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Steuertipps: Das Arbeitszimmer

Viele Inhaber von Dentallaboren nutzen ein Arbeitszimmer im eigenen Haus. Doch nicht immer dürfen die Kosten geltend gemacht werden. Denn es ist eine Grundvoraus­setzung für den Abzug eines Arbeitszimmers im eigenen Haus, dass Ihnen im Labor kein eigener Arbeitsplatz für entsprechende Büroarbeiten zur Verfügung steht. Dieses Argument können Sie widerlegen, wenn der Platz im Labor gleichzeitig von Ihnen und von einer Bürokraft genutzt wird und somit nicht für Sie allein nutzbar ist.

Bis zu 1.250,- € dürfen Sie als Kosten für Ihr Arbeitszimmer geltend machen.

Immer wieder kommt es mit dem Finanzamt zu Diskussionen, was als Arbeitszimmer anzusehen ist. Wichtig ist, dass außerhalb des Arbeitszimmers die Anzahl der anderen Zimmer und die verbleibende Wohnungs­größe für den notwendigen Wohnbedarf der Familie ausreichen. Bei dem Arbeitszimmer muss es sich um einen durch eine Tür abgeschlossenen Raum handeln, der von den übrigen Wohnräumen getrennt ist.

Wird in einem großen Zimmer ein Teil durch einen Raumteiler oder einen Vorhang als Arbeits­ecke abgetrennt, wird das Arbeitszimmer vom Finanzamt auch anteilig nicht anerkannt.

Auch wenn das Arbeitszimmer häufig durchquert werden muss, um andere privat genutzte Räume zu erreichen, werden die Aufwendungen nicht als Betriebsausgaben berücksichtigt. Hier gilt nur die Ausnahme, wenn das häusliche Arbeitszimmer durchquert werden muss, um in das Schlafzimmer zu gelangen.

Zu den Aufwendungen für ein häusliches Arbeitszimmer gehören insbesondere die anteiligen Aufwendungen für Miete, Gebäude-Abschreibungen, Schuldzinsen für Hauskredite, Wasser- und Energiekosten, Reinigungskosten, Grundsteuern, Müll­abfuhrgebühren, Schornsteinfegergebühren, Gebäudeversicherungen und Renovierungs­kosten.

Der Tipp: Die Höchstgrenze von 1.250,- € umfasst nicht die Aufwendungen für Inventar wie beispielsweise Schreibtisch und Büro­stuhl. Diese Aufwendungen können zusätzlich als Betriebsausgaben angesetzt werden.

Frank Edenfeld, Steuerberater, Diplom-Finanzwirt

Für Rückfragen – zu diesen oder anderen Steuer- oder Finanzthemen – steht die Kanzlei gerne zur Verfügung!

HNV plus Steuerberatungs- und Rechtsanwalts-­
Sozietät

Am Bahnhof 21 • 33397 Rietberg
Steuer- und Rechtsberatung für Dentallabore
Tel.: 05241 91717-0 • Fax: 05244 90770-28
www.dental-steuer.de • edenfeld@hnv-gt.de


Quelle: DENTAGEN INFO 2022/02

Wichtige Kennzahlen für das Dentallabor Teil 2



Langfristig erfolgreiche Unternehmen erzielen Gewinne und erreichen ihre geplanten Ziele. Dabei geben betriebswirtschaftliche Kennzahlen Aufschluss über den Erfolg. In der DENTAGEN INFO 04/2021 wurden drei wichtige Kenn­zahlen vorgestellt: Eigen­kapitalquote, Betriebsergebnis und Umsatz­rentabilität. In dieser Ausgabe erfahren Sie mehr über die Materialaufwandsquote.

Materialaufwandsquote – Kennzahl mit hoher Aussagekraft

Die Materialaufwandsquote gibt Auskunft über Einkaufskonditionen, sparsamen Umgang mit Materialien und Positio­nierung des Dentallabors. Sie setzt den in Gewinn- und Verlustrechnung ausgewiesenen Materialaufwand ins Verhältnis zur Gesamt­leistung des Dentallabors. Letztere entspricht den Umsatzerlösen abzüglich gezogener Skonti der Kunden. Im Jahres­ab­schluss wird der Gesamtjahresumsatz noch um Bestands­veränderungen im Lager korrigiert, die über die Inventur ermittelt werden.

Mit Hilfe dieser Kennzahl kann ein Dental­labor sich mit anderen ver­gleichen. Im Mittelpunkt steht die Frage, erzielen Wettbewerber, also andere Dentallabore, ihre Leistung mit weniger Materialaufwand?

Im Branchendurchschnitt beträgt die Materialaufwandsquote ca. 14,6 %. Sie lässt sich durch günstige Einkaufskonditionen, effektive Laborabläufe und sparsamen Um­gang mit Materialien positiv beein­flussen. Unterjährig kann es zu Verzer­rungen in der Materialaufwandsquote kommen: Dann nämlich, wenn einzelne Einkäufe zur Lager­haltung angeschafft wurden, um einen günstigen Mengenrabatt zu erhalten, die erst später und über mehrere Monate hinweg verbraucht werden. Entsprechend nimmt die Genauigkeit der Kennzahl über mehrere Monate hinweg wieder zu, beispielsweise, wenn Sie Quartale vergleichen. Sehr präzise können Sie Ihre Materialaufwandsquote über den Verlauf mehrerer Jahre vergleichen.

Welche weiteren Einflussfaktoren auf die Materialaufwandsquote sollten Sie bei Ihren Analysen kennen und in der Bewertung berücksichtigen?

a) Wie ist die Positionierung Ihres Dental­labors, d.­ h. wo liegen Ihre technischen Schwerpunkte und welche Produkte werden besonders stark nachgefragt?

Ein Dentallabor mit Schwerpunkt Implanto­logie und einem Kundenstamm, der mehrere Implantat-Systeme unterschiedlicher Her­steller nachfragt, weist natürlich einen höheren Materialeinsatz auf als ein Dentallabor, das viel Zirkon über eigene CAD-CAM-Anlagen verarbeitet, nur wenige Implantat-Systeme verwendet und bei diesen indivi­duelle Abutments fräst bzw. fräsen lässt.

Gerade bei Implantaten ist es wichtig, dass verwendete Implantat-Teile sorgfältig kalkuliert werden und ihr Verbrauch richtig dokumentiert wird, damit man zu einer korrekten und wirtschaftlichen Abrechnung gelangt.

b) Wie hoch sind die Fremdleistungen, d. h. fertigen Sie überwiegend auf eigenen Fräs­anlagen oder geben Sie viele Fräsaufträge an externe Bearbeitungszentren?

Die Position Fremdleistungen wird der Rubrik Materialaufwand zugeordnet. Das ist durch die Kontenrahmen für die Buchführung vorgegeben und ergibt sich aus Vorschriften des Handelsgesetzbuches (HGB). Für die Analyse der Materialaufwandsquote sollten Sie bedenken, dass eine Fremdleistung aus zwei Kostenteilen besteht: Material und Arbeitsleistung. In dem bezogenen Halbfer­tigteil stecken immer auch die Arbeitslöhne im Fräszentrum. Diese würden sich bei eigener Herstellung im eigenen Labor in den Personalkosten in Form einer höheren Personalaufwandsquote widerspiegeln.

Wenn Sie wenig outsourcen und meist auf eigenen CAD-CAM-Anlagen fertigen, zeigt sich in den letzten Jahren in betriebswirtschaftlichen Auswertungen ein interessanter Effekt. Dieser lässt sich anhand der Zahlen ablesen: Die Materialaufwandsquote sinkt und liegt teils deutlich unter dem Branchendurch­schnitt. Auf der anderen Seite steigen Lizenzkosten für Software deutlich. Diese finden sich in der BWA unter sonstigen betrieblichen Aufwendungen, die meist unter Aufwendungen für Reparaturen- und Instandhaltungen gebucht werden. Bei entsprechenden Stückzahlen und guter Aus­lastung der Maschinen ergibt sich für das Labor im Idealfall der Vorteil deutlicher Überkompensation. Die Wirkung: Die Vor­teile der Eigenfertigung übertreffen deutlich Kostensteigerungen für Lizenzen, Maschi­nenwartungen und Finanzierungskosten.

Fazit: Bei Betriebsvergleichen beachten Sie bitte die jeweiligen Besonderheiten:
Handelt es sich um ein Dentallabor mit viel Out­sourcing oder ein Labor mit eigenem Maschinenpark? Hier gilt es Kostenver­lagerungen innerhalb der Kostenarten zu berücksichtigen. Ebenso sind natürlich die kalkulatorischen oder tatsächlich gezahlten Zinsen für die Kapitalbindung bei getätigten Investitionen zu berücksichtigen.

Beziehen Sie betriebliche Besonderheiten mit in die Analyse ein und führen Sie auch eine mehrjährige Analyse der Materialauf­wandsquote durch. So lässt sich diese Kennzahl als gute und wertvolle Informa­tionsquelle für die Laborleitung nutzen. Deshalb ist die Materialaufwandsquote in der betriebswirtschaftlichen Analyse neben der Personalkostenquote aus gutem Grund eine der beliebtesten Kennzahlen.

Diplom-Betriebswirt (FH) Hans-Gerd Hebinck


Kontaktdaten
Hans-Gerd Hebinck
Unternehmensberater
Diplom-Betriebswirt (FH)
Datenschutzbeauftragter (IHK)
Zertifizierter ZRM®-Trainer (ISMZ Zürich)
Metzer Weg 13 • 59494 Soest
Tel.: 0172 2745444 • Fax: 03212 1106197
info@hebinck-unternehmensberater.de
www.hebinck-unternehmensberater.de


Quelle: DENTAGEN INFO 2022/02

Sibylle Scholz

Sie ist lebenslänglich eine leidenschaftliche Zahntechnikerin. Über die Initialzündung eines Ferienjobs, über eine Flucht aus Frankfurt, über eine Lehre fürs Leben in Höxter, über eine zahntechnische „Zeitenwende“ auf dem Flur der Universität Calgary, über höchst innovative Selbstständigkeit, über Freundschaften, die viel bedeuten, über „Junge Talente“, über 13 Jahre Tätigkeit im Aufsichtsrat der DENTAGEN Wirtschaftsverbund eG, über lautstarke Krampfadern in Block A , über all das und vieles mehr sprach Journalist Bernd Overwien mit Dental-Unternehmerin Sibylle Scholz (70) in Bochum.

Wer selbst im Ruhestand noch so für die Zahntechnik brennt, der hat die entsprechende DNA in der Familie?

Sollte man meinen, ist aber nicht so. Ich bin im Harz geboren und im Sauerland aufgewachsen. Mein Vater war Kaufmann im Baugewerbe. Nach der Schule hätte ich gern eine Tischlerinnen-Lehre in der Werkstatt der Mutter einer Freundin gemacht, aber mein Vater war dagegen. Mädchen sägen sich da nur die Finger ab. Aus der Traum.

Und Zahntechnik war dann nur die zweite Wahl?

Eigentlich ein Zufall. Beim Kontroll­termin bei meinem Zahnarzt habe ich über meine handwerklichen Neigungen und Berufswünsche gesprochen. Vielleicht schaust du mal beim Zahntechniker im Haus vorbei, riet mir mein Zahnarzt. Kurzum: Ich sollte eine Woche ein Sommerpraktikum im Labor machen, ich bin sechs Wochen geblieben. Das war Ende der 60er Jahre.

Und der Beginn ereignisreicher Wanderjahre in der Zahntechnik. Sind Sie ein neugieriger Mensch?

Ja, neugierig und wissbegierig. Ich wollte nach der Lehre die zahntech­nische Welt jenseits von Plettenberg erkunden….

Dazu braucht es viel Wissen. Und vielleicht noch mehr Erfahrung?

Ich bin nun 28 Jahre bei Kulzer, hatte zuvor zehn spannende Jahre bei Wieland Edelmetalle in Pforzheim. Ich kam mit der Erfahrung aus zehn Laborjahren in die Industrie. Ich habe also mein Handwerk von der Pike auf gelernt, wie man sagt.

War Zahntechniker Ihr favorisierter Berufswunsch?

Nein. Nach dem Abitur wollte ich Landschaftspflege studieren. Heute heißt es Umwelt- und Landschaftspflege. Ich habe keinen Studienplatz bekommen….

…und dann sind Sie vom Sauerland in Frankfurt gelandet?

Oh ja, in einem großen Labor mit 100 Mitarbeitern. Das war für mich gigantisch. Aber im Frankfurt der 70er Jahre wäre ich unter die Räder gekommen. Die Stadt war damals nicht lebenswert. Das war nix für Sibylle aus Plettenberg.

Und da war ausgerechnet Höxter der Sehnsuchtsort?

Ja, Ostwestfalen hat was. Aber es war vor allem das Labor Bauer mit seinem charismatischen Chef.

Inwiefern?

Werner Bauer war autoritär, aber total gerecht. Er war ein empathischer Zahntechniker. Er hat mich in zahlreiche Kurse geschickt, zu Kundengesprächen mitgenommen, durch alle Abteilungen laufen lassen. Es war mehr als nur Zahn­technik. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, es passt.

Weil es auch eine Schule fürs Leben war?

Ja. Ein Beispiel? Ich hatte die mir vertraute Sekretärin gebeten, beim Chef mal die Chancen einer Gehaltserhöhung für mich abzuklopfen. Dreimal hat er kate­gorisch abgelehnt. Dann bin ich selbst hingegangen, habe meinen Mut zusammengenommen. Er hat sofort zugestimmt und gesagt, dass er auf mich gewartet habe: ‚Du musst selbst erkennen, was du wert bist‘.

Ein Lebensmotto?

Es gab später viele Situationen, in denen ich mich an den Satz erinnert habe.



Überspringen wir weitere Stationen und kommen nach Bochum. Dort spielte fortan die Musik?

Schöner Link zu Grönemeyer, aber der spielte ganz zu Beginn der 80er Jahre noch am Schauspielhaus nebenan. Bochum sollte es dann wirklich werden. Mit dem unverhofften Start in die Selbstständigkeit. Weil die praktische Prüfung an der Meister­schule noch fehlte, konnten Axel Gernert und ich nur mit einer Ausnahmegenehmi­gung ein Labor kaufen und leiten. Am 14. September 1981 waren wir dann Meister.

Sie führten einen Betrieb mit damals acht Mitarbeitern. Warum haben Sie von Anfang an einen Betriebswirt mit ins Boot geholt?

„Wie wichtig das Einhalten kaufmännischer Regeln in der Selbständigkeit ist, hat mir mein Vater mit auf den Weg gegeben. Horst Kirchheim, der Bruder meiner Freun­din, war im Management bei Oetker. Er wechselte zu uns und auch bei der Kunden-Akquise sollte seine Oetker-Erfahrung noch einmal sehr wichtig werden.

Apropos Meisterschule. Da kam es zu einer menschlichen Begegnung, die Ihr Leben ebenfalls prägen sollte?

Oh ja. Dort traf ich Valeria Sternberg. Sie, die in den 40er Jahren noch den Einzug der Metallkeramik in den Labor­alltag als Lehrling erlebt hatte, war jetzt mit uns auf der Meisterschule. Zuhause habe ich doch tatsächlich erzählt, wir seien alles junge Leute in den Kursen und da seien noch eine Oma und ein Opa. Frau Sternberg und ein Herr Zimmermann aus Bocholt.

Sie waren ja später viel im Labor Sternberg in Geseke, wurden bis auf den Tag eine sehr gute Freundin der Familie. Das mit der Oma, haben Sie das der leider verstorbenen Valeria Sternberg mal erzählt?

Bei einem Glas Wein ganz sicher. Sie war ja ein lebensfreudiger Mensch. Ihre Leidenschaft zum Beruf und ihre große Fachkenntnis, beispielsweise in der Total­prothetik, waren enorm. Sie war eine große Persönlichkeit. Ein herzensguter Mensch mit Vorbildcharakter.

Wie hat es Ihr Unternehmen, die GSK Dentaltechnik GmbH in Bochum mit später dann 40 Mitarbeitern geschafft, sich schon in den 80er Jahren einen Namen als Keramiklabor zu machen?

Durch Vermittlung unseres Steuer­beraters haben wir Teleskoptechnik an der Universität in Calgary vorgestellt. Diese Technik gab es in Kanada noch nicht. Aber der wichtigste Impuls für die Zukunft unseres Labors kam quasi über den Flur spaziert: Keramikinlays. Passgenaue Ein­lagefüllungen aus Keramik, die nach einer Abformung auf feuerfesten Stümpfen in Keramik gebrannt und in den Zahn eingeklebt werden. Das war für uns eine Sensation. Das ging mir nicht mehr aus dem Kopf!

 

Deshalb ging es dann schnell nach Kansas?

Die Uni in Kanada hatte gegenüber dem Hersteller eine Verschwiegen­heits­erklärung abgegeben. Wir wussten nur den Namen des Unternehmens in Kansas. Wir haben einen neugierigen Zahnarzt aus unserem Kundenkreis mitgenommen. Sein Kommentar vor Ort: „Faszinierend. Häng dich da rein, das hat Zukunft“.

War das die nächste Initialzündung?

Ganz sicher ein wichtiger Moment. Als wir die Lizenz für die Bundesrepublik erworben haben, haben uns die Amerikaner gefragt, warum denn nur West­deutschland und nicht ganz Deutschland….

… die Amis waren damals unserer Zeit voraus oder?

(lacht) Na ja, lassen Sie mich das besser nicht kommentieren. Aber, wie gesagt: Wir hatten was ganz Neues. Immer mehr Zahnärzte waren begeistert, kamen in unsere Kurse, probten das Ein­setzen. Und sie kamen in unsere Live-Shows. Erst wurden wir belächelt, später entdeckte auch die Dentalindustrie, was für eine tolle Sache diese Präparationstechnik ist.

Ist eine Vorreiterrolle so etwas wie Adrenalin pur?

So weit würde ich nicht gehen. Auch andere Labore waren innovativ gut unterwegs. Dass wir in den 80er Jahren mit die ersten waren, die auf Keramikimplan­taten Superkonstruktionen fertigten, gab unserem Labor ohne Frage einen großen Schub. Wir waren immer sensibilisiert für Neuheiten.

„Wenn es den Beruf des Zahntechnikers nicht gegeben hätte, für mich hätte er erfunden werden müssen!“

Denver, Kansas, Fort Lauderdale, Schweiz – Sie haben sich viel im Ausland umgeschaut. Wo steht die deutsche Zahntechnik?

Wir waren und sind die Nummer 1 in der Welt. Spitzenreiter mit großen Nach­wuchs­problemen. Wir haben versucht, etwas gegen den Mangel an Fachkräften zu tun.

Mit dem Projekt „Junge Talente“?

Ja, da war uns was gelungen. In Bochum war es beispielsweise so: gelernte Zahntechniker gingen in Scharen zu Nokia. Die Finnen waren gerade zu gierig nach Zahntechnikern. Weil die gut löten konnten. Bessere Entlohnung, geregelte Arbeits­zeiten, mehr Urlaub, kostenlose Sprach­kurse, freier Eintritt ins Fitnessstudio. Uns liefen die Arbeitskräfte davon.

Und was passierte, als Nokia in Bochum dicht machte?

Da standen sie alle auf der Straße. Auch unsere jungen Zahntechniker. Wir hatten freie Arbeitsplätze, das Material in den Schubladen, aber auch Zahnärzte, die inzwischen ins Ausland schickten. Im Projekt „Junge Talente“ hatten wir zwar eine niedrigere Gehaltsstruktur für die Teilnehmer, aber allemal besser als Arbeitslosigkeit. Die Jungtechniker konnten mit meisterlicher Begleitung arbeiten, nicht wenige wurden in reguläre Arbeitsverhältnisse übernommen. Einige wurden Laborleiter, wie Michael Janus. „Junge Talente“ war für mich eine Herzensangelegenheit.

„DENTAGEN ist ein Alltagsproblemlöser für Labore.“

13 Jahre im Aufsichtsrat der DENTAGEN. Jetzt scheiden Sie satzungs­gemäß aus Altersgründen aus. Was nehmen Sie mit?

Ganz viele menschliche Begeg­nungen, sehr viele Einblicke in die Unter­nehmenskultur einer funk­tionierenden Genossenschaft. Der Verbund ist so viel mehr als nur Einkauf und Zentralregulierung. DENTAGEN ist ein Alltagsproblemlöser für Labore, die das erkannt haben. Nehmen Sie nur den Marktplatz! Was den Aufsichtsrat anbetrifft, so gibt es eine höchst transpa­rente Zusammen­arbeit mit dem Vorstand. Kritische Punkte werden fair diskutiert, niemand konnte sich verletzt fühlen. Diese konstruktive Atmosphäre würde ich manchen Vorständen und Aufsichtsräten in anderen Unternehmen wünschen.

Lassen Sie mich die obligatorische Fußball-Frage mal so stellen: Hätten Sie gedacht, dass Ihre Freundin Karin Schulz ein so aktiver Fan des SC Paderborn ist?

Ihre Sportbegeisterung ist ja bekannt, aber dass Sie auch ins Stadion pilgert, war mir neu. Ihr Vater war ja glühender Schalke-Anhänger.

Und Sie als Bochumerin?

Zwei Herzen schlagen da in meiner Brust: Dortmund und Bochum. Der BVB und der VfL – ich finde, das geht zusammen. In Bochum an der Castroper Straße hatte ich zehn Jahre eine Dauerkarte in Block A. Dort saßen die Edelfans, die vorher in der Ostkurve standen und jetzt Krampfadern hatten. Immer Riesenstimmung.

Frau Scholz, vielen Dank für das Gespräch.

Quelle: DENTAGEN Info 2022/02