Die Prävention von neurologischen Erkrankungen wie Parkinson, Demenz, Schlaganfall oder Migräne stand im Fokus des internationalen „World Brain Day“ am 22. Juli 2024. Ein großer Anteil an Demenzfällen und die meisten Schlaganfälle wären vermeidbar. Doch die weltweite Krankheitslast neurologische Erkrankungen erfordert immer erheblichere Anstrengungen in Sachen Prävention. Anlässlich des Aktionstags möchten die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und die Deutsche Hirnstiftung das Augenmerk auf den viel zu hohen Zuckerkonsum lenken, der für die Hirngesundheit schädlich ist.
Bereits seit 1990 werden die Zahl der Todesfälle und die Zahl der verlorenen Lebensjahre für fast 300 Erkrankungen untersucht. Gleich zwei neurologische Erkrankungen, Schlaganfall und Demenzen, befinden sich aktuell unter den zehn häufigsten Todesursachen. Das zeigt, wie wichtig Präventionsmaßnahmen zur Gesunderhaltung des Gehirns sind. Ein gesunder, aktiver Lebensstil mit ausreichend Bewegung und Schlaf, aber auch die Vermeidung von schädlichen Substanzen wie Alkohol, Nikotin oder anderer Drogen und Schadstoffe hilft, diese Erkrankungen zu vermeiden.
Zucker schädigt die Hirngesundheit und kann zum „Demenztreiber“ werden
Was bewirkt Zucker im Gehirn? Hohe Blutzuckerspiegel schädigen die Hirngefäße und führen zu Ablagerungen an Gefäßwänden. Die Gefäße verengen sich, die Blutzufuhr und vermindern so die Versorgung der Gehirnzellen mit Nährstoffen. Dies ist nach der Alzheimer-Form die häufigste Ursache einer Demenz. Jährlich erkranken ca. 250.000 Menschen in Deutschland an einer Demenz, davon 15 bis 25 Prozent an einer solchen gefäßbedingten Variante – etwa 40.000 und 60.000 neu Erkrankte pro Jahr.
Komplexe Zuckermoleküle im Gehirn, sogenannte Glykosaminoglykane, können auch direkt die Denkfähigkeit einschränken. Sie beeinträchtigen die Funktion der Synapsen, den Schaltstellen zwischen den Nervenzellen und somit die Fähigkeit von Nervenzellen und Gehirnarealen, sich anzupassen und bei Bedarf zu erweitern, eine wichtige Eigenschaft für die kognitive Entwicklung und das Lernen. Schon in den 2000er Jahren hatte eine Studie ergeben, dass eine fett- und zuckerreiche Kost langfristig auch die Funktion des Gedächtnisareals im Gehirn, den Hippocampus, beeinträchtigt. Eine aktuelle Untersuchung kommt zu ähnlichen Erkenntnissen: In den 2 bis 12 Stunden nach Zuckerkonsum erhöht sich zwar kurzfristig die geistige Leistungsfähigkeit, aber durch einen dauerhaften Zuckerkonsum wird die kognitive Funktion nachhaltig geschädigt.
Davon abgesehen gibt es noch eine indirekte hirnschädigende Wirkung von zu hohem Zuckerkonsum auf das Gehirn durch Diabetes mellitus. Seit etwa 30 Jahren ist bekannt, dass die Typ-2-Diabetes ein deutlich erhöhtes Demenzrisiko mit sich bringt und es wird angenommen, dass der Glukose-Stoffwechsel auch in den Neuronen gestört ist und so zur Entstehung der Alzheimer-Erkrankung beiträgt.
Warum können wir der „Versuchung“ Zucker so schwer widerstehen?
Es wurde nachgewiesen, dass schon eine kleine Menge Zucker ausreicht, damit der Darm über den Vagusnerv Signale an das Gehirn sendet, die dort ein starkes Verlangen nach weiterem Zuckerkonsum auslösen. Zusätzlich wird bei Zuckerkonsum im Gehirn Dopamin ausgeschüttet. Dieses „Wohlfühlhormon“ führt dazu, dass der Körper davon immer mehr verlangt. Nur ein weitgehender Verzicht auf Zucker kann diesen Teufelskreis durchbrechen.
Gemeinsam mit der Deutsche Hirnstiftung unterstützt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e. V. die politische Forderung, eine Steuer auf besonders zuckerhaltige Getränke zu erheben. Doch auch viele andere Lebensmittel enthalten versteckten Zucker, wie z. B. Joghurts oder Tomatenketchup. Auch Alkohol lässt den Blutzuckerspiegel stark ansteigen.
Weitere Informationen hierzu: https://www.zwp-online.info/zwpnews/dental-news/branchenmeldungen/world-brain-day-2024-zu-viel-zucker-versalzt-die-hirngesundheit
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Neurologie e. V.