Partnerschaft auf Augen­höhe und Win-Win-Situationen für alle Beteiligten im Dentalmarkt ist Ihnen offenkundig sehr wichtig. Wann werden wir da angekommen sein?

Wer alle Entwicklungen und Trends im Markt beobachtet, der kann nur zu dem Schluss kommen, dass es nur gemeinsam geht. Dazu ist Vertrauen vonnöten. Der Zahnarzt muss mit seinem Stammlabor über gemeinsame Digitalisierungsprozesse sprechen. Auch kleinere Betriebe sollten erkennen, dass ihr Wohl nicht nur im Einkauf liegt. DENTAGEN beispielsweise hat da ein erstklassiges Gesamtpaket geschnürt. Die Industrie muss genau wissen, wie Labore ticken, was in Wirtschaftsverbünden los ist. Wie es dem Kunden aktuell geht. Im Übrigen ist die Auftragslage in diesem Jahr ja gar nicht so schlecht. Es ist, um es noch einmal zu unterstreichen, der Fachkräftemangel.

„Hey Doc, denk mal darüber nach, was du an uns hast?“ Lass uns zusammen digital gehen. Ist das die Ansage?

Bisschen flapsig formuliert, aber ja. Ich bin seit zwölf Jahren digital unterwegs. Ich habe schon Oralscanner verkauft, da sagte viele, dafür gäbe es keinen Markt. 28 Prozent aller Praxen in Deutschland wollen nach unseren Informationen noch in diesem Jahr in IOS einsteigen. Wer keinen digitalen Laborscanner hat, der sollte sich sputen. Auch analoge Abformungen, die noch reinkommen, können ja in die digitalen Prozesse einfließen. Abwarten, was da wohl kommt, war gestern.

Apropos gestern. Sie waren begeisterter Handballer. Sie haben als Spieler­trainer Ihr Studium finanziert. Werden im Alter die Bälle immer kleiner?

Ha, das trifft wohl zu. Nach Handball kam Tennis, und seit vielen Jahren bin ich begeisterter Golfer.

Handicap?

Aktuell 11,2 – aber ich war auch schon unter 10. Ich glaube, mit den Zipperlein des Älterwerdens lässt der Ehrgeiz ein wenig nach. Nein, ich spiele heute sehr gerne Golf. Das ist ein schöner Ausgleich zu einem Job, der ja nicht 9-to-5 ist.

Sie haben eine große Familie. Was den Sport anbetrifft folgen die Söhne dem Papa?

In der Tat, wenn wir ein Familienfest feiern, sind das immer 30 oder 40 Leutchen. Meine Ehefrau, die als Unter­neh­mensberaterin unterwegs ist, hat auch eine große Familie mitgebracht. Ohne familiäre Unterstützung könnten wir nicht zwei solche zeitaufwendigen Jobs machen. Also der Nachwuchs und Sport, hatten Sie gefragt…

Sie hatten ja auch fast geantwortet.

… (lacht) die Jungs spielen Fußball und Schlagzeug, unser Mädchen aus dem Zwillingspärchen ist erst 7 und tanzt natürlich. Oder spielt Zirkus. Und mein Kleiner geht ab und zu mit mir in die Kletterhalle.

Jetzt kommt natürlich die obligato­rische Fußballfrage. Welcher Herzensclub?

Bin da schon vorgewarnt worden. Natürlich der KSC. Ich kenne da einen der Vorstände persönlich, begegne des Öfteren aktuellen Spielern, die Verbunden­heit reicht natürlich weit zurück. Können Sie sich an das 7:0 gegen Valencia erinnern?

Wie viele Tore schoss noch mal Euro-Eddy?

Drei. Es war ein magischer Europa­pokal-Abend. An den sich alle hier in der Region gern erinnern. Jetzt kriegen wir ein neues Stadion und dann greift der KaEschZeh wieder an.

Joachim Utz, herzlichen Dank für das Gespräch.

Quelle: DENTAGEN Info 2022/03

Tag der Zahngesundheit 2022: Aktionspaket zum Anfassen und Posten

Zum Tag der Zahngesundheit am 25. September 2022 können Zahnärztinnen und Zahnärzte sowie Zahntechnikerinnen und Zahntechniker das kostenfreie Aktionspaket von proDente nutzen. Passend zum Motto „Gesund beginnt im Mund – in Kita und Schule“ beinhaltet es „phygital“ sowohl Print-Materialien zum Bestellen als auch die Nutzung digitaler Angebote für Website und Social Media rund um die Gruppenprophylaxe.

„Phygital, so informieren sich Menschen heute. Daher verbindet das proDente Aktionspaket zum Tag der Zahngesundheit physische Print-Materialien mit digitalen Informationsangeboten. Das Kunstwort verknüpft somit beide Welten“, erläutert Dirk Kropp, Geschäftsführer von proDente.

Beim diesjährigen Tag der Zahngesundheit dreht sich alles rund um die zahnmedizinische Gruppenprophylaxe. Sie ist das reichweitenstärkste Präventions- und Gesundheitsförderungsangebot für Kinder und Jugendliche in Deutschland. Jährlich nehmen rund 4,6 Millionen Kinder und Jugendliche an der bundesweiten Gruppenprophylaxe zur Erkennung und Verhütung von Zahnerkrankungen teil. Die Gruppenprophylaxe ist somit auch ein Beitrag zur gesundheitlichen Chancengleichheit. Vor allem Kinder aus sozial schwächeren Familien profitieren davon. Denn sie sind häufiger von Karies betroffen.

proDente Print-Material: kostenfreie Kinderbücher

Mit zwei Kinderbüchern rund ums Zähneputzen wendet sich die Initiative proDente an Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter. Denn Zähne ohne Karies sind für eine gesunde Entwicklung von Kindern wichtig. Das zweisprachige Buch „Zähneputzen ist tierisch stark“ in Deutsch und Türkisch erzählt die Geschichte des Jungen Junis, der verschiedenen Tieren mit außergewöhnlichen Zähnen begegnet. Als Junis auf einen Hund trifft, zeigt er, wie gut er seine Zähne schon selber putzen kann. Er weiß sogar ein Gedicht, das beim Zähneputzen hilft.

Die Geschichte im neu aufgelegten und vollständig überarbeiteten Buch „Zahnbande“ dreht sich um die Abenteuer einer wilden Bande und kommt dabei ganz ohne Text aus. Neu: Neben dem arabischen gibt es jetzt auch einen ukrainischen Untertitel! Zwei süße Monster achten in der Geschichte besonders auf das Zähneputzen. Am Ende des Buchs steckt sogar ein wasserfester Streifen. Auf diesem Streifen ist der richtige Ablauf des Zähneputzens einfach dargestellt. Die kleinen Leser können ihn in den Zahnputzbecher stecken oder auch auf den Badezimmer-Spiegel aufkleben. 

Digitale Angebote für Websites und Social Media

proDente unterstützt Zahnärztinnen und Zahnärzte sowie Zahntechnikerinnen und Zahntechniker zum Tag der Zahngesundheit auch digital. Unter der kürzlich aktualisierten Website www.zahnbande.de präsentiert die Initiative kleine Geschichten, Filme, Spiele, Animationen und Ausmalbilder zu gesunden Zähnen für Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter. Zahnarztpraxen und zahntechnische Innungsbetriebe können die Website auf der eigenen Homepage mit einem Link einbinden oder für Bildschirme und iPads als Kinder-Startseite nutzen. Für Websites und Social Media bietet proDente Illustrationen, Animationen und GIFs mit Motiven für Kinder. Zudem können Zahnärztinnen und Zahnärzte sowie Zahntechnikerinnen und Zahntechniker GIFs auf Twitter oder Instagram für eigene Posts mit dem Keyword „proDente“ oder “TdZ2022“ einbinden. In der Auswahl einfach nach diesen Keywords suchen. Nähere Informationen im Aktionspaket.

Kostenfreies Aktionspaket bestellen

Bis zum 25.09.2022 können niedergelassene Zahnärztinnen und Zahnärzte sowie zahntechnische Innungsbetriebe das kostenfreie Aktionspaket „Tag der Zahngesundheit 2022“ unter der Telefonnummer 01805/552255 bestellen. Alternativ genügt auch eine Bestellung mit vollständiger und lesbarer Adresse per Fax an 0221/170 99 742 oder per E-Mail an info@prodente.de – so lange der Vorrat reicht.

Weitere Informationen unter www.prodente.de und www.tagderzahngesundheit.de

Zahnärztliche Behandlungen: Anträge jetzt digital möglich

Dentale Baustelle

Zahnärztliche Praxen können Behandlungen jetzt digital bei der Krankenkasse beantragen und anzeigen. Das bisherige Verfahren wird dadurch deutlich effizienter, einfacher und schneller. GKV-Spitzenverband und Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) hatten sich hierzu auf das Elektronische Beantragungs- und Genehmigungsverfahren – Zahnärzte (EBZ) verständigt. Eine sechsmonatige Pilotphase wurde am 30. Juni 2022 erfolgreich abgeschlossen, am 1. Juli ist der Echtbetrieb in den Zahnarztpraxen gestartet. Innerhalb des ersten Monats nutzten schon 2.791 Praxen das neue Verfahren. Noch bis zum Jahresende besteht die Möglichkeit, das EBZ im Praxisalltag kennenzulernen, bevor es zum 1. Januar 2023 als einzig mögliches Antragsverfahren für alle Zahnarztpraxen verpflichtend wird. Bereits jetzt können alle Krankenkassen die digitalen Anträge bearbeiten. In der Pilotphase wurden rund 5.000 Anträge digital gestellt und bearbeitet, seit 1. Juli sind noch fast 50.000 hinzugekommen (Stand: 2. August). Pro Tag sind es aktuell rund 2.000 Anträge, die mit dem EBZ bearbeitet werden.

Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands: „Die Digitalisierung des zahnärztlichen Antragsverfahrens ist ein entscheidender Schritt. Alle Beteiligten – von den Praxen über die Patientinnen und Patienten bis zu den Kassen – sparen dadurch Zeit und Aufwand, haben also einen echten Mehrwert. Genau deswegen wollen und müssen wir die Digitalisierung in allen Bereichen des Gesundheitswesens vorantreiben. Besonders freut mich die sehr gute Zusammenarbeit mit der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung, mit der wir bei der Umsetzung konsequent an einem Strang gezogen haben.“

Martin Hendges, stellv. Vorsitzender des Vorstandes der KZBV: „Bei der Umsetzung des EBZ haben wir bewusst großen Wert daraufgelegt, nicht lediglich Papierformulare zu digitalisieren und die lästige Zettelwirtschaft ressourcenschonend zu beenden, sondern die komplette Antragsstrecke so aufzusetzen, dass spürbare Verbesserungen der Genehmigungs- und Dokumentationsprozesse realisiert werden. Auf diese Weise werden auch Bürok ratie und kleinteilige Arbeitsschritte im Praxisalltag spürbar reduziert und gleichzeitig höchsten Ansprüchen an den Datenschutz entsprochen. Die Vorteile, die mit dem EBZ einhergehen, sind unter anderem Zeitersparnis, eine schnellere Genehmigung, die Vermeidung von Medienbrüchen, eine sichere Datenübertragung und -verarbeitung sowie eine optimierte Terminplanung. Herausstellen möchte ich insbesondere auch die lösungsorientierte und transparente Zusammenarbeit mit den Krankenkassen sowie den Herstellern von Praxisverwaltungssoftware, die hier – ohne die Beteiligung der gematik – aus Versorgung und Selbstverwaltung heraus eine großartige und im Praxisalltag erprobte Anwendung mit vielen Vorteilen für alle Beteiligten entwickelt haben.“

Entlastung für Praxen, Kassen und Versicherte

Die Digitalisierung des Verfahrens betrifft vor allem Heil- und Kostenpläne (HKP) bei Zahnersatz. Patienten wird durch das EBZ künftig nicht mehr der herkömmliche und für Laien sehr komplexe HKP ausgehändigt. Vielmehr erhalten sie eine Ausfertigung mit allen relevanten Inhalten in allgemeinverständlicher Form. Diese beinhaltet auch die erforderlichen Erklärungen des Versicherten bezüglich Aufklärung und Einverständnis mit der geplanten Behandlung. Weitere Therapien, die digital beantragt und angezeigt werden, sind die kieferorthopädische Behandlung sowie die Behandlung von Kieferbruch und von Kiefergelenkserkrankungen. Ab dem Jahr 2023 kommt dann auch die Behandlung von Parodontalerkrankungen dazu. Dann sind keinerlei Anträge auf Papier mehr möglich.

Bearbeitungsdauer deutlich verkürzt

Bei der Umsetzung des EBZ wurde darauf geachtet, möglichst sämtliche Anwendungsfälle in der Zahnarztpraxis zu berücksichtigen und die technische Umsetzbarkeit sicherzustellen. Die PVS- Hersteller wurden hierzu insbesondere auch durch das Engagement des Verbandes der deutschen Dentalsoftware Unternehmen (VDDS) von Beginn an umfassend in das Projekt einbezogen.

Die digitalen Anträge werden datensicher über den Dienst Kommunikation im Medizinwesen (KIM) ausgetauscht. Die Praxis hat alle Anträge digital vorliegen, die direkt von der Praxis an die Krankenkasse übermittelt werden. Bei der Kasse wird der Antrag geprüft und die Antwort ebenfalls per KIM zurück an die Praxis gesandt. Dies kann künftig beispielsweise noch am selben Tag geschehen. Bislang dauert die Bewilligung eines Heil- und Kostenplans für Zahnersatz deutlich länger. Patientinnen und Patienten bekommen auch weiterhin schriftliche Informationen über Kosten und Details der geplanten Behandlung von ihrer Praxis ausgehändigt. Von der Kasse erhalten sie einen schriftlichen Bescheid über die Kostenübernahme. Patienteninformation und Bescheid sind wichtige Dokumente für eine eventuell bestehende Zusatzversicherung.

Insgesamt bringt die Einführung des EBZ einen deutlichen Schub in der Digitalisierung des zahnärztlichen Bereiches mit sich, von dem auch die Telematikinfrastruktur enorm profitieren wird, da deren Nutzen für Zahnarztpraxen bisher sehr überschaubar war. Darüber hinaus hat die erfolgreiche Entwicklung des EBZ-Verfahrens große Aufmerksamkeit und Interesse auch innerhalb der Ärzteschaft erfahren, sodass hier vielleicht ein Modell realisiert wurde, das im Gesundheitswesen Schule machen könnte. In jedem Fall profitiert davon die bereits sehr gute zahnärztliche Patientenversorgung und die administrative Organisation des Praxis-Alltags.

Herkunft: KZBV/GKV Spitzenverband

Quelle: https://www.zwp-online.info/zwpnews/dental-news/branchenmeldungen/zahnarztliche-behandlungen-antrage-jetzt-digital-moglich

Lohnfortzahlung bei Reise in ein Hochrisikogebiet?

Wer seinen Urlaub in einem als Corona-Hochrisikogebiet ausgewiesenen Land verbringt und im Anschluss an Corona erkrankt, hat seine Erkrankung nicht im Sinne von § 3 Abs. 1 Satz 1 Entgeltfortzahlungsgesetz verschuldet, wenn die Inzidenz im gleichen Zeitraum am Wohn- und Arbeitsort bzw. in Deutschland höher liegt. Die Wertung des § 56 Abs. 1 Satz 4 IfSG (Infektionsschutzgesetz) findet keine Anwendung. Dies hat das Arbeitsgericht Kiel am 27. Juni 2022 entschieden (5 Ca 229 f/22).

Die dreifach geimpfte Klägerin reiste im Januar/Februar 2022 in die Dominikanische Republik. Diese war vom Robert-Koch-Institut im Januar 2022 als Hochrisikogebiet ausgewiesen worden. Am Abflugtag lag dort die Inzidenz bei 377,7 und in Deutschland bei 878,9. Rund eine Woche nach Beendigung der Reise war die Inzidenz in der Dominikanischen Republik auf 72,5 gefallen und in Deutschland auf 1.465,4 gestiegen. Im direkten Anschluss an die Reise wurde die Klägerin positiv auf Corona getestet und legte der Arbeitgeberin eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vor. Diese erkannte die Beklagte nicht an und leistete für den ausgewiesenen Zeitraum keine Entgeltfortzahlung. Die Klägerin sei mangels Symptomen nicht arbeitsunfähig gewesen und habe die Erkrankung durch ihren Reiseantritt schuldhaft herbeigeführt. Mit ihrer Klage macht die Klägerin vor Gericht erfolgreich Entgeltfortzahlung geltend.

Das Arbeitsgericht führt aus, dass ein Arbeitnehmer auch dann arbeitsunfähig ist, wenn er symptomlos Corona-positiv getestet ist und nicht im Homeoffice tätig sein kann. Im Übrigen lässt die Information der Klägerin an die Arbeitgeberin, dass es ihr ganz gut gehe, den hohen Beweiswert der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung nicht entfallen. Die gegen die Klägerin angeordnete Quarantäne schließt den Entgeltfortzahlungsanspruch nicht aus.

Insbesondere hat die Klägerin ihre Arbeitsunfähigkeit auch nicht verschuldet. Dies setzt einen groben Verstoß gegen das Eigeninteresse eines verständigen Menschen voraus. Dies entspricht nicht der Wertung des § 56 Abs. 1 Satz 4 IfSG. Jedenfalls dann, wenn die Inzidenzwerte im Urlaubsgebiet nicht deutlich über den Inzidenzwerten des Wohn- und Arbeitsortes bzw. der Bundesrepublik Deutschland liegen, verstößt der Arbeitnehmer nicht in grober Weise gegen sein Eigeninteresse. Die Reise in das Hochrisikogebiet geht in diesen Fällen nicht über das allgemeine Lebensrisiko hinaus.

Die Berufung ist wegen grundsätzlicher Bedeutung zugelassen worden. Die Entscheidung ist nicht rechtskräftig.

Quelle: Landesportal Schleswig-Holstein

Quelle: https://www.zwp-online.info/zwpnews/wirtschaft-und-recht/recht/lohnfortzahlung-bei-reise-in-ein-hochrisikogebiet

Ästhetik braucht Zeit: Multidisziplinärer Fall von Engstand

Frau mit schönen Zähnen

Die Schönheit von Gesichtern ist von besonderer Bedeutung, denn sie haben einen besonderen Stellenwert in der zwischenmenschlichen Kommunikation: Gesichter drücken Emotionen aus und haben daher automatisch eine hohe Wertigkeit. Der Wunsch vieler Patienten nach Ästhetik ist heute gefragter denn je. In diesem Artikel werde ich einen multidisziplinären Fall von Engstand vorstellen.

Um die gewünschte Ästhetik in Fällen mit Engstand zu realisieren, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Erstens, wir können die Zähne präparieren, um ein sofortiges Ergebnis zu erhalten. Jedoch mit großzügigem Verlust der Zahnsubstanz. Dabei bleibt die Frage bestehen, ob wir damit wirklich das Maximum der Ästhetik erreichen können.

Die zweite Möglichkeit ist, einen schwierigen Fall mithilfe einer Aligner-Behandlung in einen sehr viel einfacheren Fall zu verwandeln. Somit wird die restaurative Seite erleichtert. Mit diesem Patientenbeispiel möchte ich zeigen, wie einfach und substanzschonend wir die Ästhetik weiterentwickeln können. Aber Ästhetik braucht Zeit für die Vorbehandlung.

Patientenfall

Ausgangssituation

Es lag ein tiefer Biss mit Engstand im Oberkiefer vor, der zudem eine v-förmige Kurve aufwies. Das Gebiss wies außerdem Zahnschmelzfrakturen auf und insgesamt lag ein Gummy Smile vor. Man hätte in diesem Fall direkt präparieren können, wenn auch mit allen Konsequenzen, die daraus entstanden wären – irreversibler Zahngewebeverlust.

Behandlungsverlauf

Aber um ein optimales Ergebnis zu erreichen und eine minimale Präparation zu ermöglichen, wurde hier eine Vorbehandlung mit Inman Aligner mit Expander durchgeführt. Damit wurden die Zähne begradigt und die v-förmige Kurve des Oberkiefers korrigiert. Inman Aligner ist eine Spange, die für die Frontzähne geeignet ist und viele Vorteile mit sich bringt:

Es handelt sich nur um ein Gerät, was kostensparend ist. Die Behandlungsdauer mit Inman Aligner ist atemberaubend kurz und beträgt acht bis 14 Wochen. Die Tragedauer beträgt 16 bis 18 Stunden pro Tag, was für die Patienten ein signifikanter Vorteil ist. Für eine richtige Planung erfolgt die Untersuchung, Fotos, Abdrücke, Röntgenbilder und ein Ortodontic Assessment. Nach der Modellanalyse wurde ein Referenzpunkt festgestellt, der sich während der Behandlung nicht ändert. Es wird eine neue Kurve zwischen drei Punkten gezeichnet. In diesem Fall zwischen den Eckzähnen und Zahn 21 mittig. Je mehr Informationen das Labor erhält, umso einfacher ist die Planung. All diese Informationen werden an das Labor geschickt. Innerhalb von zwei bis drei Tagen bekommen wir ein Set-up und die digitale Behandlungsplanung. Dies wird kontrolliert und eventuell werden kleine Änderungen notiert oder die Planung wird sofort akzeptiert.

14 Tage später wird Inman Aligner eingesetzt. In diesem Fall betrug der Engstand 2,2 mm. Dieser wurde durch IPR (Interproximal Reduction) und PPR (Progressive Proximal Reduction) korrigiert, im zweiwöchigen Rhythmus. Die Behandlungsdauer betrug hierbei 14 Wochen. Nach Abschluss der Aligner-Behandlung war das Ergebnis wie gewünscht: Der Engstand wurde beseitigt und die Kurve wiederhergestellt. Ab diesem Zeitpunkt ist die Planung der restaurativen Behandlung viel einfacher.

Der Patientin wurden zwei Möglichkeiten vorgeschlagen:

  • Composite Contouring
  • Keramikveneers mit minimalinvasiver Präparation

Es wurde ein „Motivational Mock-up“ durchgeführt, das die erwartete positive Reaktion der Patientin und die Zusage für die Veneer-Versorgung als Folge hatte. Das Gummy Smile wurde durch Gingivektomie mithilfe einer Schiene verbessert. Die Wunschfarbe von A2 zu A1 haben wir durch Bleaching erreicht. Drei Wochen nach dem Bleaching wurde die Farbe vor der Präparation erneut geprüft.

Die Präparation wurde anhand des Mock-ups mit dem Präparationsset (nach Attilio Sommella, Horico) durchgeführt. Für die sichere und passgenaue Tiefe wurde ein Markierer benutzt. Die Form der Diamant-Tiefenmarkierer sorgt für eine streng definierte, gleichmäßige und sichere Abtragstiefe für eine stabile Konstruktion der Veneers. Für die Tiefe sind folgende Werte empfehlenswert:

  • 0,3 mm zervikal
  • 0,5 mm labial
  • 1 mm inzisal

Nach der Präparation wurde die Patientin mit provisorisch verblockten Veneers in der Farbe A1 versorgt. Das Provisorium ersetzte zudem die Funktion als Retainer für die Zeit, bis die Veneers fertig waren. Die Gingivaform des Provisoriums haben wir nach der endgültigen Form gestaltet und zum Schluss das Provisorium als funktionelles Mock-up benutzt. Eine Woche später wurde der Abdruck genommen. In unserer Praxis wird grundsätzlich kein Abdruck direkt nach der Präparation erstellt, sondern ein paar Tage später, damit Zeit genug für das „funktionelle Mock-up“ ist. Falls Änderungen notwendig sind, kann man diese immer noch in diesem korrigieren und nicht erst dann, wenn die Veneers erstellt sind.

Die Gingiva hat sich nach dieser Zeit außerdem erholt und der Abdruck ist dementsprechend besser. Gleichzeitig bekommen die Patienten ein Rezept für Dontisolonsalbe, die sie zu Hause zweimal täglich auf die Gingiva auftragen. Somit ist die Gefahr, dass das Zahnfleisch bei der adhäsiven Befestigung blutet, beseitigt.

Die Veneers wurden im Labor von Zahntechniker Mario Pace mit CeltraCeram (Dentsply Sirona) angefertigt. Die adhäsive Befestigung wurde unter maximalen Vorsichtsmaßnahmen mit Variolink Veneer Light (Ivoclar) durchgeführt, da die Bruchgefahr sehr hoch ist . Ein sehr wichtiger Aspekt ist die Retention nach der Behandlung.

Nach erfolgreicher Therapie ist es möglich, dass Zähne in ihre alte Stellung zurückwandern und ein Rezidiv entsteht. Die Retention wurde in diesem Fall doppelt, mit Fix-Retainer und Essix-Retainer für die Nacht, realisiert. Generell bleibt die palatinale Fläche bei Veneers frei, wodurch die Retention auf Dauer mit Fix-Retainer möglich ist. Er dient zur langfristigen Stabilisierung der korrekten Zahnstellung nach Abschluss der aktiven kieferorthopädischen Behandlung.

Fazit

Zum Abschluss der Behandlung gehört natürlich auch ein Fotoshooting dazu. In unserer Praxis werden die Nachher-Fotos nicht direkt nach der adhäsiven Befestigung, sondern ganz entspannt drei und vier Wochen später, gemacht. Somit sind keine blutenden Stellen oder Zementreste auf den Fotos sichtbar. Nach fast sechs Monaten wurden die Ziele der Behandlung zur vollsten Zufriedenheit der Patientin und des Teams erreicht. Denn: Ästhetik braucht Zeit.

Dieser Beitrag erschien in der Cosmetic Dentistry.

Quelle: https://www.zwp-online.info/fachgebiete/digitale-zahnmedizin/navigation/ein-schones-lacheln-hat-viele-facetten

PAR-Therapie: Auf Verbesserung folgt Verschlechterung

Chronische Volkskrankheit Parodontitis

Erst seit Juli 2021 kann die Volkskrankheit Parodontitis (PAR) mit einer State-of-the-Art-Behandlung in der GKV durch die neue PAR-Behandlungsstrecke angegangen werden. Diese war das Ergebnis langer fachlicher Beratungen der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA). Mit etwa 35 Millionen an einer Parodontitis Erkrankten in Deutschland und einer bereits vor Jahren festgestellten Unterversorgung war sie dringend notwendig. Dass diese Unterversorgung keine Lappalie war, liegt eben auch an der Bedeutung der chronischen Erkrankung Parodontitis als auslösender oder adjuvanter Faktor für gewichtige Allgemeinerkrankungen.

Auch durch die Aufklärungskampagne der Bundeszahnärztekammer paro-check.de gibt es nun eine gesteigerte Nachfrage nach Parodontitisbehandlungen in den Praxen.

Die chronische Erkrankung ist mit der neuen PAR-Behandlungsstrecke gut in den Griff zu bekommen, Schlimmeres kann verhindert werden. Prävention par excellence!

Allerdings soll dieser positive Trend nun schon wieder gestoppt werden. Die Gesetzespläne zum GKV-Finanzstabilisierungsgesetz (GKV-FinStG) setzen mit Sparmaßnahmen ausgerechnet an der Patientenversorgung an. Auch die neuen parodontologischen Behandlungen fallen in die geplante Budgetierung. Die PAR-Therapie wird dadurch gleich wieder ausgebremst. „Diesen langen und schweren Zug gleich an der ersten Steigung anzuhalten, riskiert, dass er gar nicht mehr anfahren kann“, so BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz. „Derzeit bereits für den Patienten genehmigte Leistungen der mehrjährigen Leistungsstrecke könnten unter der GKV-FinStG-Budgetierung dann nicht mehr erbracht werden. Auch ein Behandlungsbeginn bei neuen Patientinnen und Patienten wäre kaum noch möglich. Die BZÄK appelliert an das Bundesgesundheitsministerium, die Gesetzespläne zu modifizieren, es gibt etliche bessere Hebel, die Kosten zu senken. Strukturelle Änderungen oder bürokratische, unnötige Aufwendungen können den Haushalt entlasten.“

Die Zahnmedizin ist kein Kostentreiber im GKV-System. Seit 1980 ist ihr Anteil an den Gesamtausgaben um 58 Prozent gesunken. Hier zahlt sich Prävention direkt aus.

Große Gewinne werden hingegen an anderer Stelle aus dem Sozialsystem getragen: Ausländische Private–Equity-Unternehmen führen regelmäßig Gewinne aus Deutschland ab, häufig in Steueroasen. Fremdinvestoren mit ausschließlichen Kapitalinteressen sollten umgehend von Gründung und Betrieb medizinischer Versorgungszentren ausgeschlossen werden. Die ambulante Patientenversorgung durch niedergelassene Zahnärztinnen und Zahnärzte hingegen ist Fürsorge und Prävention statt Kostenfaktor.

Gemeinsame Stellungnahme zum Referentenentwurf eines GKV-FinStG

Quelle: Bundeszahnärztekammer

Quelle: https://www.zwp-online.info/zwpnews/dental-news/branchenmeldungen/verbesserung-folgt-verschlechterung

Steuertipps: Das Arbeitszimmer

Viele Inhaber von Dentallaboren nutzen ein Arbeitszimmer im eigenen Haus. Doch nicht immer dürfen die Kosten geltend gemacht werden. Denn es ist eine Grundvoraus­setzung für den Abzug eines Arbeitszimmers im eigenen Haus, dass Ihnen im Labor kein eigener Arbeitsplatz für entsprechende Büroarbeiten zur Verfügung steht. Dieses Argument können Sie widerlegen, wenn der Platz im Labor gleichzeitig von Ihnen und von einer Bürokraft genutzt wird und somit nicht für Sie allein nutzbar ist.

Bis zu 1.250,- € dürfen Sie als Kosten für Ihr Arbeitszimmer geltend machen.

Immer wieder kommt es mit dem Finanzamt zu Diskussionen, was als Arbeitszimmer anzusehen ist. Wichtig ist, dass außerhalb des Arbeitszimmers die Anzahl der anderen Zimmer und die verbleibende Wohnungs­größe für den notwendigen Wohnbedarf der Familie ausreichen. Bei dem Arbeitszimmer muss es sich um einen durch eine Tür abgeschlossenen Raum handeln, der von den übrigen Wohnräumen getrennt ist.

Wird in einem großen Zimmer ein Teil durch einen Raumteiler oder einen Vorhang als Arbeits­ecke abgetrennt, wird das Arbeitszimmer vom Finanzamt auch anteilig nicht anerkannt.

Auch wenn das Arbeitszimmer häufig durchquert werden muss, um andere privat genutzte Räume zu erreichen, werden die Aufwendungen nicht als Betriebsausgaben berücksichtigt. Hier gilt nur die Ausnahme, wenn das häusliche Arbeitszimmer durchquert werden muss, um in das Schlafzimmer zu gelangen.

Zu den Aufwendungen für ein häusliches Arbeitszimmer gehören insbesondere die anteiligen Aufwendungen für Miete, Gebäude-Abschreibungen, Schuldzinsen für Hauskredite, Wasser- und Energiekosten, Reinigungskosten, Grundsteuern, Müll­abfuhrgebühren, Schornsteinfegergebühren, Gebäudeversicherungen und Renovierungs­kosten.

Der Tipp: Die Höchstgrenze von 1.250,- € umfasst nicht die Aufwendungen für Inventar wie beispielsweise Schreibtisch und Büro­stuhl. Diese Aufwendungen können zusätzlich als Betriebsausgaben angesetzt werden.

Frank Edenfeld, Steuerberater, Diplom-Finanzwirt

Für Rückfragen – zu diesen oder anderen Steuer- oder Finanzthemen – steht die Kanzlei gerne zur Verfügung!

HNV plus Steuerberatungs- und Rechtsanwalts-­
Sozietät

Am Bahnhof 21 • 33397 Rietberg
Steuer- und Rechtsberatung für Dentallabore
Tel.: 05241 91717-0 • Fax: 05244 90770-28
www.dental-steuer.de • edenfeld@hnv-gt.de


Quelle: DENTAGEN INFO 2022/02

Wichtige Kennzahlen für das Dentallabor Teil 2



Langfristig erfolgreiche Unternehmen erzielen Gewinne und erreichen ihre geplanten Ziele. Dabei geben betriebswirtschaftliche Kennzahlen Aufschluss über den Erfolg. In der DENTAGEN INFO 04/2021 wurden drei wichtige Kenn­zahlen vorgestellt: Eigen­kapitalquote, Betriebsergebnis und Umsatz­rentabilität. In dieser Ausgabe erfahren Sie mehr über die Materialaufwandsquote.

Materialaufwandsquote – Kennzahl mit hoher Aussagekraft

Die Materialaufwandsquote gibt Auskunft über Einkaufskonditionen, sparsamen Umgang mit Materialien und Positio­nierung des Dentallabors. Sie setzt den in Gewinn- und Verlustrechnung ausgewiesenen Materialaufwand ins Verhältnis zur Gesamt­leistung des Dentallabors. Letztere entspricht den Umsatzerlösen abzüglich gezogener Skonti der Kunden. Im Jahres­ab­schluss wird der Gesamtjahresumsatz noch um Bestands­veränderungen im Lager korrigiert, die über die Inventur ermittelt werden.

Mit Hilfe dieser Kennzahl kann ein Dental­labor sich mit anderen ver­gleichen. Im Mittelpunkt steht die Frage, erzielen Wettbewerber, also andere Dentallabore, ihre Leistung mit weniger Materialaufwand?

Im Branchendurchschnitt beträgt die Materialaufwandsquote ca. 14,6 %. Sie lässt sich durch günstige Einkaufskonditionen, effektive Laborabläufe und sparsamen Um­gang mit Materialien positiv beein­flussen. Unterjährig kann es zu Verzer­rungen in der Materialaufwandsquote kommen: Dann nämlich, wenn einzelne Einkäufe zur Lager­haltung angeschafft wurden, um einen günstigen Mengenrabatt zu erhalten, die erst später und über mehrere Monate hinweg verbraucht werden. Entsprechend nimmt die Genauigkeit der Kennzahl über mehrere Monate hinweg wieder zu, beispielsweise, wenn Sie Quartale vergleichen. Sehr präzise können Sie Ihre Materialaufwandsquote über den Verlauf mehrerer Jahre vergleichen.

Welche weiteren Einflussfaktoren auf die Materialaufwandsquote sollten Sie bei Ihren Analysen kennen und in der Bewertung berücksichtigen?

a) Wie ist die Positionierung Ihres Dental­labors, d.­ h. wo liegen Ihre technischen Schwerpunkte und welche Produkte werden besonders stark nachgefragt?

Ein Dentallabor mit Schwerpunkt Implanto­logie und einem Kundenstamm, der mehrere Implantat-Systeme unterschiedlicher Her­steller nachfragt, weist natürlich einen höheren Materialeinsatz auf als ein Dentallabor, das viel Zirkon über eigene CAD-CAM-Anlagen verarbeitet, nur wenige Implantat-Systeme verwendet und bei diesen indivi­duelle Abutments fräst bzw. fräsen lässt.

Gerade bei Implantaten ist es wichtig, dass verwendete Implantat-Teile sorgfältig kalkuliert werden und ihr Verbrauch richtig dokumentiert wird, damit man zu einer korrekten und wirtschaftlichen Abrechnung gelangt.

b) Wie hoch sind die Fremdleistungen, d. h. fertigen Sie überwiegend auf eigenen Fräs­anlagen oder geben Sie viele Fräsaufträge an externe Bearbeitungszentren?

Die Position Fremdleistungen wird der Rubrik Materialaufwand zugeordnet. Das ist durch die Kontenrahmen für die Buchführung vorgegeben und ergibt sich aus Vorschriften des Handelsgesetzbuches (HGB). Für die Analyse der Materialaufwandsquote sollten Sie bedenken, dass eine Fremdleistung aus zwei Kostenteilen besteht: Material und Arbeitsleistung. In dem bezogenen Halbfer­tigteil stecken immer auch die Arbeitslöhne im Fräszentrum. Diese würden sich bei eigener Herstellung im eigenen Labor in den Personalkosten in Form einer höheren Personalaufwandsquote widerspiegeln.

Wenn Sie wenig outsourcen und meist auf eigenen CAD-CAM-Anlagen fertigen, zeigt sich in den letzten Jahren in betriebswirtschaftlichen Auswertungen ein interessanter Effekt. Dieser lässt sich anhand der Zahlen ablesen: Die Materialaufwandsquote sinkt und liegt teils deutlich unter dem Branchendurch­schnitt. Auf der anderen Seite steigen Lizenzkosten für Software deutlich. Diese finden sich in der BWA unter sonstigen betrieblichen Aufwendungen, die meist unter Aufwendungen für Reparaturen- und Instandhaltungen gebucht werden. Bei entsprechenden Stückzahlen und guter Aus­lastung der Maschinen ergibt sich für das Labor im Idealfall der Vorteil deutlicher Überkompensation. Die Wirkung: Die Vor­teile der Eigenfertigung übertreffen deutlich Kostensteigerungen für Lizenzen, Maschi­nenwartungen und Finanzierungskosten.

Fazit: Bei Betriebsvergleichen beachten Sie bitte die jeweiligen Besonderheiten:
Handelt es sich um ein Dentallabor mit viel Out­sourcing oder ein Labor mit eigenem Maschinenpark? Hier gilt es Kostenver­lagerungen innerhalb der Kostenarten zu berücksichtigen. Ebenso sind natürlich die kalkulatorischen oder tatsächlich gezahlten Zinsen für die Kapitalbindung bei getätigten Investitionen zu berücksichtigen.

Beziehen Sie betriebliche Besonderheiten mit in die Analyse ein und führen Sie auch eine mehrjährige Analyse der Materialauf­wandsquote durch. So lässt sich diese Kennzahl als gute und wertvolle Informa­tionsquelle für die Laborleitung nutzen. Deshalb ist die Materialaufwandsquote in der betriebswirtschaftlichen Analyse neben der Personalkostenquote aus gutem Grund eine der beliebtesten Kennzahlen.

Diplom-Betriebswirt (FH) Hans-Gerd Hebinck


Kontaktdaten
Hans-Gerd Hebinck
Unternehmensberater
Diplom-Betriebswirt (FH)
Datenschutzbeauftragter (IHK)
Zertifizierter ZRM®-Trainer (ISMZ Zürich)
Metzer Weg 13 • 59494 Soest
Tel.: 0172 2745444 • Fax: 03212 1106197
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www.hebinck-unternehmensberater.de


Quelle: DENTAGEN INFO 2022/02

Sibylle Scholz

Sie ist lebenslänglich eine leidenschaftliche Zahntechnikerin. Über die Initialzündung eines Ferienjobs, über eine Flucht aus Frankfurt, über eine Lehre fürs Leben in Höxter, über eine zahntechnische „Zeitenwende“ auf dem Flur der Universität Calgary, über höchst innovative Selbstständigkeit, über Freundschaften, die viel bedeuten, über „Junge Talente“, über 13 Jahre Tätigkeit im Aufsichtsrat der DENTAGEN Wirtschaftsverbund eG, über lautstarke Krampfadern in Block A , über all das und vieles mehr sprach Journalist Bernd Overwien mit Dental-Unternehmerin Sibylle Scholz (70) in Bochum.

Wer selbst im Ruhestand noch so für die Zahntechnik brennt, der hat die entsprechende DNA in der Familie?

Sollte man meinen, ist aber nicht so. Ich bin im Harz geboren und im Sauerland aufgewachsen. Mein Vater war Kaufmann im Baugewerbe. Nach der Schule hätte ich gern eine Tischlerinnen-Lehre in der Werkstatt der Mutter einer Freundin gemacht, aber mein Vater war dagegen. Mädchen sägen sich da nur die Finger ab. Aus der Traum.

Und Zahntechnik war dann nur die zweite Wahl?

Eigentlich ein Zufall. Beim Kontroll­termin bei meinem Zahnarzt habe ich über meine handwerklichen Neigungen und Berufswünsche gesprochen. Vielleicht schaust du mal beim Zahntechniker im Haus vorbei, riet mir mein Zahnarzt. Kurzum: Ich sollte eine Woche ein Sommerpraktikum im Labor machen, ich bin sechs Wochen geblieben. Das war Ende der 60er Jahre.

Und der Beginn ereignisreicher Wanderjahre in der Zahntechnik. Sind Sie ein neugieriger Mensch?

Ja, neugierig und wissbegierig. Ich wollte nach der Lehre die zahntech­nische Welt jenseits von Plettenberg erkunden….

Dazu braucht es viel Wissen. Und vielleicht noch mehr Erfahrung?

Ich bin nun 28 Jahre bei Kulzer, hatte zuvor zehn spannende Jahre bei Wieland Edelmetalle in Pforzheim. Ich kam mit der Erfahrung aus zehn Laborjahren in die Industrie. Ich habe also mein Handwerk von der Pike auf gelernt, wie man sagt.

War Zahntechniker Ihr favorisierter Berufswunsch?

Nein. Nach dem Abitur wollte ich Landschaftspflege studieren. Heute heißt es Umwelt- und Landschaftspflege. Ich habe keinen Studienplatz bekommen….

…und dann sind Sie vom Sauerland in Frankfurt gelandet?

Oh ja, in einem großen Labor mit 100 Mitarbeitern. Das war für mich gigantisch. Aber im Frankfurt der 70er Jahre wäre ich unter die Räder gekommen. Die Stadt war damals nicht lebenswert. Das war nix für Sibylle aus Plettenberg.

Und da war ausgerechnet Höxter der Sehnsuchtsort?

Ja, Ostwestfalen hat was. Aber es war vor allem das Labor Bauer mit seinem charismatischen Chef.

Inwiefern?

Werner Bauer war autoritär, aber total gerecht. Er war ein empathischer Zahntechniker. Er hat mich in zahlreiche Kurse geschickt, zu Kundengesprächen mitgenommen, durch alle Abteilungen laufen lassen. Es war mehr als nur Zahn­technik. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, es passt.

Weil es auch eine Schule fürs Leben war?

Ja. Ein Beispiel? Ich hatte die mir vertraute Sekretärin gebeten, beim Chef mal die Chancen einer Gehaltserhöhung für mich abzuklopfen. Dreimal hat er kate­gorisch abgelehnt. Dann bin ich selbst hingegangen, habe meinen Mut zusammengenommen. Er hat sofort zugestimmt und gesagt, dass er auf mich gewartet habe: ‚Du musst selbst erkennen, was du wert bist‘.

Ein Lebensmotto?

Es gab später viele Situationen, in denen ich mich an den Satz erinnert habe.



Überspringen wir weitere Stationen und kommen nach Bochum. Dort spielte fortan die Musik?

Schöner Link zu Grönemeyer, aber der spielte ganz zu Beginn der 80er Jahre noch am Schauspielhaus nebenan. Bochum sollte es dann wirklich werden. Mit dem unverhofften Start in die Selbstständigkeit. Weil die praktische Prüfung an der Meister­schule noch fehlte, konnten Axel Gernert und ich nur mit einer Ausnahmegenehmi­gung ein Labor kaufen und leiten. Am 14. September 1981 waren wir dann Meister.

Sie führten einen Betrieb mit damals acht Mitarbeitern. Warum haben Sie von Anfang an einen Betriebswirt mit ins Boot geholt?

„Wie wichtig das Einhalten kaufmännischer Regeln in der Selbständigkeit ist, hat mir mein Vater mit auf den Weg gegeben. Horst Kirchheim, der Bruder meiner Freun­din, war im Management bei Oetker. Er wechselte zu uns und auch bei der Kunden-Akquise sollte seine Oetker-Erfahrung noch einmal sehr wichtig werden.

Apropos Meisterschule. Da kam es zu einer menschlichen Begegnung, die Ihr Leben ebenfalls prägen sollte?

Oh ja. Dort traf ich Valeria Sternberg. Sie, die in den 40er Jahren noch den Einzug der Metallkeramik in den Labor­alltag als Lehrling erlebt hatte, war jetzt mit uns auf der Meisterschule. Zuhause habe ich doch tatsächlich erzählt, wir seien alles junge Leute in den Kursen und da seien noch eine Oma und ein Opa. Frau Sternberg und ein Herr Zimmermann aus Bocholt.

Sie waren ja später viel im Labor Sternberg in Geseke, wurden bis auf den Tag eine sehr gute Freundin der Familie. Das mit der Oma, haben Sie das der leider verstorbenen Valeria Sternberg mal erzählt?

Bei einem Glas Wein ganz sicher. Sie war ja ein lebensfreudiger Mensch. Ihre Leidenschaft zum Beruf und ihre große Fachkenntnis, beispielsweise in der Total­prothetik, waren enorm. Sie war eine große Persönlichkeit. Ein herzensguter Mensch mit Vorbildcharakter.

Wie hat es Ihr Unternehmen, die GSK Dentaltechnik GmbH in Bochum mit später dann 40 Mitarbeitern geschafft, sich schon in den 80er Jahren einen Namen als Keramiklabor zu machen?

Durch Vermittlung unseres Steuer­beraters haben wir Teleskoptechnik an der Universität in Calgary vorgestellt. Diese Technik gab es in Kanada noch nicht. Aber der wichtigste Impuls für die Zukunft unseres Labors kam quasi über den Flur spaziert: Keramikinlays. Passgenaue Ein­lagefüllungen aus Keramik, die nach einer Abformung auf feuerfesten Stümpfen in Keramik gebrannt und in den Zahn eingeklebt werden. Das war für uns eine Sensation. Das ging mir nicht mehr aus dem Kopf!

 

Deshalb ging es dann schnell nach Kansas?

Die Uni in Kanada hatte gegenüber dem Hersteller eine Verschwiegen­heits­erklärung abgegeben. Wir wussten nur den Namen des Unternehmens in Kansas. Wir haben einen neugierigen Zahnarzt aus unserem Kundenkreis mitgenommen. Sein Kommentar vor Ort: „Faszinierend. Häng dich da rein, das hat Zukunft“.

War das die nächste Initialzündung?

Ganz sicher ein wichtiger Moment. Als wir die Lizenz für die Bundesrepublik erworben haben, haben uns die Amerikaner gefragt, warum denn nur West­deutschland und nicht ganz Deutschland….

… die Amis waren damals unserer Zeit voraus oder?

(lacht) Na ja, lassen Sie mich das besser nicht kommentieren. Aber, wie gesagt: Wir hatten was ganz Neues. Immer mehr Zahnärzte waren begeistert, kamen in unsere Kurse, probten das Ein­setzen. Und sie kamen in unsere Live-Shows. Erst wurden wir belächelt, später entdeckte auch die Dentalindustrie, was für eine tolle Sache diese Präparationstechnik ist.

Ist eine Vorreiterrolle so etwas wie Adrenalin pur?

So weit würde ich nicht gehen. Auch andere Labore waren innovativ gut unterwegs. Dass wir in den 80er Jahren mit die ersten waren, die auf Keramikimplan­taten Superkonstruktionen fertigten, gab unserem Labor ohne Frage einen großen Schub. Wir waren immer sensibilisiert für Neuheiten.

„Wenn es den Beruf des Zahntechnikers nicht gegeben hätte, für mich hätte er erfunden werden müssen!“

Denver, Kansas, Fort Lauderdale, Schweiz – Sie haben sich viel im Ausland umgeschaut. Wo steht die deutsche Zahntechnik?

Wir waren und sind die Nummer 1 in der Welt. Spitzenreiter mit großen Nach­wuchs­problemen. Wir haben versucht, etwas gegen den Mangel an Fachkräften zu tun.

Mit dem Projekt „Junge Talente“?

Ja, da war uns was gelungen. In Bochum war es beispielsweise so: gelernte Zahntechniker gingen in Scharen zu Nokia. Die Finnen waren gerade zu gierig nach Zahntechnikern. Weil die gut löten konnten. Bessere Entlohnung, geregelte Arbeits­zeiten, mehr Urlaub, kostenlose Sprach­kurse, freier Eintritt ins Fitnessstudio. Uns liefen die Arbeitskräfte davon.

Und was passierte, als Nokia in Bochum dicht machte?

Da standen sie alle auf der Straße. Auch unsere jungen Zahntechniker. Wir hatten freie Arbeitsplätze, das Material in den Schubladen, aber auch Zahnärzte, die inzwischen ins Ausland schickten. Im Projekt „Junge Talente“ hatten wir zwar eine niedrigere Gehaltsstruktur für die Teilnehmer, aber allemal besser als Arbeitslosigkeit. Die Jungtechniker konnten mit meisterlicher Begleitung arbeiten, nicht wenige wurden in reguläre Arbeitsverhältnisse übernommen. Einige wurden Laborleiter, wie Michael Janus. „Junge Talente“ war für mich eine Herzensangelegenheit.

„DENTAGEN ist ein Alltagsproblemlöser für Labore.“

13 Jahre im Aufsichtsrat der DENTAGEN. Jetzt scheiden Sie satzungs­gemäß aus Altersgründen aus. Was nehmen Sie mit?

Ganz viele menschliche Begeg­nungen, sehr viele Einblicke in die Unter­nehmenskultur einer funk­tionierenden Genossenschaft. Der Verbund ist so viel mehr als nur Einkauf und Zentralregulierung. DENTAGEN ist ein Alltagsproblemlöser für Labore, die das erkannt haben. Nehmen Sie nur den Marktplatz! Was den Aufsichtsrat anbetrifft, so gibt es eine höchst transpa­rente Zusammen­arbeit mit dem Vorstand. Kritische Punkte werden fair diskutiert, niemand konnte sich verletzt fühlen. Diese konstruktive Atmosphäre würde ich manchen Vorständen und Aufsichtsräten in anderen Unternehmen wünschen.

Lassen Sie mich die obligatorische Fußball-Frage mal so stellen: Hätten Sie gedacht, dass Ihre Freundin Karin Schulz ein so aktiver Fan des SC Paderborn ist?

Ihre Sportbegeisterung ist ja bekannt, aber dass Sie auch ins Stadion pilgert, war mir neu. Ihr Vater war ja glühender Schalke-Anhänger.

Und Sie als Bochumerin?

Zwei Herzen schlagen da in meiner Brust: Dortmund und Bochum. Der BVB und der VfL – ich finde, das geht zusammen. In Bochum an der Castroper Straße hatte ich zehn Jahre eine Dauerkarte in Block A. Dort saßen die Edelfans, die vorher in der Ostkurve standen und jetzt Krampfadern hatten. Immer Riesenstimmung.

Frau Scholz, vielen Dank für das Gespräch.

Quelle: DENTAGEN Info 2022/02

DENTAGEN-Partnertreff 2022 – Live! Live! Live!

Am 19. und 20. August heißen wir Sie wieder alle willkommen zum beliebten DENTAGEN-Partnertreff im GENO Hotel in Rösrath.

Traditionell beginnt der Veranstaltungsreigen am Freitag, 19. August 2022 um 15 Uhr, mit der diesjährigen Generalversammlung. Endlich wieder als Präsenzveranstaltung und nicht nur als reiner Online-Event.

Am Freitagabend folgt der gesellige Teil – unser Get Together. Im Innenhof des GENO Hotels treffen wir uns wieder zu einem gemütlichen Abend bei einem Glas Wein oder Kölsch. Plaudern und fachsimpeln Sie, tauschen Sie Meinungen und Erfahrungen mit Kollegen und Kunden aus, lernen Sie die Kooperationspartner und Mitarbeiter von DENTAGEN kennen. Wir freuen uns auf Sie und Ihre Gäste und auf einen Abend mit vielen anregenden Gesprächen.

Für den Partnertreff am Samstag, 20. August 2022, planen wir derzeit ein interessantes Fortbildungsprogramm mit hervorragenden Referenten. Ein erster Top-Referent steht bereits fest:
Ralph Goldschmidt. Der Persönlichkeitstrainer und Redner aus Leidenschaft ist voll bei der Sache, wenn es um Scheitern, Glück und Selbstverantwortung geht und gilt als Experte für Lebens­kunst. In Anlehnung an sein Buch „Shake your Life“ zeigt Ralph Goldschmidt seinem Publikum Wege, um kraftvoll durch bewegte Zeiten zu navigieren.

Flankiert wird der Partnertreff wieder von einer Industrieausstellung mit aktuellen Angeboten der DENTAGEN-Kooperationspartner.

Wir freuen uns auf das Wiedersehen!



Quelle: DENTAGEN INFO 2022/01

Trauer um Eva Maria Roer

DT&SHOP trauert um seine Unternehmens­gründerin und Geschäftsführerin Eva Maria Roer, die am 8. Dezember 2021 nach langer Krankheit verstorben ist. Über 40 Jahre hat sie „die DT“ geleitet – und in dieser Zeit nicht nur ihr eigenes Unternehmen, sondern die gesamte Dentalbranche nachhaltig geprägt.

Dabei hatte Eva Maria Roer ursprünglich ganz andere Pläne für ihre Zukunft: Die studierte Volkswirtin träumte von einer Karriere bei der Weltbank. Zur Zahntechnik kam sie über ihren damaligen Mann, der Ende der 70er Jahre ein Dentallabor beriet. Dabei stellte sie fest, dass die bestehenden Dentalanbieter sich vor allem auf den deutlich größeren Zahnarztmarkt konzentrierten und Dentallabore eher nebenbei belieferten. Mit dem ihr eigenen Gespür für Chancen sah sie hier einen Markt und gründete einen Handel ausschließlich für Dentallabor­bedarf! „Labor, Labor, Labor – sonst gar nichts,“ fasst sie in einem Videobeitrag vom April 2021 das Motto zusammen, dem die DT bis heute treu geblieben ist.

„Labor, Labor, Labor
– sonst gar nichts!“

Firmenmotto DT&SHOP

Schon 1979 entstand der erste Katalog mit Produkten für die Zahntechnik, der mit den Jahren bis auf 1200 Seiten anwuchs. „Die Bibel der Zahntechnik“ wurde er oft genannt. Auch optisch setzte er Maßstäbe: Jede Auflage zierte ein anderes Kunstwerk, das die feinsinnige Firmenchefin selbst ausgewählt hatte. Die Originale schmücken buchstäblich jede Wand der beiden Firmen­gebäude im unterfränkischen Bad Bocklet, die die Chefin selbst konzipiert und mit viel Liebe zum Detail ausgestattet hat.

65.000 Produkte umfasst das Sortiment heute und ist seit vielen Jahren das umfassendste für die Zahntechnik weltweit. Bereits seit Ende der 80er Jahre wird es auch international vertrieben. Längst ist das Unternehmen mit heute mehr als 250 Mitar­beiter*innen eines der führenden der Dentalbranche weltweit. DT&SHOP betreut Kund*innen in mehr als 15 Sprachen und liefert in über 100 Länder. Zur Firmengruppe gehören zahlreiche Tochter­firmen in Europa.

Mit ihren Ideen war Eva Maria Roer ihrer Zeit oft voraus und erntete nicht selten zunächst mehr Skepsis als Begeisterung. Abhalten ließ sie sich dadurch nie. Ob bei der Inter­nationalisierung, der Digitalisierung oder
der CAD/CAM-Technik: Sie erkannte früh Trends und Chancen, setzte konsequent auf Innovationen und war in vieler Hinsicht eine Wegbereiterin.



Jüngstes Beispiel für die Innovativität ist die DT-SMARTLAB-App. Ursprünglich als reine Zahnlager-App konzipiert, ist sie inzwischen eine ausgereifte Informations- und Bestell­software, die sich komfortabel und vielseitig nutzen lässt, z.­ B. zum Bestellen per Barcode. Auch die Umsetzung der MDR-Vorgaben wird durch die App erheblich erleichtert.

„Die Zukunft soll man nicht voraussehen wollen, sondern möglich machen“, lautet ein Zitat von Antoine de Saint-Exupéry, das sich nicht von ungefähr auf der DT-Website findet. Es passt auch zu Eva Maria Roers gesellschaftlichem Wirken. So war ihr die För­de­rung von Chancengleichheit zeitlebens ein wichtiges Anliegen. Dafür engagierte sie sich nicht nur im eigenen Unternehmen, sondern u.a. auch im Verein TOTAL E-QUALTIY Deutschland e.V., dessen Mitgründerin und Vorstandsvor­sitzende sie war.

Darüber hinaus bekleidete sie im Laufe ihres Lebens zahl­reiche weitere Ehrenämter. Für ihr unternehmerisches und gesellschaft­liches Wirken wurde sie vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Bayerischen Verdienst­orden und dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Eva Maria Roer, Pionierin und „Grande Dame“ der Zahntechnik, hinterlässt eine große Lücke. Mit ihrer erfrischenden Art, ihrem unerschöpflichen Ideenreichtum und ihrem unerschütterlichen Optimismus wird sie – nicht nur im Unternehmen selbst – unvergesslich bleiben.

Josef Süß, Ehemann von Eva Maria Roer und seit einigen Jahren ebenfalls Geschäftsführer der DT, versichert, dass er die Firmengruppe im Sinne seiner verstorbenen Frau in die Zukunft führen werde. Unterstützt wird er dabei durch René Dreske, der seit 1. Januar 2022 als zweiter Geschäftsführer für die DT tätig ist. Und natürlich vom gesamten bewährten Team der DT&SHOP.

Der DENTAGEN, mit der DT&SHOP seit über 20 Jahren zusammenarbeitet, fühlte Eva Maria Roer sich ganz besonders verbunden, auch durch viele persönliche Kontakte.

Und natürlich wird DT&SHOP auch in Zukunft ein verlässlicher Partner der DENTAGEN bleiben.

„Gemeinsam wollen wir uns
weiterentwickeln,“

so Josef Süß,

„sei es auf der Platt­form, sei es mit neuen Materialien, Geräten und Maschinen, aber auch mit unterstützenden Schulungen, Videos, Service und Support. Packen wir’s an.“

Quelle: DENTAGEN INFO 2022/01

Heinz Schiller


Einer von seinem Schlag ist eher die Ausnahme im rastlosen Industriemanagement von heute. Über Verlässlichkeit als Tugend, über Wertschätzung und Fairness als Aspekte für eine gute Arbeitsatmosphäre, über die Eintrittskarte zur „Seele eines Dentallabors“, über anerkannte Kompetenzen, erworben in einem bewegten Berufsleben, über absehbare Entwicklungen im Dentalmarkt, über die Liebe zum Fußballsport und die Pläne für den bevorstehenden Ruhestand sprach Journalist Bernd Overwien für DENTAGEN INFO mit dem Key Account Manager der Kulzer GmbH, Heinz Schiller (66).

Ganz unabhängig vom eingeschränkten Kommunikationsraum in einer Pandemie: Wieviel „Old School“ kann sich ein Key Account Manager in einer digitalisierten Dentalwelt heute noch leisten?

Wenn damit Kompetenz, Pünktlichkeit, Verlässlichkeit, Ehrlichkeit und ein verbindlicher Händedruck unter vier Augen gemeint ist, dann ganz viel.

Laut Definition Wirtschaftslexikon sind Sie als Key Account Manager ein Generalist, der sich um Kunden kümmert, die eine vorausschauende, weitsichtige Firmenphilosophie verfolgen. Ist das so?

Machen wir es mal einfacher. Wer im Dentalmarkt weiter bestehen will, agiert längst zukunftsorientiert. Davon muss ich meine Gesprächspartner nicht mehr überzeugen. Und dass sich die großen Labore eine innovative Weitsicht eher leisten können als kleine Betriebe, ist leider die Realität. Aber ich sehe mich in erster Linie als Integralist.

Was bedeutet das?

Das bedeutet, Kunden nicht nur für etwas zu begeistern, sondern konkrete Lösungen anzubieten, die ihren individuellen Bedürfnissen angepasst sind. Um Kunden in die entsprechenden Produktbe­reiche unseres Unternehmens zu integrieren, muss man den Workflow in ihrem Betrieb genau im Auge haben. Welche Keramik passt haargenau zu den Legierungen, die im Labor verwendet werden? Ein Beispiel, was zwar immer weniger wird, aber meine Definition des Integralisten vielleicht gut erklärt.

Dazu braucht es viel Wissen. Und vielleicht noch mehr Erfahrung?

Ich bin nun 28 Jahre bei Kulzer, hatte zuvor zehn spannende Jahre bei Wieland Edelmetalle in Pforzheim. Ich kam mit der Erfahrung aus zehn Laborjahren in die Industrie. Ich habe also mein Handwerk von der Pike auf gelernt, wie man sagt.

War Zahntechniker Ihr favorisierter Berufswunsch?

Nein. Nach dem Abitur wollte ich Landschaftspflege studieren. Heute heißt es Umwelt- und Landschaftspflege. Ich habe keinen Studienplatz bekommen….

…aber Sie waren jung und brauchten das Geld?

(lacht) Ja, so ist es. Die Zahntechnik-Branche boomte damals. Nach vier Monaten als Anlernkraft in einem Labor im Großraum Stuttgart hat der Chef gesagt: „Du machst das gar nicht schlecht. Mach‘ eine Lehre, Junge“ So ging das los.

Der Wechsel in die Industrie. Welcher Umstand/Zufall hat da Regie geführt?

Die Liebe zum Fußball. Ich hatte in jungen Jahren an der Sporthochschule Köln die Lizenz zum Fußballlehrer erworben. Übrigens in einem Jahrgang mit Jörg Berger, der später ja unter anderem auch Trainer auf Schalke war – und mit Ralf Rangnick, dessen atemberaubender Weg schließlich zu Manchester United führte. Nun ja, bei einem Spiel in Pforzheim hat mich der damalige Geschäftsführer von Wieland angesprochen. Er hätte da was Interessantes für mich. So war es dann ja auch.

Hoppla. Schillernde Namen der Fußballwelt. Wo blieb da der Trainer Heinz Schiller?

Nicht zuletzt als Spielertrainer beim Göppinger SV, dem „FC Hollywood“ der dritten Liga. Aber das ist ein ganz anderes Thema, der Beruf ging erst einmal vor.

Was war der erste Job für einen gestandenen Zahntechniker in der Industrie?

Außendienstmitarbeiter. Temporär auch Assistenz der Geschäftsleitung. Aber da draußen bei den Kunden. Das war sofort mein Ding.



Merken Kunden schnell, da kommt einer, der weiß, was Arbeiten im Labor jeden Tag bedeutet?

Ha. Natürlich. Ich habe Südbaden als Umsatz-Schlusslicht bei Wieland übernommen. Nach zehn Jahren war Südbaden ganz vorn dabei. Zahntechniker gelernt zu haben, war die Eintrittskarte zur ‚Seele eines Labors‘, um es mal ein bisschen pathetisch zu formulieren. Stimmt aber.

„In Düsseldorf haben die Leute den besten Zahnersatz, aber kein Geld. Im Schwarzwald haben sie den Mut zur Lücke und hocken auf ihrem Moos.“

Nach zehn erfolgreichen Jahren musste eine neue Herausforderung her?

Nicht so wirklich. Auslöser für den Wechsel waren personelle Verän­de­rungen in der Geschäftsführung bei Wieland. Und parallel dazu bot mir der damalige Vertriebsleiter von Heraeus Hanau den Verkaufsleiter für Süddeutschland an.

Eines von den Angeboten, die man bekanntlich nicht ablehnen kann…?

Ha, ich weiß, was gemeint ist. Aber wir sind ja nicht im Kino. Nein, nach zehn sehr guten Jahren als Verkaufsleiter wurde ich erster Key Account Manager bei Heraeus und bin es bis zum 31. März 2022 auch bei Kulzer noch. Dann Rente und dann schau’n mer mal.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

Völlig unspektakulär. Feststehende Termine, ab und zu ruft ein Kunde außerhalb des Terminkalenders an. Also Frau Schulz, Herr Beckmann oder Herr Landmesser bei DENTAGEN beispielsweise wissen immer genau, wann der Schiller bei ihnen aufschlägt. Der Firmensitz da im Ruhrgebiet auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Waltrop gefällt mir sehr gut. Das hat was Besonderes.

Das hört sich nach viel Zeit hinterm Steuer an. Fahren Sie gern Auto?

Vor der Pandemie habe ich 60.000 Kilometer gemacht. Verkehrsdichte, Staus, LKW-Karawanen, Hunderte von Radaranlagen – nein, Autofahren wird eine der wenigen Tätigkeiten sein, die mir in der Rente nicht fehlen werden.

Wenn einer wie Heinz Schiller in Rente geht, freut sich Ihre Frau oder hat sie eher Bedenken?

Da müssen Sie meine Frau fragen. Wir sind so lange verheiratet, haben Zwillinge. Die Jungs sind heute 31 Jahre alt. Ich denke, sie freut sich auch. Denn bei allem, was das Alter so mit sich bringt – das Schöne an der Rente ist doch, ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Ob das dann Ruhestand ist, werden wir sehen.

Gibt es schon berufliche Angebote für den Ruheständler in spe?

Ich bin von Haus aus leidenschaftlicher Netzwerker. Wer so lange in der Branche ist, kennt natürlich Gott und die Welt. Und da gibt es schon Anfragen, ob ich Lust habe, ein, zwei Jahre noch was zu tun. Ob nun volle Kanne oder neben der Freizeit – die nächsten Wochen werden es zeigen.

Wohin geht die Reise in Labor und Praxis?

Ich habe keine Glaskugel. Aber den Dentallaboren fehlen die Fachkräfte. Aufgrund neuer Technologien werden einige zahntechnische Arbeiten die Zahnarztpraxen nicht mehr verlassen. Ich sag nur: 3D-Drucker. Der wird im Kunststoff- und Kompositbereich und letztlich auch im Seg­ment Keramik viele Lösungen ermöglichen. Den Laboren wird die Wertschöpfung fehlen.

Apropos Fachkräfte. Zu lange Ausbildung, zu wenig Bezahlung?

Ist im Handwerk ja ein branchenübergreifendes Problem. Ich warte seit Wochen daheim auf einen Elektriker. Viele Dentallabore haben die Ausbildung von jungen Menschen versäumt. Und wenn ich höre, dass ein Zahntechniker nach dreieinhalb Jahren Ausbildung zwischen 2.200 und 2.500 Euro brutto verdient – wie soll der eine Familie gründen?

Werden die Großen größer werden und die Kleinen kleiner?

Die großen Dentallabore werden größer werden, viele kleinere Betriebe werden aufgelöst oder sind es schon. Die Babyboomer kommen jetzt ins Rentenalter und finden keine Nachfolger. Fragen Sie mal bei Frau Schulz bei DENTAGEN nach, die wird das bestätigen können.

Pöhler mit Schraubstollen und zu Ostern ´ne Pocke

Woher kommt dieses fundamentale Interesse am Fußballsport?

Ich bin 1955 geboren. Da gab es zu Ostern eine Pocke, zu Weihnachten Pöhler mit Schraubstollen, wie man im Ruhrgebiet so schön sagt. Bei Schnee haben wir die Stollen rausgeschraubt und mit Salatöl eingefettet. Wir waren schon als Butzale den ganzen Tag auf dem Bolzplatz. Es gab sonst nichts. Für mich gab es aber auch nichts Schöneres.

Der erste Stadionbesuch. Erinnern Sie sich?

Natürlich. Mit dem Vater beim VfB Stuttgart. Da hat man ein Leben lang gewisse Sympathien für den Klub. Ohne totaler Fan zu sein. Große Sympathien habe ich auch für die Bayern…

…jetzt wird das Eis glatt, Herr Schiller…

(lacht) …nein, auch für Borussia Dortmund. Chapeau, was Watzke und Zorc nach dem Niebaum-Debakel aus diesem Traditionsverein gemacht haben.

Sind Sie wegen Ihrer eigenen Jungs Fußball-Lehrer geworden?

Nein. Die interessieren sich gar nicht für Fußball. Ich wollte mir immer ein umfassendes Bild von diesem Sport machen. Die Ausbildung zum Trainer ist viel umfangreicher als mancher denkt. Später als Spielertrainer in Göppingen war ich der Vorgänger von Bayern-Profi Willi Hoffmann. Mein Nachfolger war Buffy Ettmayer.

Der rundliche Österreicher mit dem Hammer und den legendären Sprüchen?

Genau der. Kennen Sie diesen legendären Dialog zwischen Albert Sing, Trainer des VfB Stuttgart und seinem Spiel­macher Hans „Buffy“ Ettmayer?: „Buffy du spielst nicht. Du bist zu dick!“ – „Ich war immer schon so!“ – „Es gibt Bilder von dir, da warst du dünner! – „Die sind wahrscheinlich mit einer Schmalfilm-Kamera gemacht!“.

Konnte Harald Schmidt kicken?

Wie kommen Sie darauf?

Sie waren doch Nachbarskinder in Nürtingen oder?

Ja, das stimmt. Harald wohnte nur ein paar Häuser weiter. Die Familien kannten sich gut, beide Mütter kamen aus dem Egerland. Aber ob der kicken konnte, weiß ich nicht mehr. Dass er Ahnung von Fußball hat, bewies er ja als Co-Moderator von Wolff Fuß bei SAT1. Ich bin früher häufiger mit guten Kunden in seine Late Night Show nach Köln-Mühlheim gefahren.

Gibt es davon Bilder?

Nein, glaube nicht. Ich war nicht der Typ, der so gesagt hätte: Harald, kannst du mir mal einen Gefallen tun und hier mit meinen Kunden in die Kamera lächeln. Nein, das wäre mir peinlich gewesen.

Fußball ist die schönste Nebensache der Welt. Gibt es etwas, was Ihnen wirklich Sorgen bereitet?

Ja. Der Graben zwischen den Menschen wird durch die Pandemie immer tiefer. Die Fronten sind verhärtet, der Ton wird immer rauer. Die Frage, ob sich unserer Gesellschaft spaltet, treibt ja viele von uns um. Mich und meine Familie, meine Freunde und meine Geschäftspartner. Das weiß ich aus vielen Gesprächen. Wir dürfen die Bereitschaft auch zu kontroversen Gesprächen nicht verlieren. Aber lasst uns anständig miteinander umgehen.

Herr Schiller, herzlichen Dank für das Gespräch.

Quelle: DENTAGEN Info 2022/01