Das Tragen von Zahnprothesen möchte ein interdisziplinäres Forscherteam des King’s College London revolutionieren – wobei es sich ein Wunder der Natur zunutze macht.
Für die etwa 350 Millionen Zahnprothesenträger weltweit ist die stabile Befestigung des Zahnersatzes ein altbekanntes tägliches Problem. Prothesen haften nämlich oft nicht an der Stelle, wo sie es sollten. Bei den Betroffenen gelten unhygienisch wirkende Prothesenhaftmittel als nicht sehr beliebt. Der Einfall, sich für die Lösung des Problems auf die Kraft der Natur zu konzentrieren – die Saugnäpfe von Krakenarmen – kam dem leitenden Wissenschaftler der Studie, Dr. Sherif Elsharkawy vom King’s College London.
Mit ihren an den Tentakeln befindlichen Saugnäpfen generieren Kraken einen Unterdruck, der sie an glatten Oberflächen fixieren kann. Die britischen Forscher nutzen diese Methode der Retention (Haftung), um 3D-gedruckte Modelle von Ober- und Unterkieferprothesen zu erstellen. Darin integrierten sie Saugnäpfe, die an der weichen Mundschleimhaut befestigt werden können.
Eine Analyse dieser Kiefermodelle ergab signifikante Ergebnisse: Obwohl sie mühelos vom Träger entfernt werden können, wiesen die Prothesen eine doppelt so starke Retention auf als herkömmliche Prothesen.
Die Relevanz der Studienergebnisse betont Dr. Elsharkawy: „Diese Forschung verbindet Natur und Technologie, um eine langjährige Herausforderung für Prothesenträger zu lösen. Durch die Nachahmung der genialen Haftstrategien von Krakensaugnäpfen haben wir einen Prototyp entwickelt, der auch in den anspruchsvollsten oralen Umgebungen verbesserten Halt und Komfort bietet. Unsere Ergebnisse ebnen den Weg für eine neue Generation von Prothesen, die die Lebensqualität von Millionen Menschen weltweit transformieren kann.“
Wissenschaftler der Fakultät für Zahnmedizin, Mund- und Kieferwissenschaften des King’s College haben zudem chemische Veränderungen untersucht, welche die Haftung von Prothesen verbessern könnten. Sie fanden heraus, dass eine dünne Beschichtung aus Keratin auf Kunststoffprothesen eine chemische Verbindung mit dem Keratin der Mundschleimhaut eingeht. Das kann als zusätzliches Haftungsmittel genutzt werden – und ist dabei unsichtbar, beeinträchtigt dementsprechend das Aussehen der Prothese nicht.
Quelle: Kings College London