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Prävention von Zahnfleischerkrankungen lohnt sich

Studie zeigt: Prävention von Zahnfleischerkrankungen lohnt sich

Parodontitis beeinträchtigt Betroffene auf vielfältige Weise. Neben schmerzendem Zahnfleisch sowie im schlimmsten Fall drohendem Zahnverlust steigt bei Patienten das Risiko für Diabetes, Alzheimer und Herz-Kreislauf-Erkrankungen1. Andererseits haben Präventionsmaßnahmen hohe Erfolgschancen. Dass das nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch das Gesundheitssystem entlasten kann, zeigt eine aktuelle Analyse der Economist Intelligence Unit (EIU)3.

Was haben Zahnärzte, Dentalhygieniker, zahnmedizinische Fachangestellte sowie andere Dental-Fachkräfte gemeinsam?

Ganz offensichtlich: Sie schauen tagtäglich vielen Patienten in den Mund. Daraus ergibt sich eine zweite Gemeinsamkeit, die zugleich eine große Chance sein kann. Denn neben der Behandlung bestehender Zahn- und Zahnfleischerkrankungen tragen die genannten Berufsgruppen maßgeblich zu deren Prävention bei. Dass das die Betroffenen freut, liegt auf der Hand. Eine aktuelle Analyse der Economist Intelligence Unit (EIU) weist jetzt Zahlen auf, welche Politik und Gesundheitssystem ebenfalls motivieren sollten, um vermehrt auf Prävention im Mundraum zu setzen.

Status quo: Hohe Prävalenzen schwerer Zahnfleischerkrankungen bedeuten steigende Kosten

Etwa die Hälfte der Weltbevölkerung ist von schweren Zahnfleischerkrankungen betroffen2. Somit schafft es Parodontitis traurigerweise auf den fünften Platz der weltweiten Hauptursachen für Folgeerkrankungen – und zwar direkt hinter Diabetes und Nieren-Erkrankungen sowie kardiovaskulären Krankheiten3. Was die Betroffenen Gesundheit – und leider häufig sogar mehrere Lebensjahre – kostet, hat auch Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft: Es ist schlichtweg teuer, wenn eine bestehende Parodontitis behandelt wird (= direkte Kosten) sowie Menschen aufgrund von Krankheit arbeitsunfähig werden (= indirekte Kosten). So belaufen sich die direkten Kosten weltweit jedes Jahr auf knapp 300 Milliarden US-Dollar und machen 4,6 Prozent der weltweiten Ausgaben des Gesundheitswesens aus3. Hinzu kommen immaterielle Kosten für jeden einzelnen, die nur schwer messbar sind und sich in Form von Schmerzen, Sprachschwierigkeiten sowie geringem Selbstwertgefühl äußern.

Prävention hilft doppelt: Bessere Gesundheit + gesamtgesellschaftliche Kosteneinsparungen

Das zahnmedizinische Fachpersonal kennt diese beschriebene Problematik und arbeitet eng mit Patienten zusammen, um Gingivitis (die Vorstufe der Parodontitis) vorzubeugen. Dazu gehört das Besprechen der geeigneten Putzdauer, das Vermitteln einfacher Putztechniken sowie die individuelle Beratung bezüglich passender Technologien im Bereich von Zahnbürsten, -pasten und -seiden. In dieser Gesamtheit könnten allein in der Bevölkerung in Deutschland die Summe aller in Gesundheit verbrachter Jahre (= HLY / Healthy Life Years) um 5,7 Millionen Jahre steigen sowie jährlich – ebenfalls allein ein Deutschland (!) – bis zu 10 Milliarden Euro gespart werden3. Insbesondere zahnmedizinischen Fachangestellten und Dentalhygienikern kommt dabei eine entscheidende Rolle zu, vermuten die Autoren des EIU-Berichts. So heißt es in deren Schlussfolgerung: „Obwohl in unserer Analyse nicht direkt gemessen, können entsprechende Präventionsmaßnahmen von Mitgliedern des breiten zahnmedizinischen Teams statt von Zahnärzten durchgeführt werden. Dies könnte die Kosteneffizienz der Gingivitis-Prävention zusätzlich fördern.“


1 Deutsche Mundgesundheitsstiftung (o.J): Der Zahnarzt erkennt viel mehr als Erkrankungen der Zähne. Online unter: https://diemundgesundheitsstiftung. de/wissenschaft/alzheimer-parodontitis/ 
2 Laut des Weltverbands der Zahnärzte FDI leiden weltweit über 50 Prozent und in Europa sogar 80 Prozent der Bevölkerung an Zahnfleischproblemen
3 Die Economist Intelligence Unit (2021): Time to take gum disease seriously: The societal and economic impact of periodontitis. London, The Economist Intelligence Unit

Quelle: P&G

Sind Zahnpflegekaugummis gesund für die Zähne?

Unterwegs Zahnpflegekaugummi statt Zahnbürste nutzen – und die Zähne bleiben ebenso sauber und gesund. Karies, Mundgeruch und Zahnbelag sollen mit ein paar Kaubewegungen weg sein. Doch stimmt das wirklich? Welche Kaugummis sind aus zahnärztlicher Sicht sinnvoll und was sollte drin sein? 

Zahnarzt-Check: Sind Zahnpflegekaugummis so gut wie ihr Ruf?

Jedes Mal, wenn man an der Supermarkt- oder Drogeriekasse steht, trifft man auf sie: Zahnpflegekaugummis. Kein Wunder, viele Menschen kauen gerne Kaugummis. Sehr beliebt sind dabei Zahnpflegekaugummis, die es in unzähligen Varianten gibt. Die Hersteller dieser Produkte versprechen viel, doch halten ihre Behauptungen auch, was sie versprechen? Die fünf häufigsten Behauptungen im zahnärztlichen Check:

Behauptung 1: Zahnpflegekaugummis entfernen Zahnbelag

Nein. Kaugummis können allenfalls oberflächliche und grobe Beläge entfernen, aber an tiefersitzenden, hartnäckigen Belägen beißen sie sich die Zähne aus. Der Grund: Mit einem Großteil der Zahnflächen kommt ein Kaugummi nicht in Berührung. Auch die in manchen Zahnpflegekaugummis enthaltenen Poliergranulate, die laut Herstellern den Zahnbelag abreiben sollen, erzielen keine ausreichende Wirkung, sie sind einfach zu schwach. Gleichwohl ist die reinigende Wirkung von Zahnpflegekaugummis nicht gleich null. So vermögen sie es, das Festsetzen neuer Plaque zu verhindern, wenn man sie zum Beispiel direkt nach dem Essen zu sich nimmt.

Behauptung 2: Zahnpflegekaugummis sind gut für die Mundflora

Ja. Denn Kaugummikauen regt allgemein den Speichelfluss an. Und Speichel im Mund ist immer gut. Er neutralisiert aggressive Säuren, bekämpft Bakterien und remineralisiert die Zähne. Kurzum: Speichel schützt vor Karies. Deshalb ist es sinnvoll, bei trockenem Mund einen Kaugummi zu kauen, damit das Wasser im Mund zusammenläuft. Aber Achtung: Manche Zahnpflegekaugummis enthalten Stoffe, die nicht gut sind. Etwa Aromastoffe oder chemische Zusätze, die der Zahngesundheit schaden können. 

Behauptung 3: Zahnpflegekaugummis sorgen für weiße Zähne

Nein. Mit Kaugummis lassen sich bereits bestehende Verfärbungen nicht entfernen. Das schafft man nicht einmal mit täglichem und intensivem Zähneputzen. Was Zahnpflegekaugummis allerdings zu leisten imstande sind: neue Verfärbungen zu verhindern. Wer also regelmäßig nach der Mahlzeit unterwegs einen Zahnpflegekaugummi kaut, verringert das Risiko neuer Verfärbungen. Wer hingegen seine Verfärbungen loswerden möchte, der kann elektrische Zahnbürsten mit Poliereffekt ausprobieren oder mit seinem Zahnarzt einen Termin zur Professionellen Zahnreinigung bzw. zum Bleachen ausmachen. Das ist am effektivsten.

Behauptung 4: Zahnpflegekaugummis mit Xylit sind besser für die Zahngesundheit

Ja. Dieser Zuckeralkohol wird als Ergänzung zur Kariesprophylaxe empfohlen. Denn Bakterien können Xylitol – im Gegensatz zu Zucker – nicht als Nahrung verwerten und haben weniger Chancen, sich zu vermehren. Die Folge: weniger Kariesrisiko. Das Süßungsmittel sorgt zudem für eine angenehme Kühle im Mund, was den Speichelfluss zusätzlich anregt. Eine Einschränkung gibt es: Die Behauptung, dass Xylit auch Karies in frühen Stadien oder Zahnfleischrückgang entgegenwirken kann, sind wissenschaftlich nicht belegbar. Dafür ist der Zahnarzt da.

Behauptung 5: Zahnpflegekaugummis sind gut für das Gehirn

Nein. Genau genommen ist es ja das Kauen, das guttut – wenn man es nicht übertreibt. Das Mahlen des Kiefers stimuliert die Herzfrequenz und regt damit die Sauerstoff- und Blutzufuhr des Gehirns an. Dies fördert sowohl die Konzentrationsfähigkeit als auch die Leistung des Gehirns. Es gibt Studien, die diese Wirkung mit Kaugummikauen in Verbindung bringen. Das Problem: Sie sind methodisch ungenau. Unterm Strich kann man sagen: Kaugummikauen regt die Sauerstoff- und Blutzufuhr des Gehirns nicht mehr an als allgemeines Kauen.

Fazit: Zahnpflegekaugummis können hilfreich sein – allerdings nicht so umfänglich, wie es deren Hersteller behaupten. Gleichwohl erzielen sie positive Effekte, wenn man sie richtig anwendet. Die reinigende Wirkung einer umfassenden Zahnhygiene (Zahnbürste, Zahnseide, Mundwasser) können sie jedoch nicht ersetzen – ebenso wenig wie den regelmäßigen Besuch beim Zahnarzt oder Kieferorthopäden.

 

5 Tipps für mehr Kauspaß

 

TIPP 1: Achten Sie darauf, dass der Kaugummi zuckerfrei ist und Xylitol enthält. In günstigen Produkten sind z. B. Aspartam, Sorbit oder Stevia enthalten, diese erzielen keine Wirkung oder können mitunter sogar schädlich für den Körper sein. Wer Xylit-Kaugummis nutzen möchte, sollte darauf achten, dass 1 Gramm pro Streifen oder Dragee enthalten ist.

TIPP 2: Greifen Sie zu Kaugummis, die zusätzlich Kalzium und Fluorid enthalten. Sie tragen dazu bei, kleine Defekte auf der Zahnoberfläche zu remineralisieren. Die Wirkung ist jedoch begrenzt, denn durch das Kaugummi-Kauen wird nur eine geringe Menge aufgenommen.

TIPP 3: Probieren Sie Zahnpflegekaugummis mit Poliergranulaten aus und nutzen Sie diese nach den Mahlzeiten, wenn keine Zahnbürste zur Hand ist. Auch hier dürfen Sie keine Wunder erwarten, aber sie wirken gleichwohl mehr als Produkte ohne diese Zusatzstoffe.

TIPP 4: Vermeiden Sie ständiges Kauen. Einerseits kann vermehrtes Kaugummikauen abführend wirken, andererseits können Kiefergelenk sowie Kiefermuskulatur durch die dauernde Beanspruchung Schäden davontragen.

TIPP 5: Spucken Sie Kaugummis nicht achtlos auf die Straße oder in die Natur. Das Material baut sich nämlich nur sehr langsam ab. Hüllen Sie den Kaugummi in seine Verpackung ein und werfen Sie ihn in die nächste Restmülltonne.


Quellen:

  • Cocco F, Carta G, Cagetti MG, Strohmenger L, Lingström P, Campus G. The caries preventive effect of 1-year use of low-dose xylitol chewing gum. A randomized placebo-controlled clinical trial in high-caries-risk adults. Clin Oral Investig. 2017 Dec;21(9):2733-2740. doi: 10.1007/s00784-017-2075-5. Epub 2017 Mar 16. PMID: 28303470; PMCID: PMC5693987.
  • Mäkinen KK, Bennett CA, Hujoel PP, Isokangas PJ, Isotupa KP, Pape HR Jr, Mäkinen PL. Xylitol chewing gums and caries rates: a 40-month cohort study. J Dent Res. 1995 Dec;74(12):1904-13. doi: 10.1177/00220345950740121501. PMID: 8600188.
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  • Al-Haboubi M, Zoitopoulos L, Beighton D, Gallagher JE. The potential benefits of sugar-free chewing gum on the oral health and quality of life of older people living in the community: a randomized controlled trial. Community Dent Oral Epidemiol. 2012 Oct;40(5):415-24. doi: 10.1111/j.1600-0528.2012.00685.x. Epub 2012 Apr 26. PMID: 22533799.
  • Rychlik R, Kreimendahl F, Blaich C, Calache H, Garcia-Godoy F, Kay E, Si Y, Zilberman D, Zimmer S. A global approach to assess the economic benefits of increased consumption of sugar-free chewing gum. Am J Dent. 2017 Apr;30(2):77-83. PMID: 29178768.
  • Das Gesundheitsportal medondo.health