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Sehr geehrte Damen und Herren, sehr verehrte Mitglieder und Partner der DENTAGEN,

auch wenn das Jahr 2023 schon wieder Fahrt auf­genommen und schon mehr als einen Monat alt ist, möchte ich zunächst die Gelegenheit nutzen, Ihnen und Ihren Familien im Namen des Aufsichtsrates der DENTAGEN Wirtschaftsverbund eG einen guten Start, Erfolg für Ihre Unternehmungen, Zuversicht in eine friedlichere Zeit und vor allem Gesundheit zu wünschen.

Wie schon im abgelaufenen Jahr wird auch die kommende Zeit einige Herausforderungen an uns stellen, denen es zu begegnen gilt. Sich bloß darauf zu beschränken, alten Zeiten hinterher zu trauern, dürfte im Zuge dessen sicherlich keine gute Antwort sein und würde auch denen nicht gerecht, die in der Vergangenheit Verantwortung über­nommen und alles dafür getan haben, eine Unter­nehmung zukunftsfähig aufzustellen. Erforderlich ist also stets eine auf bewährtes aufbauende und mit neuen Ideen versehene Planung für die Zukunft. Genau diesen Anforderungen stellt sich DENTAGEN.

Zum 1. Januar 2023 konnten wir unseren neuen Vorstand, Herrn Nils Hagenkötter, begrüßen, der sich mit Freude und Elan in seine neue Aufgabe einarbeitet. Große Unterstützung erfährt er hierbei durch unsere Vorstandsvorsitzende Karin Schulz, die nach über 17-jähriger Vorstandsarbeit zum 31.03.2023 die Leitung an Herrn Hagenkötter übergeben und in den wohl verdienten Ruhestand gehen wird. Auch wenn wir großes Verständnis für diese Entscheidung haben, bedauern wir dennoch ihren Entschluss außerordentlich.

Mit Karin Schulz verlieren wir eine Vorstandsvor­sitzende, die mit ungeheurem Einsatz und Erfolg unsere Genossenschaft geleitet hat. Karin Schulz hat auf Bitten des damaligen Aufsichtsrats­vor­sitzenden Karl-Heinz Maurer den Vorstandsvorsitz übernommen, als DENTAGEN nach dem Tod ihres Gründers Peter Eykmann schwere Zeiten zu durch­leben hatte. Obwohl Sie noch neben ihrer Vorstandsposition gemeinsam mit ihrer Mutter in Geseke ein Labor leitete, hat sie sich von der ersten Minute an der neuen Aufgabe mit voller Hingabe gewidmet. Aufgrund ihrer unternehmerischen Gabe, gepaart mit einer über alles erhabenen Ver­bindlichkeit in ihrem ganzen Tun und im Umgang vor allem mit den Geschäftspartnern von DENTAGEN, ist es ihr innerhalb kurzer Zeit gelungen, diese von der Idee der Genossenschaft zu überzeugen und mit diesen gemeinsam neue zukunftsträchtige Geschäftsfelder zu entwickeln, die der DENTAGEN einen bis heute währenden geschäftlichen Erfolg sichern.

Hilfreich war dabei sicherlich auch ihr sportlicher Erfolg als Triathletin, der stets Durchhaltevermögen erforderte und Bewunderung mit sich brachte. Selbst in den pandemischen Zeiten ruhte Karin Schulz nicht, sondern entwickelte gemeinsam mit ihrem Vorstandskollegen Claus-Hinrich Beckmann sowie den Mitarbeitern von DENTAGEN den Online – Marktplatz für zahntechnische Labore, der sich inzwischen in der dentalen Welt einer großen Nachfrage erfreut. Nicht zu vergessen ist schließlich auch ihr ungeheuerlicher Einsatz im Zuge der Planung und Durchführung unseres Neubaus der Geschäftsstelle in Waltrop, die ein schönes und in jeder Hinsicht funktionales Gebäude hervor­gebracht hat.

Liebe Karin, mit Respekt und Anerkennung möchte ich mich bei Dir im Namen des gesamten ehemaligen und derzeitigen Aufsichtsrates für Deine erfolgreiche Tätigkeit als Vorstandsvorsitzende der DENTAGEN von ganzem Herzen bedanken und Dir für den anstehenden Ruhestand alles Liebe und Gute wünschen. Zugleich darf ich Dir und Ihnen, meine Damen und Herren, versichern, dass wir gemeinsam mit dem Vorstand in seiner zukünftig neuen Besetzung alles daran setzen werden, DENTAGEN als verlässlichen Partner seiner Mitglieder und Kooperationspartner, getreu unserem Motto „wer kooperiert, der profitiert“, erfolgreich weiter zu entwickeln.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr Aufsichtsratsvorsitzender
Constantin Vernekohl

PCO: Knochen-Biomarker deuten auf Parodontitis-Risiko

DGP – Das Polyzystische Ovarien Syndrom (PCOS) und chronische Parodontitis (CP) sind beides entzündliche Krankheiten, die teilweise auch gemeinsam auftreten. Erhöhte Entzündungswerte können sich zudem auf die Knochengesundheit auswirken, weshalb in dieser Studie der Zusammenhang zwischen Biomarkern der Knochengesundheit und chronischer Parodontitis in PCOS-Patientinnen analysiert wurde.

Das Polyzystisch Ovarien Syndrom (PCOS) verursacht unter anderem einen erhöhten Entzündungswert, genau wie die chronische Parodontitis (CP), eine wiederkehrende Entzündung des Zahnfleischs. Treten dies Krankheiten zusammen auf, kann es durch den erhöhten Entzündungswert auch zu einem erhöhten Knochenumsatz und verringerter Knochendichte kommen. Den bisher unbekannten Zusammenhang untersuchten die Autoren dieser Studie.

Patientinnen mit PCOS, PCOS und CP sowie nur CP wurden mit gesunden Frauen verglichen

Je 40 Patientinnen mit PCOS, mit CP, mit PCOS und CP sowie 20 gesunde Patientinnen zwischen 18 und 30 Jahren wurden untersucht. Dabei wurden sie auf Parodontitis untersucht, zusätzlich wurde der Knochenumsatz (CTX), die Mineralisierung der Knochen (ALP), die Knochenmineraldichte (BMD) und Vitamin D als Maß für die Knochenstabilität gemessen.

Patientinnen mit PCOS und CP hatten schlechtere Knochenqualität

Eine niedrige Knochenmineraldichte (BMD = 0,89 +/- 0,11 g/cm2), ein erhöhter Knochenumsatz (CTX = 2,76 +/- 4,64 ng/ml) verringerte Mineralisierung des Knochens (APL = 11,09 +/- 6,86 ng/ml) und erhöhte Vitamin D-Werte 289,01 +/- 168,28 nmol/l) sowie ein schlechter Zustand des Zahnfleischs waren bei Patientinnen mit PCOS und CP zu beobachten. Die Knochenmineraldichte in Oberschenkelknochen (12,7 %) und Wirbelsäule (21 %) stand in allen Gruppen mit den übrigen Parametern in Zusammenhang.

Erhöhte Entzündungswerte durch Parodontitis erhöhte den Knochenumsatz und verringerte die Mineralisierung und die Mineraldichte der Knochen bei Frauen mit PCOS. Frauen mit PCOS auf Zahnfleischentzündungen zu untersuchen und umgekehrt, könnte demnach einen Einfluss auf die Gesundheit der Knochen und deren erfolgreiche Behandlung haben.

Quelle: DeutschesGesundheitsPortal / HealthCom

PAR-Therapie: Auf Verbesserung folgt Verschlechterung

Chronische Volkskrankheit Parodontitis

Erst seit Juli 2021 kann die Volkskrankheit Parodontitis (PAR) mit einer State-of-the-Art-Behandlung in der GKV durch die neue PAR-Behandlungsstrecke angegangen werden. Diese war das Ergebnis langer fachlicher Beratungen der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA). Mit etwa 35 Millionen an einer Parodontitis Erkrankten in Deutschland und einer bereits vor Jahren festgestellten Unterversorgung war sie dringend notwendig. Dass diese Unterversorgung keine Lappalie war, liegt eben auch an der Bedeutung der chronischen Erkrankung Parodontitis als auslösender oder adjuvanter Faktor für gewichtige Allgemeinerkrankungen.

Auch durch die Aufklärungskampagne der Bundeszahnärztekammer paro-check.de gibt es nun eine gesteigerte Nachfrage nach Parodontitisbehandlungen in den Praxen.

Die chronische Erkrankung ist mit der neuen PAR-Behandlungsstrecke gut in den Griff zu bekommen, Schlimmeres kann verhindert werden. Prävention par excellence!

Allerdings soll dieser positive Trend nun schon wieder gestoppt werden. Die Gesetzespläne zum GKV-Finanzstabilisierungsgesetz (GKV-FinStG) setzen mit Sparmaßnahmen ausgerechnet an der Patientenversorgung an. Auch die neuen parodontologischen Behandlungen fallen in die geplante Budgetierung. Die PAR-Therapie wird dadurch gleich wieder ausgebremst. „Diesen langen und schweren Zug gleich an der ersten Steigung anzuhalten, riskiert, dass er gar nicht mehr anfahren kann“, so BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz. „Derzeit bereits für den Patienten genehmigte Leistungen der mehrjährigen Leistungsstrecke könnten unter der GKV-FinStG-Budgetierung dann nicht mehr erbracht werden. Auch ein Behandlungsbeginn bei neuen Patientinnen und Patienten wäre kaum noch möglich. Die BZÄK appelliert an das Bundesgesundheitsministerium, die Gesetzespläne zu modifizieren, es gibt etliche bessere Hebel, die Kosten zu senken. Strukturelle Änderungen oder bürokratische, unnötige Aufwendungen können den Haushalt entlasten.“

Die Zahnmedizin ist kein Kostentreiber im GKV-System. Seit 1980 ist ihr Anteil an den Gesamtausgaben um 58 Prozent gesunken. Hier zahlt sich Prävention direkt aus.

Große Gewinne werden hingegen an anderer Stelle aus dem Sozialsystem getragen: Ausländische Private–Equity-Unternehmen führen regelmäßig Gewinne aus Deutschland ab, häufig in Steueroasen. Fremdinvestoren mit ausschließlichen Kapitalinteressen sollten umgehend von Gründung und Betrieb medizinischer Versorgungszentren ausgeschlossen werden. Die ambulante Patientenversorgung durch niedergelassene Zahnärztinnen und Zahnärzte hingegen ist Fürsorge und Prävention statt Kostenfaktor.

Gemeinsame Stellungnahme zum Referentenentwurf eines GKV-FinStG

Quelle: Bundeszahnärztekammer

Quelle: https://www.zwp-online.info/zwpnews/dental-news/branchenmeldungen/verbesserung-folgt-verschlechterung

Fettleibigkeit erhöht Parodontitis-Risiko

 

 

Chronische Entzündungen, die durch Fettleibigkeit verursacht werden, können die Entstehung von Zellen begünstigen die den Abbau von Knochengewebe fördern. Einschließlich des Alveolarknochens, so eine neue Studie der Universität in Buffalo.

Eine Studie die im Journal of Dental Research veröffentlicht wurde, ergab, dass übermäßige Entzündungen aufgrund von Fettleibigkeit die Anzahl der Myeloid-derived Suppressor Cells (MDSC) erhöhen. Diese Zellen, gehören zu einer Gruppe von Immunzellen, die während einer Krankheit zunehmen, um die Immunfunktion zu regulieren. MDSCs, die ihren Ursprung im Knochenmark haben, entwickeln sich zu einer Reihe verschiedener Zelltypen, einschließlich Osteoklasten.

Knochenschwund ist ein Hauptsymptom von Zahnfleischerkrankungen und kann letztendlich zu Zahnverlust führen. Nach Angaben der Centers for Disease Control and Prevention sind mehr als 47% der Erwachsenen ab 30 Jahren von Zahnfleischerkrankungen betroffen.

 

Klarer Zusammenhang zwischen dem Grad der Fettleibigkeit Parodontitis

„Obwohl es einen klaren Zusammenhang gibt, wurden die Mechanismen, die den Zusammenhang zwischen diesen Erkrankungen untermauern, nicht vollständig verstanden“, sagt Keith Kirkwood, DDS, PhD, Professor für Oralbiologie an der UB School of Dental Medicine .

„Diese Forschung fördert das Konzept, dass die MDSC-Expansion während der Fettleibigkeit zu Osteoklasten während der Parodontitis mit einer erhöhten Zerstörung des Alveolarknochens verbunden ist. Zusammengenommen stützen diese Daten die Ansicht, dass Fettleibigkeit das Risiko eines parodontalen Knochenverlusts erhöht“, sagt Kyuhwan Kwack, PhD, Postdoc am Department of Oral Biology der UB.

Untersucht wurden zwei Gruppen von Mäusen, die über einen Zeitraum von 16 Wochen sehr unterschiedliche Diäten erhielten: eine Gruppe eine fettarme Diät, die 10 % der Energie aus Fett bezieht, die andere Gruppe eine fettreiche Diät, die 45 % der Energie aus Fett bezieht.

Die Untersuchung ergab, dass die fettreiche Diätgruppe, mehr Entzündungen und eine stärkere Zunahme von MDSCs in Knochenmark und Milz im Vergleich zur fettarmen Diätgruppe aufwies. Die Gruppe mit fettreicher Ernährung entwickelte auch eine signifikant größere Anzahl von Osteoklasten und verlor mehr Alveolarknochen.

Auch die Expression von 27 Genen, die an die Osteoklastenbildung gebunden sind, war in der Gruppe, die mit einer fettreichen Diät gefüttert wurde, signifikant erhöht.

Die Ergebnisse könnten mehr Licht auf die Mechanismen werfen, die hinter anderen chronisch entzündlichen, knochenbezogenen Erkrankungen stehen, die sich gleichzeitig mit Fettleibigkeit entwickeln, wie Arthritis und Osteoporose, sagt Kirkwood.

 


Quelle: Universität Buffalo/Journal of Dental Research

Prävention von Zahnfleischerkrankungen lohnt sich

Studie zeigt: Prävention von Zahnfleischerkrankungen lohnt sich

Parodontitis beeinträchtigt Betroffene auf vielfältige Weise. Neben schmerzendem Zahnfleisch sowie im schlimmsten Fall drohendem Zahnverlust steigt bei Patienten das Risiko für Diabetes, Alzheimer und Herz-Kreislauf-Erkrankungen1. Andererseits haben Präventionsmaßnahmen hohe Erfolgschancen. Dass das nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch das Gesundheitssystem entlasten kann, zeigt eine aktuelle Analyse der Economist Intelligence Unit (EIU)3.

Was haben Zahnärzte, Dentalhygieniker, zahnmedizinische Fachangestellte sowie andere Dental-Fachkräfte gemeinsam?

Ganz offensichtlich: Sie schauen tagtäglich vielen Patienten in den Mund. Daraus ergibt sich eine zweite Gemeinsamkeit, die zugleich eine große Chance sein kann. Denn neben der Behandlung bestehender Zahn- und Zahnfleischerkrankungen tragen die genannten Berufsgruppen maßgeblich zu deren Prävention bei. Dass das die Betroffenen freut, liegt auf der Hand. Eine aktuelle Analyse der Economist Intelligence Unit (EIU) weist jetzt Zahlen auf, welche Politik und Gesundheitssystem ebenfalls motivieren sollten, um vermehrt auf Prävention im Mundraum zu setzen.

Status quo: Hohe Prävalenzen schwerer Zahnfleischerkrankungen bedeuten steigende Kosten

Etwa die Hälfte der Weltbevölkerung ist von schweren Zahnfleischerkrankungen betroffen2. Somit schafft es Parodontitis traurigerweise auf den fünften Platz der weltweiten Hauptursachen für Folgeerkrankungen – und zwar direkt hinter Diabetes und Nieren-Erkrankungen sowie kardiovaskulären Krankheiten3. Was die Betroffenen Gesundheit – und leider häufig sogar mehrere Lebensjahre – kostet, hat auch Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft: Es ist schlichtweg teuer, wenn eine bestehende Parodontitis behandelt wird (= direkte Kosten) sowie Menschen aufgrund von Krankheit arbeitsunfähig werden (= indirekte Kosten). So belaufen sich die direkten Kosten weltweit jedes Jahr auf knapp 300 Milliarden US-Dollar und machen 4,6 Prozent der weltweiten Ausgaben des Gesundheitswesens aus3. Hinzu kommen immaterielle Kosten für jeden einzelnen, die nur schwer messbar sind und sich in Form von Schmerzen, Sprachschwierigkeiten sowie geringem Selbstwertgefühl äußern.

Prävention hilft doppelt: Bessere Gesundheit + gesamtgesellschaftliche Kosteneinsparungen

Das zahnmedizinische Fachpersonal kennt diese beschriebene Problematik und arbeitet eng mit Patienten zusammen, um Gingivitis (die Vorstufe der Parodontitis) vorzubeugen. Dazu gehört das Besprechen der geeigneten Putzdauer, das Vermitteln einfacher Putztechniken sowie die individuelle Beratung bezüglich passender Technologien im Bereich von Zahnbürsten, -pasten und -seiden. In dieser Gesamtheit könnten allein in der Bevölkerung in Deutschland die Summe aller in Gesundheit verbrachter Jahre (= HLY / Healthy Life Years) um 5,7 Millionen Jahre steigen sowie jährlich – ebenfalls allein ein Deutschland (!) – bis zu 10 Milliarden Euro gespart werden3. Insbesondere zahnmedizinischen Fachangestellten und Dentalhygienikern kommt dabei eine entscheidende Rolle zu, vermuten die Autoren des EIU-Berichts. So heißt es in deren Schlussfolgerung: „Obwohl in unserer Analyse nicht direkt gemessen, können entsprechende Präventionsmaßnahmen von Mitgliedern des breiten zahnmedizinischen Teams statt von Zahnärzten durchgeführt werden. Dies könnte die Kosteneffizienz der Gingivitis-Prävention zusätzlich fördern.“


1 Deutsche Mundgesundheitsstiftung (o.J): Der Zahnarzt erkennt viel mehr als Erkrankungen der Zähne. Online unter: https://diemundgesundheitsstiftung. de/wissenschaft/alzheimer-parodontitis/ 
2 Laut des Weltverbands der Zahnärzte FDI leiden weltweit über 50 Prozent und in Europa sogar 80 Prozent der Bevölkerung an Zahnfleischproblemen
3 Die Economist Intelligence Unit (2021): Time to take gum disease seriously: The societal and economic impact of periodontitis. London, The Economist Intelligence Unit

Quelle: P&G

Warum manche Menschen anfälliger für Parodontitis sind

US-Forscher haben erstmals die verschiedenen Reaktionen auf die Ansammlung von Biofilm klassifiziert. Ihre Arbeit wirft ein neues Licht auf die Frage, warum manche Menschen anfälliger für schwere orale Erkrankungen sind.

Orale kommensale Bakterien wirken aktiv am Zahnfleischgewebe mit, um die Kontrolle der Neutrophilen und normale Gewebe- und Knochenumsatzprozesse aufrechtzuerhalten. Diese homöostatische Beziehung zwischen Wirt und Bakterien wird bei experimentellen Gingivitis-Studien gestört, da eine Zunahme der Bakterienlast die Entzündung der Gingiva verstärkt.

Ein Team unter der Leitung der University of Washington entdeckte in ihrer experimentellen Gingivitis-Studie nun eine bisher unbekannte Bandbreite von Entzündungsreaktionen auf Bakterienansammlungen im Mund. Bisher waren zwei Hauptphänotypen der oralen Entzündung bekannt: eine hohe oder starke und eine geringe klinische Reaktion. Veröffentlicht wurde die Arbeit in den Proceedings of the National Academy of Sciences.

DREI KLINISCHE ENTZÜNDUNGSPHÄNOTYPEN

Die Forscher fanden nun heraus, dass die experimentelle Gingivitis zu drei klinischen Entzündungsphänotypen führt (hoch, niedrig und langsam) und dass Interleukin-1β, ein bekannter wichtiger Gingivitis-assoziierter Entzündungsmediator, in der Gruppe mit langsamer Reaktion nicht mit klinischer Gingivitis assoziiert war. Darüber hinaus wies diese Gruppe signifikant höhere Werte von Streptococcus spp. auf.

Die Gruppe mit geringer klinischer Reaktion zeichnete sich durch niedrige Konzentrationen von Wirtsmediatoren aus, obwohl Bakterienakkumulation und -zusammensetzung in der Gruppe mit hoher klinischer Reaktion ähnlich waren. Neutrophile und Knochenaktivierungsmodulatoren wurden in allen drei Gruppen herunterreguliert, was auf neue gewebe- und knochenschützende Reaktionen während der Zahnfleischentzündung hindeutet.

GERINGE KLINISCHE REAKTION = GERINGE ENTZÜNDUNGSREAKTION

Die Studie zeigt damit zum ersten Mal, dass Probanden mit geringer klinischer Reaktion auch eine geringe Entzündungsreaktion auf eine Vielzahl von Entzündungssignalen aufwiesen. „Diese Studie hat in der Tat eine Heterogenität in der Entzündungsreaktion auf die bakterielle Ansammlung offenbart, die bisher nicht beschrieben wurde“, sagte Autor Dr. Richard Darveau von der School of Dentistry der University of Washington.

Sein Kollege und Mitautor Dr. Jeffrey McLean bestätigt: „Wir haben eine bestimmte Gruppe von Menschen gefunden, die eine langsamere Entwicklung von Plaque und eine ausgeprägte Zusammensetzung der mikrobiellen Gemeinschaft vor Beginn der Studie aufweisen.“

AUCH ANFÄLLIGER FÜR ANDERE BAKTERIELLE ENTZÜNDUNGEN?

Das Wissen über diese Variationen in der Entzündungsreaktion bei Gingivitis könnte die Identifizierung von parodontitisanfälligen Personen erleichtern. Es sei auch möglich, dass diese unterschiedlichen Ausprägungen  der Erkrankung mit der Anfälligkeit für andere chronische, bakteriell bedingte Entzündungen wie Darmerkrankungen zusammenhängen.

Insgesamt unterstreicht diese Studie die Variabilität der Wirtsreaktionen in der menschlichen Bevölkerung, die sich aus Variationen im Immunprofil des Wirts (Low-Responder) und in der Reifung der mikrobiellen Gemeinschaft (Slow-Responder) ergeben und sich auf die klinischen Ergebnisse in Bezug auf destruktive Entzündungen auswirken können.


Quelle: Bamashmous S, Kotsakis GA, Kerns KA, Leroux BG, Zenobia C, Chen D, Trivedi HM, McLean JS, Darveau RP. Human variation in gingival inflammation. Proc Natl Acad Sci U S A. 2021 Jul 6;118(27):e2012578118. doi: 10.1073/pnas.2012578118. PMID: 34193520; PMCID: PMC8271746.

https://www.zm-online.de/news/zahnmedizin/warum-manche-menschen-anfaelliger-fuer-parodontitis-sind/ 

Mit Reishülsen-Flüssigrauch gegen Parodontitis

Die Volkskrankheit Parodontitis sorgt stetig für neue Forschungen. Jetzt haben indonesische Forscher einen eher ungewöhnlichen Therapieansatz untersucht. Die Hauptrolle spielt darin Liquid Smoke aus Reiskörner.

Eigentlich sind Reishülsen bei der Reisernte in Asien ein Abfallprodukt. Doch verarbeitet man sie zu Flüssigrauch weiter, soll dieser Rauch viele positive Eigenschaften haben. Das untersuchte eine indonesische Forschergruppe nun, um eine mögliche Behandlung von Parodontitis durch den Flüssigrauch auszuloten.

Behandlung von Parodontitis mit Flüssigrauch

Der Flüssigrauch mit Raucharoma kann aus verschiedenen Materialien durch Pyrolyse hergestellt werden. Er findet am häufigsten in der Lebensmittelindustrie Anwendung, um dort den Geschmack des Räucherns zu simulieren. Der aus den Reishülsen produzierte Liquid Smoke soll antioxidative, antidiabetische und entzündungshemmende Eigenschaften besitzen. Jedoch konnten diese Effekte bisher noch nicht wissenschaftlich belegt werden.

Die indonesischen Forscher publizierten ihre Ergebnisse zur Auswirkung von Liquid Smoke auf das Parodont im European Journal of Dentistry. In ihrer Studie behandelten sie Ratten mit Porphyromonas-gingivalis-induzierter Parodontitis für zwei beziehungsweise sieben Tage mit Reishülsen-Flüssigrauch. Die Kontrollgruppe erhielt dagegen keine Behandlung gegen die Parodontitis. Anschließend führten die Forscher durch eine Immunhistochemie eine Analyse des Knochens und des Sulkus durch.

Positiver Effekt erkennbar

Die spannenden Ergebnisse: Tatsächlich verringerten sich die Entzündungsmarker, und die Proliferationsmarker stiegen an. Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass Liquid Smoke aus Reishülsen einen positiven Effekt auf Porphyromonas-gingivalis-induzierte Parodontitis hat. Das liege zum einen an der Hemmung der proinflammatorischer Zytokinproduktion und zum anderen an der direkten Inhibition gramnegativer Bakterien wie Porphyromonas gingivalis.


Quelle: Budhy TI, Arundina I. et al: „The Effects of Rice Husk Liquid Smoke in Porphyromonas gingivalis-Induced Periodontitis” published in Eur J Dent Epub ahead of print. PMID: 34041725 on May 26, 2021.