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Mehrheit befürwortet Einführung einer Primärversorgung

AOK BUNDESVERBAND – Bundesgesundheitsministerin Nina Warken hat die Reform der Primärversorgung zu einem zentralen Ziel ihrer Amtszeit erklärt. Dabei sollen sogenannte Primärversorgungspraxen als verlässlicher Anlaufpunkt fungieren, über welche der Zugang zu Fachärztinnen und -ärzten gesteuert wird. Eine aktuelle repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag des AOK-Bundesverbandes zeigt, dass die Mehrheit der Bevölkerung mit 55 Prozent dem Vorschlag zustimmt, dass Facharzttermine nur nach Überweisung vergeben werden sollen, wobei Termine bei Zahn-, Frauen- und Kinderärzten davon ausgenommen wären.

«Das ist eine gute Ausgangslage für die angestrebte Reform», sagt die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Dr. Carola Reimann. «Gleichzeitig müssen wir aber darauf achten, auch die Bedenken der ebenfalls relativ großen Gruppe von knapp 40 Prozent der Befragten, die nicht damit einverstanden sind, ernst zu nehmen. Dabei muss vor allem deutlich gemacht werden, dass eine gezielte Steuerung Vorteile für alle gesetzlich Versicherten bringt, in erster Linie schnellere Facharzttermine nach Bedarf und Dringlichkeit sowie eine effizientere Nutzung der Ressourcen. Das ist mit Blick auf die Beitragssatzentwicklung, aber auch wegen des Fachkräftemangels und der Überalterung der Gesellschaft essentiell.» Die Vorständin verweist zudem auf die hohe Anzahl an Befragten, die zu 81 Prozent angegeben haben, sich eine am Bedarf ausgerichtete Terminvergabe zu wünschen. Reimann: «Das macht mehr als deutlich, welche Fehlentwicklungen es aktuell bei der Terminvergabe gibt. Hier muss sich durch eine gezielte Steuerung dringend etwas ändern.»

Die Umfrage zeigt außerdem, dass sich 77 Prozent der befragten gesetzlich krankenversicherten Menschen aktive Unterstützung bei der Terminsuche durch ihre Krankenkasse wünschen. Reimann: «Auch wir als AOK-Gemeinschaft würden es begrüßen, wenn die Krankenkassen künftig zu einer besseren Versorgung beitragen. Das setzt aber voraus, dass die Rahmenbedingungen dies zulassen und beispielsweise freie Termine verbindlich in einen Terminpool eingestellt werden würden.»

AOK regt teambasierte Versorgung an

Als Ergänzung zum Reformvorhaben des Bundesgesundheitsministeriums hat die AOK-Gemeinschaft in ihrem bereits im Sommer 2025 vorgelegten Positionspapier vorgeschlagen, die hausärztliche Versorgung so weiterzuentwickeln, dass nicht nur Ärztinnen und Ärzte allein, sondern Teams aus unterschiedlichen medizinischen Berufsgruppen – bestehend aus Ärztinnen und Ärzten, Pflegefachpersonen und anderen Gesundheitsberufen – gemeinsam die Grundversorgung übernehmen. Laut forsa-Umfrage befürworten 57 Prozent der Befragten dieses Konzept der Zusammenarbeit verschiedener Gesundheitsberufe («sehr» oder «eher»). Besonders aufgeschlossen sind dabei jüngere Menschen zwischen 18 bis 29 Jahren: Hier liegt die Zustimmung sogar bei 70 Prozent. Reimann: «Wir müssen weg von der reinen Arztfokussierung. Dieser teambasierte Ansatz hat sich in anderen Ländern bereits gut bewährt. Er würde auch in Deutschland Entlastung bringen und die Versorgung verbessern.»

Fast 80 Prozent wünschen sich festen Ansprechpartner

Reformbedarf gibt es aus Sicht der AOK auch bei der grundsätzlichen Komplexität der ambulanten Versorgung, die viele Menschen überfordert. Reimann: «Die Überlastung des Systems rührt in Teilen daher, dass Patientinnen und Patienten wortwörtlich durch das System irren und nicht sicher sind, welche Anlaufstelle eigentlich die richtige für sie ist.» Den Wunsch nach mehr Orientierung spiegeln auch die Umfragezahlen wider: 79 Prozent sagen, dass ihnen ein fester Ansprechpartner wichtig sei, der ihnen bei allen gesundheitlichen Anliegen zur Seite steht und sie bei Bedarf durch das Gesundheitssystem lotst. Bei Menschen ab 60 Jahren liegt dieser Anteil sogar bei 84 Prozent.

Fehlinanspruchnahme von Notaufnahmen außerhalb der Praxisöffnungszeit

Aber nicht nur die ambulante Versorgung, sondern auch die Notaufnahmen sind im aktuellen, ungesteuerten System überlastet. Der forsa-Umfrage zufolge wirken sich Orientierungslosigkeit und fehlende Steuerung vor allem an den Wochenenden und außerhalb der Praxis-Sprechzeiten negativ aus: So sagten 32 Prozent der Befragten, dass sie auch bei medizinischen Problemen, die keine lebensbedrohlichen Notfälle darstellen – z. B. bei einem akuten Harnwegsinfekt oder Fieber über 39 Grad – am Wochenende als erste Anlaufstelle die Notaufnahme aufsuchen würden. 5 Prozent gaben sogar an, dass sie in solchen Fällen die Notrufnummer 112 wählen würden. Wochentags, beziehungsweise innerhalb der Sprechzeiten von Arztpraxen, würden 86 Prozent der Befragten aber zunächst eine Haus- oder Facharztpraxis aufsuchen und nur fünf Prozent die Notaufnahme. Weitere zwei Prozent würden den Notruf wählen.

Große Unterschiede zwischen Wochenende und Werktag gibt es auch bei der Nutzung der Nummer des ärztlichen Bereitschaftsdienstes unter der 116 117. Am Wochenende würden 56 Prozent der Befragten bei den oben beschriebenen medizinischen Beschwerden zunächst hier Hilfe suchen. Wochentags gaben dies nur 5 Prozent an. Reimann: «Die 116 117 sollte künftig eine stärkere Funktion bei der Steuerung der Patientinnen und Patienten bekommen, und das nicht nur am Wochenende. Aus Sicht der AOK müssen künftig sowohl die geplanten Primärversorgungspraxen als auch eine bei den Kassenärztlichen Vereinigungen angesiedelte Akutleitstelle (116 117 und digital) die Behandlungsdringlichkeit anhand eines standardisierten Ersteinschätzungsverfahrens beurteilen und Patientinnen und Patienten in die passende Behandlung vermitteln. Das würde auch die Notfallversorgung entlasten.

Dieser Beitrag stammt von dem Anbieter und spiegelt nicht die Meinung der Redaktion wider.

Ebnen lange „Fernsehsitzungen“ den Weg in die Demenz?

Sitzendes Verhalten erhöht das Demenzrisiko um 17 %, insbesondere bei hohem Fernsehkonsum (31 %). So zumindest lautet das Ergebnis einer aktuellen Metaanalyse. Dagegen soll vor dem Computer verbrachte Zeit hatte keinen signifikanten Einfluss auf das Demenzrisiko haben.

Schon frühere Studien haben gezeigt, dass ein sitzender Lebensstil ein Risikofaktor für Demenz darstellt, aber im Rahmen einer Metaanalyse wurde nun der Zusammenhang zwischen sitzendem Verhalten und Demenz in der allgemeinen erwachsenen Bevölkerung untersucht. Die Forscher wollten Risiken quantifizieren und dabei spezifische Formen sitzenden Verhaltens bewerten, zum Beispiel Fernsehkonsum oder Computerzeit.1

Welche sitzenden Verhaltensweisen fördern Demenz?

In einem systematischen Review untersuchten die Forscher PubMed, Web of Science, Embase und die Cochrane Library bis zum 3. November 2024 und erstellten eine Metaanalyse der ermittelten Studien. Insgesamt umfasste die Analyse 10 Kohortenstudien (Beobachtung einer Personengruppe über einen längeren Zeitraum), von denen 9 eine hohe Qualität aufwiesen. Die Analyse ergab, dass sitzendes Verhalten das Demenzrisiko signifikant erhöht. Studienteilnehmer wiesen bei hohem Fernsehkonsum sogar ein um 31 % erhöhtes Demenzrisiko auf. Im Gegensatz dazu wurde bei hoher Computerzeit kein erhöhtes Demenzrisiko beobachtet. Andere Formen sitzenden Verhaltens führten jedoch zu einem um 33 % erhöhten Demenzrisiko. Die Erkenntnisse legen nahe, dass die Art des sitzenden Verhaltens das Demenzrisiko stark unterschiedlich beeinflusst und vor allem lange inaktive Zeiten vor dem Fernseher im Sinne der Gesundheit überdacht werden sollten.

1 Luo J, Huang Y, Gao G, Chien CW, Tung TH. Association between sedentary behavior and dementia: a systematic review and meta-analysis of cohort studies. BMC Psychiatry. 2025 May 5;25(1):451. doi: 10.1186/s12888-025-06887-0. PMID: 40325378; PMCID: PMC12054141.

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Kommen stabile Krankenkassenbeiträge in Sicht?

Wenn die Krankenkassenbeiträge nicht schon wieder steigen sollen, wird es Zeit für richtungsweisende Entscheidungen der Regierung.

Bis Mitte Oktober peilt Bundesgesundheitsministerin Nina Warken Klarheit über weitere Maßnahmen an, um den weiteren Anstieg der Krankenkassenbeiträge zum Anfang kommenden Jahres zu verhindern. Auf die Frage, ob bis zur Sitzung eines Schätzerkreises zur Finanzlage der gesetzlichen Kassen ein Kabinettsbeschluss oder eine ähnliche Festlegung geplant sei, erklärte die CDU-Politikerin, dass dies das Ziel sei. Am 14. und 15. Oktober kommt das Gremium zur jährlichen Sitzung zur Berechnung der Finanzentwicklung zusammen.

In Berlin erläuterte Ministerin Warken, es sollten bewusst noch neue Herbstzahlen abgewartet werden, um deren weitere Entwicklung einschätzen zu können. Ziel sei, daraufhin zielgenaue Maßnahmen ansetzen zu können, die zu einer Beitragsstabilität führen. Trotz bereits vorgesehener Finanzspritzen klafft im Etat noch eine Lücke von vier Milliarden Euro. Neben einer Erhöhung der Haushaltsmittel sind aber auch Sparregelungen im Gespräch. Erst zu Beginn dieses Jahres hatte es eine Welle kräftiger Erhöhungen bei den Zusatzbeiträgen gegeben, die von Kassen je nach Finanzlage für ihre Versicherten festgelegt werden.

Expertenkommission tüftelt an großer Reform

Nina Warken äußerte sich im Vorfeld der ersten Sitzung einer Expertenkommission, die Vorschläge für eine große Reform der Krankenversicherung machen soll. Zehn Professorinnen und Professoren sollen bis März 2026 erste Vorschläge zur Stabilisierung der Beitragssätze ab 2027 erarbeiten. Bis Ende kommenden Jahres soll ein Bericht zu grundlegenden Reformen folgen. Der Bielefelder Gesundheitsökonom Wolfgang Greiner wurde zum Vorsitzenden der Kommission gewählt.

Quelle: dpa

Mein Körper. Meine Zähne. Wie stark wirken sie auf Erfolg und Gesundheit

Wie eng die Mundgesundheit mit Körperhaltung, Muskulatur und sogar sportlicher Leistung gekoppelt ist, zeigt eine neue ARD-Dokumentation. Experten aus Klinik und Praxis sowie Stimmen aus Spitzensport und Social Media geben dort persönliche Einblicke und Einschätzungen.

Unsere Zähne sind mehr als ein Lächeln – sie stellen ein Steuerzentrum dar, das viele Muskelketten beeinflusst und auch über Leistung oder Schmerz entscheiden kann. Die ARD-Dokumentation „Mein Körper. Meine Zähne. Wie stark wirken sie auf Erfolg und Gesundheit?“ vermittelt, dass Funktionsstörungen im Kausystem nicht im Mund enden, sondern Folgen für den gesamten Organismus nach sich ziehen können. In der Sendung kommen unterschiedliche Stimmen zu Wort, von Behandlen ebenso wie von Patienten.

Dr. Siegfried Marquardt von der Deutschen Gesellschaft für Sportzahnmedizin erklärt unter anderem, wie sensibel das Zusammenspiel von Zähnen, Kiefer und Muskulatur gerade im Leistungssport sein kann. Wie individuell angepasste Schienen ihre Stabilität verbessern und damit entscheidende Impulse für ihre Leistung geben, berichtet Biathletin Sophia Schneider. Influencerin Julia Haupt, die nach einer Behandlung mit Veneers in Dubai Zahnarzt Florian Göttfert aufsucht, eröffnet eine weitere Perspektive. Er korrigiert ihre Zähne minimalinvasiv und zeigt dabei, wie Ästhetik und Funktion ineinandergreifen. Die psychologische Seite bleibt auch nicht unberücksichtigt und zeigt, wie sehr sie Behandlungen verzögern und gesundheitliche Probleme verschärfen kann. Dies alles macht die Dokumentation sehenswert!

„Mein Körper. Meine Zähne. Wie stark wirken sie auf Erfolg und Gesundheit“ ist Teil der Reihe ARD Wissen und in der ARD Mediathek abrufbar. 

Sepsis – unterschätzte Gefahr bei kranken Zähnen

Die umgangssprachlich auch Blutvergiftung genannte Sepsis ist eine lebensbedrohliche Reaktion des Körpers auf eine Infektion. Weitgehend unbekannt ist, dass sie auch durch einen erkrankten Zahn ausgelöst werden kann. Anlässlich des Welt-Sepsis-Tages am 13. September informierte die Bayerische Landeszahnärztekammer (BLZK) darüber, welche Warnzeichen es gibt und wie Sie diese schwere Komplikation vermeiden können.

Wenn Infektionen am Zahn – z. B. entzündete Zahnfleischtaschen oder Wurzelkanalentzündungen – über längere Zeit nicht behandelt werden, können Bakterien in den Blutkreislauf gelangen. Sie können dort eine Überreaktion des Immunsystems auslösen, die Organe schädigen und sogar tödlich enden. „Zwar kommt es infolge einer Zahnerkrankung nur selten zu dieser lebensbedrohlichen Komplikation, allerdings können Faktoren wie hohes Alter, Immunschwäche oder chronische Krankheiten das Risiko erhöhen“, erklärte BLZK-Vizepräsidentin Dr. Barbara Mattner

Folgende Warnzeichen können auf eine Sepsis hindeuten:

  • starkes Krankheitsgefühl
  • Verwirrtheit, Benommenheit, Wesensveränderung
  • Schüttelfrost und Fieber
  • Kurzatmigkeit, Atemnot
  • Herzrasen, erhöhter Puls und/oder niedriger Blutdruck

Was können Sie zur Vorbeugung tun?

„Lassen Sie Zahnprobleme immer frühzeitig behandeln. Achten Sie auf Anzeichen wie Schwellungen, starke Zahnschmerzen und Eiterbildung. Auch nach einer Zahnoperation ist es wichtig, Infektionszeichen wie starke Schmerzen, Rötungen, anhaltende Schwellungen und Fieber ernst zu nehmen“ erläuterte Prof. Dr. Christoph Benz, Referent Patienten, Versorgungsforschung, Pflege der BLZK. Denn: Wenn Zahninfektionen nicht auf die leichte Schulter genommen und rechtzeitig behandelt werden, kann das Risiko einer Sepsis deutlich reduziert werden.

Hydrogel gegen Mundtrockenheit

Wenn die körpereigene Speichelproduktion nicht ausreicht, können Probleme beim Schlucken und Sprechen entstehen, auch die Mundhygiene kann darunter leiden. Nun hat ein Forschungsteam um Suman Debnath, Georgia Malandraki und Bryan Boudouris ein Hydrogel entwickelt, das künstlichen Speichel aufnehmen und kontrolliert wieder freisetzen kann. Die Forschungsergebnisse sind kürzlich in ACS Applied Polymer Materials erschienen und wurden von Medicalxpress aufgegriffen. Xerostomie-Patienten können sich Hoffnungen machen. 

Das neue Hydrogel basiert auf einem biokompatiblen Polymer, das auch für Kontaktlinsen verwendet wird. Es wird als durchsichtiger, weicher Körper eingesetzt –klein genug, damit es in der Wange oder unter der Zunge Platz finden kann. Die Speicherfähigkeit des Hydrogels ist bemerkenswert: In nur sechs Stunden nahm es bis zum Vierfachen seines ursprünglichen Volumens an künstlichem Speichel auf. Diesen Vorrat gab es bei Körpertemperatur innerhalb von vier Stunden nahezu vollständig und mit einer Effizienz von 97 Prozent wieder ab. Unverändert leistungsfähig zeigte sich das Gel auch nach fünf Zyklen. Es ließ sich wieder und wieder mit künstlichem Speichel beladen und gab ihn anschließend in gleichmäßigem Tempo wieder ab. Das Hydrogel eigne sich also für Nachahmung einer natürlichen Speichelabgabe und kann so möglicherweise die Symptome der Xerostomie lindern, erklären die Forschenden.

DOI: 10.1021/acsapm.5c00881

2024 versorgten Hausärzte durchschnittlich 1200 Einwohner

In den letzten zehn Jahren ist die Anzahl der Hausärzte in Deutschland gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, haben 2024 ein Hausarzt oder eine Hausärztin durchschnittlich mehr als 1.200 Menschen versorgt. Zwischen den Bundesländern gab es dabei jedoch zum Teil große Unterschiede. In Brandenburg (1.436), Bremen (1.369) und Niedersachsen (1.356) wurden 2024 überdurchschnittlich viele Menschen versorgt, in Bayern versorgten Hausärzte im Schnitt 1.114 Menschen – der bundesweit niedrigste Wert – darauf folgten Hamburg mit durchschnittlich 1.118 Einwohnern und Mecklenburg-Vorpommern mit 1.149.

Gleicher Versorgungsgrad trotz Hausärztezuwachs

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts veränderte sich die Hausärzte-Dichte bundesweit in den letzten zehn Jahren kaum. Waren es 2024 1.264, so versorgten sie im Jahr 2014 demnach im Schnitt 1.266 Menschen, wobei die Zahl der Hausärzte insgesamt anstieg. Laut Bundesärztekammer gab es 2024 insgesamt etwa 66.100 Hausärzte in Deutschland – das sind 3,4 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor. Ihr Anteil an allen praktizierenden Ärztinnen und Ärzten betrug 15,1 Prozent.

41 Prozent der Hausärzte sind über 60 Jahre alt

Mit einem weiteren Anstieg der Hausärztezahl dürfte künftig allerdings nicht zu rechnen sein, denn ein großer Teil von ihnen wird voraussichtlich in den nächsten Jahren aus dem Berufsleben ausscheiden. 2024 waren nach Daten der Bundesärztekammer rund 27.000 (41 Prozent) aller Hausärzte 60 Jahre oder älter. Knapp 18,5 Prozent waren älter als 65 Jahre und nur etwa 7,7 Prozent jünger als 40 Jahre. Besonders hoch ist der Anteil der 60-jährigen Hausärzte in Rheinland-Pfalz (48,0 Prozent), im Saarland (46,2 Prozent) und in Bremen (45,4 Prozent). Der Anteil dieser Altersgruppe war hingegen in Thüringen (31,5 Prozent), Sachsen-Anhalt (33,1 Prozent) und in Sachsen (33,2 Prozent) am niedrigsten.

Quelle: dpa 

Was sich im Herbst ändert – Oktoberfest und Datenschutz

Im September gilt nicht nur „O‘ zapft is“, es gibt Neues auf dem Münchner Oktoberfest. Welche Neuerungen bringt der neue Monat für Verbraucherinnen und Verbraucher? Hierzu ein kurzer Überblick.

Mehr Kontrolle über Ihre Daten

Über die Daten, die von vernetzten Geräte wie Smart-TVs, Saugroboter, Kühlschränke, aber auch E-Bikes, Fitness-Tracker oder Autos gesammelt werden, bekommen Nutzer und Nutzerinnen mehr Kontrolle. Welche Informationen gesammelt werden und wie man darauf zugreifen kann, müssen die Hersteller ab dem 12. September offenlegen.

Das Datenschutzgesetz (EU-Data-Act), das bereits Anfang 2024 in Kraft getreten ist, soll es Verbrauchern erleichtern, Gerätedaten einzusehen und auch an andere Dienste weiterzuleiten. Der Kundendienst oder die Reparatur bestimmter Geräte könnte dadurch günstiger werden.

Auch auf dem Oktoberfest soll sich bargeldloses Bezahlen durchsetzen

Schluss mit Scheinen und Münzen macht ein erstes Zelt auf dem diesjährigen Oktoberfest (ab dem 20. September): Die „Münchner Stubn“ will keine Münzen und Geldscheine mehr annehmen als Bezahlung für Maß und Hendl. Allerdings ist auf dem größten Volksfest der Welt Bargeld noch das gängigste Zahlungsmittel, betont das zuständige Münchner Wirtschaftsreferat.

Weitere Änderung: An Samstagen, Sonntagen und am Feiertag dürfen die Wirte ab 15.00 Uhr zusätzlich zehn Prozent der Plätze für Einheimische reservieren. Das Bier auf der Wiesn wird selbstverständlich wieder teurer: Zwischen 14,50 und 15,80 Euro soll die Maß kosten.

Bundestag kommt aus den Ferien

Am 10. September kommt der Bundestag nach der Sommerpause wieder zusammen. Fragen an Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) stehen auf der vorläufigen Tagesordnung.

Quelle: dpa

Natürliche Zahnschmelz-Reparatur mit Keratin statt Komposit

Das härteste Material im menschlichen Körper ist der Zahnschmelz. Wenn er allerdings einmal angegriffen ist, gibt es kein Zurück mehr. Am King’s College London hat ein Forschungsteam einen Weg gefunden, auf ganz natürliche Weise die Reparatur beschädigter Zahnoberflächen zu unterstützen. Der Schlüssel dafür ist ein Protein, das uns allen bekannt ist – Keratin. Es steckt in Haaren, Haut und Nägeln und lässt sich aus biologischen Reststoffen in großen Mengen gewinnen. In ihren Versuchen verwendeten die Forscher Keratin, das aus Wolle isoliert wurde.

Auf die Zahnoberfläche aufgetragenes Keratin reagiert mit Mineralien des Speichels. Hierbei entsteht eine kristallähnliche Schicht, die dem natürlichen Schmelz erstaunlich ähnelt. Diese Schicht verschließt empfindliche Stellen, an denen Nerven freiliegen und wirkt wie eine Schutzbarriere. Der Ansatz unterscheidet sich erheblich von bisherigen Verfahren, denn Fluorid kann den Abbau verlangsamen, aber nicht umkehren; Kunststoffe und Füllmaterialien sind zwar funktional, bleiben jedoch Fremdkörper im Mund. Dagegen greift Keratin gezielt in natürliche Prozesse ein. Nachhaltigkeit ist dabei Teil des Gesamtkonzepts. Das Protein lässt sich aus Abfällen wie abgeschnittenem Haar oder Wolle isolieren. So könnten in die Zahnpflege Ressourcen zurückfließen, die sonst keine Verwendung hätten.

Die Ergebnisse wurden neben der Website des King´s College auch in der Fachzeitschrift Advanced Healthcare Materials veröffentlicht. Das Team wird geleitet von Dr. Sherif Elsharkawy, Erstautorin ist Dr. Sara Gamea. Mit seinen Experimenten wird gezeigt, dass Keratin den Aufbau einer schützenden Schicht anstößt – mehr nicht, aber auch nicht weniger. Es bleibt offen, ob daraus Zahnpasta im Supermarkt oder ein Gel für den Einsatz in der Praxis entsteht.

Bitte lächeln für den Karies-Check

„Bitte lächeln“, ein Druck auf den Auslöser des Smartphones und schon ist der Einblick ins kindliche Gebiss gespeichert. Nur ein Smartphone in den Händen der Eltern und eine klare Anleitung, wohin genau der Fokus gesetzt werden muss. Klingt nach Spielerei, ist aber präzise Wissenschaft, ohne dass ein Praxissessel, ein Spiegel und eine Sonde im Mund das Kind irritieren.

Ob sich Karies auf Smartphonebildern von Kindergebissen ebenso präzise erkennen lässt, wie bei einer klassischen Untersuchung, wollten US-Forscher herausfinden. Könnten Zahnärzte anhand dieser Bilder vielleicht sogar genauer diagnostizieren? Die Ergebnisse wurden in der August-Ausgabe des Journal of the American Dental Association publiziert und überraschen. Eltern machten von 138 Kindern intraorale Aufnahmen ohne künstlerische Freiheit nach einem festen Schema – Frontansicht, obere Okklusalfläche, untere Okklusalfläche. Die Bewertung der Bilder übernahmen zwei erfahrene Zahnärzte unabhängig voneinander. Später folgte der Abgleich mit den klinischen Befunden der Kindergebisse.

Das Ergebnis fiel deutlich aus. Über alle Ansichten hinweg lag die Fähigkeit, kariesfreie Zähne korrekt zu identifizieren, zwischen 97,1 und 100 Prozent. Die Trefferquote bei der Erkennung kariöser Zähne, erreichte in den meisten Bereichen Werte zwischen 94,8 und 99,1 Prozent. Bei den Frontzähnen im Unterkiefer schnitt die Methode mit 67,2 Prozent jedoch deutlich schwächer ab. Eine Genauigkeit von 94,1 bis 100 Prozent wurde mit kombinierten Ansichten erreicht. Die Studienautoren sehen hier klare Grenzen. Mit den Fotos ließen sich Weichgewebsveränderungen oder frühe Demineralisationen nicht so sicher erfassen wie Karies. Es besteht noch weiterer Forschungsbedarf.

DOI: 10.1016/j.adaj.2025.05.003

Weißmacher darf laut EuGH nicht als krebserregend bezeichnet werden

Hersteller von Titandioxid-Pulver streiten seit Jahren mit der EU, ob der Weißmacher für Farbe, Spielzeug und Sonnencreme Krebs erregen kann.

Titandioxid, das in Produkten wie Zahnpasta, Wandfarbe oder Sonnencreme als Weißmacher verwendet wird, darf nach einem Urteil des Gerichtshofs der Europäischen Union (EuGH) vorerst nicht als krebserregender Stoff bezeichnet werden. Das höchste Gericht in Luxemburg teilte mit, dass der in der EU zuständige Ausschuss für Risikobeurteilung (RAC) nicht alle für die Bewertung relevanten Gesichtspunkte berücksichtigt habe.

Vor sechs Jahren hatte die EU-Kommission diesen Stoff aufgrund der Bewertung des Ausschusses für Risikobeurteilung als karzinogen eingestuft. Diese Entscheidung muss nach dem Urteil zurückgenommen werden, da die EU mit dem Begriff «karzinogen» Stoffe beschreibt, die Krebs erzeugen oder die Krebshäufigkeit erhöhen können.

Der EuGH bestätigte damit ein Urteil der untergeordneten Instanz, in dem Richter zu dem Ergebnis kamen, dass bei der Beurteilung einer wissenschaftlichen Studie, auf die sich die Einstufung von Titandioxid-Pulver stützte, ein offensichtlicher Fehler begangen wurde. Mehrere Hersteller, Importeure, Anwender und Lieferanten hatten zuvor gegen die Einstufung und Kennzeichnung des Stoffes als karzinogen protestiert.

Titandioxid wurde nach dem Beschluss der EU-Kommission 2019 nicht verboten, musste jedoch mit einem Warnhinweis versehen werden. In Lebensmitteln ist der Weißmacher allerdings schon seit 2022 verboten, da negative Effekte auf das menschliche Erbgut und mögliche Krebsrisiken nicht ausgeschlossen werden könnten.

Quelle: dpa

Umweltbelastung an den Milchzähnen „ablesen“

Oft zählt nur der Moment, wenn ein Milchzahn locker wird und mit einem vorsichtigen Ruck verschwindet. Dann landet er meist in einem Glas oder unter dem Kopfkissen. Dieser Milchzahn hat jedoch etwas gespeichert, das weit über die Kindheit hinausgeht. Welche Spuren zum Beispiel Schwermetalle in Milchzähnen hinterlassen, hat nun eine Gruppe von Forschern untersucht.

Sie analysierten im Rahmen einer Übersichtsarbeit zwanzig Studien, in denen die Schwermetallbelastung gemessen wurde. Wie stark Kinder während der Schwangerschaft und in den ersten Lebensjahren mit giftigen Metallen in Kontakt kommen und ob sich diese Belastung im Zahngewebe ablesen lässt, stand im Zentrum der Analyse. Schon vor der Geburt und in den ersten Lebensjahren lagern Milchzähne Substanzen ein, die aus dem Körper der Mutter oder aus der unmittelbaren Umwelt stammen. Was aufgenommen wird, verbleibt dauerhaft im Zahn. Hierbei entsteht eine Art biologisches Protokoll, das mit Jahresringen im Holz vergleichbar ist. Die Studienergebnisse zeigen klare Zusammenhänge – Kinder, die in der Nähe von Industrieanlagen, Minen oder in Konfliktregionen leben, weisen eine höhere Konzentrationen von Schwermetallen in ihren Zähnen auf, vor allem Blei. Es wurden auch familiäre Umstände untersucht, wobei in zwei von fünf Studien ein Zusammenhang zwischen dem Rauchen eines Elternteils und erhöhtem Bleigehalt festgestellt wurde. Ein eindeutiger Zusammenhang mit Passivrauchen konnte nicht nachgewiesen werden. Die Studien untersuchten weiterhin, ob gesundheitliche Auffälligkeiten mit den gemessenen Metallwerten in Verbindung gebracht werden können. 

Obwohl ein direkter Zusammenhang zwischen erhöhter Belastung mit Blei oder Quecksilber und Autismus nicht festgestellt werden konnte, war es auffällig, dass niedrigere Manganwerte häufiger bei Kindern mit sprachlichen Auffälligkeiten, schwächerem Gedächtnis und autistischen Verhaltensmerkmalen vorkamen. Um chronische Belastungen in der frühen Kindheit sichtbar zu machen, liefern Milchzähne daher eine stabile und aussagekräftige Basis. Es ist nur ein Moment, in dem ein Zahn ausfällt, aber es bleibt ein kleines Stück Kindheit und ein biologisches Archiv der Umwelt, in der sie stattgefunden hat.

Quelle: ResearchGate