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Wichtige Kennzahlen für das Dentallabor Teil 2

DENTAGEN INFO 2022/02



Langfristig erfolgreiche Unternehmen erzielen Gewinne und erreichen ihre geplanten Ziele. Dabei geben betriebswirtschaftliche Kennzahlen Aufschluss über den Erfolg. In der DENTAGEN INFO 04/2021 wurden drei wichtige Kenn­zahlen vorgestellt: Eigen­kapitalquote, Betriebsergebnis und Umsatz­rentabilität. In dieser Ausgabe erfahren Sie mehr über die Materialaufwandsquote.

Materialaufwandsquote – Kennzahl mit hoher Aussagekraft

Die Materialaufwandsquote gibt Auskunft über Einkaufskonditionen, sparsamen Umgang mit Materialien und Positio­nierung des Dentallabors. Sie setzt den in Gewinn- und Verlustrechnung ausgewiesenen Materialaufwand ins Verhältnis zur Gesamt­leistung des Dentallabors. Letztere entspricht den Umsatzerlösen abzüglich gezogener Skonti der Kunden. Im Jahres­ab­schluss wird der Gesamtjahresumsatz noch um Bestands­veränderungen im Lager korrigiert, die über die Inventur ermittelt werden.

Mit Hilfe dieser Kennzahl kann ein Dental­labor sich mit anderen ver­gleichen. Im Mittelpunkt steht die Frage, erzielen Wettbewerber, also andere Dentallabore, ihre Leistung mit weniger Materialaufwand?

Im Branchendurchschnitt beträgt die Materialaufwandsquote ca. 14,6 %. Sie lässt sich durch günstige Einkaufskonditionen, effektive Laborabläufe und sparsamen Um­gang mit Materialien positiv beein­flussen. Unterjährig kann es zu Verzer­rungen in der Materialaufwandsquote kommen: Dann nämlich, wenn einzelne Einkäufe zur Lager­haltung angeschafft wurden, um einen günstigen Mengenrabatt zu erhalten, die erst später und über mehrere Monate hinweg verbraucht werden. Entsprechend nimmt die Genauigkeit der Kennzahl über mehrere Monate hinweg wieder zu, beispielsweise, wenn Sie Quartale vergleichen. Sehr präzise können Sie Ihre Materialaufwandsquote über den Verlauf mehrerer Jahre vergleichen.

Welche weiteren Einflussfaktoren auf die Materialaufwandsquote sollten Sie bei Ihren Analysen kennen und in der Bewertung berücksichtigen?

a) Wie ist die Positionierung Ihres Dental­labors, d.­ h. wo liegen Ihre technischen Schwerpunkte und welche Produkte werden besonders stark nachgefragt?

Ein Dentallabor mit Schwerpunkt Implanto­logie und einem Kundenstamm, der mehrere Implantat-Systeme unterschiedlicher Her­steller nachfragt, weist natürlich einen höheren Materialeinsatz auf als ein Dentallabor, das viel Zirkon über eigene CAD-CAM-Anlagen verarbeitet, nur wenige Implantat-Systeme verwendet und bei diesen indivi­duelle Abutments fräst bzw. fräsen lässt.

Gerade bei Implantaten ist es wichtig, dass verwendete Implantat-Teile sorgfältig kalkuliert werden und ihr Verbrauch richtig dokumentiert wird, damit man zu einer korrekten und wirtschaftlichen Abrechnung gelangt.

b) Wie hoch sind die Fremdleistungen, d. h. fertigen Sie überwiegend auf eigenen Fräs­anlagen oder geben Sie viele Fräsaufträge an externe Bearbeitungszentren?

Die Position Fremdleistungen wird der Rubrik Materialaufwand zugeordnet. Das ist durch die Kontenrahmen für die Buchführung vorgegeben und ergibt sich aus Vorschriften des Handelsgesetzbuches (HGB). Für die Analyse der Materialaufwandsquote sollten Sie bedenken, dass eine Fremdleistung aus zwei Kostenteilen besteht: Material und Arbeitsleistung. In dem bezogenen Halbfer­tigteil stecken immer auch die Arbeitslöhne im Fräszentrum. Diese würden sich bei eigener Herstellung im eigenen Labor in den Personalkosten in Form einer höheren Personalaufwandsquote widerspiegeln.

Wenn Sie wenig outsourcen und meist auf eigenen CAD-CAM-Anlagen fertigen, zeigt sich in den letzten Jahren in betriebswirtschaftlichen Auswertungen ein interessanter Effekt. Dieser lässt sich anhand der Zahlen ablesen: Die Materialaufwandsquote sinkt und liegt teils deutlich unter dem Branchendurch­schnitt. Auf der anderen Seite steigen Lizenzkosten für Software deutlich. Diese finden sich in der BWA unter sonstigen betrieblichen Aufwendungen, die meist unter Aufwendungen für Reparaturen- und Instandhaltungen gebucht werden. Bei entsprechenden Stückzahlen und guter Aus­lastung der Maschinen ergibt sich für das Labor im Idealfall der Vorteil deutlicher Überkompensation. Die Wirkung: Die Vor­teile der Eigenfertigung übertreffen deutlich Kostensteigerungen für Lizenzen, Maschi­nenwartungen und Finanzierungskosten.

Fazit: Bei Betriebsvergleichen beachten Sie bitte die jeweiligen Besonderheiten:
Handelt es sich um ein Dentallabor mit viel Out­sourcing oder ein Labor mit eigenem Maschinenpark? Hier gilt es Kostenver­lagerungen innerhalb der Kostenarten zu berücksichtigen. Ebenso sind natürlich die kalkulatorischen oder tatsächlich gezahlten Zinsen für die Kapitalbindung bei getätigten Investitionen zu berücksichtigen.

Beziehen Sie betriebliche Besonderheiten mit in die Analyse ein und führen Sie auch eine mehrjährige Analyse der Materialauf­wandsquote durch. So lässt sich diese Kennzahl als gute und wertvolle Informa­tionsquelle für die Laborleitung nutzen. Deshalb ist die Materialaufwandsquote in der betriebswirtschaftlichen Analyse neben der Personalkostenquote aus gutem Grund eine der beliebtesten Kennzahlen.

Diplom-Betriebswirt (FH) Hans-Gerd Hebinck


Kontaktdaten
Hans-Gerd Hebinck
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Quelle: DENTAGEN INFO 2022/02