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Falsche Zahnpflege erhöht Übertragungsrisiko von COVID-19

Die spanischen Forscher María José González-Olmo, Bendición Delgado-Ramos, Ana Ruiz-Guillén, Martín Romero-Maroto und María Carrillo-Díaz untersuchten das (Mund-)Hygiene-Verhalten von Familien und Wohngemeinschaften, innerhalb derer mindestens eine Corona-Infektion vorlagen. Die Studie wurde jetzt veröffentlicht: Falsche Zahnpflege kann das Übertragungsrisiko um ein Vielfaches erhöhen.

Bereits im April 2020 führten die Wissenschaftler eine Umfrage durch, die auf die Hygiene innerhalb von Wohngemeinschaften abzielte, bei denen mindestens eine Corona-Infektion vorlag. Ziel war es herauszufinden, wie das mundhygienische Verhalten angepasst werden muss, um weitere Übertragungen innerhalb der Gemeinschaften oder Familien zu vermeiden.

Insgesamt wurden 302 Personen, bei denen durch PCR-Test eine COVID-19-Infektion bestätigt wurde und die mit einer anderen Person zusammenlebten, mit der sie ein Badezimmer teilten, die Analyse einbezogen.

Aufbau der Befragung

Der strukturierte Fragebogen bestand aus Fragen, die mehrere Bereiche abdeckten:

(1) soziodemografische Daten

(2) Kreuzübertragung auf eine andere Person, die in derselben Wohnung lebt und ein Badezimmer mitbenutzt, mit einem Antwortformat, das mittels einer dichotomen Frage (ja = 1/nein = 0) durchgeführt wurde

(3) Mundhygienegewohnheiten.

Im Segment Mundhygiene wurden folgende Daten erhoben:

• üblicherweise gemeinsame Nutzung einer Zahnbürste
• üblicherweise gemeinsame Nutzung eines Zahnbürstenbehälters
• üblicherweise gemeinsame Nutzung von Zahnpasta
• üblicherweise vertikale Platzierung der Bürste
• üblicherweise Platzierung der Kappe mit Loch für die Bürste
• üblicherweise Desinfektion der Bürste
• üblicherweise Schließen des Toilettendeckels vor dem Spülen
• Wechsel der Zahnbürste nach COVID-19 + Test

Mundhygienegewohnheiten müssen verbessert werden

Nur 33,8 % putzten ihre Zähne zwei- oder mehrmals täglich, 20,2 % verwendeten täglich Zahnseide, 15,2 % benutzten eine tägliche Mundspülung und 17,2 % bürsteten täglich ihre Zunge. Die Forscher fanden signifikante Unterschiede bei den Mundhygienemaßnahmen für das Zungenputzen. Diese Hygienemaßnahme wurde in der Gruppe, in der es keine Übertragung der Krankheit auf andere Mitglieder des Haushalts gab, häufiger angewendet.

Mundhygiene für den Alltag

Um Kontaminationen zu vermeiden, muss sichergestellt werden, dass sich Zahnbürsten innerhalb der Familie nicht im selben Behälter befinden. Nach dem Gebrauch werden Reinigungsgeräte kontaminiert und können, wenn sie nicht desinfiziert werden, ein Reservoir für Mikroorganismen sein. Das mikrobielle Überleben begünstigt die Ausbreitung auf andere Personen, wenn Reinigungsgeräte zusammen gelagert oder gemeinsam benutzt werden.

Auch sollten Familienmitglieder nicht dieselbe Zahnpasta-Tube verwenden, da dies ebenfalls eine Kontamination begünstigen kann. Außerdem muss die Zahnbürste mit dem Bürstenkopf nach oben aufbewahrt werden, da dies eine schnellere Trocknung ermöglicht und die Verbreitung von Mikroorganismen verhindert. Auch wenn die Bürste von einer Verpackung begleitet wird, muss diese Öffnungen haben, um das Trocknen zu erleichtern.

Toiletten sollten als mögliche Quelle einer viralen Kontamination der Raum- und Oberflächenluft betrachtet werden. Nach der Toilettenspülung kommt es häufig zu einer ständigen mikrobiellen Kontamination der Innenraumluft, die eine wichtige Quelle für die Ausbreitung nicht nur von Darm-, sondern auch von Atemwegsviren sein kann, die ebenfalls häufig über die Fäkalien ausgeschieden werden. Das Ausmaß der Kontamination in der Toilettenumgebung wurde untersucht und ergab, dass die höchste Oberflächenkontamination in der Nähe der Aerosolquelle auf Höhe des Toilettensitzes auftrat. Es wurden jedoch auch kontaminierte Oberflächen in einem Abstand von 83 cm von der Toilette gefunden. Aus diesem Grund sollte auch die Zahnbürste in einem Abstand von mindestens 1 m von der Toilette entfernt aufbewahrt werden, um eine mögliche Kontamination zu vermeiden, da das Virus auch in Fäkalien und Urin vorkommt.

Nach Beendigung eines eventuellen infektiösen Prozesses sollte immer eine neue Bürste verwendet werden!


Quelle: https://www.dentalnews.com/2021/07/28/oral-hygiene-habits-and-possible-transmission-of-covid-19-among-cohabitants/ 

Besuch beim Zahnarzt während Corona

Zahlreiche Patienten hatten in den vergangenen Monaten ihre Termine beim Zahnarzt aus Angst vor einer Ansteckung mit Corona abgesagt. Doch das ist nicht ratsam. Dank hoher Hygienestandards ist die Infektionsgefahr in der Zahnarztpraxis relativ gering. Und die Vernachlässigung der Zahngesundheit kann sich negativ auswirken – auch auf das allgemeine Infektionsrisiko der Patienten.

Nachdem die Zahnärztekammern im April noch dazu geraten hatten, medizinisch nicht zwingend notwendige Behandlungen erst einmal auszusetzen, kam Mitte Mai die Entwarnung: Alle zahnmedizinischen Behandlungen sollen wieder durchgeführt werden. Allerdings weiterhin unter Einhaltung der erweiterten Schutzmaßnahmen und nach Möglichkeit mit einer aerosolreduzierten Arbeitsweise.

Geringe Infektionsgefahr in der Zahnarztpraxis

Laut Bundeszahnärztekammer (BZÄK) sei nationalen und internationale Erkenntnissen zufolge die Infektionsrate bei zahnärztlichen Behandlungen keineswegs erhöht. Das liege nach Einschätzung der Kammer in erster Linie an den hohen Hygienestandards. Schließlich achtete man schon vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie in deutschen Zahnarztpraxen sehr auf den Schutz von Patienten, Personal und Behandler.

Grundlage hierfür sind die Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert Koch-Institut (KRINKO) und des Bundesamts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Werden diese in der Zahnarztpraxis nicht explizit eingehalten, droht zwar keine rechtliche Strafe. Es wird für den Praxisbetreiber im Falle von Schadenersatzprozessen jedoch extrem schwierig, ausreichende Hygienemaßnahmen nachzuweisen und sich aus der Verantwortung zu ziehen.

Zahnarztbesuch wichtig für Allgemeingesundheit

Im Rahmen der Corona-Infektionsverordnungen wurden die Empfehlungen für Schutzmaßnahmen noch weiter verstärkt. Das sollten Zahnärzte auch an ihre Patienten kommunizieren. Nicht nur, um die Praxisauslastung wieder auf das normale Level anzuheben, sondern auch, um die Zahn- und Allgemeingesundheit der Patienten aufrechtzuerhalten.

Denn zahnärztliche Eingriffe und Präventionsmaßnahmen sind wichtig: Regelmäßige Prophylaxebehandlungen beispielsweise reduzieren die Keimzahl und minimieren parodontale Erkrankungen. Und wird die Entzündung im Mund gelindert, stärkt das die Immunabwehr des gesamten Organismus. So wird nicht nur das Risiko einer SARS-CoV-2-Infektion gesenkt, sondern auch anderen systemischen Beschwerden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes vorgebeugt. Darum ist der Besuch beim Zahnarzt trotz Corona genauso wichtig für die Gesundheit, wie die tägliche Mundhygiene zuhause.

Corona-Verdachtsfälle und Risikopatienten beim Zahnarzt

Mit Corona infizierte Patienten oder Verdachtsfälle (Patienten mit Fieber oder Erkältungssymptomen) sollten weiterhin möglichst nur in Notfällen und/oder in speziellen Zentren oder Schwerpunktpraxen versorgt werden. Auch bei Risikopatienten sollten Zahnärzte auf medizinisch nicht notwendige Behandlungen im Zweifel erst einmal verzichten. Prinzipiell ist ein normaler Praxisbetrieb aber ansonsten wieder möglich.

Zähne putzen gegen Corona: So wichtig ist Mundhygiene

Händehygiene und Abstand halten sind seit dem Ausbruch von COVID-19 die Gebote der Stunde. In der Zahnmedizin plädiert man darüber hinaus dafür, die Mundhygiene stärker in den Fokus zu rücken. Doch können Mundspülung und Zähne putzen auch vor Corona schützen?

Die Mundhöhle spielt eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung von SARS-CoV-2. Einerseits übertragen sich die Coronaviren durch Speichel und Aerosole, die beim Atmen, Sprechen oder Husten durch den Mund abgegeben werden. Andererseits schwächen Entzündungserkrankungen im Mundraum das Immunsystem. Das Risiko einer Infektion und eines schweren Verlaufs steigt damit.

Paro-Patienten sind stärker gefährdet

Entzündungserkrankungen wie Gingivitis oder Parodontitis beeinträchtigen den gesamten Organismus. Zusammenhänge mit Krankheiten wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind längst wissenschaftlich belegt.

Kürzlich erschienen Studien (Herrera, D., Serrano, J., Roldán, S. et al.) legen nahe, dass es ebenfalls eine Verknüpfung zwischen der Viruslast in der Mundhöhle und dem Verlauf einer Corona-Erkrankung gibt. Je höher demnach die Keimzahl im Mund der Patienten ist, desto schwerer verlaufe die Erkrankung. Gleichzeitig ist dann auch die Gefahr der Übertragung auf andere Personen erhöht.

Patienten mit parodontalen Erkrankungen sind deshalb vermutlich stärker durch das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 gefährdet als mundgesunde Patienten.

Antimikrobielle Mundspülung vor der Behandlung

Um die Keime im Mund zu reduzieren und so auch die Sicherheit fürs das Behandlungsteam in der Zahnarztpraxis zu erhöhen, wurde deshalb bereits vor einigen Monaten vom Deutschen Arbeitskreis für Hygiene in der Zahnmedizin (DAHZ) für Patienten unter anderem eine antimikrobielle Mundspülung vor jeder zahnmedizinischen Behandlung empfohlen.

Zähne putzen gegen Coronaviren

Ob das Zähneputzen an sich ebenfalls das Infektionsrisiko mit Corona reduzieren kann, ist wissenschaftlich noch nicht hinreichend untersucht. Doch die antimikrobielle Zusammensetzung der meisten Zahnpastas legt die Vermutung nahe, dass die Zahnpflege mit Zahnbürste und Zahncreme einen ähnlichen Effekt wie die Mundspülung haben könnte. Im British Dental Journal bekräftigte das unter anderem auch Prof. Martin Addy von der Universität Bristol. Es sei jetzt besonders wichtig, mindestens zweimal täglich Zähne zu putzen. Vor allem in den Risikogruppen, wie etwa bei Bewohnern von Pflegeheimen, sollte speziell darauf geachtet werden, weil hier die Zahnpflege häufig vernachlässigt wird.

Und auch DGZMK-Präsident Prof. Dr. Roland Frankenberger (Uni Marburg) hebt die Bedeutung des Zähneputzens in Zeiten von Corona hervor. Prävention stärke die Immunkompetenz am Entstehungsort der Virusinfektion und helfe, die Infektion zu vermeiden oder ihren Verlauf abzumildern. „Ein Patient, der unter einer Parodontitis leidet, hat eine subgingivale Zahnfleischentzündung. Das bedeutet, dass er – häufig unbemerkt – eine offene Wunde von etwa 40 Quadratzentimetern im Mundraum trägt“, so Frankenberger. Damit sei klar, dass dort eine geringe Schutzbarriere gegen eine Infektion mit SARS-CoV-2 besteht.

Ähnlich wie die Empfehlung zum ausgiebigen Händewaschen mit Seife sei den Wissenschaftlern zufolge deshalb als Schutzmaßnahme vor Corona auch das Zähne putzen mit Zahnbürste und Zahncreme wichtig.