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Ästhetik braucht Zeit: Multidisziplinärer Fall von Engstand

Frau mit schönen Zähnen

Die Schönheit von Gesichtern ist von besonderer Bedeutung, denn sie haben einen besonderen Stellenwert in der zwischenmenschlichen Kommunikation: Gesichter drücken Emotionen aus und haben daher automatisch eine hohe Wertigkeit. Der Wunsch vieler Patienten nach Ästhetik ist heute gefragter denn je. In diesem Artikel werde ich einen multidisziplinären Fall von Engstand vorstellen.

Um die gewünschte Ästhetik in Fällen mit Engstand zu realisieren, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Erstens, wir können die Zähne präparieren, um ein sofortiges Ergebnis zu erhalten. Jedoch mit großzügigem Verlust der Zahnsubstanz. Dabei bleibt die Frage bestehen, ob wir damit wirklich das Maximum der Ästhetik erreichen können.

Die zweite Möglichkeit ist, einen schwierigen Fall mithilfe einer Aligner-Behandlung in einen sehr viel einfacheren Fall zu verwandeln. Somit wird die restaurative Seite erleichtert. Mit diesem Patientenbeispiel möchte ich zeigen, wie einfach und substanzschonend wir die Ästhetik weiterentwickeln können. Aber Ästhetik braucht Zeit für die Vorbehandlung.

Patientenfall

Ausgangssituation

Es lag ein tiefer Biss mit Engstand im Oberkiefer vor, der zudem eine v-förmige Kurve aufwies. Das Gebiss wies außerdem Zahnschmelzfrakturen auf und insgesamt lag ein Gummy Smile vor. Man hätte in diesem Fall direkt präparieren können, wenn auch mit allen Konsequenzen, die daraus entstanden wären – irreversibler Zahngewebeverlust.

Behandlungsverlauf

Aber um ein optimales Ergebnis zu erreichen und eine minimale Präparation zu ermöglichen, wurde hier eine Vorbehandlung mit Inman Aligner mit Expander durchgeführt. Damit wurden die Zähne begradigt und die v-förmige Kurve des Oberkiefers korrigiert. Inman Aligner ist eine Spange, die für die Frontzähne geeignet ist und viele Vorteile mit sich bringt:

Es handelt sich nur um ein Gerät, was kostensparend ist. Die Behandlungsdauer mit Inman Aligner ist atemberaubend kurz und beträgt acht bis 14 Wochen. Die Tragedauer beträgt 16 bis 18 Stunden pro Tag, was für die Patienten ein signifikanter Vorteil ist. Für eine richtige Planung erfolgt die Untersuchung, Fotos, Abdrücke, Röntgenbilder und ein Ortodontic Assessment. Nach der Modellanalyse wurde ein Referenzpunkt festgestellt, der sich während der Behandlung nicht ändert. Es wird eine neue Kurve zwischen drei Punkten gezeichnet. In diesem Fall zwischen den Eckzähnen und Zahn 21 mittig. Je mehr Informationen das Labor erhält, umso einfacher ist die Planung. All diese Informationen werden an das Labor geschickt. Innerhalb von zwei bis drei Tagen bekommen wir ein Set-up und die digitale Behandlungsplanung. Dies wird kontrolliert und eventuell werden kleine Änderungen notiert oder die Planung wird sofort akzeptiert.

14 Tage später wird Inman Aligner eingesetzt. In diesem Fall betrug der Engstand 2,2 mm. Dieser wurde durch IPR (Interproximal Reduction) und PPR (Progressive Proximal Reduction) korrigiert, im zweiwöchigen Rhythmus. Die Behandlungsdauer betrug hierbei 14 Wochen. Nach Abschluss der Aligner-Behandlung war das Ergebnis wie gewünscht: Der Engstand wurde beseitigt und die Kurve wiederhergestellt. Ab diesem Zeitpunkt ist die Planung der restaurativen Behandlung viel einfacher.

Der Patientin wurden zwei Möglichkeiten vorgeschlagen:

  • Composite Contouring
  • Keramikveneers mit minimalinvasiver Präparation

Es wurde ein „Motivational Mock-up“ durchgeführt, das die erwartete positive Reaktion der Patientin und die Zusage für die Veneer-Versorgung als Folge hatte. Das Gummy Smile wurde durch Gingivektomie mithilfe einer Schiene verbessert. Die Wunschfarbe von A2 zu A1 haben wir durch Bleaching erreicht. Drei Wochen nach dem Bleaching wurde die Farbe vor der Präparation erneut geprüft.

Die Präparation wurde anhand des Mock-ups mit dem Präparationsset (nach Attilio Sommella, Horico) durchgeführt. Für die sichere und passgenaue Tiefe wurde ein Markierer benutzt. Die Form der Diamant-Tiefenmarkierer sorgt für eine streng definierte, gleichmäßige und sichere Abtragstiefe für eine stabile Konstruktion der Veneers. Für die Tiefe sind folgende Werte empfehlenswert:

  • 0,3 mm zervikal
  • 0,5 mm labial
  • 1 mm inzisal

Nach der Präparation wurde die Patientin mit provisorisch verblockten Veneers in der Farbe A1 versorgt. Das Provisorium ersetzte zudem die Funktion als Retainer für die Zeit, bis die Veneers fertig waren. Die Gingivaform des Provisoriums haben wir nach der endgültigen Form gestaltet und zum Schluss das Provisorium als funktionelles Mock-up benutzt. Eine Woche später wurde der Abdruck genommen. In unserer Praxis wird grundsätzlich kein Abdruck direkt nach der Präparation erstellt, sondern ein paar Tage später, damit Zeit genug für das „funktionelle Mock-up“ ist. Falls Änderungen notwendig sind, kann man diese immer noch in diesem korrigieren und nicht erst dann, wenn die Veneers erstellt sind.

Die Gingiva hat sich nach dieser Zeit außerdem erholt und der Abdruck ist dementsprechend besser. Gleichzeitig bekommen die Patienten ein Rezept für Dontisolonsalbe, die sie zu Hause zweimal täglich auf die Gingiva auftragen. Somit ist die Gefahr, dass das Zahnfleisch bei der adhäsiven Befestigung blutet, beseitigt.

Die Veneers wurden im Labor von Zahntechniker Mario Pace mit CeltraCeram (Dentsply Sirona) angefertigt. Die adhäsive Befestigung wurde unter maximalen Vorsichtsmaßnahmen mit Variolink Veneer Light (Ivoclar) durchgeführt, da die Bruchgefahr sehr hoch ist . Ein sehr wichtiger Aspekt ist die Retention nach der Behandlung.

Nach erfolgreicher Therapie ist es möglich, dass Zähne in ihre alte Stellung zurückwandern und ein Rezidiv entsteht. Die Retention wurde in diesem Fall doppelt, mit Fix-Retainer und Essix-Retainer für die Nacht, realisiert. Generell bleibt die palatinale Fläche bei Veneers frei, wodurch die Retention auf Dauer mit Fix-Retainer möglich ist. Er dient zur langfristigen Stabilisierung der korrekten Zahnstellung nach Abschluss der aktiven kieferorthopädischen Behandlung.

Fazit

Zum Abschluss der Behandlung gehört natürlich auch ein Fotoshooting dazu. In unserer Praxis werden die Nachher-Fotos nicht direkt nach der adhäsiven Befestigung, sondern ganz entspannt drei und vier Wochen später, gemacht. Somit sind keine blutenden Stellen oder Zementreste auf den Fotos sichtbar. Nach fast sechs Monaten wurden die Ziele der Behandlung zur vollsten Zufriedenheit der Patientin und des Teams erreicht. Denn: Ästhetik braucht Zeit.

Dieser Beitrag erschien in der Cosmetic Dentistry.

Quelle: https://www.zwp-online.info/fachgebiete/digitale-zahnmedizin/navigation/ein-schones-lacheln-hat-viele-facetten