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DENTAGEN gründet eine Laborgruppe …

DENTAGEN Info 2017/03

Während der DENTAGEN-Generalversamm­lung Ende Juni in Rösrath hat Vorstandsvor­sitzende Karin Schulz die Erweiterung des bisherigen DENTAGEN-Geschäftsmodells um den Geschäftszweig „Laborgruppe“ bekannt gegeben. Warum wurde diese Entscheidung getroffen?

Zwei durchgreifende und eng miteinander verknüpfte Entwicklungen bzw. Veränderun­gen sowohl im Geschäftsfeld von DENTAGEN als auch in den Geschäftsfeldern der Dental­labore haben diese Entschei­dung geprägt und vorangetrieben.

Auf Seiten von DENTAGEN wurde in den letzten drei bis vier Jahren eine Stag­nation bei der Mitglie­derentwicklung verzeichnet. Es konnten zwar pro Jahr viele neue Mitglieds­betriebe gewonnen werden, durch einen Verlust von Mitglie­dern in ungefähr gleicher Höhe wurde jedoch kein Wachstum erzielt. Im Jahr 2015 lag die Anzahl der Austritte oberhalb der Bei­tritte – wenn auch nur um einen Austritt. Zum Jahresende 2016 lag dieser Saldo dann bereits bei minus fünf Mitgliedern.

Die Gründe für die Mitgliedsverluste liegen jedoch nicht etwa in einer Unzufriedenheit mit DENTAGEN begründet, sondern sind gekennzeichnet durch Betriebsschließungen aus Altersgründen oder den Laborverkauf an Laborketten.

Die strukturellen Veränderungen am Dental­markt verstärken diese aufgezeigte Entwick­lung. Das schnelle Wachstum von Labor­ketten, der Wegfall von Betrieben, die keine Nachfolge­regelung auf den Weg bringen konnten, sowie das veränderte Einkaufs­verhalten sowohl bei den Praxen als auch bei den Laboren, hat Auswirkungen auf das Geschäftsfeld von DENTAGEN. Auch der stetig wachsende Einsatz digitaler Techno­logien mit einem geringeren Materialbedarf für die Herstellung von Zahnersatz hat zum veränderten Kaufverhalten am Dentalmarkt beigetragen.

Industrie und Handel sehen sich ähnlichen Veränderungen ausgesetzt und der stetig wachsende Online-Handel verstärkt den Preiskampf unter den Anbietern.

Für DENTAGEN wird es zunehmend schwerer, sich aus Boni und Provisionen zu finanzieren. DENTAGEN hat diese Entwicklung seit einiger Zeit beobachtet und verschiedene Kooperationspartner auch außerhalb des Dentalmarktes in sein Portfolio aufgenommen. Durch Kooperationen, wie z.­B. mit Esso, Aral und UPS, konnte DENTAGEN diese Negativentwicklungen bis jetzt kompensieren.

Auf Seiten der Dentallabore ist seit Jahren ein Nachwuchsmangel bei der kommenden Zahntechnikergeneration zu erkennen. Die starken Veränderungsprozesse im Kunden­verhalten, stetig wachsende Ansprüche auf Patientenseite sowie der Konkurrenzdruck durch Auslandszahnersatz, Zentralisierungs­pro­zesse und ein Anschwellen der bürokra­ti­schen Erfordernisse stellen immer höhere Anforderungen an die Unternehmen.

Hieraus folgt für viele Betriebe ein Nachfol­geproblem. Die Selbstständigkeit als Handwerksmeister im Dentalbereich wird von der jungen Generation nicht als Traum­beruf angesehen. Vielmehr wird eine verantwortungsvolle Position innerhalb eines Betrie­bes angestrebt mit der Gewissheit, dass sich die Veran­t­wortung für den Erfolg und die Ent­wicklung des Betriebes und des Labor­teams auf mehrere Schultern verteilt.

Als Folge bleiben für über Jahre gut geführte Betriebe engagierte Käufer einer nachfolgenden Generation aus. Der Betrieb als Alters­versorgung für die Inhaber ist nach einem engagierten Arbeitsleben nicht mehr selbstverständlich.

Bemerkenswert ist vor diesem Hintergrund, dass dennoch eine starke Attraktivität vom Dentalmarkt, speziell vom Laborsektor, ausgeht. Investorengruppen aus dem In- und Ausland sowie Inhaber bestehender Labor­ketten reisen durch die Lande und signalisieren Kaufbereitschaft.

Die aktuelle Niedrigzinsphase am Kapital­markt sowie der Negativzins für gespartes Kapital lassen die Investitionsbereitschaft dieser Käufergruppen steigen. Ob es dabei um die nachhaltige Entwicklung der erworbenen Betriebe und die Sicherung der existierenden Arbeitsplätze geht oder nur um den Erwerb von Marktanteilen zur Umsatz­steigerung, um in den Fokus von weiteren, größeren Investorengruppen zu gelangen, bleibt abzuwarten.

Durch das aufmerksame Beobachten und Reflektieren der Veränderungsprozesse am Dentalmarkt hinsichtlich Einkaufsverhalten, Konkurrenzdruck, Strukturwandel (Zentra­lisierungsprozesse), verändertem Kunden­ver­halten, gestiegenen Patientenerwar­tun­gen, schnell voranschreitender Digitali­sierung und ausbleibendem Nachwuchs, hat DENTAGEN die Thematik „Nachfolgerege­lung“ als bewegendes und wichtiges Thema der Mitglieds­betriebe und der Ergänzung des eigenen Geschäftsfeldes erkannt.

Angebotene Informationsveranstaltungen zu diesem Thema sind schnell und restlos ausgebucht und belegen die Notwendigkeit der Aufarbeitung. Fragen zur Herangehensweise, dem richtigen Zeitpunkt oder dem zu ermittelnden Unternehmenswert waren nur einige von vielen Themen, die den Teilnehmern unter den Nägeln brannten.

Die Gründung der „DENTAGEN-Laborgruppe“ soll den neuen Anforderungen Rechnung tragen und DENTAGEN wird den Mitgliedsbe­trieben auch hier zuverlässig und partnerschaftlich zur Seite stehen. Zur Umsetzung des neuen Geschäftsfeldes und Etablierung der notwendigen Strategien und Dienst­leistungen hat DENTAGEN sich auch personell breiter aufgestellt.

Mit Dirk Ahlmann (ZTM, MSc., Betriebswirt des Handwerks) hat DENTAGEN einen erfahrenen und routinierten Spezialisten gewinnen können. Durch die enge Zusammenar­beit mit dem DENTAGEN-Vorstand und -Aufsichtsrat sowie mit dem Experten Hans-Gerd Hebinck (Dipl. -Betriebswirt, FH) wird eine erfolgreiche Implementierung des neuen Geschäftsfeldes und bestmöglicher Support und Beratung der Genossenschafts­betriebe sichergestellt.

In der ersten Phase ist zunächst der Erwerb von Betrieben geplant, die Probleme bei der Nachfolge haben und sich mit Verkaufs­absichten tragen. Auch Betrieben, die erst spät eine konkrete Vorstellung über die Komplexität des Vorhabens erhalten und das Thema bewusst angehen, kann DENTAGEN hier mit Rat und Tat sowie mit den notwendigen Tools für die individuelle Situation zur Seite stehen.

Bild: © stockpics / fotolia

Ein wichtiger Schritt ist in diesem Zusam­menhang die Ermittlung des Unternehmens­wertes, der sich aus einer Gewinnprognose und einer Risikobewertung zusammensetzt. Das von der DENTAGEN-Laborgruppe angewendete Ertragswertverfahren zur Ermitt­lung des Unternehmenswertes orientiert sich am anerkannten AWH-Standard des Handwerks und ist um die individuellen und spezifischen Erfordernisse der Dental­branche angepasst.

Das Ergebnis dieses Verfahrens ist der zukünftig zu erwartende Gewinn des Betriebes, aus dem sich der Unternehmenswert ermitteln lässt. Durch das angepasste Ertrags­wertverfahren ist sichergestellt, dass die Bewertungsmaß­stäbe für alle Betriebe gleich sind.

Ziel ist es, die hinzuge­wonnenen Betriebe wirtschaftlich effizient zu leiten und unter Erhaltung der Arbeitsplätze zukunfts­sicher zu entwickeln und regional zu stärken.

Bedingt durch eine Strukturierung der Pro­zesse in dem jeweiligen Dentallabor durch die DENTAGEN-Laborgruppe sollen die regionale Präsenz des Labors und der intensive Ausbau der Kundenkontakte ermöglicht werden. Notwendige bürokratische und formelle Anforderungen werden durch die DENTAGEN-Laborgruppe erfüllt. Ebenso sollen – angepasst an regionale Notwendigkeiten sowie Kunden- und Patientenwünsche – neue Produkte entwickelt und eingeführt werden.

Die dazu unerlässliche Marketing- und Vertriebsunterstützung wird ebenfalls von der DENTAGEN-Laborgruppe nachhaltig sichergestellt. Durch diese Maßnahmen können sich die verantwortlichen Mitarbeiter vor Ort voll und ganz auf ihr eigentliches Kern­geschäft, die Erstellung von Zahnersatz mit bestmöglichem Erfolg für Patient und zahnärztlichen Kunden, fokussieren.

Nach erfolgreicher Integration erster Betrie­be in die DENTAGEN-Laborgruppe werden zu einem späteren Zeitpunkt aus den gewonnen Erkenntnissen weitere Dienstleistungs­angebote und mögliche Franchisekonzepte entwickelt.

DENTAGEN Wirtschaftsverbund eG
Richtstrecke 1
45731 Waltrop
Tel.: 02309 784700
Fax: 02309 7847015
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Quelle: DENTAGEN Info 2017/03