Dass die Parodontitis in Wechselbeziehungen mit verschiedenen systemischem Krankheiten steht, ist bereits hinlänglich bekannt. Grund ist, dass die Entzündung des Parodonts eine kontinuierliche Öffnung für pathogene Erreger in den Körper darstellt und inflammatorische Reaktionen im gesamten Organismus auslösen kann. Immer mehr Studien zeigen, dass es auch einen Zusammenhang zwischen Parodontitis und Lungenerkrankungen gibt.
Einfluss auf Lungenentzündung und COPD
Nicht nur auf das Herz-Kreislauf-Sytem, sondern auch auf das Atemwegssystem kann die Parodontitis mitunter starke Auswirkungen haben. Einzelne Untersuchungen zeigten bereits in der Vergangenheit, dass ein direkter Zusammenhang zwischen Parodontitis und COPD sowie Parodontitis und bakteriellen Lungenentzündungen besteht. Jetzt untersuchten chinesische Wissenschaftler, inwiefern die Entzündung des Zahnhalteapparats auch eine Erkrankung an Lungenkrebs beeinflusst.
Parodontitis und Lungenkrebs
Bisher war bereits wissenschaftlich bekannt, dass Parodontitis die allgemeine Gefahr einer Krebserkrankung erhöht. Vor einigen Jahren beschäftigte sich auch schon eine Metanalyse mit dem Einfluss von parodontotalen Erkrankungen auf Lungenkrebs im Speziellen. Chinesische Forscher verglichen jetzt noch einmal insgesamt acht Studien mit 167.256 Patienten (DOI: 10.1111/jre.12772). Das Ergebnis: Bei Patienten mit einer Parodontitis ist das Lungenkrebsrisiko um das 1,4-Fache höher. Bei gleichzeitiger Zahnlosigkeit der Patienten stieg das Risiko noch weiter. Im Durchschnitt waren die männlichen Patienten stärker gefährdet als die weiblichen.
Keime der Parodontitis gelangen in die Lunge
Die Ursache für die Wechselwirkung zwischen Parodontitis und Lungenerkrankungen vermuten die Forscher im Biofilm der parodontalpathogenen Keime. Kleinste Erreger wie Porphyromonas gingivalis und Campylobacter gracilis oder Fusobakterium nucleatum gelangten über Aspiration von der Mundhöhle bis in die Lunge. Bei Lungenentzündungen konnten diese Bakterien auch schon in der Lungenflüssigkeit von Patienten nachgewiesen werden. Generell begünstigt laut National Institute of Health das Vorkommen von Biofilmen zahlreiche mikrobielle Infektionen im gesamten Körper.
Durch Therapie der Parodontitis Risiko für Lungenerkrankungen senken
Im Umkehrschluss bedeutet das, dass mit einer effizienten Keimreduzierung im Mundraum im Rahmen einer Parodontititstherapie also das Risiko einer Lungenkrebserkrankung reduziert werden könnte. Gleichzeitig verbessert sich durch die Behandlung nachgewiesenermaßen auch die Allgemeingesundheit des Organismus. Das Risiko für Diabetes, rheumatische Arthritis und Herz-Kreislauf-Entzündungen sinkt ebenfalls.