Zwei durchgreifende und eng miteinander verknüpfte Entwicklungen bzw. Veränderungen sowohl im Geschäftsfeld von DENTAGEN als auch in den Geschäftsfeldern der Dentallabore haben diese Entscheidung geprägt und vorangetrieben.
Auf Seiten von DENTAGEN wurde in den letzten drei bis vier Jahren eine Stagnation bei der Mitgliederentwicklung verzeichnet. Es konnten zwar pro Jahr viele neue Mitgliedsbetriebe gewonnen werden, durch einen Verlust von Mitgliedern in ungefähr gleicher Höhe wurde jedoch kein Wachstum erzielt. Im Jahr 2015 lag die Anzahl der Austritte oberhalb der Beitritte – wenn auch nur um einen Austritt. Zum Jahresende 2016 lag dieser Saldo dann bereits bei minus fünf Mitgliedern.
Die Gründe für die Mitgliedsverluste liegen jedoch nicht etwa in einer Unzufriedenheit mit DENTAGEN begründet, sondern sind gekennzeichnet durch Betriebsschließungen aus Altersgründen oder den Laborverkauf an Laborketten.
Die strukturellen Veränderungen am Dentalmarkt verstärken diese aufgezeigte Entwicklung. Das schnelle Wachstum von Laborketten, der Wegfall von Betrieben, die keine Nachfolgeregelung auf den Weg bringen konnten, sowie das veränderte Einkaufsverhalten sowohl bei den Praxen als auch bei den Laboren, hat Auswirkungen auf das Geschäftsfeld von DENTAGEN. Auch der stetig wachsende Einsatz digitaler Technologien mit einem geringeren Materialbedarf für die Herstellung von Zahnersatz hat zum veränderten Kaufverhalten am Dentalmarkt beigetragen.
Industrie und Handel sehen sich ähnlichen Veränderungen ausgesetzt und der stetig wachsende Online-Handel verstärkt den Preiskampf unter den Anbietern.
Für DENTAGEN wird es zunehmend schwerer, sich aus Boni und Provisionen zu finanzieren. DENTAGEN hat diese Entwicklung seit einiger Zeit beobachtet und verschiedene Kooperationspartner auch außerhalb des Dentalmarktes in sein Portfolio aufgenommen. Durch Kooperationen, wie z.B. mit Esso, Aral und UPS, konnte DENTAGEN diese Negativentwicklungen bis jetzt kompensieren.
Auf Seiten der Dentallabore ist seit Jahren ein Nachwuchsmangel bei der kommenden Zahntechnikergeneration zu erkennen. Die starken Veränderungsprozesse im Kundenverhalten, stetig wachsende Ansprüche auf Patientenseite sowie der Konkurrenzdruck durch Auslandszahnersatz, Zentralisierungsprozesse und ein Anschwellen der bürokratischen Erfordernisse stellen immer höhere Anforderungen an die Unternehmen.
Hieraus folgt für viele Betriebe ein Nachfolgeproblem. Die Selbstständigkeit als Handwerksmeister im Dentalbereich wird von der jungen Generation nicht als Traumberuf angesehen. Vielmehr wird eine verantwortungsvolle Position innerhalb eines Betriebes angestrebt mit der Gewissheit, dass sich die Verantwortung für den Erfolg und die Entwicklung des Betriebes und des Laborteams auf mehrere Schultern verteilt.
Bemerkenswert ist vor diesem Hintergrund, dass dennoch eine starke Attraktivität vom Dentalmarkt, speziell vom Laborsektor, ausgeht. Investorengruppen aus dem In- und Ausland sowie Inhaber bestehender Laborketten reisen durch die Lande und signalisieren Kaufbereitschaft.
Die aktuelle Niedrigzinsphase am Kapitalmarkt sowie der Negativzins für gespartes Kapital lassen die Investitionsbereitschaft dieser Käufergruppen steigen. Ob es dabei um die nachhaltige Entwicklung der erworbenen Betriebe und die Sicherung der existierenden Arbeitsplätze geht oder nur um den Erwerb von Marktanteilen zur Umsatzsteigerung, um in den Fokus von weiteren, größeren Investorengruppen zu gelangen, bleibt abzuwarten.
Durch das aufmerksame Beobachten und Reflektieren der Veränderungsprozesse am Dentalmarkt hinsichtlich Einkaufsverhalten, Konkurrenzdruck, Strukturwandel (Zentralisierungsprozesse), verändertem Kundenverhalten, gestiegenen Patientenerwartungen, schnell voranschreitender Digitalisierung und ausbleibendem Nachwuchs, hat DENTAGEN die Thematik „Nachfolgeregelung“ als bewegendes und wichtiges Thema der Mitgliedsbetriebe und der Ergänzung des eigenen Geschäftsfeldes erkannt.
Angebotene Informationsveranstaltungen zu diesem Thema sind schnell und restlos ausgebucht und belegen die Notwendigkeit der Aufarbeitung. Fragen zur Herangehensweise, dem richtigen Zeitpunkt oder dem zu ermittelnden Unternehmenswert waren nur einige von vielen Themen, die den Teilnehmern unter den Nägeln brannten.
Die Gründung der „DENTAGEN-Laborgruppe“ soll den neuen Anforderungen Rechnung tragen und DENTAGEN wird den Mitgliedsbetrieben auch hier zuverlässig und partnerschaftlich zur Seite stehen. Zur Umsetzung des neuen Geschäftsfeldes und Etablierung der notwendigen Strategien und Dienstleistungen hat DENTAGEN sich auch personell breiter aufgestellt.
Mit Dirk Ahlmann (ZTM, MSc., Betriebswirt des Handwerks) hat DENTAGEN einen erfahrenen und routinierten Spezialisten gewinnen können. Durch die enge Zusammenarbeit mit dem DENTAGEN-Vorstand und -Aufsichtsrat sowie mit dem Experten Hans-Gerd Hebinck (Dipl. -Betriebswirt, FH) wird eine erfolgreiche Implementierung des neuen Geschäftsfeldes und bestmöglicher Support und Beratung der Genossenschaftsbetriebe sichergestellt.
In der ersten Phase ist zunächst der Erwerb von Betrieben geplant, die Probleme bei der Nachfolge haben und sich mit Verkaufsabsichten tragen. Auch Betrieben, die erst spät eine konkrete Vorstellung über die Komplexität des Vorhabens erhalten und das Thema bewusst angehen, kann DENTAGEN hier mit Rat und Tat sowie mit den notwendigen Tools für die individuelle Situation zur Seite stehen.
Ein wichtiger Schritt ist in diesem Zusammenhang die Ermittlung des Unternehmenswertes, der sich aus einer Gewinnprognose und einer Risikobewertung zusammensetzt. Das von der DENTAGEN-Laborgruppe angewendete Ertragswertverfahren zur Ermittlung des Unternehmenswertes orientiert sich am anerkannten AWH-Standard des Handwerks und ist um die individuellen und spezifischen Erfordernisse der Dentalbranche angepasst.
Das Ergebnis dieses Verfahrens ist der zukünftig zu erwartende Gewinn des Betriebes, aus dem sich der Unternehmenswert ermitteln lässt. Durch das angepasste Ertragswertverfahren ist sichergestellt, dass die Bewertungsmaßstäbe für alle Betriebe gleich sind.
Ziel ist es, die hinzugewonnenen Betriebe wirtschaftlich effizient zu leiten und unter Erhaltung der Arbeitsplätze zukunftssicher zu entwickeln und regional zu stärken.
Bedingt durch eine Strukturierung der Prozesse in dem jeweiligen Dentallabor durch die DENTAGEN-Laborgruppe sollen die regionale Präsenz des Labors und der intensive Ausbau der Kundenkontakte ermöglicht werden. Notwendige bürokratische und formelle Anforderungen werden durch die DENTAGEN-Laborgruppe erfüllt. Ebenso sollen – angepasst an regionale Notwendigkeiten sowie Kunden- und Patientenwünsche – neue Produkte entwickelt und eingeführt werden.
Die dazu unerlässliche Marketing- und Vertriebsunterstützung wird ebenfalls von der DENTAGEN-Laborgruppe nachhaltig sichergestellt. Durch diese Maßnahmen können sich die verantwortlichen Mitarbeiter vor Ort voll und ganz auf ihr eigentliches Kerngeschäft, die Erstellung von Zahnersatz mit bestmöglichem Erfolg für Patient und zahnärztlichen Kunden, fokussieren.
Nach erfolgreicher Integration erster Betriebe in die DENTAGEN-Laborgruppe werden zu einem späteren Zeitpunkt aus den gewonnen Erkenntnissen weitere Dienstleistungsangebote und mögliche Franchisekonzepte entwickelt.
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Quelle: DENTAGEN Info 2017/03