Auslöser für eine chronische Parodontitis sind parodontalpathogene Bakterien, insbesondere Porphyromonas gingivalis (P. gingivalis). In Mundhygieneprodukten werden antimikrobielle Wirkstoffe eingesetzt, um diese Bedrohung zu hemmen. Diese Wirkstoffe sind meistens chemisch synthetisiert und alkoholhaltig, wodurch es zu starken Reizungen im Mund- und Rachenraum kommen kann. Um mit guter Mundgesundheitspflege die Lebensqualität vor allem der Hauptbetroffenen von Parodentalerkrankungen – ältere Menschen – zu sichern, sind reizarme orale Produkte zur täglichen Mundhygiene jedoch von großer Bedeutung. Aber auch auch für kleine Kinder sollten weniger reizende Produkte Verwendung finden, um die Parodontalbakterien möglichst schonend zu entfernen. Die Lösung für dieses Problem könnten Naturprodukte sein: Eine japanisches Forschungsteams untersuchte die hemmende Wirkung von natürlich gewonnenen Substanzen auf Bakterienwachstum und Biofilmbildung in einer Studie.
Zitrusfrüchte enthalten antimikrobielle Wirkstoffe
Das Forscherteam unter Leitung von Professor Shigeki Kamitani (Graduate School of Human Life and Ecology der Osaka Metropolitan University) betrachtete Naturstoffe aus Zitrusfrüchten, besonders die Flavonoide Naringin, Hesperidin sowie Rutin und das Flavanonglykosid Prunin. Flavonoide sind sekundäre Pflanzenstoffe, die in nahezu allen Pflanzen vorkommen und vielfältige physiologische Wirkungen zeigen, einschließlich antimikrobieller, antioxidativer und entzündungshemmender Eigenschaften. Naringin ist z.B. in Grapefruits enthalten und zeigt entzündungshemmende, antioxidative Wirkungen. Hesperidin kommt in Zitrusfrüchten hochkonzentriert vor und wirkt ebenfalls entzündungshemmend, antioxidativ sowie zusätzlich antitumoral und antibakteriell. Eine schädigende Wirkung auf Bakterien hat auch Rutin hat. Aus den Schalen der Grapefruit wird Pruningewonnen und zeigt in seiner Verbindung als Pruninlaurat (Pru-C12) antimikrobielle Wirkungen gegen Milchsäurebakterien sowie bestimmte gramnegative Bakterien.
Diese natürlich vorkommenden hypoallergenen Substanzen untersuchte die Studie auf ihre Eignung als potenzielle therapeutische Wirkstoffe gegen Parodontalerkrankungen. Auch die Zytotoxizität gegenüber menschlichen Zellen wurde mithilfe von Laborversuchen bewertet.
Ein natürlicher Schutz gegen Parodontitis wurde in Versuchen nachgewiesen
Bei In-vitro-Versuchen * wurden die lokalen und systemischen Wirkungen von Pru-C12 am vorteilhaftesten erachtet. Im In-vivo-Versuchsmodell ** mit Mäusen zeigten alle untersuchten Proben eine wachstumshemmende Wirkung von Pru-C12 auf P. gingivalis und die Biofilmbildung. Der Time-Kill-Assay (Abbildung der In-vitro-Aktivität der antimikrobiellen Stoffe über den Testungszeitraum) wurde bei einer Konzentration von 20 µg/ml (33 µM) gegen P. gingivalis durchgeführt und bestätigte, dass nach zwei Stunden Inkubation mit Pru-C12 keine lebensfähigen P. gingivalis-Bakterien mehr nachgewiesen werden konnten. Die Forschenden schließen daraus, dass Pru-C12 vor allem in Gel-Mundpflegeprodukten, die über einen längeren Zeitraum im Mund verbleiben, hilfreich sein könnte.
Eine gehemmte Alveolarknochenresorption durch Pru-C12 und seine Analoga (Nar-C12, αG-Nar-C12) wurde ebenfalls beobachtet.
Das Pru-C12 wird von natürlichen Stoffen aus der Nahrung gebildet und ist geschmacksneutral. Als Inhaltsstoff von Mundpflegeprodukten sollte es deshalb nur geringe Reizungen im Mundraum hervorrufen. Wie gering reizend Pru-C12 letztlich ist, muss jedoch noch weiter untersucht werden.
Professor Kamitanis Studie hat nachgewiesen, dass Pru-C12 und seine aus natürlichen Substanzen gewonnenen Analoga sowohl in vitro als auch in vivo Parodontalerkrankungen hemmen können, ohne hohe Zytotoxizität zu zeigen. Damit ist Pru-C12 ein milder, natürlicher Wirkstoff, der sich für den Einsatz in Mundpflegeprodukten eignet. Bei der Entwicklung neuer Mundhygieneprodukte, die für Menschen aller Altersgruppen, einschließlich älterer Menschen und Kleinkinder, einfach anzuwenden sind, können die Studienergebnisse nützlich sein.
Quelle: MDPI
* Ein in vitro („im Glas“) durchgeführter Versuch bedeutet, dass er außerhalb eines lebenden Organismus durchgeführt wird und in der Regel isolierte Gewebestrukturen, Organe oder Zellen umfasst.
** Ein in vivo („im Leben“) durchgeführter Versuch bedeutet, dass er innerhalb eines lebenden Organismus durchgeführt wird, in der Regel handelt es sich um Tierversuche